Galatians 4:6

Vom Unmündigen zum Erben

Gal 4:1-2. Kapitel 4 schließt unmittelbar an das vorhergehende an, und in den ersten Versen geht Paulus näher auf den Erben von Kapitel 3 ein. Er beschreibt den Kontrast zwischen denen, die Erben unter dem Gesetz sind, und denen, die Erben durch den Glauben an Christus sind. Der Vergleich zwischen einem Kind und einem Knecht macht deutlich, dass es – solange ein Kind noch unter der Autorität seiner Erzieher steht – keinen Unterschied zwischen ihnen gibt. Ein Kind kann zwar reiche Eltern haben, doch von all dem Reichtum hat es nichts, solange es nicht selbstständig über den Reichtum verfügen kann. Bis zu dieser Zeit stand das Kind in früheren Zeiten unter der Autorität von Vormündern (die vor allem auf die Person des Kindes Acht gaben) und von Verwaltern (die vor allem über den Besitz des Kindes wachten). Das geschah bis zu der Zeit, wo sein Vater es als erwachsen genug erachtete, dass es selbstständige Entscheidungen treffen konnte.

Gal 4:3. Die Zeit, in der das Kind noch nicht selbstständig auftreten kann, ist mit der Zeit zu vergleichen, in der der Gläubige vor dem Kommen Christi lebte. Da regelte das Gesetz sein ganzes Verhältnis zu Gott. Eine Beziehung zu Gott als Vater war nicht möglich und daher auch kein Teilhaben an den Gedanken des Vaters über die Erbschaft. Die Zeit der Unmündigkeit wurde von einer gewissen Form der Knechtschaft unter dem Gesetz gekennzeichnet. Wer unter dem „Gesetz“ ist, was das auch immer bedeutet, ist nicht frei. Unter Gesetz zu sein, bedeutet per Definition Knechtschaft, das Tragen eines Joches, wie Petrus das Gesetz in Apostelgeschichte 15 nennt (Apg 15:10).

Paulus verwendet hier für das Gesetz den Ausdruck „Elemente der Welt“. Das Gesetz gehört zur Welt. Ja, das Gesetz war einem Volk im Fleisch gegeben, einem natürlichen Volk, ohne dass nach dem geistlichen Zustand des Volkes gefragt wurde. Das Gesetz war niemals dazu bestimmt, einen Menschen in eine Beziehung zu Gott zu bringen, wodurch er Ihn als Vater kennen lernen konnte. Das Gesetz ist dazu bestimmt, dass der Mensch sich selbst kennen lernt.

Gal 4:4. Durch das Kreuz hat sich auf die deutlichste Weise gezeigt, dass das Gesetz den Menschen nicht dazu gebracht hat, Gott als Vater kennen zu lernen und dadurch in den Besitz des Erbes zu kommen. Das Volk, dem das Gesetz gegeben worden war, brachte den Gesetzgeber ans Kreuz. Da war die „Fülle der Zeit“ angebrochen. Das Gesetz hatte ausgedient, was die Möglichkeit betraf, dass das Volk alle Verheißungen Gottes empfangen konnte. Der Mensch hat sich bis in die Tiefe seines Wesens als Sünder erwiesen und hat jedes Recht auf die Erfüllung der Verheißungen verspielt. Doch als der Mensch sich in seiner ganzen Verdorbenheit offenbart hatte, brach der Augenblick an, wo Gott begann, völlig zu offenbaren, wer Er ist.

Gott hatte das Gesetz durch Engel gegeben, doch der Sohn gab sich selbst, ohne irgendwelche Vermittlung. Christus wurde von einer Frau geboren, weil die Sünde ebenfalls durch eine Frau in die Welt gekommen ist. Er wurde von einer Frau geboren, aber durch den Heiligen Geist gezeugt, so dass Er keine sündige Natur hatte. Er war immer in Gestalt Gottes (Phil 2:6), nahm jedoch einen Leib an, einen Leib, den Gott Ihm bereitet hatte (Heb 10:5). Dass Er „von einer Frau“ geboren wurde, beweist seine wahrhaftige Menschheit. Es beweist auch seine wahrhaftige vorherige Existenz als Gott. Was wäre sonst Besonderes an der Tatsache gewesen, dass Er von einer Frau geboren wurde?

Gal 4:5. Es war auch nötig, dass Er unter Gesetz geboren wurde. Nur so konnte Er die, die unter Gesetz waren, loskaufen. Durch sein Leben verherrlichte Er das Gesetz, denn Er erfüllte es völlig; in seinem Tod trug Er dessen Fluch. Aber durch seine treue Gesetzeserfüllung hätte Er niemals einen Menschen erlösen können. Vielmehr wäre sein Halten des Gesetzes eine Anklage gegen jeden Menschen gewesen, der das Gesetz übertrat. Er ist nicht durch sein gehorsames Leben ein Stellvertreter des Sünders geworden, sondern dadurch, dass Er am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis die Sünden jedes Einzelnen trug, der an Ihn glaubt. Und das wunderbare Ergebnis seines Werkes am Kreuz ist, dass wir den Platz von Söhnen vor Gott einnehmen konnten.

Es ist gut, kurz auf den Unterschied zwischen einem Kind Gottes und einem Sohn Gottes hinzuweisen. Ein Kind Gottes zu sein bedeutet vor allem, dass du Leben aus Gott besitzt, dass du an seiner Natur teilhast (2Pet 1:4). Die Natur Gottes ist Licht und Liebe. Das ist es, was ein Kind Gottes in seinem Leben zeigt, es wandelt im Licht und in der Liebe. Sohnschaft hat es vor allem mit einer Stellung zu tun, mit dem Wert, den du für Gott hast. Er will Gemeinschaft mit Söhnen. Söhne sind für Ihn (Eph 1:5). Ein Gläubiger ist sowohl Kind als auch Sohn. Das hat nichts mit einem Wachstumsprozess zu tun, in dessen Verlauf du dem Kindesstadium entwachsen und zum Sohn werden würdest.

Gal 4:6. Im Folgenden verbindet Paulus mit der Sohnschaft, dass Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt hat. Zuerst sandte Gott seinen Sohn, danach sandte Gott den Geist seines Sohnes. Hier siehst du, wie in diesem Heilsplan Gottes die drei Personen der Gottheit den Segen der Sohnschaft zustande gebracht haben. Gott sandte seinen Sohn, um uns die Sohnschaft zu geben; Er sandte den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, um uns das entsprechende Bewusstsein und die Freude daran zu geben. Der Heilige Geist wird hier der „Geist seines Sohnes“ genannt. Dadurch liegt der Nachdruck darauf, dass Söhne Gottes denselben Geist wie der Sohn Gottes besitzen. Was der Geist des Sohnes in den Söhnen bewirkt, ist dasselbe wie das, was der Geist in dem Sohn bewirkt: die bewusste Beziehung zu Gott als Vater. „Abba“ ist das vertrauliche Wort, womit ein Kind seinen Vater anspricht, so wie wir „Papa“ zu unserm Vater sagen. Der Vater freut sich darüber, wenn wir so zu Ihm kommen.

Gal 4:7. Wer im Bewusstsein als Sohn „Abba, Vater“ sagt, kann kein Knecht mehr sein. So jemand darf wissen, dass der Vater alles, was Er besitzt, mit seinen Söhnen teilt. Sie sind zusammen mit dem Sohn Miterben (Eph 3:6). Das, und nichts anderes, ist der Platz, den Gott für die bestimmt hat, die seine Söhne sind.

Lies noch einmal Galater 4,1–7.

Frage oder Aufgabe: Nennst du Gott bereits „Abba, Vater“? Was meinst du, was das für Gott bedeutet? Preise Ihn, dass du als Sohn ein Erbe bist!

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