Exodus 2:11

Mose sucht seine Brüder auf

Aller Glanz und alle Herrlichkeit am Hof des Pharaos können nicht verhindern, dass das Herz Moses bei seinen bedrängten Brüdern ist. An einem bestimmten Tag sucht er seine Brüder auf. Sein Herz zeigt eine brennende Liebe zu seinem Volk. Er kommt nicht, um ihnen zu sagen, was sie alles falsch gemacht haben, sondern um ihre „Lastarbeiten“ zu sehen. Er tut das nicht, um darüber zu richten oder nur aus Mitleid, sondern um daran teilzuhaben. Der Herr Jesus kam auch nicht, um zu richten, „sondern damit die Welt durch ihn errettet werde“ (Joh 3:17). Weil Menschen „Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch [der] Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2:14; 15).

Als Mose sieht, wie einer seiner Brüder geschlagen wird, kann er sich nicht bezwingen. Er rächt seinen Bruder, der misshandelt wurde (Apg 7:24). In diesem Bericht zeigt sich, dass die sündige Natur in Mose wirksam ist. Bei einer legitimen Tat hätte er nicht nach allen Seiten Ausschau halten müssen, um festzustellen, ob jemand zuschaut. Leider zeigt sich in dieser Situation bei Mose kein einfältiges Auge. Der Herr Jesus hat nie so gehandelt, wie Mose es hier tut.

Was Mose tut, bleibt nicht verborgen. Das zeigt sich, als Mose am nächsten Tag zu seinem Volk geht und sieht, dass sich zwei seiner Brüder streiten. Als er den Schuldigen anspricht, wirft ihm dieser seine Handlungsweise mit dem Ägypter vor. Auf dieses Wort hin flieht Mose nach Midian (Apg 7:29). Die Reaktion seines Bruders ist eine große Enttäuschung für Mose. Er hatte gemeint, dass seine Brüder verstehen würden, dass Gott sie durch seine Hand retten wollte, „sie aber verstanden es nicht“ (Apg 7:25).

Es ergeht Mose geradeso wie früher Joseph, der ausgegangen war, um nach dem Wohlergehen seiner Brüder zu sehen; auch er wurde von den Seinen verworfen. Sowohl Mose als auch Joseph sind hier ein Bild von dem Herrn Jesus, der ebenso wenig von den Seinen angenommen wurde (Joh 1:11). Christus wurde von seinen Volksgenossen gehasst, verworfen, verleugnet und sogar getötet. Prophetisch war es somit die Schmach des Christus, die Mose auf sich nahm, als er sich nach seinen Brüdern umschaute und ihr Los teilen wollte (Heb 11:26).

Die Verwerfung Moses kommt klar zum Ausdruck in den Worten des Israeliten, der seinem Nächsten Unrecht getan hatte: „Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt?“ (2Mo 2:14). Dieser Protest wird zweimal von Stephanus zitiert (Apg 7:27; 35), was den Ernst der Sache deutlich macht. Die Sünde dieses einen Mannes wird von Stephanus als eine kollektive Sünde des ganzen Volkes betrachtet: „Diesen Mose, den sie verleugneten, indem sie sagten: Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt“ (Apg 7:35). Das ist eine eindrucksvolle Illustration der Verwerfung Christi, des Führers zum Leben, durch das jüdische Volk (vgl. Apg 3:14; 15; Apg 4:10-12).

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