Hebrews 4:10

Die Ruhe Gottes

Heb 4:1. Dieses Kapitel beginnt mit dem auf den ersten Blick merkwürdigen Aufruf, sich zu fürchten. Aber „fürchten“ bedeutet hier nicht, dass du fortwährend in Angst und Verzweiflung lebst, ob du nach allem Ausharren wohl gerettet werden wirst. „Fürchten“ bedeutet nicht: Angst vor Gott haben, sondern: Angst vor dir selbst haben, vor deiner eigenen Schwachheit und deinem eigenen bösen Herzen.

Wenn du Gott fürchtest, wirst du die Warnungen zu Herzen nehmen, die Israel gegeben wurden, damit du ihnen nicht auf ihrem Weg des Unglaubens folgst. Wenn du die Warnungen jedoch nicht beachtest und im Selbstvertrauen meinst, dass du in eigener Kraft das Ende erreichen wirst, hast du kein Vertrauen auf Gott und lebst unabhängig von Ihm. In dem Fall kannst du dir vielleicht einbilden, dass die Verheißung, in Gottes Ruhe einzugehen, auch für dich gilt, aber die Realität wird sein, dass du zurückbleibst. Zurückbleiben heißt in der Wüste umkommen und die Ruhe nicht erreichen. Aber wenn du, um die Ruhe Gottes zu erreichen, all dein Vertrauen auf Gott setzt, wirst du seine Ruhe ohne jeden Zweifel erreichen. Misstrauen gegenüber dir selbst und Vertrauen auf Gott sind der Beweis, dass du neues Leben hast.

Heb 4:2. Das neue Leben hast du empfangen, als du die gute Botschaft angenommen hast, die dir verkündigt wurde. Dasselbe gilt für die Leser des Briefes. Ihnen war die gute Botschaft (wörtlich steht dort: das Evangelium) durch den Sohn Gottes selbst verkündigt worden (Heb 1:1; Heb 2:3).

Aber auch dem Volk Israel wurde einst die gute Botschaft gebracht. Du kannst dabei an zwei Ereignisse denken. Das eine ist die gute Botschaft ihrer Befreiung aus Ägypten. Die andere ist, dass sie in das Land Kanaan eingehen würden. Darin ist eine Anwendung für dich enthalten. Die gute Botschaft bedeutete für dich, dass du aus der Macht der Sünde befreit wurdest und die himmlischen Segnungen empfangen würdest.

Aber was auch immer die gute Botschaft beinhaltete, wenn kein Glaube damit verbunden war, würden die Hörer keinen Nutzen davon haben.

Heb 4:3. Um an dem Inhalt der guten Botschaft Anteil zu bekommen, ist Glaube notwendig. Das gilt für jeden, der hört. Nur dann gibt es ein Eingehen in die Ruhe. Der Nachdruck liegt darauf, dass nur die, die glauben, in die Ruhe eingehen werden. So wie Josua und Kaleb, die geglaubt haben, werden wir in die Ruhe eingehen. Solche, die nicht glauben, werden demnächst nicht eingehen, und das ist ebenso sicher wie dass die, die seinerzeit in der Wüste nicht glaubten, nicht in das Land eingingen.

Die Ruhe ist an sich nichts Neues. Die Ruhe, in die du eingehen wirst, gibt es schon seit dem Anfang. Das erste Mal, dass in der Bibel über Ruhe gesprochen wird, ist in Verbindung mit dem Ruhetag Gottes am siebten Tag, der auf die sechs Schöpfungstage folgte. An dieser Ruhe wollte Gott den Menschen teilhaben lassen. Aber die Sünde hat die Ruhe gestört. Dadurch ist es notwendig geworden, dass Gott erneut wirkte (Joh 5:17), um eine neue Ruhe geben und genießen zu können.

Gott kann da, wo Sünde vorhanden ist, nicht ruhen. Erst wenn der Fluch von der Schöpfung weggenommen ist, kann Er wieder in seinen Werken ruhen. Wenn es heißt, dass Gott von all seinen Werken ruhte, bedeutet das natürlich nicht, dass Er ermüdet war und Ruhe nötig hatte. Die Ruhe Gottes hat mit seinem Inneren zu tun: Es ist die Ruhe der inneren Genugtuung, mit der Er auf seine Werke schauen kann.

Heb 4:4. Der Schreiber stützt seine Beweisführung mit einem Zitat aus 1. Mose 2. Gott hatte in seiner Schöpfung gewirkt und von seinen Werken ausgeruht, nachdem Er sie vollendet hatte (1Mo 2:2). So hat Er von Grundlegung der Welt an bewiesen, dass Er eine Ruhe besaß. Wie gesagt, ist durch den Sündenfall des Menschen die Ruhe Gottes beendet worden. Aber der Sohn Gottes hat für eine neue Ruhe gesorgt. Gott ruht in dem Werk, das sein Sohn auf dem Kreuz vollbracht hat. In diesem Werk ist auch Ruhe für jeden zu finden, der unter der Last seiner Sünden gebeugt geht (Mt 11:28). Durch dieses Werk kann Gott in seiner Liebe ruhen, was bald im Blick auf die gesamte Schöpfung so sein wird (Zeph 3:17).

Heb 4:5. In diesem Vers zitiert der Schreiber noch einmal Psalm 95 (Ps 95:11). Seine ganze Beweisführung ist darauf ausgerichtet, seinen Lesern deutlich zu machen, dass es eine Ruhe Gottes gibt und dass Gott Menschen an dieser Ruhe teilhaben lassen will. Zugleich zeigt er deutlich, dass der Mensch nicht in die Ruhe Gottes eingegangen ist, weil er im Unglauben handelte.

Heb 4:6. Er erinnert daran, dass die Ruhe noch immer erreichbar ist, aber auch, dass alle, die nicht glauben, niemals in sie eingehen werden. Als eine Art Zusammenfassung sagt er, dass einige – das sind die Gläubigen – in die Ruhe eingehen. Auch sagt er, dass diejenigen, denen während der Wüstenreise die gute Botschaft verkündigt wurde, Gott nicht geglaubt haben. Sie waren seinem Gebot ungehorsam und sind dadurch nicht in diese Ruhe eingegangen.

Heb 4:7. Aber damit ist nicht das letzte Wort gesprochen. Gott bleibt in seiner Gnade tätig, um sein Volk an seiner Ruhe teilhaben zu lassen. Darum setzte Er aufs Neue einen gewissen Tag fest, und zwar in der Zeit Davids. Das ist „lange Zeit“ nach den Ereignissen der vierzigjährigen Wüstenreise.

Der Schreiber zitiert wieder Psalm 95. Darin ist der Aufruf an Israel enthalten, sich zu dem HERRN zu bekehren im Blick auf das Kommen Christi auf die Erde, um das Volk in die Ruhe zu bringen (Ps 95:7; 8). In David, dem Mann nach seinem Herzen, bot Er dem Volk eine neue Gelegenheit, die Erfüllung seiner Verheißungen zu empfangen. Aber auch da ist die verheißene Ruhe nicht angebrochen. Selbst nicht unter Salomo, der „ein Mann der Ruhe“ war (1Chr 22:9).

Heb 4:8. Gott würde in David nicht von einem anderen Tag gesprochen haben, wenn Josua das Volk zur Ruhe gebracht hätte, als er das Land erobert hatte. Der Aufenthalt im Land hatte ihre Herzen nicht verändert. Sie waren genauso ungläubig und ungehorsam wie in der Wüste. Alle Segnungen des Landes machten nur umso deutlicher, wie wenig sie Gottes Vorkehrungen wertschätzten.

Heb 4:9. Das alles bedeutet, dass die Ruhe für das Volk Gottes, die der Sabbat vorbildet, noch immer zukünftig ist. Das bedeutet auch, dass wir diese Ruhe nicht hier und jetzt erwarten dürfen, und noch weniger, dass wir sie hier und jetzt schon erreicht haben. Der Schreiber sagt nicht, wo diese Ruhe ist. Er lässt damit Raum für eine Ruhe im Himmel für ein himmlisches Volk und eine Ruhe auf der Erde für ein irdisches Volk. Nicht Mose, nicht Josua, nicht David und auch nicht Salomo, sondern der Herr Jesus wird diese wahre Ruhe anbrechen lassen und aufrechterhalten. Es ist eine Ruhe für das Volk Gottes.

Die Ruhe Gottes ist für alle entschlafenen Gläubigen, sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments, im Himmel. Das ist nicht das Vaterhaus, sondern der Himmel, wie er sich über eine gereinigte Erde ausbreiten wird. Es ist die Situation des tausendjährigen Friedensreiches, wenn Christus Haupt über alles sein wird, was in den Himmeln und was auf der Erde ist (Eph 1:10). Der Herr Jesus ist Herr des Sabbats (Mk 2:28). Der Sabbat ist kein Bild von der Ruhe der Ewigkeit, sondern von der Ruhe des tausendjährigen Friedensreiches.

Das große Kennzeichen dieser Ruhe ist es, dass die Werke aufhören. Die Ruhe des Friedensreiches ist noch zukünftig, sowohl für das himmlische Volk Gottes, die Gemeinde, als auch für das irdische Volk Gottes, Israel.

Heb 4:10. Aber es gibt auch ein Zur-Ruhe-Kommen von deinen Werken: wenn dein Leben des Glaubens auf der Erde beendet ist. Diese Ruhe ist das Teil aller, die im Glauben ausgeharrt haben und nicht durch Unglauben gefallen und umgekommen sind. Wer im Glauben stirbt, geht in die Ruhe Gottes ein und ruht von seinen Werken. Das wird mit der Ruhe verglichen, die Gott nach seinen Werken kannte. Diese Werke sind natürlich gut. Darum sind die Werke hier die des Gläubigen. Es sind Werke, die aus Glauben getan wurden und nicht, um die Errettung zu verdienen (Eph 2:9; Röm 4:5). Von diesen Werken kommt der Gläubige zur Ruhe, wenn er in die Ruhe Gottes eingeht, wenn er an das Ende seiner Pilgerreise gekommen ist.

Heb 4:11. Um die Ruhe Gottes zu erreichen, musst du ausharren. Eine gegenwärtige, scheinbare Ruhe ist nicht die wahre Ruhe. Der Glaube der Hebräer war durch die fortwährende Prüfung schwach geworden, wodurch die zukünftige Ruhe immer mehr dem Blick entschwand. Dadurch standen sie in der Gefahr, das Leben des Glaubens mit einer scheinbaren Ruhe zu vertauschen, die sie sofort genießen konnten. Der Schreiber ruft deshalb dazu auf, Fleiß anzuwenden, in die verheißene, noch zukünftige Ruhe einzugehen.

Fleiß anwenden bedeutet, der Versuchung zu widerstehen, unter dem Druck der Umstände aufzugeben, welcher Art sie auch sein mögen. Dass ein Gläubiger Fleiß anwendet, bedeutet, dass er fortwährend sowohl sich selbst als auch die Umstände prüft. Als vollkommenen Prüfstein bekommst du dazu das Wort Gottes in die Hände (Heb 4:12). Anhand dieses Wortes kannst du überprüfen, ob möglicherweise verkehrte Gedanken oder Überlegungen in deinem Herzen vorhanden sind.

Die Liebe kann niemals da ruhen, wo die Sünde regiert und Traurigkeit und Elend überall zu sehen sind. Das gilt für Gott und für den Gläubigen. Die Zeit kommt, wo Gott alle Tränen von den Augen abwischen wird. Dann bist du in seiner Ruhe.

Lies noch einmal Hebräer 4,1–11.

Frage oder Aufgabe: Wann gehst du in die Ruhe Gottes ein?

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