Galatians 6:2

Einer trage des anderen Lasten

Gal 6:1. Um seine Verbindung mit den Gläubigen in Galatien und auch ihre Verbindung untereinander noch einmal zu betonen, beginnt Paulus seine letzten Ermahnungen mit dem schönen Wort „Brüder“. Dabei sind natürlich die Schwestern mit eingeschlossen. Das ist auch eine gute Einleitung zu den folgenden Versen, aus denen hervorgeht, dass diese Verbindung auf besondere Weise erlebt wird, nämlich durch die gegenseitige Fürsorge, die zu einer „Familiengemeinschaft“ gehört. Im vorigen Kapitel hat Paulus die Werke des Fleisches und die Frucht des Geistes einander gegenübergestellt. Er hat deutlich gemacht, dass das Leben des Christen das Kennzeichen des Heiligen Geistes haben muss, sodass darin die Frucht des Geistes sichtbar wird.

Nun kann es geschehen, dass jemand es unterlässt, in einem bestimmten Augenblick durch den Geist zu wandeln. Auf diesen Augenblick wartet die Sünde und „übereilt“ ihn. So wird es in diesem Vers vorgestellt. Die Sünde liegt auf der Lauer, um in dem Augenblick zuzuschlagen, wo die Wachsamkeit des Gläubigen kurz nachlässt. Und schon begehst du einen Fehltritt: eine Lüge, um dich irgendwo herauszuretten, dem sexuellen Trieb nachgeben, ein Griff nach dem Geld eines anderen, das dort herumliegt. Das Gesetz kennt bei diesen Übertretungen keine Nachsicht, sondern nur gerechte Vergeltung (Heb 10:28). Die Galater, die sich wieder unter das Gesetz stellen wollten, konnten nach der empfangenen Unterweisung über den Heiligen Geist nun angespornt werden, sich mit solch einem Übertreter zu beschäftigen. Man musste allerdings einige Voraussetzungen erfüllen, bevor man sich mit einem sündigenden Bruder beschäftigen konnte und durfte.

Zunächst musste man geistlich sein. Du kannst dich fragen: Wer wagt es, das von sich zu sagen? Ich denke, dass die folgenden Voraussetzungen das klar machen. Jemand, der geistlich ist, wird einen Geist der Sanftmut besitzen. Du gehst dann nicht von oben herab und verurteilend auf den anderen zu. Was für ein Gegensatz zu der Härte des Gesetzes!

Zweitens wird das „Wobei du auf dich selbst siehst“ helfen, dass du dir bewusst bist, dass du nicht besser bist als der andere. Was für ein Gegensatz zu dem Eigendünkel, den gesetzliche Menschen haben. Ein gesetzlicher Mensch ist nicht in der Lage, mit einem anderen zu leiden. Ich muss gut davon durchdrungen sein, dass ich, wenn Gott mich nicht bewahrt, genau dieselben oder noch schlimmere Dinge tue als die, die mein Bruder getan hat. Im Zusammenhang mit diesem Vers traf mich einmal ein Wort aus dem Buch Hiob, woran die gute Gesinnung Elihus gegenüber Hiob sehr schön festzustellen ist. Elihu sagt: „Siehe, ich bin Gottes wie du; vom Ton abgekniffen bin auch ich. Siehe, mein Schrecken wird dich nicht ängstigen, und mein Druck wird nicht schwer auf dir lasten“ (Hiob 33:6; 7). Wenn du dich mit jemand beschäftigen willst, der in Sünde gefallen ist, ist es nötig, dass du dich zu ihm niederbeugst und dich mit ihm und seiner Sünde einsmachst. Das ist die Bedeutung davon, dass der Priester, der für einen anderen ein Sündopfer darbringen musste, es essen sollte (3Mo 6:19). Das ist der Weg, den anderen wieder zur Umkehr zu bringen, wiederherzustellen und dafür zu sorgen, dass er seinen von Gott gegebenen Platz wieder einnimmt.

Gal 6:2. Nach dieser besonderen Form des Lastentragens mit seinen besonderen Voraussetzungen ruft Gal 6:2 alle Gläubigen dazu auf, einander die Lasten zu tragen. Die Lasten, die hier gemeint sind, sind allerlei Arten von Prüfungen und Anfechtungen, die das Leben so schwer machen können. Der Herr Jesus war und ist der große Lastträger. Auf Ihn dürfen wir alle unsere Sorgen werfen (1Pet 5:7). Doch Gott hat es in seiner Weisheit so geregelt, dass wir dabei auch einander helfen dürfen. Auf diese Weise werden wir noch besser den Wert der Gemeinschaft, die wir als Geschwister untereinander haben, erkennen und erfahren. Die Kraft einer örtlichen Gemeinde zeigt sich unter anderem daran, inwieweit Gläubige in der Lage sind, gegenseitig Schwierigkeiten mitzuempfinden und sie zu erleichtern.

Wenn wir einer die Lasten des anderen tragen, erfüllen wir das Gesetz des Christus. Dieses Gesetz bedeutet, dass das ganze Leben des Herrn Jesus darauf ausgerichtet war, den Willen des Vaters zugunsten anderer zu tun. Paulus sagt den Galatern damit gleichsam: Wenn ihr nun unbedingt ein Gesetz haben wollt, dann habt ihr hier eins; dann legt mal los damit. Christus tat niemals etwas für sich selbst.

Gal 6:3. Das ist bei Menschen, die das Gesetz predigen oder halten wollen, völlig anders. Sie meinen, etwas zu sein, meinen, alles selbst zu können, und haben kein Auge für die Not anderer. Doch solche Menschen sind in Wirklichkeit „nichts“. Sie sind blind für die Tatsache, dass im Fleisch „nichts Gutes wohnt“ (Röm 7:18). Sie täuschen sich, wenn sie sich einbilden, doch noch zu etwas Gutem wie zum Halten des Gesetzes fähig zu sein. Solche Menschen messen andere immer an sich selbst und kommen dann gut dabei weg.

Gal 6:4-5. Doch das, was wir sind und was wir tun, sollten wir nicht mit dem vergleichen, was andere sind oder tun. Dein eigenes Werk, alles, was du für Gott tust, deine ganze Haltung und alle deine Taten, kannst du im Licht Gottes prüfen. Es geht um deine ganz persönliche Beziehung zu Gott. Du darfst dich an dem erfreuen, was du für Ihn tun kannst. Und am Ende, vor dem Richterstuhl des Christus, wirst du dich nur für dein eigenes Werk verantworten müssen, deine eigene Last tragen müssen. Letzteres beinhaltet, dass du mit deiner eigenen Last an Tätigkeiten vor Gott erscheinen musst.

Gal 6:6. Die dritte Form des Lastentragens hat mit der Unterstützung derer zu tun, die in dem Wort Gottes unterweisen. Beachte wohl, dass es um die geht, die Unterweisung aus dem Wort Gottes geben, und nicht um Menschen, die allerlei eigene Ideen und Auffassungen über das Wort zum Besten geben. Diese Unterstützung wird Mitteilen von allem Guten genannt. Das kann zuerst einmal in finanzieller Hinsicht geschehen. Hast du einen Blick dafür? Es kann auch ein Mitteilen geistlicher Segnungen sein, wodurch ein Diener des Wortes ermutigt wird. Hast du so jemand schon einmal etwas Schönes vom Herrn Jesus, oder etwas, was du mit Ihm erlebt hast, erzählt? Du kannst dieses „Mitteilen“ auch weiter auf allerlei praktische Dinge anwenden wie z. B. jemand irgendwo hinbringen oder ihm eine Unterkunft bieten usw.

Lies noch einmal Galater 6,1–6.

Frage oder Aufgabe: Wo siehst du Aufgaben zum Lastentragen? Arbeitest du da auch mit?

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