‏ Ezekiel 13:8

Einleitung

Hesekiel hat in den vorangegangenen Kapiteln das Gericht des HERRN über Jerusalem, die Führer und den König angekündigt. Nun wendet er sich an die falschen Propheten in Jerusalem. Auch Jeremia sprach regelmäßig gegen die falschen Propheten (Jer 23:13-15; 21; 22). Die Botschaft der falschen Propheten in Jerusalem, die so lange in Juda gedieh, ist nach Babel hinübergelangt und gedeiht nun auch unter den Weggeführten. Dieses Kapitel gehört zu den wichtigen Kapiteln im Alten Testament, die sich mit falscher Prophetie befassen und Licht auf diese falsche Prophetie werfen.

Gericht über die falschen Propheten

Das Wort des HERRN ergeht wieder an Hesekiel (Hes 13:1). Der HERR nennt ihn wieder „Menschensohn“ (Hes 13:2). Ihm wird befohlen, die falschen Propheten, die „aus ihrem [eigenen] Herzen weissagen“ (vgl. Jes 59:13), darauf hinzuweisen, auf das Wort des HERRN für sie zu hören. Diese Propheten werden nicht „die Propheten des HERRN“ genannt, sondern sarkastisch als „die Propheten Israels“ bezeichnet. Sie sind die geistlichen Führer, denen das widerspenstige Volk gerne zuhört. Ihre Botschaft hat jedoch keine höhere Autorität als ihr eigenes Herz. Man kann sie mit den Irrlehrern in unserer Zeit vergleichen (2Pet 2:1; 2).

Das folgende Wort entlarvt diese Propheten und ein hartes Urteil wird über sie gesprochen. Das „Wehe“ ertönt über diejenigen, die der HERR „törichte Propheten“ nennt (Hes 13:3). Ein Tor ist jemand, der in seinem Herzen spricht: „Es ist kein Gott“ (Ps 14:1b). Ein solcher Mensch ist ein arroganter Mensch, der skrupellos handelt. Diese Propheten sind töricht und handeln ohne Rücksicht auf Gott. Sie folgen auch nicht dem Geist Gottes, sondern gehen ihrem eigenen Geist nach. Sie haben nichts vom Wort des HERRN gesehen und doch prophezeien sie in seinem Namen.

Der HERR spricht zu Israel von diesen törichten Propheten als „deine Propheten“ (Hes 13:4). Sie sind nicht seine Propheten, sondern die des Volkes (vgl. Klgl 2:14). Er vergleicht diese Propheten mit den schlauen Füchsen, die in den Trümmern nach etwas suchen, das ihnen gefällt (vgl. Klgl 5:18; Hld 2:15; Lk 13:32). Füchse graben in Ruinen und untergraben die Fundamente, wodurch die Ruinen noch größer werden. So untergräbt der falsche Prophet die Fundamente des Lebens von Gottes Volk. Er ist die Ursache für den Ruin, zu dem das Volk Gottes geworden ist, und macht ihn immer größer.

Falsche Propheten sind nicht in die Risse getreten (Hes 13:5), was von Fürbitte und Wiederherstellung spricht (Hes 22:30; Ps 106:23; Jes 58:12b). Sie haben auch nicht für eine Mauer gesorgt, um sie zu schützen. Sie haben nicht zum Wohl des Volkes gehandelt, sondern haben das Unheil des Volkes gewirkt und suchen es noch immer. Deshalb kann das Haus Israel nicht standhalten „am Tag des HERRN“, das ist der Tag, an dem Jerusalem vom Feind eingenommen wird. Das bezieht sich auf die bevorstehende Eroberung durch die Heere Babels, aber auch auf die Zerstörung Jerusalems in der Endzeit.

Die falschen Propheten geben ihre eigenen Fantasien weiter, die Lüge und verlogene Weissagung sind. Sie sagen, dass sie dieses Gesicht vom HERRN empfangen haben (Hes 13:6), obwohl sie sehr wohl wissen, dass der HERR sie nicht gesandt hat. Dennoch glauben sie, dass ihr Wort in Erfüllung gehen wird. Sie betrügen sich selbst und das Volk Gottes.

Der HERR wirft ihnen wieder einmal vor, dass sie falsche Weissagungen machen, indem sie behaupten, der HERR habe geredet, obwohl Er nicht geredet hat (Hes 13:7). Diese Haltung ist eine große Beleidigung für Ihn. Sie legen Gott Worte in den Mund, die Er nicht gesprochen hat. So etwas zu tun, ist verwerflich. Was würden wir sagen, wenn Menschen Worte weitergeben würden, die wir angeblich gesagt hätten, obwohl wir sie nicht gesagt haben? Ist das nicht schockierend?

Der Herr, HERR (Adonai, Jahwe), wird ihnen vergelten, dass sie Eitles geredet und Lügen geschaut haben (Hes 13:8). Diese Sünden kann Er nicht ungestraft lassen. Er wird seine Hand im Gericht gegen die falschen Propheten wenden, wegen ihrer falschen Visionen und ihrer verlogenen Weissagungen (Hes 13:9). Sie sollen nicht „im Rat“ seines Volkes stehen.

Der HERR weiß genau, wer im Rat seines Volkes steht, denn sie sind alle „in das Buch des Hauses Israel“ eingeschrieben – vgl. „das Buch des Lebens“ (2Mo 32:32; Ps 69:29; Jes 4:3; Dan 12:1; Lk 10:20; Phil 4:3; Off 3:5; Off 20:12; Off 21:27; Mal 3:16). Die Namen dieser Menschen stehen nicht darin (vgl. Off 13:8). Deshalb verpassen sie den endgültigen Segen des Landes. Sie werden niemals in das Land zurückkehren, noch werden sie jemals das Land betreten, nicht einmal in der Auferstehung. Wenn sie sich – von allem Segen entfernt – unter dem ewigen Gericht Gottes befinden, werden sie erkennen, dass Er der HERR ist (Phil 2:10).

Die falschen Propheten haben das Volk in die Irre geführt mit ihrem schönen Gerede vom Frieden (Hes 13:10). Es gibt überhaupt keinen Frieden. Wie kann es Frieden geben, wenn das Volk von Jerusalem in Rebellion gegen den HERRN lebt? Aber das schöne Gerede der falschen Propheten funktioniert. Die Menschen fühlen sich aufgrund der Worte der falschen Propheten sicher, da diese Worte wie eine Schutzmauer wirken. Doch die Mauer wackelt.

Die Zuhörer der Propheten sehen das nicht, denn diese Mauer wird mit Tünche verputzt, damit sie noch fest erscheint (Hes 13:10). Mit wohlklingenden Worten vertuschen die falschen Propheten die ganze Ungerechtigkeit des Volkes: Es sei alles nicht so schlimm, sie bräuchten sich nicht zu sorgen, der Friede werde schon kommen (vgl. 5Mo 29:19; 20; Jer 6:14; Jer 8:11). Und das, während das Unheil unmittelbar bevorsteht und auch von den wahren Propheten Gottes angekündigt wird.

Die falschen Propheten sind wie übertünchte Gräber (Mt 23:27). Hesekiel muss diesen Tünche-Spezialisten sagen, dass die Mauer einstürzen wird (Hes 13:11). Denn es wird ein überschwemmender Regen mit Hagelsteinen und ein Sturmwind kommen. Regen, Hagel und Sturm sind Symbole für das Gericht (vgl. Hiob 38:22; 23; Jes 29:6), das die Babylonier über die Stadt bringen werden. Dann wird ihre selbst errichtete Mauer aus schönem Gerede zusammenbrechen. Dann wird man zu ihnen sagen: „Wo ist das Getünchte, das ihr getüncht habt?“, das heißt: „Wo sind nun eure schönen Reden?“ (Hes 13:12).

Der HERR erklärt, dass der Sturmwind, der losbricht, von Ihm in seinem Grimm über sie kommt (Hes 13:13). Sein Grimm über sie steckt hinter dem alles überschwemmenden Regen. Die Hagelsteine sind ein Ausdruck seines Grimms. Diese Gewalt des Feindes wird zu einem verheerenden Ende der Stadt führen. Das sind keine schönen Worte, sondern das ist die rohe Realität. Die Mauer mit ihrer Tünche wird zum Einsturz gebracht werden (Hes 13:14). Die Worte der falschen Propheten entpuppen sich als heiße Luft. Jeder sogenannte Schutz verschwindet. Die Stadt wird in Trümmer gelegt und in ihrer Mitte liegen die Leichen der umgekommenen falschen Propheten. So werden die falschen Propheten erkennen, dass Er der HERR ist, der tut, was Er sagt.

Hier sehen wir den gewaltigen Gegensatz zwischen den Worten der falschen Propheten und den Worten des HERRN. Er wird seinen Grimm über alles Sicherheitsgeschwätz und das Vertuschen von Ungerechtigkeit ausüben (Hes 13:15). Dann wird Er auf die Mauer und die Leute, die sie getüncht haben, hinweisen und zeigen, dass sie nicht mehr sind. So wahr sind seine Worte. Wie sehr stehen diese Worte im Gegensatz zu all den Lügen der falschen Propheten Israels, die über Jerusalem geweissagt haben. Sie versprachen Frieden, dies aber aus ihrer Einbildung heraus, denn es gibt überhaupt keinen Frieden (Hes 13:16). Nur was der Herr, HERR spricht, ist zuverlässig. Die Worte des HERRN sind vertrauenswürdig und erfüllen sich in allen Einzelheiten.

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