Ephesians 4:7-11

Die Gabe des Christus

Eph 4:7. In den vorhergehenden Versen lag der Nachdruck auf der Einheit der Gemeinde. Nun bekommst du die andere Seite zu sehen. Innerhalb der Gemeinde ist für jedes Glied eine eigene, einzigartige Aufgabe vorgesehen. Jedes Glied hat seine eigene besondere Funktion, und jede einzelne Funktion dient dazu, dass der gesamte Leib als eine harmonievolle Einheit funktioniert. Nun steht hier nicht, dass uns eine Gabe gegeben ist, sondern dass uns „die Gnade“ gegeben ist. Ich denke, dass so mehr der Nachdruck auf dem liegt, was nötig ist, damit du deine Funktion erfüllen kannst, und nicht so sehr auf der Funktion selbst. Du kannst wissen, dass du eine Aufgabe am Leib hast, doch du musst auch wissen, dass du zu ihrer Ausübung von der erforderlichen Gnade abhängig bist. Nun, du darfst wissen, dass diese Gnade bereits da ist, du brauchst nicht mehr darauf zu warten. Du kannst dich direkt an die Arbeit machen. Und du hast auch noch genau das Maß an Gnade empfangen, das du beim Ausüben deiner Gabe brauchst. Es ist sehr genau von Christus festgelegt. Er ist es, der die Gnade gibt.

Eph 4:8. Auf Christus wird in den Eph 4:8-10 noch einmal besonders der Scheinwerfer gerichtet. Wer ist Er, der diese Gnade austeilt, und das in der richtigen Menge? Er ist es, der einen vollkommenen Sieg über den Feind errungen hat. Er ist es, der als Folge davon über alles und alle erhaben ist. Er ist es, der aus dieser erhabenen Stellung heraus den Gliedern seines Leibes Gaben austeilt.

Lasst uns erst einmal den Sieg betrachten, der in Eph 4:8 beschrieben wird. Dieser Vers wird mit „Darum“ eingeleitet, und anschließend folgt ein Zitat aus Psalm 68 (Ps 68:19). Auf den ersten Blick könnte es allerdings fremd erscheinen, dass Paulus einen Vers aus dem Alten Testament anführt, um seine Belehrung zu illustrieren. Im Alten Testament ist doch überhaupt noch nicht die Rede von der Gemeinde. Hat er das nicht ausführlich im vorigen Kapitel dargelegt? Das stimmt. Doch im Alten Testament ist durchaus die Rede von Christus, und im Blick auf Ihn führt Paulus diesen Vers an.

An dem Wort „Darum“ kannst du sehen, dass die Anführung aus Psalm 68 als Bestätigung für Eph 4:7 dient. In diesem Vers geht es um Christus als den Geber. Eph 4:8 legt den Nachdruck sowohl auf den Platz, von dem aus Er gibt („die Höhe“), als auch auf das, was Er getan hat, um geben zu können („die Gefangenschaft gefangen geführt“). Psalm 68 ist ein Siegespsalm. Du liest dort, wie der HERR seine Feinde zerstreut und in die Flucht jagt. Könige, die sich gegen Ihn auflehnen, vergehen vor seinem Angesicht. Für sein unterdrücktes Volk bedeutet das Eingreifen Gottes Befreiung. Deshalb feiern sie ein Fest. Diese Szene blickt voraus auf den Beginn des Tausendjährigen Friedensreiches.

Paulus führt diesen Psalm an, weil er weiß, dass der Sieg, der dann öffentlich gesehen werden wird, für den Glauben bereits jetzt Wirklichkeit ist. Der Herr Jesus ist durch den Tod gegangen; danach ist Er auferstanden und „hinaufgestiegen in die Höhe“. In dem Wort „hinaufgestiegen“ verspürst du göttliche Kraft, die Majestät des Siegers. Dass Er die „Gefangenschaft gefangen geführt“ hat, bedeutet, dass Er allem, wodurch Menschen gefangen gehalten wurden, die Macht genommen hat. So liest du in Hebräer 2: „... damit er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2:14; 15). Er hat für alle, die Ihm angehören, die Macht der Sünde, den Tod, die Welt und das Fleisch besiegt.

Doch Er hat sie nicht nur befreit, Er hat ihnen auch Gaben gegeben. Zuerst hat Gott Ihm als Belohnung für seinen Sieg Gaben gegeben. Christus wiederum gibt denen Gaben, die an seinem Sieg teilhaben, und das sind wir. Die Gaben kommen also von einem, der gesiegt hat und nun im Himmel ist. In Eph 4:8 sehen wir also einen Triumphator, der im Triumph zur Höhe hinaufgestiegen ist. Und sein Sieg ist sehr groß, denn Er hat nicht nur den besiegt, der uns gefangen hielt, sondern auch dessen gesamten Apparat, alles, was ihm dabei zu Diensten stand. Auch wir, die wir in Gefangenschaft waren, sind befreit. So kann der Herr auch uns Gaben geben.

Eph 4:9. Dieser Vers sagt, auf welche Weise der Sieg stattgefunden hat. Der ist geschehen, weil Er zur Erde hinabgestiegen ist. Und nicht allein zur Erde, sondern auch in deren untere Teile, d. h. in den Tod. Wenn Er nur auf die Erde gekommen wäre, hätte Er die Gefangenschaft nicht gefangen nehmen können. Er musste in den Tod, in das Grab. Es ist der Sieg dessen, der in die Höhle des Löwen eingedrungen ist, der durch den Tod gegangen und als Triumphator daraus hervorgekommen ist. Er hat gezeigt, dass Er über die Macht Satans erhaben ist. Und alle, die mit Ihm verbunden sind und an seinem Werk auf dem Kreuz teilhaben, haben auch teil an dessen Folgen. Sie sind mit Ihm der Macht des Todes entrückt und mit Ihm in die himmlischen Örter versetzt. Das gilt also nur für die Gläubigen. Für die Ungläubigen gilt, dass sie noch unter der Macht der Sünde und des Todes sind.

„Hinabgestiegen in die unteren Teile der Erde“, bedeutet nicht „niedergefahren zur Hölle“, als wäre der Herr Jesus in der Hölle gewesen. Das steht zwar im Apostolischen Glaubensbekenntnis (nach Luther), doch nicht in der Bibel. Allerdings kann man sagen, das der Herr Jesus das Gericht Gottes erfuhr, als Er am Kreuz für unsere Sünden gerichtet wurde. Hätte Er das nicht getan, wären wir in Ewigkeit in der Hölle unter dem Zorn Gottes gewesen. Das Gericht, das Er erduldete, wird nicht geringer gewesen sein als das, was unser Teil in der Hölle gewesen wäre.

Eph 4:10. Doch Er ist nicht in den „unteren Teilen der Erde“ geblieben. Er ist, nachdem Er den Sieg errungen hat, hoch erhoben „über alle Himmel“, mit dem Ziel, dass „er alles erfüllte“ (vgl. Jer 23:24). Es gibt keine noch so tiefe Tiefe – Er ist dort gewesen. Es gibt keine noch so hohe Höhe – Er ist darüber erhoben. „Über alle Himmel“ ist ein bemerkenswerter Ausdruck. Es ist sozusagen die Stufe über die Erhabenheit hinaus. In Markus 16 liest du von der ersten Stufe (Mk 16:19). Dort wird Er, der wahre Diener, „in den Himmel aufgenommen“. In Hebräer 4 siehst du die zweite Stufe (Heb 4:14). Dort ist Er der große Hohepriester, „der durch die Himmel gegangen ist“. In unserem Vers ist Er der siegende Mensch, der „über alle Himmel“ hinaufgestiegen ist. Das ist die dritte, alles übertreffende, über alles hinausgehende Stufe.

Er wird alles mit seiner Gegenwart erfüllen. Das erinnert uns an das, was wir in Kapitel 1 gesehen haben (Eph 1:23). Der Unterschied ist, dass es dort um Ihn als Gott geht, während es hier um Ihn als Mensch geht. Das macht deutlich, dass es um eine Person geht, die sowohl Gott als Mensch ist.

Das ist für den menschlichen Verstand unbegreiflich und unerklärbar, doch der Glaube betet an und beugt sich nieder. Die Herrlichkeit seiner Person ist unergründlich, unerforschlich. Sie lädt dazu ein, sich mit dieser Person zu beschäftigen und Ihn immer mehr zu genießen und zu bewundern. In der Ewigkeit wird es keine Stelle im Himmel und auf der Erde geben, wo nicht seine Herrlichkeit sichtbar ist. Es gibt dann keinen Platz mehr für etwas anderes. Er ist es, und Er allein. Was Er dann sein wird, kann Er nun bereits für das Herz all derer sein, die mit Ihm verbunden sind. Auf Ihn will der Heilige Geist unser Herz richten. Auf welche Weise Er das tut, wirst du in den folgenden Versen entdecken.

Lies noch einmal Epheser 4,7–10.

Beschreibe mit deinen eigenen Worten, was du in diesen Versen von der Größe des Herrn Jesus siehst.

Ziel der Gaben

Eph 4:11. „Und er.“ Damit beginnt dieser Vers, darauf liegt der Nachdruck. Er ist es, dessen große Herrlichkeit und Erhabenheit du in den vorigen Versen gesehen hast. Er ist hinaufgefahren zur Höhe und ist dort als der siegreiche Mensch über allen Dingen. Er hat die Macht, die die Menschen beherrschte, gefangen genommen. Sein Sieg und seine Macht sind in diesem Augenblick für die Welt noch nicht sichtbar. Doch Er beweist seine Macht bereits in dieser Welt. Weißt du, wie? Dadurch, dass Er nach seiner Verheißung (Eph 4:8) den Menschen, die Er aus der Macht des Feindes befreit hat, Gaben gibt. Dass Er der Gemeinde Gaben gibt, ist der Beweis dafür, dass Er über allen Dingen ist. Die Gemeinde befindet sich in der Welt, im Autoritätsbereich Satans. Dennoch hat Satan nicht die geringste Autorität über die Gemeinde, sondern alle Autorität hat Er. Seine Macht ist so groß, dass Er solche, die früher Gefangene Satans waren, als Werkzeuge gebraucht, damit auch andere erlöst und auferbaut werden.

Nun musst du genau lesen: „Er hat die einen gegeben als …“ Hier steht also nicht, dass Er bestimmten Personen Gaben gegeben hat. Das liest du z. B. in Römer 12 (Röm 12:6-8). Dort hat jemand eine Gabe (vgl. 1Kor 12:4-11). Doch hier ist die Person selbst vom Herrn Jesus als eine Gabe seiner Gemeinde gegeben. In jeder der Gaben, die hier genannt werden, siehst du etwas von dem, was Christus alles für die Seinen ist. Er ist der Apostel unseres Bekenntnisses (Heb 3:1), der von Gott erweckte Prophet (Apg 3:22), der Evangelist, der Armen das Evangelium verkündigt (Mt 11:5), und der gute Hirte, der große Hirte und der Erzhirte der Schafe (Joh 10:11; 14; Heb 13:20; 1Pet 5:4).

Als Erstes werden die Apostel genannt. Wir sind ihnen bereits in den Kapiteln 2 und 3 begegnet, zusammen mit den an zweiter Stelle genannten Propheten (Eph 2:20; Eph 3:5). In Kapitel 2,20 waren sie es, die das Fundament der Gemeinde als das Haus Gottes gelegt haben (Eph 2:20). In Kapitel 3,5 waren sie es, denen Gott das Geheimnis der Gemeinde mitgeteilt hatte, damit sie es weitergäben (Eph 3:5). In beiden Fällen geht es um ein einmaliges Ereignis: Ein Fundament legst du nur einmal; ein Geheimnis, das mitgeteilt worden ist, braucht danach nicht mehr offenbart zu werden. Daher haben die Apostel und die hier gemeinten Propheten keine Nachfolger nötig. Du wirst daher in der Bibel auch vergeblich nach einer „apostolischen Nachfolge“ suchen. Wir haben keine Apostel mehr. Das wird besonders deutlich, wenn du bedenkst, was die Voraussetzungen sind, um ein Apostel werden zu können. Es ist jemand, der (a) den Herrn Jesus gesehen haben musste (1Kor 9:1) und (b) durch seine Zeichen bekannt sein musste (2Kor 12:12).

Für die Propheten gilt dasselbe. Es geht nicht um alttestamentliche Propheten. Wäre das der Fall gewesen, hätte dort nicht „Apostel und Propheten“ gestanden, sondern: Propheten und Apostel. Nein, es geht um Propheten, die zusammen mit den Aposteln das Fundament der Gemeinde gelegt haben und denen Gott das Geheimnis der Gemeinde mitgeteilt hat. Wenn diese Gaben auch nicht länger als Personen auf der Erde anwesend sind, so haben wir doch ihren Dienst. Ihre Briefe stehen nämlich in der Bibel. Apostel sind Matthäus, Johannes, Petrus und Paulus, und Propheten sind Markus, Lukas, Jakobus und Judas. Wenn wir ihre Evangelien und Briefe lesen und sie zu Herzen nehmen, werden wir dadurch als Glieder der Gemeinde immer mehr befähigt, die Funktion, die wir als Glieder haben, zu erfüllen.

Die drei folgenden Gaben sind noch als Personen unter uns. Evangelisten sorgen für neuen „Zuwachs“ der Gemeinde. Hirten und Lehrer sorgen dafür, dass diese neuen Glieder geistlich versorgt, genährt und unterwiesen werden.

Eph 4:12. Das kommt in dem mehrfachen Ziel zum Ausdruck, das in diesem Vers genannt wird. Der Dienst der Gaben geschieht an den „Heiligen“ und bewirkt, dass diese Heiligen schließlich zum „Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ kommen (Eph 4:13). Die Gaben sind also auf die Heiligen ausgerichtet, auf dich und mich, um uns in erster Linie zu „vollenden“. Das bedeutet, dass alle Glieder des Leibes sich bewusst werden, welchen Platz sie im Leib haben, und auch, welche Funktion sie als Glied erfüllen.

Es geht also um das Funktionieren des ganzen Leibes, und das kann nur geschehen, wenn jedes Glied entsprechend funktioniert. Der Herr Jesus kann nicht mit einem mangelhaft funktionierenden Leib zufrieden sein. Deshalb ist es wichtig, dass jedes einzelne Glied sich von den Gaben dienen lässt. Das bedeutet, dass du dich mit dem Wort Gottes unter Zuhilfenahme von Bibelkommentaren bibeltreuer Männer beschäftigst, auf ihre Predigt hörst und dass du die Zusammenkünfte besuchst, wo das Wort ausgelegt und angewandt wird. Das entbindet uns übrigens nicht von der Verpflichtung zu prüfen, ob das, was sie schreiben oder sagen, mit dem Wort Gottes übereinstimmt (Apg 17:11).

Auf diese Weise werden die Glieder, du und ich, „für das Werk des Dienstes“ gebildet. Wir werden dann immer mehr befähigt, die Aufgabe auszuführen, die der Herr uns zugedacht hat, als Er uns durch seine Evangelisten der Gemeinde hinzufügte. Und dieser Dienst wiederum ist nicht losgelöst, sondern hat die „Auferbauung des Leibes des Christus“ im Auge. Es geht um das Ganze. Du bist kein Glied im Alleingang. So funktioniert es im menschlichen Leib nicht, und so funktioniert es auch im geistlichen Leib nicht. Jeder ist für den anderen da und steht im Dienst für den gesamten Leib. (Das beschränkt sich also nicht auf einige Glieder des Leibes, die du kennst und mit denen du zusammenkommst.) Und dieser ganze Leib ist für Christus da.

Eph 4:13. Das Werk der Gaben ist erst abgeschlossen, wenn „wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens“. Solange Uneinigkeit da ist, kann von „der Einheit des Glaubens“ keine Rede sein. Sie ist nicht ein Glaubensbekenntnis, das von Menschen aufgestellt ist und durch das Gläubige in der Praxis doch wieder voneinander getrennt werden. Jede der Gaben, die der Herr Jesus gegeben hat, ist also auch dazu bestimmt, alle Glieder auf der Grundlage der einen und vollen Wahrheit Gottes zusammenzubringen.

Es ist nicht möglich, diese Einheit des Glaubens zu erleben und gleichzeitig Glied einer Kirche oder Gruppe zu sein. Er gibt nur eine Wahrheit. Die Bibel kennt daher als einzige Mitgliedschaft die Mitgliedschaft am Leib Christi. Im Himmel wird es keine unterschiedlichen Auffassungen mehr geben und auch keine Uneinigkeit. Dort wird es Einheit im Glauben an die eine Wahrheit geben. Die Gaben arbeiten bereits jetzt an diesem Ziel. Sie sollen alle Glieder zusammen die ganze Glaubenswahrheit lehren. Sie verkündigen dazu nicht eine Anzahl Glaubenswahrheiten oder Dogmen, sondern eine Person. Es geht bei der Einheit des Glaubens um die „Erkenntnis des Sohnes Gottes“. Es geht den Gaben darum, dass alle Glieder zusammen zu Ihm hin wachsen und an Ihm, der der ewige Sohn ist, Genüge haben. Das ist das Kennzeichen alles wahren Dienstes, der anhält, bis alle Glieder „zu dem erwachsenen Mann“ gekommen sind, zu geistlichem Erwachsensein. Dieses geistliche Erwachsensein kann an der Tatsache gemessen werden, ob Christus in ihnen Gestalt bekommt (Gal 4:19). Das ist gemeint, wenn es heißt: „... zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“. Das ist das Maß, nach dem Gott das Wachstum der Gemeinde misst. Niemals wird und kann Gott diesen Maßstab verringern. Und wir werden von Herzen zustimmen, wenn wir einen Blick für die Herrlichkeit des Christus Gottes bekommen haben, der der Gemeinde von Gott gegeben ist.

Lies noch einmal Epheser 4,11–13.

Was ist die Aufgabe der Gaben?

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