‏ Esther 1:13

Der Rat von Memukan

Dass der König nicht ein Spielball seiner Gefühle ist, sondern weiß, was er tut, zeigt auch seine Reaktion auf die Ablehnung von Vasti. Jedenfalls ist er hier nicht der eigenwillige Herrscher, der, in Alkohol vernebelt, ohne jede Rücksprache sofort ein Urteil über Vasti fällt. Als Haman später entlarvt wird, sehen wir, dass er, zu Recht, sofort ein Urteil fällt (Est 7:9; 10).

Der König legt den Fall „den Weisen“ vor (Est 1:13). Sie kennen „die Zeiten“ und „das Gesetz“ und das „Recht“. Die Bitte um Rat wurde auch als Hinweis gedeutet, dass Ahasveros ein schwacher und manipulierbarer König gewesen wäre. Das mag vielleicht historisch so sein, aber auch das geht aus dem biblischen Text hier nicht hervor.

Die „Zeiten“ zu kennen bedeutet, Einblick in den Zeitgeist, das geistliche Klima der Zeit, in der die Ereignisse stattfinden, zu haben. „Das Gesetz“ bezieht sich auf die Regeln, die für das Leben im Königreich gelten. „Das Recht“ bedeutet, dass sie auch die Weisheit haben, das Gesetz richtig anzuwenden. Sie sorgen dafür, dass das Gesetz ausgeführt wird.

Wenn wir Ahasveros in diesen Ereignissen immer noch als ein Abbild Gottes sehen können, dann sehen wir in seinen Überlegungen eine göttliche Eigenschaft. Auch Gott überlegt (1Mo 18:20; 21; 1Kön 22:19-22).

Von den sieben Weisen heißt es, dass sie „die Nächsten bei ihm waren … die das Angesicht des Königs sahen, die den ersten Sitz im Königreich hatten“ (Est 1:14). Sie haben die Position von Vertrauten des Königs. In diesem Zusammenhang können wir sie als ein Bild „der sieben Geister Gottes“ (Off 4:5) sehen, was auf die Fülle des Heiligen Geistes hinweist. Gott berät sozusagen mit den sieben Geistern vor seinem Thron, um die versagende Gemeinde beiseitezustellen. Dieser Geist offenbart sich in Vollkommenheit im Herrn Jesus, dem König Gottes (Jes 11:2; 3).

Die Frage des Königs ist, was nach dem Gesetz mit Königin Vasti geschehen soll (Est 1:15). Er erwähnt dabei, was er ihr anlastet, „dass sie das Wort des Königs Ahasveros durch die Hofbeamten nicht befolgt hat“. Sie hat dem Befehl von König Ahasveros nicht gehorcht. Das Wort des Königs ist ein Befehl. Sowohl in Est 1:12 als auch hier wird erwähnt, dass „die Hofbeamten“ dieses Wort vermitteln. So wirkt Gott auch jetzt noch. Er lässt sein Wort durch seine Diener zu den Menschen bringen. Die Tatsache, dass er Menschen benutzt, ändert nichts an der Autorität seines Wortes. Jeder, zu dem sein Wort kommt, muss gehorchen. Wer das nicht tut, wird gerichtet werden.

Als der König seine Frage gestellt hat, nimmt Memukan das Wort (Est 1:16) und beschreibt den Stand der Dinge. Vasti hat sich nicht nur gegenüber dem König, sondern auch gegenüber allen Fürsten und Nationen des Königreichs schlecht benommen. Der Grund dafür ist, dass alle Frauen vom Fall der Königin hören werden, was sie dazu ermutigt, ihre eigenen Ehemänner zu verachten (Est 1:17). Sie werden ihre Verachtung mit dem Hinweis auf den Ungehorsam der Königin Vasti gegenüber König Ahasveros rechtfertigen.

Was Vasti getan hat, ist „wie die Entfesselung von Wasser“ (Spr 17:14). Der Stein kommt ins Rollen, wenn keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden. Wenn keine klare Position eingenommen wird, wird in allen Häusern eine Aufstand entfesselt werden. Die Antwort des Königs muss der Verachtung und dem Zorn, die schon da sind, ein Ende setzen (Est 1:18).

Nachdem Memukan die Situation klar dargelegt hat, schlägt er zwei Lösungen vor (Est 1:19). Der erste Vorschlag besteht darin, dass der König jedem klar macht, dass seine Beziehung zu Vasti definitiv zerbrochen ist. Vasti hat sich so fehlerhaft verhalten, dass von einer Rückkehr in ihre hohe Position nicht die Rede sein kann. Diese Entscheidung muss schriftlich und als Gesetz der Meder und Perser festgehalten werden, damit die Entscheidung nicht widerrufen werden kann.

Der zweite Vorschlag besteht darin, die zu besetzende Stelle der Königin vorzubereiten. Die „königliche Würde“, die Vasti besessen hat, die sie aber aufgrund ihrer Eigensinnigkeit verloren hat, muss „einer anderen“ gegeben werden, die von Memukan beschrieben wird als jemand, „die besser ist als sie“.

In der unwiderruflichen Beseitigung von Vasti sehen wir die definitive Beseitigung des ungläubigen Israel als Frau Gottes. Was mit Vasti geschieht, ähnelt dem Fluch, den der Herr Jesus über den unfruchtbaren Feigenbaum ausspricht, der ein Bild des ungläubigen Israels ist: „Nie mehr komme Frucht von dir in Ewigkeit!“ (Mt 21:19). Gott hat dieser abtrünnigen Frau einen Scheidebrief gegeben, der sie daran hindert, zu Ihm zurückzukehren (5Mo 24:1-4; Jer 3:8).

Der freie Platz gibt Gott die Gelegenheit, eine neue Verbindung herzustellen. Das wird geschehen mit jemandem, dessen Name noch nicht genannt wird, dessen Qualität aber als „besser … als sie“ beschrieben wird. Es ist bemerkenswert und schön, dass dieser Ausdruck wiederauftaucht, und zwar im Zusammenhang mit David, für den Saul, der König nach dem Fleisch, das Feld räumen muss.

Saul ist Ungehorsam – genau wie Vasti. Er missachtet den Befehl Gottes, die Amalekiter auszurotten. Samuel erzählt Saul, dass ihm das Königtum Israels entrissen wird – wie Vasti. Dann sagt er, dass es jemandem gegeben wird, „der besser ist als du“ (1Sam 15:28) – wieder genau wie bei Vasti. Dem Saul wird kein Name genannt, wer es ist. In beiden Fällen handelt es sich um eine Position, in der jemand sich unwürdig macht und für die Gott jemanden auserwählt hat, jemanden nach seinem Herzen, um diese Position einzunehmen.

Wir können diese Geschichte also aus dem Blickwinkel der Vorsehung Gottes betrachten. Gottes Absicht ist die Erhöhung Mordokais, um sein Volk durch ihn zu segnen. In diesem Mordokai wehen wir ein Bild des Herrn Jesus. Gott beginnt bereits in diesem ersten Kapitel mit den Vorbereitungen dazu. Auch die Absetzung Vastis geschieht dazu. Gott handelt zu einem Zweck, den wir aus der Schrift kennen. Die Art und Weise, in der Er handelt, ist uns nicht immer bekannt. Wir wissen es erst, wenn Er dieses Ziel erreicht hat und wir auf den Weg zurückblicken, den Er gegangen ist.

Memukan schließt sein Plädoyer mit der Präsentation der segensreichen Auswirkungen, falls der König diesen Befehl erteilen sollte. Es ist ein Befehl, den er für sein ganzes Königreich, das groß ist, erlassen soll. Wenn alle Frauen in allen Lebenslagen ihren Ehemännern Ehre geben (vgl. Eph 5:33), wird dies den Frieden in den Familien fördern. Und wenn es Frieden in den Familien gibt, dann gibt es auch Frieden im ganzen Königreich.

Dem König und den Fürsten gefällt der Vorschlag Memukans und Ahasveros handelt entsprechend. Er sendet Briefe in alle Landschaften seines Königreichs. Dabei stellt er sicher, dass jede Landschaft den Brief in ihrer eigenen Schrift und jedes Volk in seiner eigenen Sprache erhält. Jeder soll über die Entscheidung informiert werden. In dem Schreiben wird „jeder Mann“ als verantwortliches Familienhaupt angesprochen. Seine Verantwortung hat zwei Aspekte. Er soll „Herr in seinem Haus“ sein. Das bezieht sich auf seine Autoritätsposition. Er soll auch „in der Sprache seines Volkes reden“. Das bezieht sich auf sein Verhalten, sein Vorbild.

Die Aufforderung, die von Gott gegebene Autorität tatsächlich auszuüben, ist auch heute dringend nötig. Der Mann ist das Haupt der Frau (1Kor 11:3). Das bedeutet, dass er, dem Beispiel Christi folgend, der für seine Gemeinde sorgt, als Haupt ihr alles gibt, was sie braucht (Eph 5:29). Er wird sich auch an die Mitglieder seiner Familie in der Sprache des Volkes Gottes wenden, die die Sprache des Wortes Gottes ist (vgl. Neh 13:23). Diese „Sprache“ soll im ganzen Reich Gottes gesprochen werden, d. h. in den Familien, in der Gesellschaft und in der Gemeinde.

Wenn die Autorität des Wortes Gottes in den Familien anerkannt wird, wird sie auch in der Gesellschaft und in der Gemeinde anerkannt werden. In den Familien wird sich dies durch die unterwürfige Haltung der Frau gegenüber ihrem Mann und durch die unterwürfige Haltung der Kinder gegenüber ihren Eltern zeigen. Die Männer haben die Hauptverantwortung dafür, sich um die richtigen Beziehungen in ihren Familien zu bemühen. Dasselbe gilt für die Beziehungen und das Verhalten in der Gemeinde.

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