Genesis 21:14-19

Abraham vertreibt Hagar und Ismael

Nach der Beschneidung folgt die Phase, die mit der Entwöhnung des Kindes beginnt. Das zeigt uns, dass Isaak selbstständig wird. Er ist nicht mehr abhängig von der Nahrung, die seine Mutter ihm gibt, sondern ist jetzt in der Lage, selbst Nahrung zu sich zu nehmen. Darin ist er auch ein Bild eines Gläubigen, der zur geistlichen Selbstständigkeit heranwächst, um als selbstständiger Gläubiger weiter zu wachsen.

Das heißt nicht, dass Wachstum losgelöst von anderen stattfindet, sondern spricht von einem eigenen Verhältnis zum Herrn. In diesem Heranwachsen wird gerade die Hilfe anderer sehr wertvoll sein. So hat der Herr es auch beabsichtigt, dass „die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten“ (1Kor 12:25b).

Für den Glauben ist das Wachstum ein Anlass zu einem Fest. Aber für das Gesetz, wovon Ismael ein Bild ist, ist das anders. Der treibt damit seinen Spott. Dass Ismael ein Bild von dem Gesetz ist und von Menschen, die sich unter das Gesetz stellen und danach leben wollen, sehen wir in Galater 4 (Gal 4:21-31). Dort weist Paulus auf Isaak und Ismael und ihre Mütter hin. Er nennt die Namen der Mütter nicht. Es geht nicht um ihre Namen, sondern um ihre Positionen, denn die wird von den Müttern auf ihre Kinder übertragen.

Nachdem er auf die Position hingewiesen hat, weist er auf die Herkunft der zwei Söhne hin. Ismael wurde durch ein eigenwilliges Handeln des Abraham geboren, aber Isaak kam durch ein Versprechen von Gott. Welche geistlichen Lektionen hier von den Galatern und von uns gezogen werden müssen, wird im erwähnten Abschnitt deutlich.

Am Ende dieses Abschnitts sehen wir die Bedeutung der Vertreibung von Ismael. Diese Bedeutung ist, dass das, was nach dem Fleisch geboren ist, immer verfolgt, was nach dem Geist geboren ist (Gal 4:29). Wer nach dem Geist geboren ist und danach auch konsequent leben will, wird Verfolgung seitens der Menschen erfahren, die Gott in eigener Kraft dienen wollen. Verfolgung ist unvermeidlich, weil das Leben aus Glauben eine große Anklage gegen jede Form von Religion ist, die die eigene Leistung in den Vordergrund stellt.

Wer nach dem Gesetz leben will, sinnt auf die Dinge des Fleisches und „die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott“ (Röm 8:7). Es gibt keine Verbindung zwischen dem Fleisch und dem Gesetz auf der einen Seite und dem Geist auf der anderen. Aus dem Fleisch kommt nichts hervor, was von Gott anerkannt und akzeptiert und gesegnet werden kann. Für Abraham ist aller Segen mit dem Sohn der Verheißung verbunden. In ihm wird die Nachkommenschaft versprochen und nur diese Nachkommenschaft bekommt den versprochenen Segen (Röm 9:7; Heb 11:18). So ist für den Menschen der Segen Gottes mit dem Glauben an Christus verbunden, den Sohn der Verheißung. Der Unglaube, das Fleisch, hat daran keinen Anteil.

Deshalb schließt Paulus die Erklärung dieser Geschichte wie folgt ab: „Aber was sagt die Schrift? „Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus, denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien“ (Gal 4:30). Der Segen Gottes ist nie erreichbar durch eine Art Zusammenarbeit von Gesetz und Gnade. Alles, was mit dem Gesetz zu tun hat, muss aus dem Leben und Denken des Christen verschwinden.

Es ist eine schwere Lektion zu erkennen, dass für das Fleisch kein Platz ist. Das empfand Abraham auch. Er wollte Hagar und Ismael nicht vertreiben. Gott selbst musste eingreifen, um ihn von der Richtigkeit von Saras Entscheidung zu überzeugen. Dann gab es jedoch kein Zögern mehr. Abraham schickt Hagar und Ismael weg, nachdem er sie mit dem Notwendigen für unterwegs versorgt hat.

Wie wir in Galater 4 lernen, stellt Hagar das Gesetz dar (Gal 4:24; 25). Ihr Sohn Ismael ist ein Bild von Israel unter dem Gesetz. Dieses Volk, das keine Verbindung mit dem Sohn der Verheißung hat, das Ihn sogar verspottet und verworfen hat, irrt umher, so wie Hagar und Ismael umherirren. Aber Gott geht seinen Weg mit diesem Volk.

Er hört die Stimme des Knaben. Wir lesen nicht, dass Ismael ein Wort zu Gott gesprochen hat, aber er wird mit seiner Mutter mitgeweint haben und Gott hat das laute Schreien gehört. Der Ort, wo er weint, ist an einem Brunnen in der Wüste „Beerseba“, was „Brunnen des Eides“ bedeutet. So wird Gott auch sein Volk hören, wenn sie über den Erstgeborenen wehklagen werden, wenn sie auf den blicken werden, den sie durchbohrt haben (Sach 12:10).

Hagar bekommt den Auftrag, ihren Sohn bei der Hand zu nehmen. Gottes gnädiges Eingreifen bedeutet nicht, dass der Mensch nichts mehr zu tun braucht. Sie bekommt auch die Verheißung, dass ihr Sohn eine große Nation werden wird. Nach diesen Worten öffnet Gott Quellen der Fürsorge, für die sie vorher blind war.

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