Galatians 5:23

Die Frucht des Geistes

Gal 5:22. In Gal 5:19 ist die Rede von den Werken (Mehrzahl) des Fleisches. In Gal 5:22 nennt Paulus die Frucht (Einzahl) des Geistes. Wenn du an Werke des Fleisches denkst, siehst du vor allem die Werke selbst als Ergebnis dessen, was ein Mensch tut. Bei der Frucht des Geistes denkt man eher an die innere Gesinnung. Es ist eine Frucht, die nicht aus uns selbst kommt, wie es bei den Werken des Fleisches ist, sondern aus dem Geist. Du kannst das mit einer Fabrik und einem Garten vergleichen. In einer Fabrik arbeiten Menschen hart, um bestimmte Erzeugnisse herzustellen. In einem Garten wächst das, was gesät worden ist, ohne dass ein Mensch etwas daran tut (außer wahrscheinlich Unkraut zu jäten). Die Frucht des Geistes ist nicht dasselbe wie Gaben des Geistes. Jeder, der den Heiligen Geist empfangen hat, hat auch bestimmte Gaben des Geistes empfangen. Dabei hat jeder Gläubige andere Gaben. Bei der Frucht des Geistes gibt es diesen Unterschied nicht. Es ist eine Frucht, die bei jedem Gläubigen vorhanden sein muss.

Das Wort „Frucht“ steht, wie gesagt, in der Einzahl. Es ist eine Frucht, doch sie besteht aus neun einzelnen Teilen. Dabei kannst du an einen Diamanten denken. Das ist ein Stein, doch mit unterschiedlichem Glanz, anhängig davon, wie das Licht darauf fällt. Du kannst auch an eine Blume mit neun Blättern denken. Wenn du ein Blatt abreißt, hat die Blume ihre Schönheit verloren. So sind auch die neun Teile der Frucht des Geistes nicht einzeln zu haben. Der Heilige Geist will jeden Bestandteil der Frucht im Zusammenhang mit dem Ganzen voll zur Geltung kommen lassen.

1. Der erste Bestandteil, der genannt wird, ist „Liebe“. Das kann man verstehen. Sie ist die Natur Gottes. Gott ist Liebe (1Joh 4:8; 16), und seine Liebe ist durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5:5).

2. Der zweite Bestandteil ist „Freude“. Das ist die Freude, die der Heilige Geist wirkt, wenn wir an Gott denken und an das, was Er für uns in seinem Sohn getan hat, ungeachtet der mitunter schwierigen Umstände, in denen wir uns befinden mögen. Es ist die Freude „im Herrn“ (Phil 3:1), und die ist unsere Stärke (Neh 8:10).

3. „Friede“, das dritte Kennzeichen der Frucht, ist die innere Gelassenheit und Ruhe, die in Gott ist. Es ist der Friede Gottes, der durch den Heiligen Geist in uns bewirkt wird, wenn wir uns durch Ihn leiten lassen. Dieser Friede wird unser Teil sein, auch wieder unabhängig von den mitunter schwierigen Umständen, in denen wir uns befinden mögen. Von diesen dreien, Liebe, Freude und Friede, konnte der Herr Jesus in Johannes 14 und 15 sagen: „meine Liebe“, „meine Freude“ und „mein Friede“ (Joh 14:27; Joh 15:10-11). Zwischen Ihm und dem Geist ist eine völlige Übereinstimmung.

4. Wie wichtig ist „Langmut“ (das vierte Kennzeichen). Wie wird deine Geduld mitunter auf die Probe gestellt, wenn du dich in einer schwierigen, aussichtslosen Lage befindest oder wenn du es mit schwierigen Menschen zu tun hast.

5. „Freundlichkeit“ ist ein Kennzeichen (das fünfte), das sich daran anschließt. In Titus 3 wird dieses Kennzeichen für Gott gebraucht (Tit 3:4, im Griechischen dasselbe Wort wie in Galater 5,22), und es weist auf seine freundliche Gesinnung und wohlwollende Haltung gegenüber Sündern hin. Sind diese Gesinnung und Haltung auch bei dir und mir zu finden? Bestimmt, wenn du dich durch den Geist leiten lässt.

6. „Gütigkeit“ ist ein Kennzeichen (das sechste), worin zum Ausdruck kommt, dass du das suchst, was für den anderen gut ist, und darin herzlich bist. In Epheser 5 (Eph 5:9) ist Gütigkeit (o. Güte; im Griech. wieder dasselbe Wort wie in Galater 5,22) mit der Frucht des Lichts verbunden.

7. „Treue“ (das siebte Kennzeichen): Treu bist du, wenn man dir vertrauen kann, wenn du zuverlässig bist.

8. „Sanftmut“, das achte Kennzeichen, bedeutet, dass du bereit bist, einen niedrigen Platz einzunehmen. Es ist nicht charakterlose Weichlichkeit, sondern eine Haltung, die du bewusst einnimmst und wozu viel geistliche Kraft nötig ist.

9. Die Reihe schließt mit dem neunten Kennzeichen, „Enthaltsamkeit [o. Selbstbeherrschung]“. Der Heilige Geist führt zu einem disziplinierten Leben, wobei man den Impulsen der Leidenschaften und Begierden nicht nachgibt. Er gibt dir die Fähigkeit, dich unter Kontrolle zu halten.

Diese neunfache Frucht wird nicht dadurch bewirkt, dass du dich unter das Gesetz stellst. Nur dann, wenn du dich durch den Heiligen Geist leiten lässt, kommt diese Frucht in ihrer Frische zum Wachsen und Blühen. Beim Herrn Jesus wird diese Frucht in ihrer vollen Reife gefunden. (Ich finde es allerdings etwas schwierig, in Beug auf Ihn von Enthaltsamkeit zu reden. Für mich liegt in diesem Wort der Gedanke an falsche Impulse, die bezwungen werden müssen. Die waren bei dem Herrn Jesus natürlich nicht vorhanden.)

Gal 5:23. Die Frucht des Geistes liegt außerhalb des Bereiches des Gesetzes. Doch wenn das Gesetz auch etwas damit zu tun gehabt hätte, so gibt es bei der Frucht des Geistes nichts, was unter das Gericht des Gesetzes fiele. Alle Kennzeichen oder einzelnen Teile der Frucht des Geistes sind ein Wohlgefallen für Gott, sind nützlich für unseren Mitmenschen und haben eine wohltuende Wirkung auf unser eigenes Glaubensleben.

Gal 5:24. Diese Frucht wird bei denen gefunden, die „des Christus sind“. Sie haben radikal mit dem Fleisch abgerechnet und mit den dazu gehörenden Leidenschaften und Begierden. Für dich bedeutet das, dass du das in die Praxis umsetzen musst, was du bei deiner Bekehrung anerkannt hast. Du hast dich damals mit dem Gericht einsgemacht, das Gott am Kreuz über das Fleisch vollzogen hat. Paulus ruft hier nicht dazu auf, das Fleisch zu kreuzigen, sondern es für gekreuzigt zu halten. Es geht also nicht um einen schmerzhaften und langsamen Prozess der Selbstkasteiung, sondern um die gläubige Annahme dessen, was Gott sagt. Es bezieht sich auf das, was auf dem Kreuz geschehen ist.

Gal 5:25. Bei deiner Bekehrung hast du durch den Geist Leben empfangen. Nun kommt es darauf an, auch durch diesen Geist zu wandeln. Das betrifft das Heute, das Hier und das Jetzt. Das bedeutet, dass eine bestimmte Stellung (Leben durch den Geist) in der Praxis sichtbar werden muss (wandeln durch den Geist).

Gal 5:26. Das Gesetz konnte kein Leben geben und gibt auch keine Kraft für einen Wandel, worin Frucht für Gott hervorkommt. Der letzte Vers zeigt noch einmal, wohin es führt, wenn man das Gesetz halten will: zum Stolz auf das eigene Fleisch und zur Verachtung anderer.

Lies noch einmal Galater 5,22–26.

Frage oder Aufgabe: Lerne die Frucht des Geistes von Herzen auswendig!

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