Hebrews 2:9

Wir sehen Jesus

Heb 2:8. Ein kleiner Teil des Zitates aus Psalm 8 steht noch aus. Aber dieser kleine Teil umfasst sehr viel. Dort steht: „Du hast alles seinen Füßen unterworfen“ (Ps 8:7b). Damit ist die vollkommene Herrschaft des Herrn Jesus über die Schöpfung beschrieben, wie im Anschluss an das Zitat deutlich wird. „Alles“ ist auch wirklich alles und lässt keine Ausnahme zu. Es umfasst alle Dinge im Himmel und auf der Erde, jede Einzelheit des geschaffenen Universums. Wohin du im Universum auch schaust, du findest nichts, das Ihm nicht unterworfen sein wird.

Doch wenn du um dich schaust, ist von dieser völligen Herrschaft noch nichts zu sehen. Du siehst viel Elend und Verdruss. Das liegt daran, dass der Mensch durch die Sünde die Herrschaft verloren und aus der Hand gegeben hat. Die liegt jetzt in den Händen Satans (Lk 4:6), der seit dem Sündenfall der Gott dieser Welt (o. dieses Zeitlaufs) und der Fürst dieser Welt ist (2Kor 4:4; Joh 12:31). Auf der Schöpfung liegt der Fluch: Friedliche Tiere wurden zu Raubtieren, und der Erdboden fing an, Dornen und Disteln hervorzubringen.

Heb 2:9. Aber das wird nicht immer so bleiben. Um zu sehen, wie es werden wird, musst du nach oben blicken. Da siehst du Jesus. Und wie siehst du Ihn dort? Mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Für die Erde ist der Tag seiner Krönung noch zukünftig, aber im Himmel trägt Er seine Krone schon. Gott hat Ihm diesen Platz der Ehre als Belohnung für sein Werk am Kreuz gegeben. Er hat das Leiden des Todes, das der Herr Jesus durchgemacht hat, so hoch bewertet, dass Er Ihm unmittelbar diesen alles und alle überragenden Platz bei sich gegeben hat (Joh 12:28; Joh 13:31-32).

Wegen dieses Leidens des Todes war der Herr Jesus eine kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, denn Engel können nicht sterben, während der Herr Jesus wohl gestorben ist. Dabei ist Er doch der Schöpfer der Engel und dadurch ihr Herr! Es war nur eine kurze Zeit, nur drei Tage, aber doch war Er während dieser Zeit unter die Engel erniedrigt. Seine Erniedrigung kennt keine Grenzen und seine Erhöhung darum auch nicht. Du siehst Ihm zwar noch nicht alles unterworfen, aber im Glauben siehst du Ihn, dem alles unterworfen sein wird.

Dem Schreiber des Briefes geht es darum, dass unser Blick nach oben gerichtet wird, zu Ihm hin. Ihn zu sehen, bedeutet auch, sein Werk zu sehen, das Er im Auftrag Gottes auf der Erde getan hat. Er nahm den Platz der Erniedrigung ein, um für das ganze System, das fern von Gott war, den Tod zu schmecken. („Schmecken“ bedeutet „kennenlernen, indem man damit in Berührung kommt“.) Wo der erste Mensch so furchtbar und in nicht wiedergutzumachender Weise versagt hatte, kam der zweite Mensch, um das volle Recht auf die Schöpfung zu erwerben.

Er hat dieses Recht erworben, indem Er Gott dort verherrlichte, wo der erste Mensch versagt hatte. Er verherrlichte Gott auf dem Gebiet, wo der Feind, der den Menschen durch seine List betrogen hatte, in Macht und Bosheit die Herrschaft über den Menschen hatte. Darum schmeckte der Herr Jesus den Tod mit dem besonderen Ziel, die Kinder, die Gott zur Herrlichkeit bringen würde, zu erlösen. Aber Er schmeckte den Tod auch, damit die herrlichen Folgen seines Todes sich auf alles Geschaffene auswirken könnten, „für alles“. So groß ist die Gnade Gottes.

Für den Glauben ist dies alles eine enorme Ermutigung. Du siehst einen Menschen in der Herrlichkeit, der durch den Tod gegangen und auferstanden ist. Er ist die Garantie, dass es nicht um den gegenwärtigen, sondern um den zukünftigen Erdkreis geht. Der Weg, den Er durch Leiden zur Herrlichkeit gegangen ist, ist auch dein Weg. Indem du dein Auge auf Ihn gerichtet hältst, bekommst du die Kraft, alle Verfolgungen und Leiden durchzustehen.

Heb 2:10. Ab diesem Vers siehst du den Herrn Jesus inmitten seiner Brüder, wo Er auch den ersten Platz innehat (Röm 8:29). Das ist die ganz vertraute Sphäre. „Es geziemte ihm“ bedeutet, dass es Gott angemessen war und seiner ganzen Handlungsweise entsprach, die niemals im Widerspruch zu seinem Wesen ist. „Um dessentwillen alle Dinge … sind“ zeigt, dass es bei dem zukünftigen Erdkreis um Gott geht, um seine Verherrlichung. „Durch den alle Dinge sind“ macht deutlich, dass Gott der Ursprung von allem Neuen ist, das noch kommt, dass Er das gewollt hat. Aber Gott tut das alles durch den Sohn. Er ist der Mittelpunkt des zukünftigen Erdkreises, des tausendjährigen Friedensreiches.

Dann liest du etwas Wunderbares. Du liest von „Söhnen“, also Mehrzahl. Von diesen Söhnen liest du weiterhin, dass sie zur Herrlichkeit gebracht werden. Das ganze Ziel des Briefes ist, dein Auge auf das Endziel der Reise zu richten. Hier hörst du, dass der Herr Jesus von vielen Söhnen umgeben sein wird, wenn Er in der Herrlichkeit des Friedensreiches auf der Erde regieren wird. Und wer sind diese Söhne? Das sind die gläubigen Hebräer, an die der Brief gerichtet ist, und auch du gehörst zu diesen Söhnen. Du wirst hier als einer der „Söhne“ gesehen.

Es gibt sogar „viele“, also nicht nur einige. Du und noch unzählig viele andere Söhne haben sich irgendwann einmal auf den Weg zur Herrlichkeit gemacht. „Söhne“ sind alle, die im Glauben den Herrn Jesus angenommen haben und seine Rückkehr zur Errichtung des Friedensreiches erwarten.

Der Weg zur Herrlichkeit ist jedoch ein Weg der Erprobung und führt durch viele Schwierigkeiten. Doch da ist ein „Urheber“ (Heb 2:10; Heb 12:2; Apg 3:15; Apg 5:31), ein Anführer, der anderen auf dem Weg vorangeht. Das ist der Herr Jesus.

Er ist den ganzen Weg bereits gegangen und ist schon in der Vollkommenheit. Er ist durch alle Leiden hindurchgegangen, durch die die vielen Söhne auf der Erde hindurchmüssen. Das nun ist es, was Gott geziemte. Es würde Gott nicht geziemen, Dinge von den „vielen Söhnen“ zu fordern, an denen der Sohn keinen Anteil gehabt hätte. Es geziemte Gottes Wesen und seiner Natur, dass Er seinen Sohn als Anführer auf einem gleichen Weg vieler Erprobungen in die Herrlichkeit des Friedensreiches bringen würde. Auf diese Weise ist der Sohn vollkommen befähigt worden, der Anführer zu sein für alle Söhne, die noch auf der Erde einen Weg der Erprobungen zu gehen haben.

Heb 2:11. Du siehst, wie sehr Gott seinen Sohn mit den vielen Söhnen verbindet. Doch der Heilige Geist wacht auch darüber, dass der Sohn und die Söhne nicht gleichgesetzt werden. Es muss immer unterschieden werden. Das tut Er, indem Er über den spricht, „der heiligt“, und über die, die „geheiligt werden“. Du siehst diesen Unterschied auch in Johannes 20, wo nicht steht „unser Vater“ und „unser Gott“, sondern „mein Vater und euer Vater“ und „mein Gott und euer Gott“ (Joh 20:17; vgl. Mt 17:26).

Es steht hier auch nicht, dass der Sohn und die Söhne „alle eins“ sind, sondern dass sie „alle von einem“ sind. „Der, der heiligt,“ ist Christus, der Sohn. Dass Er heiligt, bedeutet, dass Er dich aus den Menschen der Welt heraus für sich absondert. „Die, die geheiligt werden,“ sind die Gläubigen, die Söhne.

Es bedeutet, dass Er dich weiht, damit du sein Genosse wirst und Ihm nachfolgst. Es geht um deine Heiligung als Gläubiger. Der Sohn wird hier als Mensch gesehen, denn nur so konnte Gott Menschen als Söhne mit seinem Sohn vereinigen, sie zu einer Gemeinschaft, einem Volk, bilden, natürlich mit dem Sohn an der Spitze.

Darum schämt Er, der Sohn, sich nicht, uns, die Söhne, „Brüder“ zu nennen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir Ihn „Bruder“ nennen. Das wäre ein ungeziemend kumpelhaftes Reden über jemanden, der uns sicher sehr nahe ist, aber vor dem wir einen tiefen Respekt haben.

Heb 2:12. Anhand drei neuer Zitate aus dem Alten Testament macht der Schreiber deutlich, wie sehr der Herr Jesus und die Seinen „alle von einem“ sind. In den drei Zitaten zeigt sich die wahre Menschheit des Messias und werden die engen Beziehungen deutlich, die Er aufgrund davon mit seinem Volk hat.

Aber die Beziehung konnte erst zustande kommen, nachdem Er das Werk auf dem Kreuz vollbracht hatte, im Tod gewesen und auferstanden war. Erst dann konnte Er zu ihnen als „eurem Vater“ sprechen (Joh 20:17). Er konnte sie dem Vater erst vorstellen, nachdem Er als das Weizenkorn in die Erde gefallen und gestorben war und als Folge davon viel Frucht gebracht hatte (Joh 12:24). Die Frucht stellt Er dir hier vor: Brüder, Söhne, Kinder. Dazu gehörst auch du! In allen drei Beziehungen siehst du die besondere Verbindung zwischen dem Herrn Jesus und den Seinen.

Das erste Zitat stammt aus Psalm 22. Dieser Psalm spricht auf eindringliche Weise über das Werk des Herrn Jesus am Kreuz als den, der die Sünden getragen hat. Die Antwort Gottes auf dieses Werk siehst du auch in diesem Psalm. Gott hat Ihm geantwortet, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte (Ps 22:22). Durch seine Auferstehung sind die Folgen jenes gewaltigen Werkes sichtbar geworden. Eins der Ergebnisse ist, dass Er denen, die Er „meine Brüder“ nennt, den Namen seines Vaters verkündigt.

Aber dabei bleibt es nicht. Dieses Verkündigen ergibt ein neues Ergebnis, nämlich dass Er inmitten seiner Brüder, der Versammlung, und zusammen mit ihnen lobsingt. Er selbst stimmt inmitten der Versammlung den Lobgesang an. Sein Lied ist der dankbare Lobgesang als Antwort auf die Tatsache, dass Gott Ihn auferweckt und verherrlicht hat. Und als Ergebnis seines Werkes dürfen du und ich in diesen Lobgesang einstimmen. So stehen wir mit Ihm in derselben Stellung vor Gott, einer Stellung, die wir nur Ihm zu verdanken haben. Ist das nicht groß?

Lies noch einmal Hebräer 2,8–12.

Frage oder Aufgabe: Was lernst du hier über die Verbindung zwischen dem Herrn Jesus und dir?

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