Hebrews 10:1-4

Ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun

Heb 10:1. Das Wörtchen „Denn“ zeigt, dass der Schreiber seine Ausführung fortsetzt. Er vergleicht die vielen unvollkommenen Tieropfer früherer Zeit mit dem einen vollkommenen Opfer Christi. Er spricht über „das Gesetz“, weil das die Grundlage des ganzen von Gott eingerichteten Gottesdienstes für sein Volk Israel im Alten Testament ist. Von diesem ganzen Dienst sagt er, dass der „einen Schatten der zukünftigen Güter“ hat. Damit will er sagen, dass das Gesetz etwas über gute Dinge sagt, die Gottes Volk und die ganze Schöpfung in der Zukunft, im Friedensreich, genießen werden. Aber es ist nur ein Schatten davon, das heißt eine vage Wiedergabe. Dieser alttestamentliche Gottesdienst ist „nicht der Dinge Ebenbild selbst“. Ein Bild zeigt schon mehr von der Wirklichkeit als ein Schatten. Ein Bild ist eine naturgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit. Und doch ist auch ein Bild nicht die Wirklichkeit. Das wird aus dem Folgenden deutlich.

Als Beweis deutet er erneut auf die Wiederholung der Schlachtopfer hin, die alljährlich am großen Versöhnungstag dargebracht wurden. Gerade ihre wiederholte Darbringung beweist, dass ein Opfer die, die Gott nahten, nicht vollkommen machte. Indem man immer wieder nur dieselben Schlachtopfer darbrachte, wurde man daran erinnert, dass Vergebung und Versöhnung notwendig waren. Gleichzeitig wurde dadurch jedoch deutlich, dass der ganze Dienst unvollkommen war. Es machte die, die den Gottesdienst ausübten, vor Gott nicht vollkommen. Die Opfer gaben dem Opfernden kein vollkommenes Gewissen im Blick auf die Vergebung seiner Sünden.

Heb 10:2. Wenn ein Opfer gebracht worden wäre, durch das der Opfernde kein Gewissen von Sünden mehr gehabt hätte, wäre es danach nicht mehr nötig gewesen, noch ein weiteres Opfer darzubringen. Der ganze Opferdienst hätte dann seine Daseinsberechtigung verloren. Ein solches Opfer hätte dann ein vollkommenes Gewissen gegeben, das heißt ein Gewissen, das durch die Vergebung von den Sünden gereinigt ist. Die Folge wäre, dass keine Angst vor Gott mehr da wäre wegen irgendeiner Sünde.

Heb 10:3. Doch was siehst du bei Israel? Dort siehst du, dass durch das alljährliche Darbringen dieser Opfer die Sünden beständig in Erinnerung gebracht werden. Von einem wirksamen Opfer ist keine Rede. Das macht die Lehre und die Praxis des Messopfers in der römischen Kirche so verwerflich. Im Messopfer wiederholt die diese Kirche immer wieder das Opfer. Ihre Anhänger bleiben bezüglich der Vergebung ihrer Sünden in Ungewissheit.

Heb 10:4. Niemals konnte oder kann das Blut von Tieren oder ein Messopfer irgendetwas an der Schuld des Menschen machen. Es ist unmöglich, dass dadurch Sünden weggenommen werden. Das Wort „wegnehmen“ hat eine sehr starke Bedeutung. Es ist das vollständige Entfernen der Sünde, so dass sie nicht mehr vorhanden ist. Es ist ganz und gar verwerflich, diese Wirkung irgendeinem Opfer zuzuschreiben, das ein Mensch bringt.

Heb 10:5. Du könntest jetzt fragen: Warum hat Gott dann seinem Volk die Opfer vorgeschrieben, was bedeutet das, oder welche Absicht hatte Er dabei? Die einzige Bedeutung der Tieropfer lag darin, auf das Opfer Christi hinzuweisen. Das kann man an der schönen Art und Weise sehen, wie der Schreiber in den Heb 10:5-7 den Übergang von den Tieropfern zu dem Opfer Christi beschreibt. Dazu gebraucht er einige Versen aus Psalm 40 (Ps 40:7-9). Der Schreiber, geleitet durch den Heiligen Geist, sagt hier etwas, was du in Psalm 40 nicht liest. Er erklärt, dass der Herr Jesus diese Verse ausgesprochen hat, und zwar kurz bevor Er Mensch wurde und in die Welt kam. Auch macht dieses Zitat deutlich, dass dieser Psalm in Wirklichkeit von dem Herrn Jesus handelt, obwohl David ihn gedichtet hat. Durch dieses Zitat erfährst du, was Christus zu Gott sagte, als Er es auf sich nahm, den Willen Gottes zu tun. Gleichzeitig hast du hier einen Beweis seiner Existenz, bevor Er Mensch wurde.

Obwohl der Name Christi nicht genannt wird, kann mit „er“ niemand anders gemeint sein. Denn Christus ist Mensch geworden und in die Welt gekommen. Er spricht zu Gott über die Schlachtopfer und Speisopfer, die unter dem alten Bund dargebracht wurden. Er sagt von ihnen, dass Gott sie nicht wollte. Das betrifft natürlich nicht Gottes Vorschrift, dass diese Opfer gebracht werden sollten, denn es war gerade sein Wille, dass sein Volk sie brachte. Aber Gott hat sie nicht gewollt oder sogar beabsichtigt in dem Sinn, dass diese Opfer wirklich Sünden wegnehmen konnten. Er konnte jedem Israeliten, der mit einem solchen Opfer (und mit aufrichtigem Herzen) kam, vergeben, weil Er in diesem Opfer Christus sah. Er selbst gab Christus als das wahre Opfer, indem Er Ihm einen Leib bereitete. Das bedeutet, dass Gott wollte, dass Christus Mensch wurde. Und welche Verpflichtung hat ein Mensch Gott gegenüber? Gehorsam zu sein.

Dadurch dass der Herr Jesus Mensch wurde, verpflichtete Er sich, den ganzen Willen Gottes zu tun. Wenn du dir den Text in Psalm 40 noch einmal anschaust, dann fällt dir wohl auf, dass dort steht: „Ohren hast du mir bereitet“ (Ps 40:7) Wörtlich heißt es im Hebräischen: „Ohren hast du mir gegraben“, und „graben“ bedeutet bereitet, um zu gehorchen. Der Heilige Geist hat jedoch, wie Er das öfter tut, die griechische Übersetzung (die Septuaginta) von Psalm 40,7–9 gebraucht. In der Septuaginta ist „Ohren hast du mir bereitet“ übersetzt mit „einen Leib aber hast du mir bereitet“. Weil das die wirkliche Bedeutung wiedergibt, zitiert der Heilige Geist das hier. Man kann sagen, dass dadurch das Ohr mit dem Leib gleichgesetzt wird. Du kennst vielleicht den Ausdruck „ganz Ohr sein“. Das war bei dem Herrn Jesus der Fall. Sein Leib war nichts als Bereitwilligkeit, damit zu tun, was Gott Ihm sagte. Das offene Ohr war das Mittel, durch das Er auf den Willen seines Gottes hörte, und der Leib war das Mittel, durch das dieser Wille ausgeführt wurde. Der Herr Jesus hat einen Leib angenommen und wird ihn niemals mehr aufgeben.

Es gibt noch zwei Texte, die vom „Ohr“ des Herrn Jesus handeln. Der eine Text spricht vom „Durchbohren“ des Ohres (2Mo 21:6), der andere vom „Öffnen“ des Ohres (Jes 50:4). In diesen drei Texten über das Ohr kannst du eine Reihenfolge in Bezug auf das Leben des Herrn auf der Erde sehen. Sie handeln von seinem Kommen in die Welt (Ps 40:7; 8), von seinem Weg durch die Welt (jeden Morgen öffnete Er sein Ohr; Jes 50:4) und von seinem Hingehen aus der Welt (Er gab sich am Ende seines Lebens für die Seinen hin, um ihnen auf ewig zu dienen; 2Mo 21:6).

Heb 10:6. Der Leib des Herrn Jesus ist also das wahre Schlachtopfer (o. Friedensopfer) und Speisopfer. Nachdem der Herr Jesus seine Zustimmung gegeben hat, Gottes Willen zu tun, spricht Er zu Gott über zwei weitere alttestamentliche Opfer: über das Brandopfer und das Sündopfer. Auch von ihnen sagt Er, dass Gott diese Opfer nicht gebrauchen konnte, um Sünden wegzunehmen. Er stellt fest, dass der ganze Opferdienst im Alten Testament keine Situation bewirken konnte, in der Gott den Menschen segnen konnte.

Heb 10:7. Nachdem dies durch das völlige Versagen des Menschen deutlich geworden war, bot der Herr Jesus sich an, den Willen Gottes zu tun. Er tat das in der vollkommenen Kenntnis dessen, was im Alten Testament über Ihn geschrieben stand. Das Alte Testament spricht ja überall von Ihm und seinem Kommen auf die Erde (vgl. Mt 5:17; Lk 24:27). Er wusste, dass der Augenblick seines Kommens nun da war und dass der Zeitpunkt seines Kommens vollkommen mit der Zeit übereinstimmte, die Gott festgesetzt hatte (Gal 4:4). Es war nach dem Willen Gottes die Zeit, seinen Ratschluss, der in der Rolle des Buches enthalten war, auszuführen. Der Wille Gottes ist hier: seinem Volk Vergebung, Vollkommenheit und Zugang zum Heiligtum und schließlich den Eingang ins Friedensreich zu ermöglichen.

Obwohl sein Kommen im Ratschluss festlag, bietet Christus sich doch in vollkommener Freiheit an, alles zu erfüllen. Er erklärt, dass Er den Willen Gottes tun wird. Solch eine Aussage wäre im Mund jedes Menschen Prahlerei. Bei Ihm ist es Vollkommenheit. Was Er im Himmel erklärt, tut Er auf der Erde

Heb 10:8. In diesem Vers erläutert der Schreiber das Zitat. Er wiederholt, was der Herr Jesus „vorher“ sagte, das heißt bei seinem Kommen in die Welt (Heb 10:5): dass Gottes Wille nicht durch Tieropfer oder Speisopfer erfüllt werden konnte, obwohl Gott selbst sie als Opfer eingesetzt hatte. Aber sie konnten keine Grundlage für Gottes Plan mit dem Menschen und der Schöpfung bilden.

Heb 10:9. Darum ist es so gewaltig, dass ein „dann“ folgt mit der Zusage des Herrn Jesus: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“ Gottes Plan würde ausgeführt werden durch Ihn, der kommen und das vollkommene Opfer bringen würde. Und Er hat es getan!

Durch das, was Er getan hat, hat Er das Erste weggenommen und durch etwas anderes ersetzt. Das „Erste“ ist alles, was Gott im Alten Testament für sein Volk eingerichtet hatte. Alles hatte sich als unzureichend erwiesen. Als der Herr Jesus kam, nahm Er die Stelle dieses ganzen Gottesdienstes. Alles, was Gott in diesem Gottesdienst vom Menschen forderte, hat der Herr Jesus vollkommen ausgeführt und erfüllt. Er nimmt die Stelle all der Vorbilder ein, die Gott vorgeschrieben hatte, Er hat sie ersetzt. Der „Schattendienst“ hat der Wirklichkeit Platz gemacht, und also ist für den Schattendienst kein Raum mehr. Jede Grundlage für seine Existenz ist weggenommen.

Er hat jedoch nicht nur „das Erste“ weggenommen, Er hat auch „das Zweite“ aufgerichtet. Er hat auch den Grundsatz verändert, durch den der Mensch Gott nahen kann. Um Gott nahen zu können, forderte das Gesetz vollkommenen Gehorsam. Auf dieser Grundlage war es jedoch nicht möglich, zu Gott zu kommen. Jetzt, wo der Herr Jesus Gottes Willen vollkommen ausgeführt hat, ist Er die Grundlage unserer Beziehungen zu Gott. Durch Ihn als das neue und vollkommene Opfer gibt es einen neuen Bund mit einem neuen Priestertum, das Gott in einem neuen, himmlischen Heiligtum nahen kann.

Lies noch einmal Hebräer 10,1–9.

Frage oder Aufgabe: Welche Unterschiede siehst du zwischen den früheren Opfern und dem wahren Opfer?

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