Ezekiel 36:20-23

Verschont wegen seines heiligen Namens

Das Wort des HERRN ergeht an Hesekiel (Hes 36:16). Der HERR erinnert ihn an die Zeit, als Israel in ihrem Land lebte und was sie damals taten (Hes 36:17). Ihre Wege, die sie gegangen sind, und ihre Taten, die sie getan haben, stehen deutlich vor Ihm. Sie haben sich verunreinigt, sodass Er sie wie eine Frau behandeln musste, die wegen ihrer Unreinheit abgesondert ist: Er musste also den Umgang mit diesem Volk abbrechen (3Mo 15:19-27).

Anstatt dem Volk seine Liebe zeigen zu können, musste Er seinen Grimm über sie ausgießen (Hes 36:18). Sie haben es durch ihre Gewalt und ihren Götzendienst selbst verursacht. Deshalb versprengte Er sie unter die Nationen, und wurden sie in die Länder zerstreut (Hes 36:19; Hes 20:23; 3Mo 26:33). Es ist das Gericht, das sie durch ihre Wege und durch ihre Taten verdient haben.

Unter den Nationen, in die sie versprengt und zerstreut wurden, verhielten sie sich nicht besser als in ihrem Land (Hes 36:20). Auch dort entweihten sie den heiligen Namen des HERRN (Röm 2:24; Jes 52:5). Aus der Wegführung und der Zerstreuung ziehen die Nationen den Schluss, dass Gott mit seinem Volk treulos umgegangen ist und sein Volk nicht beschützen konnte. So lästerten sie den Namen des HERRN. Aber die Ursache liegt bei Israel, das sich so vom HERRN abgewandt hat, dass Er so mit ihnen umgehen musste.

Doch der HERR selbst wird für die Heiligkeit seines Namens vor den Völkern sorgen (Hes 36:21). Deshalb wird Er sein Volk, so schuldig es auch sein mag, nicht der Ausrottung preisgeben. Das würde zu neuen und größeren Verleumdungen durch die Nationen führen. Er wird jedoch allen Grund zur Verleumdung beseitigen, indem Er sich seines Volkes, d. h. eines Überrestes, erbarmt, es verschont und erlöst.

Ein neues Herz und ein neuer Geist

Hesekiel soll Israel sagen, dass sie nicht denken sollen, dass sie ihre Erlösung und die Rückkehr in ihr Land sich selbst zu verdanken haben (Hes 36:22). Der HERR tut es allein um seines eigenen heiligen Namens willen. Niemals liegt Gottes Barmherzigkeit am Menschen, sondern Gottes Barmherzigkeit findet ihren Ursprung immer in Ihm selbst – trotz des Menschen. Wenn der HERR seinen großen Namen heiligt, dann nur, um die Völker wissen zu lassen, dass Er und Er allein der HERR ist.

Um dies zu erreichen, rechtfertigt Er die Heiligkeit seines großen Namens in seinem Volk (Hes 36:23). Er rechtfertigt in ihnen seinen Namen vor den Nationen, indem Er sie in ihr Land zurückbringt, durch das Er als der Gott der Wahrheit und der Treue leuchtet. Die Nationen werden unter den Eindruck seiner Größe kommen, wenn Er sich seinem Volk als der Heilige offenbart, der gleichzeitig seine Gerechtigkeit aufrechterhält und seine Gnade walten lässt.

Er selbst wird die Initiative ergreifen und sein Volk aus allen Nationen sammeln und in sein Land bringen (Hes 36:24). Das zurückgekehrte Volk wird eine gewaltige geistliche Erneuerung erleben (Hes 36:25). Der HERR selbst wird reines Wasser auf sie sprengen, das sie rein macht, gereinigt von all ihrer Unreinheit und ihren Abscheulichkeiten. Wasser ist ein Bild für Gottes Wort und für Gottes Geist (Eph 5:26; Joh 7:38; 39). Gottes Wort macht ihnen unter dem Wirken des Geistes alle ihre Sünden bewusst, damit sie sie bekennen.

Das Bekenntnis reinigt und schafft Raum für Gott, ihnen „ein neues Herz“ zu geben und „einen neuen Geist“ zu geben (Hes 36:26). Er wird ihr Herz aus Stein entfernen und ihnen ein Herz aus Fleisch geben. Ein Herz aus Stein spricht von verdorbener Unempfindlichkeit gegenüber dem HERRN. Das Herz ist so hart wie Stein (vgl. 1Sam 25:37). Ein Herz aus Fleisch spricht von der Empfänglichkeit für das Wort Gottes.

In ihr fleischernes Herz wird Gott seinen Geist geben (Hes 36:27). Sie werden nicht nur einen neuen Geist im Sinn eines neuen inneren Wesens erhalten, sondern Gott wird ihnen seinen Geist geben. Ihr fleischernes Herz wird offen sein für Gottes Wort. Infolgedessen werden sie in den Satzungen des HERRN wandeln und seine Gebote gehorsam halten.

Wenn alles mit dem Willen Gottes übereinstimmt, werden sie auch den reichen Segen des Lebens im Land genießen können. Der größte Segen aber ist, dass sie Ihm ein Volk sein werden und Er ihnen ein Gott sein wird (Hes 36:28).

Auf diese Verse (Hes 36:25-28) bezieht sich der Herr Jesus in seinem Gespräch mit Nikodemus über die neue Geburt (Joh 3:5; 6). Er ist überrascht, dass Nikodemus Ihn nicht versteht, da Nikodemus sicherlich aus diesem Abschnitt des Buches Hesekiel hätte wissen können, wovon Er spricht. Die neue Geburt geschieht durch Wasser und Geist. Die neue Geburt ist ganz und gar das Werk Gottes durch sein Wort und seinen Geist. Nur dadurch werden Menschen aus Gott geboren und zu seinen Kindern. Niemand kann von sich aus etwas dafür tun, aus Gott geboren zu werden. Und wenn ein Mensch einmal von Gott geboren ist, kann das niemand mehr ändern.

Die Situation, die Hesekiel beschreibt, wird keine vorübergehende sein, sondern eine fortwährende und unveränderliche. Der HERR hat sie nämlich von all ihrer Unreinheit errettet (Hes 36:29). Er wird anstelle der früheren Hungersnot eine Fülle von Segen über die Bäume und das Getreide für sie herbeirufen. Diese Hungersnot musste Er ihnen auferlegen, weil sie Ihn ständig verließen und gegen Ihn sündigten. Die reiche Frucht der Bäume und den Ertrag des Feldes werden auch dazu führen, dass sie nicht mehr den Schimpf einer Hungersnot unter den Nationen tragen (Hes 36:30).

Der überschwängliche Segen steht in krassem Gegensatz zu ihren bösen Wegen, die sie gegangen sind, und zu ihren bösen Taten (Hes 36:31). Es wird sie dazu bringen, sich selbst zu verabscheuen. Wenn wir Güte von Gott empfangen, können wir auch erfahren, wie wenig wir dieser würdig sind. Dann dämmert uns wieder, dass der Herr uns seine Güte nicht aufgrund dessen schenkt, wer wir sind, als ob wir irgendwie besser wären als andere, sondern dass Er es aufgrund seiner eigenen Person gewährt (Hes 36:32). Mit der Dankbarkeit geht auch die Scham einher. Das Bewusstsein, dass wir der Güte des HERRN unwürdig sind, ist auch ein Beweis für wahre Reue.

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