Hebrews 13:1

Liebe und Vertrauen

Dieses Schlusskapitel enthält eine Reihe Ermahnungen für das christliche Leben. Sie passen zu der Atmosphäre des ganzen Briefes, denn der handelt ja vom Weg des Christen auf der Erde. Wie ein roter Faden läuft der Faden der Liebe durch dieses Kapitel. Es beginnt schon direkt mit der Bruderliebe. Danach folgt die Liebe zu Fremden, zu Gefangenen und in der Ehe. Obwohl das Wort „Liebe“ danach nicht mehr genannt wird, spürst du, dass es auch in dem folgenden Abschnitt um die Liebe geht: die Liebe zu dem Herrn Jesus und zu Gott, zu denen, die Gott als Aufseher in die Mitte der Gläubigen gesetzt hat, und zu allen Heiligen. Wenn du dann bedenkst, dass es in Hebräer 11 um den Glauben geht, in Hebräer 12 um die Hoffnung und in diesem Kapitel um die Liebe, dann entdeckst du in diesen Schlusskapiteln doch wohl große Reichtümer für das Leben des Christen.

Heb 13:1. Am Ende des vorigen Kapitels wurde dein Blick auf ein bis in Ewigkeit „unerschütterliches Reich“ gerichtet (Heb 12:28). Danach darfst du Ausschau halten. Aber es gibt noch etwas, was in Ewigkeit nicht erschüttert werden wird, und das ist die Bruderliebe. Damit beginnt der Schreiber hier seine Ermahnungen. Dass der Schreiber dazu anspornt, wird damit zu tun haben, dass die Bruderliebe bei den Hebräern schwächer wurde. Die Gemeinschaft der Gläubigen, an die er schrieb, lebte fortwährend unter Druck. Jeder fühlte den Druck persönlich. Das kann schließlich so belastend sein, dass man das Gefühl bekommt, man stünde allein davor. Man empfindet nicht mehr die Verbundenheit mit seinen Glaubensgeschwistern. Gerade dann ist es wichtig, seine Brüder nicht zu beschuldigen, als wollten sie einem nicht helfen. Vielleicht haben sie es genauso schwer wie man selbst. Behalte auch dann deine Geschwister lieb. Wenn sie dir nicht geben können, was du gerne hättest, dann kannst du ihnen vielleicht geben, was sie brauchen.

Heb 13:2. Eine Form der Liebe ist die Gastfreundschaft. „Gastfreundschaft“ bedeutet wörtlich „Liebe zu Fremden“. Bei Bruderliebe ist die Liebe mehr nach innen gerichtet, die Liebe zu Fremden ist Liebe, die nach außen gerichtet ist, sowohl zu Gläubigen als auch zu Ungläubigen. Auch dieser Ansporn ist notwendig, weil man in einer Zeit der Bedrängnis oder Not dazu neigt, sich zurückzuziehen. Man hat mit sich selbst genug. Was soll man sich dann auch noch die Sorgen anderer, und dazu noch fremder Menschen, aufladen?

Hast du dich schon einmal als Fremder gefühlt, hilflos und auf der Suche nach jemandem, der sich um dich kümmerte? Jedenfalls hat Gott sich in Christus um dich gekümmert. Schon dadurch hast du die Pflicht, Fremden (und das sind nicht nur Asylsuchende) Liebe zu erweisen. Du kannst das tun, indem du ihnen eine Mahlzeit, ein Bett oder eine andere Form der Hilfe anbietest. Wenn du so handelst, kann es sein, dass du sogar Engel beherbergst. Das erfuhren Abraham (1Mo 18:1-8) und sogar Lot (1Mo 19:1-3). Und dann auch die Emmausjünger. Nun ist der Herr Jesus natürlich kein Engel, aber Er war für sie zunächst doch ein Fremder, den sie nötigten, bei ihnen zu bleiben. Ohne zu wissen, wer Er war, nahmen sie Ihn zu sich (Lk 24:29-31). Und sagt der Herr Jesus nicht, dass, wenn du jemand aufnimmst, der Ihm angehört, Er das anerkennt, als hättest du Ihn aufgenommen (Mt 25:35; 40)? Gastfreundschaft ist eine Haltung, eine Gesinnung, die häufiger Frauen ziert als Männer.

Es darf uns auch nichts ausmachen, wen wir aufnehmen. In der Welt will man häufig nur Menschen aufnehmen, aus denen man Profit zieht. Es kann Ansehen verleihen, wenn man eine angesehene Person oder einen einflussreichen Jemand in seinem Haus bewirtet. Aber unsere Liebe muss denen gelten, die wir nicht kennen und die Hilfe nötig haben. Das gilt ganz allgemein und ganz besonders auch für die, die „für den Namen ausgegangen“ sind (3Joh 1:5-8). Wir können das auch auf Fremde anwenden, die in die Gemeinde kommen. Wie empfangen wir sie? Sprechen wir sie an, oder gaffen wir sie an? Wollen wir, dass sie sich angenommen und zu Hause fühlen, oder fühlen wir uns unbehaglich?

Heb 13:3. Wieder eine andere Form der Liebe ist die zu den Gefangenen. Es geht ja um solche, die für den Namen des Herrn Jesus im Gefängnis sitzen. Du kannst ihnen Liebe erzeigen, wenn du sie besuchst. So machte sich Onesiphorus auf die Suche nach Paulus im Gefängnis in Rom. Er bemühte sich, Paulus zu finden (2Tim 1:16; 17; vgl. Phil 1:7). Aber solch eine Möglichkeit hat nicht jeder. Was alle Gläubigen wohl tun können, ist: an sie denken und für sie beten. Das heißt nicht, dass du so ab und zu einmal für sie betest, sondern dass du versuchst, dich in ihre Situation hineinzuversetzen. Paulus bittet auch die Kolosser, an seine Fesseln zu denken (Kol 4:18).

Mit dem Gedenken an die, „die Ungemach leiden“, geht das noch einen Schritt weiter. Dann denkst du nicht nur daran, wie die Umstände wohl sein mögen, sondern was es heißt, Schmerzen zu leiden. Dich wirklich in die Lage und den Schmerz eines anderen hineinzuversetzen, ist oft sehr schwierig. Du musst dich da hineinknien, dich dafür anstrengen. Es geht darum, dass du umsetzt, was für den Leib gilt, dass nämlich, wenn ein Glied leidet, alle Glieder mitleiden (1Kor 12:26). Nun leben wir in einer Zeit der Individualisierung, wobei jeder für sich lebt. So sollte es unter Gläubigen nicht sein. Wie ist es mit deinem Vertrauen in deine Brüder und Schwestern? Gestehst du ihnen zu, dass sie dich kennenlernen, öffnest du dich für andere aus der Verbundenheit heraus, die du mit ihnen hast?

Vielleicht ist das nicht so sehr dein Problem, sondern das Problem liegt mehr in der Menge an Aktivitäten. Dadurch kommst du nicht dazu, dich wirklich in das zu vertiefen, was ein anderer durchmacht. Oder du kannst nicht an andere denken, weil du meinst, dass du doch auch Entspannung nötig hast. Doch es ist der Auftrag, an andere zu denken. Es gibt regelmäßig Berichte über Gläubige, die im Gefängnis sind und/oder misshandelt werden. Nimm das zur Kenntnis, versuche dir ein Bild davon zu machen, was sie durchmachen, und bete dafür. Eine Anwendung, die ich noch machen möchte, ist im Blick auf solche, die in einem bestimmten Denkmuster gefangen sitzen. Dadurch kommen sie nicht zu der wahren Freiheit in Christus. Wenn du solchen Menschen begegnest, versuche dann, ihnen beizustehen, sie zu verstehen, um ihnen zu helfen und zusammen da herauszukommen.

Heb 13:4. Nach der Bruderliebe und dem gastfreundlichen Haus weist der Schreiber auf die Wichtigkeit der Ehe hin. Er will, dass die Ehe bei allen und in allen Dingen „geehrt“ ist. Es kann natürlich keine Bruderliebe da sein und auch kein gastfreundliches Haus, wenn das Eheleben dem Hohn spricht. Dass die Ehe geehrt ist, bedeutet, dass man treu an der Einrichtung der Ehe und an der ehelichen Praxis festhält. Der Schreiber spitzt das auf den Geschlechtsverkehr zu. Die Ehe muss geehrt sein sowohl bei den Verheirateten wie auch bei den Unverheirateten. Bei den Verheirateten bedeutet das, dass die Frau das Ehebett (anders gesagt: den Geschlechtsverkehr) nur mit dem Mann teilt, mit dem sie verheiratet ist, und der Mann nur mit der Frau, mit der er verheiratet ist. Für die Unverheirateten bedeutet das, dass kein Geschlechtsverkehr stattfindet. Geschlechtsverkehr vor der Ehe ist Hurerei, Geschlechtsverkehr Verheirateter außerhalb der Ehe ist Ehebruch. Beide sind für Gott ein Gräuel.

In der Welt ist die Ehe zu einer Form des Zusammenlebens degradiert worden. Der Auftrag an dich ist, die Ehe in ihrer ursprünglichen Bedeutung festzuhalten und ihr Inhalt zu geben. Du darfst Gottes Standard nicht an den der Welt anpassen. Darum musst du in deinem Denken und in deinem Herzen dem immer den rechten Platz geben. Wenn du merkst, dass du es nicht mehr so genau damit nimmst, musst du das verurteilen. Lass dich immer wieder daran erinnern, dass du darin rein bleibst, und erinnere andere immer daran. An dieser Einrichtung Gottes festzuhalten, bringt Segen; wenn man sie aufgibt, bringt das Fluch. Hurerei und Ehebruch beginnen oft heimlich, vor anderen verborgen. Aber Gott sieht es, und niemand, der das ausübt, entgeht seinem Gericht.

Heb 13:5. Dann folgt die Warnung, dich vor einer anderen Form der Liebe zu hüten, die nicht aus Gott ist, und das ist die Geldliebe oder die Geldgier. Habsucht in sexueller Hinsicht geht oft gepaart mit Habsucht in finanzieller Hinsicht (Eph 5:3; Kol 3:5). Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen (1Tim 6:10). Geldliebe ist da, wenn du mehr haben willst, als der Herr dir gibt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn du bei Streiks mitmachst, um mehr Lohn zu bekommen. Aber die Aufforderung ist, dass du mit dem zufrieden bist, was du hast. Ist es jedoch nicht oft so, dass du den Herrn Jesus zusammen mit irdischen Sicherheiten besitzen willst, wie ein bestimmtes Bankguthaben usw.? Aber wirklich allein auf den Herrn vertrauen? Doch der Schreiber lädt dich von Herzen dazu ein. Er erinnert dich darum an die Zusage des Herrn, dich nicht zu versäumen und dich nicht zu verlassen.

Heb 13:6. Nun wird diese Zusage erst Wirklichkeit, wenn du sagst: Der Herr ist mein Helfer. Auf der einen Seite sagt Gott etwas, und du darfst proklamieren, dass der Herr dein Helfer ist. Wagst du das laut den Menschen deiner Umgebung zu sagen? Du brauchst nicht nach schönen Worten zu suchen. Du kannst, genau wie hier, freimütig Zeugnis ablegen mit Worten, die aus der Schrift kommen, Worte, die Gott dir in den Mund legt. Wenn die Angriffe auf dich zukommen, kannst du sagen, was in Gottes Wort steht. Doch man wagt das oft nicht, weil man Angst hat, auf dieses freimütige Bekenntnis hin gemieden zu werden. Aber es bleibt wahr. Wenn Menschen sagen: „Wo ist dieser Gott, warum lässt Er das in deinem Leben zu?“, dann darfst du doch weiterhin freimütig sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“

Lies noch einmal Hebräer 13,1–6.

Frage oder Aufgabe: Welche Formen von Liebe (positiv und negativ) kommen in diesem Abschnitt vor? Was haben sie dir zu sagen?

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