Ezekiel 24:15-27

Tod der Frau Hesekiels

Das Wort des HERRN ergeht erneut an Hesekiel (Hes 24:15). Die Botschaft, die er erhält, knüpft direkt an die vorherige an. Es ist eine schockierende Botschaft (Hes 24:16). Der HERR sagt ihm, dass Er ihm durch einen Schlag, also plötzlich, seine Frau wegnehmen wird. Er nennt sie „die Lust deiner Augen“ und deutet damit an, wie sehr Hesekiel sie liebt. Der HERR sagt ihm auch, er solle seinen Kummer zurückhalten. Hesekiel soll keine sichtbaren oder hörbaren Zeichen des Kummers zeigen (vgl. Jer 16:5). Er soll in Stille trauern.

Wenn er allein ist, darf er sich seiner Trauer hingeben (Hes 24:17). Außerdem darf er keine der Trauersitten befolgen. Normalerweise geht der Trauernde ohne Kopfbedeckung und mit Staub oder Asche auf dem Kopf (Jos 7:6; 1Sam 4:12; Jes 61:3). Barfuß zu gehen ist ebenfalls ein Zeichen der Trauer (2Sam 15:30; Jes 20:2). Zur Trauer gehört auch das Bedecken des unteren Teils des Gesichts (3Mo 13:45; 2Sam 15:30; 2Sam 19:4; Jer 14:3; Mich 3:7). Auch sollte er nicht das Brot essen, das einem Trauernden bei solchen Gelegenheiten gebracht wird (Jer 16:7; Hos 9:4).

Kurz weist Hesekiel darauf hin, wie sich das Wort des HERRN erfüllt (Hes 24:18). Er sitzt nicht untätig herum und wartet auf das schreckliche Ereignis. Am Morgen hat er eine weitere prophetische Botschaft für das Volk. Bevor der Tag vorüber ist, trifft der angekündigte plötzliche Schlag seine Frau und sie stirbt. Er wird in dieser Nacht in der Stille gestöhnt haben, als er neben seiner toten Frau saß (vgl. 1Mo 23:2). Am nächsten Morgen tut der gehorsame Prophet das, was der HERR ihm befohlen hat.

Wir sehen hier wieder, wie ein Diener Gottes sich mit dem Volk Gottes in Zeiten der Not identifiziert, auch wenn er sie zurechtweisen muss. Er steht dem schlimmsten Verlust gegenüber, den jemand auf der Erde erleben kann. Er muss aus Gehorsam gegenüber Gott und aus Liebe zu Gottes Volk leiden, ohne ein Wort zu sagen. Obwohl Gott von uns keine so extreme Aufopferung verlangt, ist es wichtig, dass wir als willige und hingebungsvolle Diener leben.

Bedeutung des Todes der Frau Hesekiels

Das Volk wird von der Katastrophe gehört haben, die Hesekiel heimgesucht hat. Sie wissen, was unter solchen Umständen üblich ist. Hesekiel handelt jedoch nicht nach diesen Gepflogenheiten. Das wirft beim Volk Fragen auf (Hes 24:19). Tatsächlich verstehen sie, dass sein Verhalten eine Bedeutung für sie haben muss. Sie zeigen keinerlei Mitgefühl für den großen Verlust, den Hesekiel erlitten hat. Könnten sie so sehr mit sich selbst beschäftigt sein, dass sie nicht daran denken, ihr Mitgefühl auszudrücken (vgl. Hiob 2:11)? Wir lesen nur, dass sie fragen, was es „für uns“ bedeutet (Hes 37:18). In einer ernsten Rede sagt Hesekiel ihnen, was der HERR damit meint (Hes 24:20).

Die Botschaft ist, dass der HERR sein Heiligtum entweihen wird (Hes 24:21). Es ist das Heiligtum, auf das sie so stolz sind und auf das sie mit Bewunderung schauen. Es ist das Kostbarste, was ihre Seele besitzt. So wie Hesekiels Frau für ihn die Lust seiner Augen gewesen ist, so ist es der Tempel für sie. So wie die Frau, auf die Hesekiel mit Bewunderung schaute, durch göttliches Eingreifen von ihm genommen wurde, so wird der Tempel, den sie so sehr bewundern, durch göttliches Gericht von ihnen genommen werden. Auch die in Jerusalem zurückgelassenen Söhne und Töchter werden durch Gottes Gericht fallen.

So wie Hesekiel nach dem Tod seiner Frau werden auch sie nicht in der Lage sein, sich gegenseitig zu helfen und zu trösten, denn der Kummer ist für alle gleich (Hes 24:22; 23). Keiner ist ausgeschlossen. Sie werden in ihrer Ungerechtigkeit schmachten, weil sie nicht bereit waren, mit ihr zu brechen. Deshalb können sie auch keinen Trost beim HERRN suchen und müssen sich damit begnügen, sich gegenseitig ihre Not zu klagen. Sie haben auch keinen Grund, laut zu klagen, denn sie haben immer gewusst, was mit Jerusalem geschehen wird, aber sie haben es nicht geglaubt. Ihr Wissen um Jerusalems Schicksal hat sie nicht zur Umkehr gebracht.

Die Frage nach dem Sinn seines Handelns von Hes 24:19 wird eindeutig beantwortet: Hesekiel ist ihnen ein Wahrzeichen (Hes 24:24). Wenn der Tempel zerstört wird, werden sie tun, was Hesekiel tat. Dann werden sie erkennen, dass Gott der Herr, HERR, ist. Sie werden dann zu dieser Erkenntnis gezwungen sein.

Der Tag der Zerstörung des Tempels

Der HERR richtet nun das Wort an Hesekiel persönlich (Hes 24:25). Hesekiel wird an einem Tag die Nachricht der Zerstörung „der Freude ihrer Pracht, der Lust ihrer Augen und der Sehnsucht ihrer Seelen“, das ist der Tempel, und des Todes ihrer Söhne und Töchter bekommen. Diese Nachricht wird er von einem Augenzeugen erhalten, der bestätigen wird, was er dem Volk gerade vorgetragen hat (Hes 24:26). Dieser Augenzeuge kommt zu ihm nach dem Fall Jerusalems (Hes 33:21; 22).

Die Botschaft, die er erhält, und diese Begegnung werden zu einem Wendepunkt in seinem Dienst. Das Volk wird verblüfft sein, aber der Prophet wird wieder offen und frei reden können (Hes 24:27; Hes 3:22-27). Der Fall Jerusalems wird den Propheten eindrucksvoll rechtfertigen. Er wird ein Wahrzeichen für sein Volk sein, sowohl in seinem Schweigen als auch in seinem Reden.

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