‏ Genesis 38:1-26

Juda zieht von seinen Brüdern hinab

Die Geschichte von Joseph wird unterbrochen durch das, was mit Juda geschieht. Neben vielen praktischen Lektionen hat diese Geschichte vor allem eine prophetische Bedeutung. Joseph ist ein Bild des Herrn Jesus. Im vorigen Kapitel ist er von seinen Brüdern verworfen und nach Ägypten verkauft worden. Im nächsten Kapitel geht seine Geschichte in Ägypten weiter.

Dieses Kapitel stellt die gegenwärtige Zeit vor, die Zeit seit der Verwerfung des Herrn Jesus. Der Herr Jesus wurde von seinen Brüdern verworfen, dem Volk Israel, das hauptsächlich aus Juden bestand, ein Name, der von Juda abgeleitet ist. Wir sehen Juda hier getrennt von seinen Brüdern, den anderen Stämmen. Israel hat seinen Messias verworfen und dann Hurerei mit der Welt getrieben. Wir sehen dies in der Verbindung von Juda mit der Tochter des Kanaaniters Schua. In dieser Geschichte sehen wir in Juda ein von Gott abgeirrtes Volk.

Die Geschichte Judas steht in großem Gegensatz zu der Geschichte Josephs. Joseph weigerte sich zu sündigen und wandelte in Reinheit (Ps 119:9). Juda war ein Mann, der nicht Herr seiner Lüste war, sondern sich durch sie leiten ließ. Die tiefe Verdorbenheit der menschlichen Natur wird durch den Heiligen Geist in dieser Geschichte unverblümt gezeigt. Es ist ein Kapitel voller Sünden. Es scheint so, als würde hier der Hintergrund für die Notwendigkeit des Todes des Herrn Jesus aufgezeigt, wodurch glücklicherweise heute, in der Gnadenzeit, jede Sünde vergeben werden kann (Mt 12:31a).

Wer wegzieht von der Gesellschaft, in der Gottes Gegenwart und Segen zu finden sind, der kann nur einem eigensinnigen Weg voller Elend folgen. Man sieht nicht mehr auf den Herrn, sondern auf das, was vor Augen ist. Juda ließ sich von seinen Augen leiten. Er „sah“ (1Mo 38:2) und nahm eine kanaanitische Frau. Das hatte Abraham seinem Knecht in Bezug auf seinen Sohn verboten (1Mo 24:3).

Juda, seine Söhne und Tamar

Aus dieser bösen Verbindung, die Juda einging, konnte nur Bosheit hervorkommen. Gher, sein erstgeborener Sohn, wird von dem HERRN getötet. Als Grund wird angeführt, dass er in den Augen des HERRN böse war. Was er genau getan hat, wird nicht gesagt. Es war in jedem Fall so schlimm, dass der HERR ihn tötete. Gott regiert und straft alles Böse.

Onan wird auch getötet, aber nicht wegen Selbstbefriedigung – fälschlicherweise manchmal „Onanie“, nach Onan, genannt (mehr lesen: https://www.kingcomments.com/de/themen/mann-frau-familie/sexualitat--eine-gabe-gottes). Es geht bei Onan nicht um Selbstbefriedigung, sondern um seine Weigerung, seinem Bruder Nachkommen zu erwecken, die nicht ihm selbst zugerechnet würden. Diese Gewohnheit, dass der Bruder die Witwe heiratet, um für seinen verstorbenen Bruder Nachkommen zu zeugen, wurde später zum Gesetz gemacht (5Mo 25:5).

Juda verspricht Tamar, dass sie später seinen jüngsten Sohn heiraten dürfe, um Nachkommen zu erhalten. Das Versprechen erfüllt er aus egoistischen Erwägungen nicht (1Mo 38:11).

Juda hurt mit Tamar

Als Tamar sieht, dass Juda sein Versprechen nicht einhält, nimmt sie Zuflucht zu einem niedrigen Trick. Sie gibt sich als eine Hure aus. Sie sieht bei dem Scheren der Schafe die Gelegenheit, Juda zu verführen. Mit der Schafschur waren immer Feste und Leichtsinnigkeit verbunden.

Die Sünde Tamars ist nicht gutzuheißen, wohl aber zu verstehen. Sie fordert ihr Recht ein, und sieht dafür keinen anderen Weg als durch Hurerei. Wie verwerflich der Weg auch ist, den Tamar wählt, Juda ist derjenige, der, wie die Schrift es sagt, ihr den Anlass zu ihrem Fall gibt und sie dadurch in Sünde bringt. Tamar kannte Juda. Sie wusste, dass er sich einer Frau nicht verweigern würde, die sich ihm anbietet. Das zeigt den niedrigen moralischen Zustand von Juda. Wofür bin ich bekannt? Juda wird von seiner als Hure verkleideten Schwiegertochter betrogen, genauso wie er seinen Vater mit dem Ärmelkleid Josephs betrogen hat (1Mo 37:31; 32).

Die Sünde Judas beginnt mit dem Auge, er sieht sie. Er hat ein Herz und Augen voll Ehebruch (2Pet 2:14). Als Juda zu ihr eingehen will, verlangt sie ein Pfand von ihm, und zwar seinen Siegelring, seine Schnur und seinen Stab. Das alles verliert ein Mensch, wenn er sich in die Sünde begibt: Den Siegelring, ein Bild von Treue und Eigentum (irgendwo sein Siegel aufdrücken). Die Schnur spricht von einem Erbteil (Ps 16:6), er verliert den Genuss an seinem Erbe. Sein Stab ist ein Bild seiner Stütze, und auch den liefert er bei einer unbekannten Frau ab. Juda gibt alles aus der Hand: Seine Treue, seine Besitzansprüche, seine Persönlichkeit, seinen Wohnort, seine Lebensumstände und schließlich das, wovon er Kraft für seinen Wandel bekommt.

Tamar kennt nicht nur die Untreue Judas, sondern auch seine Unaufrichtigkeit. Seinem Wort ist nicht zu trauen. Darum verlangt sie ein Pfand. Untreue in der Ehe und Untreue in anderen Beziehungen (z. B. im Beruf) gehen Hand in Hand.

Die „Bezahlung“ des Judas

Die Art von Freundschaft, die Juda mit dem Adullamiter pflegt, ist die von Sündern untereinander. Diese Freundschaft besteht in der Unterstützung und Verdeckung der Sünde. Ein wahrer Freund weist seinen Freund auf das Böse hin und wird versuchen, das Böse zu vermeiden, oder, wenn es bereits geschehen ist, seinen Freund zum Bekenntnis zu bringen.

Als sein Freund erfolgslos zurückkehrt, kümmert Juda sich nicht länger um den Verlust seiner Sachen. Weitere Nachforschung würde bedeuten, dass er sich lächerlich machen würde. Diesen Gesichtsverlust will er nicht erleiden. Hat er nicht sein Bestes getan, um das zu tun, was er versprochen hatte? So spricht er sein Gewissen rein, aber er ignoriert Gott, der ihn zu seiner Zeit mit seiner Sünde konfrontieren wird.

Die Sünde Judas wird aufgedeckt

Als Juda von der Schwangerschaft seiner Schwiegertochter hört, fällt er ein hartes Urteil über sie. Dieses Urteil ist für ihn auch vorteilhaft, weil er sie jetzt sicher nicht mehr seinem Sohn Schela zu geben braucht. Menschen, die mit Leichtigkeit und ohne Bedauern eine schwere Sünde begehen, sind oft sehr streng in der Beurteilung der Sünden anderer. So verurteilen sie jedoch sich selbst (Röm 2:1).

Alle Sünden, die im Verborgenen geschehen sind, werden einmal offenbar werden. Eines Tages wird alles ans Licht kommen. Das ist dann, wenn der Herr Jesus regieren wird. Hier wird Juda mit seiner Sünde in einer Weise konfrontiert, die es unmöglich macht, sie zu leugnen. Er erkennt seine Sünde und sagt, dass Tamar in dieser Sache im Recht ist. Er erkennt auch, dass seine Sünde aus einer anderen Sünde hervorgegangen ist, nämlich der, dass er Tamar seinen Sohn Schela vorenthalten hat. Wenn in einer Sünde ausgeharrt wird, ebnet das den Weg für weitere Sünden. Dass das Bekenntnis von Juda echt ist, zeigt er darin, dass er mit Tamar keine Gemeinschaft mehr hat.

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