Hebrews 10:37

Der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben

Heb 10:28. Wir haben nun einen Abschnitt vor uns, in dem aufs Neue vor dem Abfallen gewarnt wird. Die Folgen davon werden in abschreckender Weise vorgestellt. Es geht dabei nicht um eine Kleinigkeit! Es geht darum, dass jemand das einzige Opfer, das Gott in seinem Sohn gegeben hat, verwirft, und zwar nachdem er dieses Opfer zunächst angenommen hatte. Das ist nichts anderes als bewusste Auflehnung gegen Gott. Solche Auflehnung gegen Ihn – während man seinen Willen kennt – nahm und nimmt Gott sehr übel. Schau dir einmal das Gesetz Moses an. Jemand, der das verwarf, das heißt, es mit Füßen trat und verachtete (also nicht aus Versehen übertrat), starb ohne Barmherzigkeit. Allerdings mussten zwei oder drei Zeugen dieses Aufstands da sein (4Mo 15:30-36).

Heb 10:29. Wenn Gott Rebellion unter dem alten Bund schon so bestrafte, um wie viel schwerer muss dann die Strafe für jemanden sein, der gegen den neuen Bund rebelliert. Die schwerere Strafe ist das ewige Gericht, während es im Alten Testament um ein zeitliches Gericht ging. Aber diese schwerere Strafe passt auch zu dem Ernst der Sünde. Es geht um nichts weniger als darum, den Sohn Gottes mit Füßen zu treten, den ewigen Sohn, und sein Werk zu verachten.

Man kann sagen, dass es bei der Übertretung des Gesetzes lediglich um Ungehorsam ging. Das war schon schlimm, aber noch schlimmer ist es, die Gnade Gottes und das, was Er in seinem Sohn getan hat, zu verachten. Es bedeutet, den ganzen Heilsplan Gottes mit einer Verachtung zu verwerfen, die keine Hoffnung auf eine Umkehr mehr zulässt. Wenn man etwas mit Füßen tritt, verachtet man es. So behandelt der Namenschrist den Sohn Gottes, wenn er Ihn – nachdem er Ihn zuerst als den Sohn Gottes anerkannt hat – später wieder gegen einen tastbaren Gottesdienst eintauscht. Es ist die größte Ablehnung, die Ihm widerfahren kann. Eine solche Behandlung lässt den Herrn Jesus als Lügner erschienen, und sein Werk wird als nutzlos abgestempelt.

Letzteres zeigt sich in der Ablehnung des Blutes des Bundes. Durch dieses Blut war der Bekenner geheiligt, das heißt äußerlich abgesondert. Es ist dieselbe Heiligung, die auch für den ungläubigen Mann gilt, dessen Frau zum Glauben gekommen ist (1Kor 7:14). Er bekannte, hinter dem Blut zu stehen wie alle Glieder der Gemeinschaft, der er sich angeschlossen hatte, aber er glaubte nicht an die Kraft des Blutes. In einem bestimmten Augenblick achtete er es für gemein (o. unrein). Es ist nicht verwunderlich, dass so jemand auch den Geist der Gnade schmäht. Der Heilige Geist hatte ihm bei seinem Eintritt ins Christentum Gnade erwiesen, indem Er ihn an seinem Werk in der Gemeinde teilnehmen ließ. Aber nun hat er die Gnade mit einer geringschätzigen Handbewegung beiseitegeschoben.

Heb 10:30. Indem der Schreiber „wir“ sagt, zählt er sich zu denen, an die er schreibt. Er sieht das ganze Volk, sich selbst eingeschlossen, als Bekenner. Sie alle hatten dasselbe Bekenntnis. Aber die Gefahr bestand, dass einige darunter waren, für die das Bekenntnis nur eine Sache der Lippen und nicht des Herzens war. Im Blick auf sie spricht er ernste Worte. Er will ihr Gewissen ansprechen, so dass sie im Nachhinein die Wahrheit in ihr Herz aufnehmen und sich nicht zu einem Gottesdienst, den Gott verworfen hat, hinwenden, um dann in ihrer Sünde zu sterben.

Sie alle kannten Gott als den, der richtet. Niemand war darüber in Unkenntnis. Gottes Zorn schließt in sich, dass er jedem gerecht das zumisst, was ihm zukommt. Er wird auf gerechte Weise vergelten und richten.

Heb 10:31. Wer von dem lebendigen Gott abfällt (Heb 3:12), wird einmal in die Hände des lebendigen Gottes fallen. Wie ganz anders sieht der Gläubige die Hände Gottes. Er vertraut sich ihnen gern an (2Sam 24:14), weil er darauf vertraut, dass Gott vollkommen gerecht und voller Liebe ist.

Heb 10:32. Nach seinen strengen Ermahnungen ermutigt nun der Schreiber den Leser ab Heb 10:32 wieder. Er hat seine Befürchtung geäußert, der Einzelne könnte abfallen, aber für die große Gemeinschaft befürchtet er das nicht. Bei ihnen hat er Früchte des neuen Lebens gesehen. Daran erinnert er sie nun, indem er sie in Gedanken in frühere Tage mit zurücknimmt. Er spricht darüber, dass sie damals „erleuchtet“ waren. Damit meint er, dass sie entdeckt hatten, was das Christentum mehr enthielt als das Judentum. Da hatten sie das Neue angenommen. Den Kampf der Leiden, den das mit sich gebracht hatte, hatten sie geduldig ertragen. Leiden gehört einfach dazu, wenn man den Herrn Jesus annimmt. Der Gedanke, dass die Kirche durch einen weltweiten Vormarsch des Evangeliums alles für Christus in Besitz nehmen wird, hat gar keine Grundlage. Es ist gut, das immer zu bedenken.

Heb 10:33. Der Schreiber spricht über zwei Arten von Leiden. Es gibt Leiden, die sie persönlich erfuhren, und Leiden, die sie erlebten, indem sie mit anderen mitlitten. Die Leiden, die sie selbst erfuhren, bestanden in Schmähungen und Drangsalen, die ihre ungläubigen Volksgenossen ihnen zufügten, die dann dastanden und sie angafften, als wären sie ein Schauspiel (vgl. 1Kor 4:9). Dieses Leiden war offensichtlich. Die andere Art, zu leiden, ist das Mitleiden mit anderen. Das erlebt man nicht am eigenen Leib, aber man fühlt es im Geist mit denen mit, die es wohl am eigenen Leib erfahren (Heb 13:13; Mt 25:36; 39). Sie hatten solche, die wegen ihres Glaubens gefangen genommen worden waren, ermutigt, vielleicht auch besucht.

Heb 10:34. Man hatte ihnen ihre Güter geraubt. Hasserfüllte Juden hatten sie geplündert oder beschlagnahmt. Aber sie hatten ihren Gütern nicht nachgetrauert. Im Gegenteil, sie hatten den Verlust mit Freuden aufgenommen. Wussten sie noch, wie das möglich war? Weil die Überzeugung bei ihnen lebendig war, dass sie etwas besaßen, was sie niemals verlieren konnten, nämlich „einen besseren und bleibenden Besitz“. Das ist ein Schatz in den Himmeln, an den Diebe nicht herankommen können (Mt 6:20; 1Pet 1:4). Wenn der Blick darauf gerichtet wird, gibt das Kraft, Mut und Ausharren, um den Weg des Glaubens bis zum Ende fortzusetzen. Das Leid, das sie erfuhren, kam einfach dadurch, weil sie den richtigen Weg gewählt hatten.

Heb 10:35. Deshalb („nun“) sollten sie die Freimütigkeit, mit der sie diesen Weg gingen, nicht wegwerfen. Denn am Ende wartete die Belohnung: das ewige Erbe in der verheißenen Stadt.

Heb 10:36. Es war – und das ist es auch für dich – eine Frage des Ausharrens. Fehlt das Ausharren, hat das den Abfall vom Glauben zur Folge. Ausharren bedeutet wörtlich „darunterbleiben“, das heißt unter den Umständen bleiben, in denen man ist, und nicht daraus weglaufen. Wenn du ausharrst, bekommst du Teil an der Verheißung: an dem Erbe. Dazu muss man den Willen Gottes tun. Jedes Mal, wenn in einem Brief über den „Willen Gottes“ gesprochen wird, steht das mit dem Inhalt des Briefes im Zusammenhang. Der Wille Gottes hat es hier mit dem Glauben an das Zeugnis zu tun, dass Jesus als der Messias kreuzigt wurde, gestorben und auferstanden ist und dass als Folge davon die Sünden weggetan sind.

Auch ist es sein Wille, dass du auf einen Hohenpriester im Himmel schaust, der zur Rechten Gottes ist, während du auf der Erde vielleicht Drangsal und Verfolgung durchleben musst. Es ist Gottes Wille, dass du darin ausharrst, bis du im Himmel bist.

Heb 10:37. Und das wird nur noch kurze Zeit dauern, denn Christus kommt bald und wird alle Verheißungen erfüllen. Sein Opfer hat dich dazu fähig gemacht, an der Erfüllung der Verheißungen teilzuhaben. Du bist nicht sofort nach deiner Bekehrung in den Himmel aufgenommen worden, sondern du musst noch warten, damit der Glaube, den du bekennst, auf seine Echtheit geprüft wird. Der Herr kommt und wird nicht ausbleiben. Wenn das „Ausbleiben“ in deinem Leben in den Mittelpunkt rückt, wirst du dem Herrn untreu werden (Mt 24:48-50), und du erweist dich als ein böser Knecht.

Heb 10:38. Um das zu verhindern, ist es nötig, aus Glauben zu leben. Der Schreiber zitiert hier zum dritten Mal im Neuen Testament einen Vers aus Habakuk (Hab 2:3; 4). In jedem der drei Zitate liegt die Betonung anders. Im ersten Zitat liegt die Betonung auf „der Gerechte“ (Röm 1:17), im zweiten auf „Glauben“, im Gegensatz zum Gesetz, (Gal 3:11), und hier liegt die Betonung auf „leben“, im Gegensatz zu „umkommen in der Wüste“, „abfallen“. Solange der Erlöser noch nicht kommt, muss der Gerechte aus der Kraft seines Glaubens leben. Wer als Gerechter lebt, hat nichts zu fürchten und wird ausharren. Gott spricht hier von „mein Gerechter“. Dort klingt die Zuneigung durch, die Gott zu jedem hat, der in einer Welt, die gegen Ihn ist, aus dem Glauben an Ihn lebt.

Heb 10:39. Ein Namensbekenner wird abfallen und von Gott verworfen werden. Er zieht sich vom Weg des Glaubens zurück und verlässt diesen Weg. Das kann zum Beispiel geschehen, wenn durch Menschenfurcht das notwendige Ausharren verschwindet. Es kann auch geschehen, wenn man das Wort Gottes nicht beachtet und nicht mehr nur auf den großen Hohenpriester schaut. An solchen Menschen hat Gott kein Wohlgefallen. Sie kehren zu den toten Werken zurück, von denen sie sich abgewandt hatten, als sie die Kraft des Blutes Christi bekannten. Im folgenden Kapitel wird Gott Menschen vorstellen, an denen Er Wohlgefallen hat.

Der Schreiber unterstellt nicht, dass seine Leser solche Untreuen sind, ebenso wenig wie er selbst, denn durch das „wir“ schließt er sich selbst wieder ein. Du gehörst doch sicher auch nicht zu denen, die sich zurückziehen, die aus Angst das Christentum aufgeben und so einem schrecklichen Gericht entgegengehen!? Ich nehme an, dass du zu denen gehörst, „die glauben zur Errettung der Seele“, das heißt, dass du im Glauben lebst und dadurch deine Seele bis zum Ende der Reise bewahrst.

Lies noch einmal Hebräer 10,28–39.

Frage oder Aufgabe: Hast du manchmal noch Angst, vom Glauben abzufallen, oder weißt du das von anderen? Was ist deine Antwort auf diese Angst?

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