Ephesians 6:7

Knechte und Herren

Eph 6:5. Nun schreibt Paulus über einen 3. Bereich, in dem der neue Mensch sichtbar werden soll. Nachdem unser Verhalten in der Gemeinde (1. Bereich – Epheser 4,25–5,21) und in Ehe und Familie (2. Bereich – Epheser 5,22–6,4) beleuchtet wurde, kommt jetzt unser Verhalten in der Gesellschaft zur Sprache. (Anstelle von drei Bereichen könnte man hier auch von Glaubensgemeinschaft, Lebens- oder Familiengemeinschaft und Arbeitsgemeinschaft sprechen).

Und wieder beginnt Paulus mit den Untergeordneten. Du kannst dir vorstellen, dass von allen drei angesprochenen Gruppen die Sklaven es am schwersten haben, den „neuen Menschen“ darzustellen. Damit ist gleichzeitig für sie die Herausforderung am größten. Ihre Stellung bietet die meisten Möglichkeiten, himmlisches Licht leuchten zu lassen. Licht strahlt nun einmal dort am hellsten, wo die Umstände am dunkelsten sind. Dass ihre Umstände – ganz bestimmt in den damaligen Verhältnissen – am schwersten waren, ist ja wohl klar. Ein Sklave war ein Leibeigener, ohne irgendwelchen Besitz, ohne Recht auf Essen, eigene Zeit oder Erholung. Er hatte nicht einmal ein Recht auf seinen eigenen Leib. Das bedeutet, dass wir nicht alles auf die uns vertraute Situation anwenden können, also auf das Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Und doch ist es gut, aus dem zu lernen, was hier zu Sklaven und Herren gesagt wird, denn vieles davon lässt sich sehr wohl auf die heutige Situation anwenden.

Sklaven haben von allen Menschen die außergewöhnliche Chance zu zeigen, was das Christentum in der Praxis wert ist. Gerade Sklaven zeigen den neuen Menschen in ihren schwierigen Umständen, und nicht in den Zusammenkünften. Sie können in ihren Umständen zeigen, dass die Lehre keine bloße Theorie ist. An ihnen kann man die Lehre in der Praxis sehen. In Titus 2 steht, dass treue Knechte „die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem“ (Tit 2:10). Wie schön ist das! Nun ist das Christentum kein Programm zur Verbesserung der Welt, um alle Folgen der Sünde auszumerzen. Also wird auch die Sklaverei nicht aufgehoben; sie ist und bleibt eine Folge der Sünde. Doch wenn ein Sklave frei werden kann, kann er davon Gebrauch machen (1Kor 7:21). Wenn er aber weiterhin Sklavendienst tun muss, so findet er in der Schrift Anweisungen, wie er das am besten tun kann.

Auch hier ist Gehorsam der Ausgangspunkt; den erwartet man von Knechten. Doch in der Schrift wird dieser Gehorsam in eine gute Bahn gelenkt und auf eine höhere Ebene gehievt. Das motiviert den christlichen Knecht zum Gehorchen. In erster Linie darf er daran denken, dass er mit einem Herrn „nach dem Fleisch“ zu tun hat. Dessen Autorität beschränkt sich jedoch auf seine Existenz hier auf der Erde und bezieht sich „nur“ auf seinen Leib. Über diesen „Herrn nach dem Fleisch“ hinaus kann er auf seinen Meister im Himmel schauen. Er soll mit „Furcht und Zittern“ dienen, weil er Angst hat, etwas zu tun, was nicht zu einer treuen Erfüllung seiner Pflichten gehört. Wenn er aber nur noch daran denkt, wird das Ganze zu einem Krampf. Deshalb wird dem noch hinzugefügt „in Einfalt eures Herzens“ – d. h. mit sauberen Absichten, also ohne Doppelherzigkeit, und aufrichtig. „Einfalt des Herzens“ passt zu einem „einfältigen Auge“ (Mt 6:22), das ist ein Auge, das nur auf Christus in der Herrlichkeit gerichtet ist. Ein Knecht, der gehorcht „als dem Christus“, umgibt seinen Dienst mit himmlischem Glanz.

Eph 6:6. Da gibt es aber noch mehr Gefahren. Ein Knecht ist von Mitknechten umgeben, die weder auf Gott noch auf Gebote Rücksicht nehmen. Sie tun ihr Bestes, solange der Meister sie sieht. Wenn er nicht hinschaut, gehen sie der Arbeit aus dem Weg. Oder sie tun ihr Bestes, um sich bei ihrem Herrn lieb Kind zu machen wegen des Vorteils, den das mit sich bringt. Bei so etwas soll ein christlicher Knecht nicht mitmachen. Er darf daran denken, dass er letztendlich ein Knecht Christi ist. Christus ist kein harter Meister. Wie schwierig die Stellung auch ist, wie schwer auch die Arbeit ist und wie viel auch der „Herr nach dem Fleisch“ einem abverlangt – der Knecht darf darüber hinweg nach oben schauen. Er darf daran denken, dass dies Gottes Wille für sein Leben ist; und was Gott will, ist immer das Beste. Für uns ist das manchmal schwer zu glauben, aber trotzdem ist es so. Bei der Waffenrüstung, auf die wir noch zu sprechen kommen, werden wir auf Bestandteile stoßen, mit denen du dich gegen Zweifel an der Güte Gottes wappnen kannst.

Eph 6:7. Ist ein Knecht so weit, dass er seine Stellung als Gottes Willen für sein Leben angenommen hat, dann ist Ruhe in seine Seele eingekehrt. Dann wird er ernstlich danach verlangen, den Anforderungen seines Herrn so gut wie möglich nachzukommen. Er wird merken, dass seine Haltung zu seinem „Herrn nach dem Fleisch“ Freude in seine Seele bringt und er seine Arbeit noch lieber macht. Dann dient er ja dem Herrn im Himmel und nicht einem Menschen.

Eph 6:8. Und bei alledem darf er wissen, dass sein Herr gerecht ist. Er vergisst nichts, was für Ihn getan wird. Auch wenn der Arbeitgeber nicht sieht, was der Arbeitnehmer getan hat, auch wenn er seine Leistungen völlig falsch beurteilt, auch wenn der Arbeitgeber zu Unrecht dem Arbeitnehmer den berechtigten Lohn vorenthält, der Herr wird das, „was ein jeder Gutes tut“, angemessen belohnen. Das bewahrt den Arbeitnehmer davor, sein Recht über eine Gewerkschaft oder einen Richter einzufordern. Diese Haltung kann man nur dann einnehmen, wenn man im Glauben lebt, im Vertrauen auf den Herrn, dass jede Arbeit, die für Ihn getan wird, nicht vergeblich ist (1Kor 15:58). Dieser Grundsatz gilt übrigens für jeden, „er sei Sklave oder Freier“. Es kommt auf den Beweggrund an, aus dem heraus wir fleißig (gewesen) sind. Und das weiß der Herr vollkommen zu beurteilen (1Kor 4:5b). Er wird sich bei der Abrechnung nicht vertun.

Eph 6:9. Zum Schluss noch ein Wort an die „Herren“. Von ihrer Stellung her haben sie zwar Autorität über die Knechte, dennoch gibt es Dinge, die für sie im gleichen Maß gelten wie für Knechte. Eine Ermahnung, die den Knechten gegeben wurde, gilt auch für sie: „Tut dasselbe gegen sie.“ Damit ist gemeint, dass sie keinen ihrer Untergebenen bevorzugen sollen und dass sie in Einfalt des Herzens den Willen Gottes von Herzen tun sollen. Außerdem haben sie mit den Knechten gemeinsam, dass auch sie Knechte Christi sind. Wenn sie das bedenken, begreifen sie auch besser, in welcher Stellung sich ihre Knechte befinden. Im Arbeitsverhältnis stehen sie über ihren Knechten, aber im Verhältnis zu ihrem Herrn stehen sie neben ihren Knechten. Wenn ein Herr ein guter Knecht Christi ist, wird er auch seinen Knechten ein guter Herr sein.

In jeder Hinsicht und für alle Umstände haben wir ein wunderschönes und vollkommenes Vorbild im Vater und im Sohn. Wenn wir sie anschauen, lernen wir, wie wir auf der Erde die geistliche, ewige und himmlische Ordnung in allen unseren Beziehungen darstellen können. Bist du ein Vater? Väter haben ein Vorbild im Vater. Bist du ein Kind? Kinder haben ein Vorbild im Sohn. Bist du ein Arbeitnehmer? Ein Arbeitnehmer kann in dem wahren Knecht sehen, wie er die himmlischen Normen in die Praxis umsetzen kann. Bist du ein Arbeitgeber? Ein Arbeitgeber kann in dem himmlischen Herrn sehen, wie er als Meister nach himmlischen Normen sein muss. Er ist nicht ein Herr, von dem die Drohung käme, jeden Fehltritt hart zu bestrafen.

In Ruth 2 gibt es ein schönes Vorbild. Du siehst bei Boas das gute Einvernehmen zwischen einem Herrn und seinen Knechten. Das merkt man schon bei der Begrüßung: „Boas ... sprach zu den Schnitten: Der HERR sei mit euch! Und sie sprachen zu ihm: Der HERR segne dich!“ (Rt 2:4). Das siehst du auch im Folgenden. Hier siehst du keinen Boss, der seine Arbeiter mit Drohungen einschüchtert und vor dem sie Angst haben. Chef und Arbeiter beziehen den Herrn in ihren Gruß mit ein. Boas lässt auch erkennen, dass bei ihm „kein Ansehen der Person“ ist. Er erbarmt sich über Ruth, die Moabitin, die einem verfluchten Volk angehörte (5Mo 23:4). Damit liefert er eine treffende Illustration vom Handeln des Herrn „in den Himmeln“. Dass hier „in den Himmeln“ statt „im Himmel“ steht, lässt auf besondere Weise die Majestät des Herrn hervorscheinen. Das Ansehen, das ein irdischer Herr haben mag, verblasst dagegen völlig!

Lies noch einmal Epheser 6,5–9.

Wie kann ein Knecht in seinen oft jämmerlichen Umständen himmlisches Licht scheinen lassen?

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