Genesis 3:1-5

Einleitung

Die Unberührtheit der Natur und der Zustand der Unschuld, worin der Mensch gelebt hat, ist nur von kurzer Dauer gewesen. Sobald Gott mit seinem Werk zum Segen des Menschen fertig ist, erscheint Satan in Gestalt einer Schlange auf der Bildfläche. Sein Ansinnen ist es, das zu verderben, was Gott gemacht hat. Der Herr Jesus nennt ihn „einen Menschenmörder von Anfang an“ und „ein Lügner und ihr Vater“ (Joh 8:44; Off 12:9).

So ist es mit allem gegangen, was Gott dem Menschen in Gnade und zum Segen anvertraut hat. Jedes Mal ist es Satan durch die Untreue des Menschen gelungen, in die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen einzudringen. Der Anlass dazu lag und liegt immer in dem schwachen Teil dieser Beziehung: dem Menschen. Wenn ein Mensch nicht vollkommen auf Gott vertraut, fällt er der Verführung Satans zum Opfer.

Aber es hat einen Menschen gegeben, bei dem Satan keinen Angriffspunkt gefunden hat: der Mensch Christus Jesus. Dieser Mensch ist die Garantie dafür, dass alles, was Gott gemacht hat, wiederhergestellt werden wird, so wie Gott es beabsichtigt hat.

Die Schlange

Der Versucher kommt in Gestalt der Schlange zu Eva. Adam hatte den Tieren Namen gegeben und damit seine Souveränität und Einsicht über die Tiere gezeigt. Adam war zusammen mit Eva Gebieter der Tiere und Haupt der ganzen Schöpfung.

Die Tatsache, dass Tiere nicht reden können und hier ein Tier spricht, muss für Eva ein deutliches Signal sein, dass dies nicht die Stimme Gottes ist. Satan benutzt die Schlange als Medium, um selbst verborgen zu bleiben. Sie ist das erste Medium in der Geschichte der Menschheit. Hier nimmt die Welt des Okkultismus ihren Anfang.

Ein wichtiger Punkt ist die Art der Schlange. Sollen wir die Schlange wörtlich oder bildlich nehmen? Eine sinnbildliche Schlange führt zu einer künstlichen Interpretation des Textes:

1. Die Beschreibung, dass die Schlange „listiger als alle Tieren des Feldes“ war, bleibt unverständlich.

2. Das Urteil über das Tier ist dann auch unsinnig. Dies wird deutlich an den Bestandteilen des sie betreffenden Fluches:

a. Sie ist verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes,

b. auf ihrem Bauch wird sie kriechen,

c. Staub wird sie fressen,

d. es wird ständige Feindschaft zwischen der Schlange und dem Menschen bestehen.

3. Es wird gegen die Ausdruckweise in anderen Stellen verstoßen, die sich auf dieses Kapitel beziehen (Jes 65:25; Mich 7:17). Wenn der Herr Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Seid nun klug (oder: weise) wie die Schlangen“ (Mt 10:16), ruft Er uns sicher nicht dazu auf, die „alte Schlange“, das ist Satan, nachzuahmen!

4. Jedenfalls kann man im Fall einer bildlichen Schlange nicht mehr sagen, dass die (buchstäbliche) Schlange Eva durch ihre List verführt hat, wie Paulus sagt (2Kor 11:3).

Kurz gesagt, wir müssen das wörtliche Reden eines wirklichen Tieres, so wie es hier steht und es ein unvoreingenommener Bibelleser liest, als Aussage des Textes stehen lassen.

Eine andere Frage, die wir in diesem Zusammenhang stellen können, ist, ob Paulus sich vielleicht irrt, wenn er die List des Instruments Satans im Garten Eden benutzt – die buchstäbliche Schlange (2Kor 11:3) – und sie mit der List der menschlichen Werkzeuge Satans vergleicht (2Kor 11:14; 15).

Solch ein Fehler liegt nicht vor. Dies wird deutlich, wenn wir genau lesen. Er spricht von der List dieses Werkzeugs des Bösen im Gegensatz zu den falschen Aposteln, die Diener des Satans sind. Wir sehen auch eine klare Unterscheidung zwischen der buchstäblichen Schlange und Satan. Es heißt nicht: Denn die Schlange selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an!

Wenn wir sagen, dass in 1. Mose 3 die Manifestation des Satans eine Art Fata Morgana war, etwas, das sich im Kopf der Eva abspielte, unterminiert dies den historisch geschehenen Sündenfall. In diesem Fall hätte dieses Kapitel nur Beispielcharakter, nach dem Motto: Wir werden alle vom Satan versucht, wenn wir vor wichtigen Entscheidungen stehen. Aber dann ist der Mensch kein gefallenes Geschöpf mehr!

Satan wählt Eva als Gesprächspartner und nicht Adam. Satan weiß, dass sie das schwache Glied der Kette ist. In seiner Belehrung über das Verhalten von Männern und Frauen im Haus Gottes, bezieht sich Paulus auf das, was hier geschieht (1Tim 2:11-14).

Mit einer listigen Frage eröffnet der Satan das Gespräch. Mit seiner Frage versucht er, Zweifel und Misstrauen zu säen hinsichtlich dessen, was Gott gesagt hat. Seine List gelingt. Unzählige Male ist seitdem von Satan diese Frage gestellt worden: „Hat Gott wirklich gesagt?“ Und er hat damit zahllose Erfolge gehabt.

Der Sündenfall

Es gelingt der Schlange, Eva durch ihre List zu verführen (2Kor 11:3). Eva sieht die Dinge nun nicht mehr so, wie Gott sie gesagt hat, sondern wie die Schlange es ihr vorgaukelt. Hören wir nicht auch häufig Stimmen in Bezug auf deutliche Aussagen des Wortes Gottes, z. B.: „Du musst die Dinge anders sehen“? Wer sich dem öffnet, verliert Gottes Sicht auf die Dinge und wird zur Beute eines anderen. Anstatt die Schlange an Adam zu verweisen, beginnt Eva selbst ein Gespräch mit ihr. Sie öffnet sich deren Einflüsterungen. Ihre Antwort zeigt schon, dass das suggestive Reden der Schlange erfolgreich ist.

Aus ihrer Antwort geht hervor, dass in ihrem Denken der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen in der Mitte des Gartens steht (1Mo 3:3), während Gott den Baum des Lebens in die Mitte des Gartens gestellt hat (1Mo 2:9). Wenn der Mensch einen anderen Mittelpunkt hat als Gott, liegt er immer falsch. Ihre Antwort verrät noch etwas: Sie fügt dem Gebot Gottes etwas hinzu. Gott hatte gesagt, dass sie nicht davon essen sollten; Eva macht daraus, dass sie nicht von der Frucht essen und sie auch nicht anrühren sollten. Sie macht das Gebot Gottes schwerer, als Gott es gegeben hatte.

Jetzt hat die Schlange eine gute Möglichkeit, um ihr tödliches Gift einzuspritzen. Die Schlange leugnet offen die Güte Gottes. Sie stellt Ihn als jemanden dar, der den Menschen das Gute vorenthält. Damit sagt sie eigentlich: Gott hat euch nicht wirklich lieb. Das ist die höchste denkbare Verunehrung Gottes, der LIEBE ist: „Gott ist Liebe“ (1Joh 4:8; 16). Mit dieser Darstellungsweise von Gott hat Satan auch immer wieder zahllose Erfolge verbucht.

Die Frau ist jetzt in ihrem Denken so irregeleitet, dass sie die „Ansicht“ Satans übernimmt. In der Meinung, dass Satan das Beste mit ihr vorhat, vertraut Eva ihm mehr als Gott. Sie beurteilt Gott anhand der Lüge Satans. Sie schaut auf den Baum und sieht ihn so, wie ihn Satan vorgestellt hat. Es ist tatsächlich eine prachtvolle Frucht. Sollte man davon nicht essen dürfen? Das kann Gott doch so nicht gemeint haben. Die Begierde, von der Frucht zu nehmen, ist geboren.

Durch die Begierde verführt und verlockt, wird sie besessen von dem Verlangen, das Satan in ihr geweckt hat: Einsicht zu bekommen und dadurch wie Gott zu sein. Das Begehren gebiert die Sünde; die Sünde aber gebiert den Tod (Jak 1:14; 15). Sie nimmt und isst und gibt auch ihrem Mann und dieser isst auch. Dramatische Taten mit unwiderruflichen, tief tragischen Folgen. Mit ihrem Tun lassen sie erkennen, dass sie Gott für den Genuss einer Frucht verwerfen.

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