Hosea 1:2

Die Frau Hoseas

Die Art und Weise, wie der HERR durch Hosea zu sprechen beginnt, ist höchst merkwürdig. Die Sprache, die Er verwendet, deutet auf ein Ehe- und Familiendrama hin. Es ist, als ob Gott sagt: „Ich habe genug Worte gesprochen, jetzt werde ich auf eine andere Weise sprechen. Hoseas Ehe und Kinder werden eine symbolische Bedeutung haben. Wenn das Volk noch Ohren hat, um zu hören, werden sie darauf hören.“

Was soll Hosea tun? Er soll eine Frau heiraten, über die der HERR ihm sagt, dass sie ihm untreu sein wird. „Ein Hurenweib“ bedeutet eine Frau, die von Hurerei gekennzeichnet ist. Kinder, die aus dieser Ehe geboren werden, werden „Hurenkinder“ sein, das heißt, auch diese Kinder werden von Hurerei gekennzeichnet sein.

Dadurch wird Hosea besser verstehen können, was Gott bei der Untreue seines Volkes Israel fühlt. Die Tragödie dieser Ehe wird ihn erkennen lassen, was die Sünde des Volkes für das Herz Gottes bedeutet und welcher Schmerz es für die eigene Liebe ist. Ohne diese Erfahrung wären seine Prophezeiungen ganz anders gewesen.

Auch wir dürfen Gott durch unsere Erfahrungen kennenlernen, damit wir seine Gefühle unter bestimmten Umständen besser ausdrücken können. Das geschieht auf eine andere Weise, als wenn wir diese Erfahrung nicht gemacht hätten.

Dass die Ehe von Hosea ein Abbild der Beziehung Gottes zu seinem Volk sein soll und umgekehrt, wird deutlich in der Begründung, die Gott für den Auftrag dieser besonderen Ehe angibt: „Denn das Land treibt beständig Hurerei von dem HERRN weg.“ Gott hat eine Beziehung zu seinem Volk, wie Hosea sie mit seiner Frau haben wird. Seine Ehe sollte das Volk auch dazu bringen, ihre Untreue gegenüber dem HERRN zu erkennen. So ist Hosea durch die Umstände seines eigenen Lebens ein praktisches Beispiel dafür, was Gott sagen will.

Es gab viel zu tun wegen dieser Ehe. Einige denken, dass es keine echte Ehe war, sondern dass Hosea sie nur in einer Vision erlebt hat. Andere denken, dass diese Ehe bildlich gesehen werden muss, als eine Art Fabel. Aber es gibt keinen einzigen Grund, es nicht als eine wirklich geschlossene Ehe zu betrachten.

Gott weiß alle Dinge im Voraus. Wenn Er es für notwendig hält, kann Er zukünftige Ereignisse bekannt machen, die sich in dem Leben von jemandem abspielen werden. Zum Beispiel erzählt er Ananias, was Paulus für Ihn erleiden muss und was sein Dienst sein wird (Apg 9:15; 16).

Das Gleiche tut Er mit Hosea. Meines Erachtens spricht viel dafür anzunehmen, dass die Frau vor der Ehe mit Hosea noch keinen Ehebruch begangen hat. Schließlich muss sie die Haltung Israels gegenüber Gott darstellen. Als Gott sein Volk als seine Frau nahm, war Israel Ihm auch nicht sofort untreu. Er spricht von den Anfängen der Beziehung seines Volkes zu Ihm wie folgt: „Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Land“ (Jer 2:2).

Hosea ist nicht der einzige Prophet, der durch seine Ehe eine Botschaft an das Volk weitergibt. Wir finden dies noch bei drei anderen Propheten. Gott spricht zu Hesekiel, dass Er plötzlich seine Frau wegnehmen wird (Hes 24:16a). Die Frau Hesekiels ist die Lust seiner Augen. So ist Gottes Heiligtum und eigentlich das ganze Volk die Lust seiner Augen. In der Botschaft, die Gott damit verbindet, lesen wir, wie Er sein Heiligtum und sein Volk dem Schwert hingibt (Hes 24:17-27).

Bei dem Propheten Jesaja, der mit einer Prophetin verheiratet ist (Jes 8:3), liegt die Botschaft in den besonderen Namen, die er seinen beiden Kindern geben muss. Der HERR befiehlt ihm, dass er mit seinem Sohn „Schear-Jaschub“ zu Ahas gehen muss (Jes 7:3). Mit dem Namen Schear-Jaschub, was „der Überrest wird umkehren“ bedeutet, gibt Jesaja seine Botschaft an Ahas weiter. Dieser Name beinhaltet die Warnung, dass bei anhaltender Untreue das Volk als Ganzes in Gefangenschaft weggeführt wird und dass nur „der Überrest umkehren wird“. Den anderen Sohn musste er „Es eilt der Raub, bald kommt die Beute“ (Jes 8:1-3) nennen. Hierin liegt die Vorhersage, dass das Land bald dem Feind zum Opfer fallen wird.

Ein weiterer Prophet, bei dem es etwas Besonderes bezüglich der Ehe gibt, ist Jeremia. Er darf nicht heiraten. Jedem, der ihn fragt, warum er unverheiratet bleibt, muss er antworten, dass er keine Kinder zeugen will, weil sie sonst durch das Gericht, das Gott über Juda bringen muss (Jer 16:2-4), in die Hände des Feindes fallen würden.

Die Untreue, die von Hosea in der Illustration seiner Ehe angeprangert wird, ist keine Angelegenheit, die gelegentlich mal vorkommt. Es gibt nicht nur hier und da einen untreuen Israeliten, sondern das ganze Land „treibt beständig Hurerei“, was bedeutet, dass sich das Land der Hurerei völlig ergeben hat. Es ist zu einer nationalen Sünde geworden. Die Untreue des Volkes zeigt sich in den vielen Götzen, die sie besitzen und verehren. Gott nennt dies Hurerei. Dadurch hat sich das Volk vom HERRN abgewandt. Es hat sich von dem HERRN entfernt und folgt Ihm nicht mehr nach.

Die Untreue in der Christenheit wird von Gott auf die gleiche Weise bezeichnet: „[Ihr] Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist?“ (Jak 4:4a). Christen, die in ihrem Denken, ihrer Haltung und ihrem Benehmen die Welt als ihre Norm betrachten, begehen geistlichen Ehebruch.

Gott und sein Wort sollten die Norm für das Denken, die Einstellung und das Verhalten des Christen in Wort und Tat sein. Dass die Christenheit sich nach dem richtet, was in der Welt üblich ist, ist ein Gräuel in den Augen Gottes. Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Er kann es nicht ertragen, dass diejenigen, die mit Ihm verbunden sind, ihre Liebe und Aufmerksamkeit dem widmen, was in Feindschaft mit Ihm lebt (vgl. 2Kor 11:2; 3).

Für den Christen liegt der Prüfstein für sein Leben am Kreuz des Herrn Jesus Christus. Das Kreuz ist der Ort, an dem der Christ sein Handeln prüfen muss. Indem sie Christus abgelehnt hat, hat die Welt ihren wahren Charakter gezeigt. Johannes schreibt deshalb in seinen ersten Brief: „Die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1Joh 5:19).

Wenn es dem Teufel gelingt, dieses Bewusstsein unter den Christen zu verwischen oder zu beseitigen, wird es zu einer immer stärkeren Annäherung an die Normen und Standards der Welt kommen. Dies gelingt ihm unter anderem, indem er das Kreuz in ein Ehrenzeichen verwandelt und damit seine Schmach beseitigt. Man kann es sich in „christlichen“ Ländern anstecken oder damit in einer Prozession durch die Straßen laufen. Die Menschen werden es würdigen, solange man dem Kreuz nicht die Bedeutung beimisst, die es in der Bibel hat. Es ist notwendig, dem Kreuz als dem Platz größter Schande und Schmach, den ersten Platz in unserem Leben zu geben. Es ist der Ort, an dem Gottes Gericht über die Sünde vollzogen wurde.

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