Hosea 2:2-13

Deutsches Vers (4)

Aufruf, zu rechten

Der Aufruf, mit eurer „Mutter“, das ist Israel, zu rechten oder mit ihr einen Rechtsstreit einzugehen, richtet sich an die Gottesfürchtigen in eben diesem Israel. Es ist ein treuer Überrest, der sich im Angesicht der Sünde die Seite Gottes wählt. Dieses „Rechten“, zu dem aufgerufen wird, ist ein angemessenes und demütiges Zeugnis gegen das Böse in dem Bewusstsein, dass sie Teil desselben Volkes ist, das angeprangert wird. Die Tatsache, dass dieser Aufruf zweimal hintereinander ertönt, weist auf die Notwendigkeit des Rechtens hin. Die Zeit ist mehr als reif. Eine längere Verzögerung würde den Anschein erwecken, dass Gott den Sünden seines Volkes gegenüber gleichgültig ist.

Wenn Gott gegen das Böse Zeugnis ablegt, müssen die treuen Gläubigen es ebenfalls tun. Hosea ist solch ein treuer Gläubiger, wie auch diejenigen, die im vorigen Vers „Brüder“ und „Schwestern“ genannt wurden (Hos 2:3). Wie Hosea sind auch sie empört über die Sünde der Untreue, derer sich das Volk schuldig gemacht hat. Sie spüren das Böse und sprechen darüber und handeln damit nach Gottes Willen und so, wie sein Geist es ihnen deutlich macht.

Der Aufruf geht an den einzelnen, treuen Gläubigen, zu bezeugen, dass das Volk als Ganzes auf einem Weg der Sünde ist. Aber es gibt zusätzlichen Mut, dieses Zeugnis furchtlos abzulegen, wenn wir wissen, dass auch wir bei unserem Zeugnis gegen das Böse nicht allein sind, sondern dass andere diese Gefühle mit uns teilen. Indem wir uns klar vom Bösen distanzieren und nicht daran teilhaben oder uns sogar davon absondern, gewinnt dieses Zeugnis seine wahre Stärke.

Niemand kann ein wahrer Zeuge gegen das vorherrschende Böse sein, wenn er damit verbunden bleibt. Dieser Aufruf kann heute auf eine örtliche Gemeinde angewandt werden, die weltliche Einflüsse zulässt und von der Heiligen Schrift abweicht. Wir müssen unsere Stimme erheben und dagegen vorgehen. Die Abweichung von Gottes Gedanken muss aufgezeigt werden.

Wenn nach wiederholten Versuchen kein Gehör gefunden wird, muss eine Trennung erfolgen. Dies kann erst dann geschehen, wenn alle Bemühungen, zur Umkehr zu kommen, gescheitert sind, wenn klar geworden ist, dass man Ungerechtigkeit nicht verurteilt, sondern sie existieren lässt oder bewusst mit ihr verbunden bleibt. Der Aufruf lautet dann: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“ (2Tim 2:19b; vgl. Off 18:4; 5).

Gott kann Israel nicht länger als seine Frau anerkennen. Wegen ihrer ehelichen Untreue hat sie das eheliche Band zerschnitten. Durch ihre Hurerei hat sie den Bund mit Ihm gebrochen. Sie scheint kein Schamgefühl zu besitzen. Sie schämt sich nicht mehr, weiß nicht mehr, was Scham ist. Stattdessen liest man auf ihrem Gesicht den Wunsch nach Unzucht. Jeremia spricht davon, dass sie „die Stirn eines Hurenweibes“ hat (Jer 3:3). Aber es steht nicht nur auf ihrem Gesicht geschrieben, die Praxis beweist auch ihre völlige Untreue gegenüber Gott. So wie Huren unverhohlen ihre Brüste entblößen, so bietet sich Israel ohne Scham ihren Liebhabern an, um ihre Liebhaber zu verführen.

Gottes Beschreibung der Untreue seines Volkes ist alles andere als schmeichelhaft. Ohne Zurückhaltung vergleicht Er die Haltung und das Verhalten seines Volkes mit dem einer frechen Hure. Er tut dies, damit die Israeliten die Abscheulichkeit ihres Verhaltens erkennen und zur Umkehr kommen. Man stelle sich vor mit einer Hure verglichen zu werden!

Wir mögen über das Verhalten Israels in Entrüstung sprechen, aber dann verstehen wir nicht, dass zu uns dasselbe gesagt wird (2Kor 11:3; Jak 4:4). Wenn wir das erkennen, wie reagieren wir dann? Es ist möglich, wütend oder mit Gleichgültigkeit zu reagieren, aber es kann auch Erkenntnis geben. In der Hoffnung auf letztere Reaktion folgt der Ansporn, sowohl an Israel als auch an uns, die Unzucht in Haltung und Verhalten zu beseitigen.

Der letzte Teil des Verses weist darauf hin, dass dieser Ehebruch an einem verborgenen Ort, im Verborgenen, stattfindet. Wenn verborgene Sünden bekannt und weggetan werden, kann Christus diesen Platz einnehmen. Die Braut im Hohelied sagt von Ihm: „Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht“ (Hld 1:13). Jeder, der den Herrn Jesus „mein Geliebter“ nennt, wird nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand Ihn von diesem Ort verdrängt.

Deutsches Vers (5)

Folgen der Unbußfertigkeit

Das Wort „damit“ bedeutet, dass eine Bekehrung noch möglich ist. Wenn aber dem am Ende von Hos 2:4 gemachten Aufruf kein Gehör gegeben wird, werden die Konsequenzen wie in Hos 2:5 beschrieben sein. Eine solche Möglichkeit gibt es in Hosea 1 nicht. Dort wird das Gericht verkündet, ohne zu erwähnen, dass Umkehr dieses Gericht abwendet. In einer Gerichtsverkündigung ist es jedoch auch nicht immer notwendig, darauf hinzuweisen, dass man sich diesem Gericht durch Reue entziehen kann. Jona zum Beispiel predigt nur das Gericht (Jona 3:4). Als dieses Gericht anerkannt wird, kommen Reue und Buße (Jona 3:5). Infolgedessen vollzieht Gott das Gericht nicht (Jona 3:10).

Das Gericht, das Gott über sein Volk bringen wird, wenn es nicht umkehrt, besteht unter anderem darin, dass Er es nackt ausziehen wird wie am Tag seiner Geburt. Das bedeutet, dass Er seinem Volk alle Vorrechte nehmen wird, die Er ihnen geschenkt hat. Er wird sie auch in einen Zustand völliger Hilflosigkeit bringen, einen Zustand, den der Prophet Hesekiel beschreibt, wenn er Israel am Tag seiner Geburt beschreibt (Hes 16:4; 5). Dies wird Israel als eine Warnung präsentiert, damit es zur Buße kommt. Darüber hinaus warnt Gott sein Volk, dass Er es auch zu einer Wüste machen wird, einem Ort, an dem es kein Wasser gibt und man verdurstet. Gott wird dem Volk in seinem Gericht den Regen vorenthalten. Kein Segen wird ihnen mehr zuteilwerden.

Es ist immer wieder bewegend zu sehen, wie Gott zu seinem Volk spricht. Es ist, als zögere Er immer noch, sein Gericht zu vollstrecken. Durch Hoseas Dienst bietet Er eine letzte Möglichkeit, diesem zu entkommen. Als Hosea sieht, dass das Volk seine Botschaft – eine Botschaft im Namen Gottes – ignoriert, werden seine Aussagen vehementer und eindringlicher.

Deutsches Vers (6)

Kein Erbarmen für die Kinder

Indem der HERR von „eurer Mutter“ (Hos 2:4) spricht, hat Er sich an das Volk als Ganzes gewandt. Nun spricht Er von ihren „Kindern“, womit die einzelnen Israeliten gemeint sind. Er wird kein Mitleid mit ihnen haben, denn sie sind das Resultat des Umgangs „der Mutter“ mit falschen Göttern. In Israel erreicht der Götzendienst den Höhepunkt. An Gott wird nicht gedacht. Die erhaltenen Segnungen werden dem Baal zugeschrieben (Hos 2:10). Nicht nur die Nation als Ganzes ist schuldig, sondern auch jeder einzelne Israelit. In jedem Israeliten wird die Frucht des Ehebruchs „der Mutter“ sichtbar. Hier gilt das Sprichwort „Wie die Mutter, so ihre Tochter“ (Hes 16:44).

Man könnte argumentieren, dass Kinder nichts dagegen unternehmen können, wenn ihre Mutter Ehebruch begeht. Aber darum geht es hier nicht. Schließlich folgen nicht alle von ihnen der Mutter bei ihrem ehebrecherischen Verhalten. Diejenigen, die „Brüder“ und „Schwestern“ genannt werden (Hos 2:3), die aufgerufen sind, mit ihrer Mutter zu rechten (Hos 2:4), nehmen nicht daran teil.

Wenn Gott sich nicht um Kinder kümmert, die durch Unzucht geboren wurden, dann deshalb, weil sie entsprechend ihrer Geburt handeln. Diese Kinder haben keine Reue, schreien nicht zu Gott und flehen nicht um seine Gnade. Sie tun genau die gleichen Dinge wie ihre Mutter. Die Tatsache, dass Gott keine Gnade mit ihnen hat, liegt nur an ihnen selbst, an ihrem eigenen ehebrecherischen Verhalten in der Nachfolge ihrer Mutter.

Deutsches Vers (7)

Die Hurerei der Mutter

„Mutter“ bezieht sich wieder auf das ganze Volk Israel. Mit „ihre“ sind die Kinder in Hos 2:6 gemeint. So wie Gomer ihren Liebhabern nachjagte und von ihnen Geschenke erhielt, so handelt auch Israel mit den Götzen der umliegenden Völker. Israel schreibt alle Segnungen, mit denen der HERR sie überschüttet hat, der Gunst der falschen Götter zu.

Zweifellos sind diese Dinge durch Handelsabkommen in ihren Besitz gelangt. Aber Israel knüpft den Gedanken an die Tatsache, dass die umliegenden Völker diese Güter aufgrund der Güte eines Götzen besitzen. Daher möchte Israel neben den materiellen Vorteilen auch eine geistliche Verbindung zu diesen Göttern herstellen. Schließlich bringen diese Götter ihnen all ihren Wohlstand.

Das untreue Volk gibt vor, dass diese Güter ihm durch die Großzügigkeit der Welt gehören, von der es sie in der Tat erhalten möchte. Zu ihren „Liebhabern“ gehören vor allem Ägypten und Assyrien, mit denen sie unzüchtige Bündnisse eingegangen sind (Hes 16:26; 28; 29).

Sie sind diese Bündnisse eingegangen, um irdische Vorteile zu erhalten. Aber sie sind blind für die Tatsache, dass auch sie diese irdischen Wohltaten von Gott empfangen haben (Hos 2:10). Sie suchen ihre Befriedigung weiterhin ausschließlich in irdischen Vergnügungen. Damit stehen sie außerhalb der von David beschriebenen Erfahrung: „Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als zur Zeit, als es viel Korn und Most gab“ (Ps 4:8). Davids Freude liegt nicht in irdischem Wohlstand und Überfluss. Wenn das Herz in Gott Ruhe findet, ist es vollkommen glücklich und alle irdische Herrlichkeit kann dem Herz gestohlen bleiben.

Was Israel getan hat, tut die Christenheit jetzt: Sie sucht ihren Vorteil in der Welt. Ohne nach dem Gott zu fragen, von dem alles ist, erfreuen sich Christen an allen möglichen Dingen in der gleichen Weise, wie es die Menschen in der Welt tun. Sie sagen auch oft, dass sie selbst hart dafür gearbeitet haben und machen damit ihr Recht auf einen bestimmten Lebensstandard geltend. Nur der Form halber wird manchmal bei den Mahlzeiten noch ein „Formgebet“ gesprochen. Viele Christen wollen so viel wie möglich von allen möglichen Vorteilen profitieren, um das Leben auf der Erde so angenehm wie möglich zu gestalten.

Die heutige Christenheit ist völlig entfremdet von dem, was einen Mann wie Paulus beseelt hat. Wenn er von bestimmten Vorteilen spricht, von denen er profitieren könnte, um sein Ego zu befriedigen, sagt er, dass er um Christi willen alles für Verlust geachtet hat (Phil 3:7; 8). Deshalb kann er Christen, die sich dem Genuss des Wohlstands der Welt hingeben, zu Feinden des Kreuzes Christi erklären (Phil 3:18; 19). Wieso sollte es heute keine Götzen geben? Von wie vielen Christen ist der Gott nicht „der Bauch“? Sie füllen sich mit allen möglichen weltlichen „Leckerbissen“. Dieser Götze kann sich daher über eine beispiellose Popularität freuen. Wie es dazu gekommen ist? Weil Christus nicht mehr alles für das Herz ist.

Wir können auch von Rebekkas Haltung lernen, als sie gebeten wird, mit zu Isaak zu gehen. Als Abrahams Knecht alles über Isaak erzählt und ihr auch kostbare Dinge gezeigt hat, und dann vorschlägt, sie solle mit ihm gehen, sagt sie, ohne zu zögern: „Ich will gehen“ (1Mo 24:58). Sie nimmt alle Entbehrungen der Wüstenreise in Kauf, um bei Isaak zu sein. Nichts aus ihrem Elternhaus vermag sie dort zu halten. Obwohl sie Isaak nicht gesehen hat, hat sie so viel von seiner Herrlichkeit gesehen, dass sie gerne mit dem Knecht geht. Sie gibt sich ihm bedingungslos hin, er ist ihre erste Liebe. Wenn unsere Liebe zum Herrn Jesus genauso groß ist, sind wir nicht so voll von all diesen irdischen Leckerbissen.

„Brot“ und „Wasser“ sind notwendige Lebensbedürfnisse; „Wolle“ und „Flachs“ werden zur Herstellung von Kleidung verwendet; „Öl“ und „Getränk“ symbolisieren Freude und Festlichkeiten. Um diese Dinge dreht sich das Leben der Israeliten in der Zeit Hoseas, und um diese Dinge dreht sich auch das Leben unzähliger Christen heute.

Das immer wiederkehrende „mein“, das vor jedem dieser Dinge steht, erinnert an das Gleichnis des reichen Toren, das der Herr Jesus ausspricht (Lk 12:13-21). Dem Mann geht es gut. Die Dinge laufen so gut, dass er nicht mehr alles in seinen Vorratsscheunen lagern kann. Er denkt über die zu ergreifenden Maßnahmen nach und kommt zu dem Schluss, dass er die alten Scheunen abreißen und größere bauen wird. Er spricht von „meinen Früchten“, „meinen Scheunen“, „meinen Weizen und meine Güter“. Wir sehen, wie egoistisch dieser Mann ist und wie sein ganzes Denken auf seinen Besitz ausgerichtet ist. Das Wort „mein“ kommt ziemlich oft aus seinem Mund! Wir sehen diesen Egoismus auch bei Nabal, der David nichts von seinem Besitz geben will (1Sam 25:11).

Aber der Mann in dem Gleichnis hat seine Überlegungen noch nicht beendet. Er hat genug Geld verdient, um in Frieden zu leben, und muss nicht mehr arbeiten. Er meint nun, er könne es genießen. Wir können sagen, dass der Mann gut nachgedacht und seine Angelegenheiten sehr gut geregelt hat. Aber über eine Sache hat er nicht nachgedacht, und das ist das Wort, das der Herr Jesus spricht, bevor Er das Gleichnis erzählt: „Denn [auch] wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht durch seine Habe“ (Lk 12:15b).

Daher endet das Gleichnis nicht mit einem erfolgreichen Geschäftsmann, der das Leben genießt, sondern mit der Realität, dass Gott das letzte Wort hat. Gott nennt jemanden, der nur für Geld und Güter, Essen, Trinken und Vergnügen lebt, einen „Toren“. Plötzlich kann das irdische Leben zu einem Ende kommen, und dann kannst du all die Dinge, für die du so hart gearbeitet hast und an denen du so sehr hängst, nicht mehr genießen.

Deutsches Vers (8)

Dornen und eine Mauer

Dieser Vers zeigt, wie Gott mit seinem Volk handelt, um es von seinem eigenen Weg zurückzubringen. Er verwendet hierbei zweimal Bildsprache: „Mit Dornen verzäunen“ und „eine Mauer errichten“. Ein mit Dornen versperrter Weg ist ein Weg, auf dem eine undurchdringliche Barriere steht. Diesen Weg kann man nur einschlagen, wenn man schmerzhafte Verletzungen in Kauf nimmt. Der Weg der Sünde wird unansehnlich gemacht; ihre schmerzhafte Seite wird gezeigt.

Jemand kann von einem sündigen Weg abgehalten werden, wenn deutlich gezeigt wird, dass z. B. der Weg den Ruin seiner Gesundheit bedeutet. Ein militärischer Übungsplatz oder ein Minenfeld kann mit Stacheldraht abgesperrt werden, weil es lebensgefährlich ist, dieses Gelände oder Feld zu betreten. Wer die Warnungen nicht beachtet und es trotzdem riskieren will, muss die Konsequenzen tragen. Er kann viele Risse in der Kleidung und auch körperliche Verletzungen bekommen, er läuft sogar Gefahr, getötet zu werden. Nur ein Tor schert sich nicht um Dornen oder Stacheldraht.

Aber Gott hat noch ein anderes Mittel. Er wird den Zugang zum Weg der Sünde mit einer Mauer verschließen. Er tut dies, um die illegalen Nutzer – sein untreues Volk – von dem Pfad der Sünde wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Gott errichtet eine Mauer, eine Mauer, die sein Volk von ihren Liebhabern trennt (vgl. Hiob 19:8).

Dies geschieht, wenn Er Israel zerstreut. Dann existieren sie nicht mehr als Nation und haben keinen Kontakt mehr zu fremden Völkern und ihren Götzen. Auf diese Weise können sie nicht mehr mit den Götzen Ehebruch begehen. In Hosea 3 wird dies weiter ausgeführt, aber hier wird dieses Gericht als eine Zuchtmaßnahme beschrieben, die zur Rückkehr führen muss (Hos 2:9).

Deutsches Vers (9)

Die Entscheidung zur Rückkehr

In diesem Vers folgt die Auswirkung dessen, was Gott in Hos 2:8 getan hat. Wenn Israel vergeblich an die Völker appelliert, von denen sie so viel profitiert haben, werden sie sich daran erinnern, dass sie gar keine so schlechte Zeit bei Gott hatten. Sie werden zu Ihm zurückkehren. Leider fehlt das Bekennen der Sünden. Von Reue fehlt jede Spur. Es gibt keine Abscheu vor ihrer Sünde, und die Götzen werden nicht aufgegeben.

Anders verhält es sich mit dem verlorenen Sohn in Lukas 15. Dieser Junge denkt auch, dass es in der Welt besser ist als zu Hause. Aber als es ihm elendig geht, erinnert er sich daran, wie viel besser es ihm zu Hause ergangen ist. Als er aufsteht und wieder nach Hause geht, dann tut er dies mit einem Bekenntnis (Lk 15:13-20).

Wenn Israel doch nur mit einem solchen Bekenntnis zu Gott zurückgekehrt wäre. Der folgende Vers macht deutlich, dass sie sich nicht dessen bewusst sind, dass Gott ihnen alles gegeben hat, was sie den Götzen zuschreiben.

Dieses Bild von Israel gilt auch für die Namenschristen. Man sucht die Welt und ihren Nutzen, ihren Reichtum und Wohlstand, das angenehme Dasein, ohne nach Gott zu fragen. Aber es kann passieren, dass in der Welt kein Vorteil mehr zu gewinnen ist, z. B. durch eine Naturkatastrophe, die einem Land den ganzen Reichtum raubt, oder durch eine Krankheit, die allen Plänen ein Ende setzt. Dann gibt es die Tendenz, diesen altertümlichen „Gottesdienst“ wieder aus der Schublade zu holen. In Kriegszeiten füllen sich die Kirchen, und wenn persönliche Not herrscht, fangen die Menschen oft wieder an zu beten. Aber wenn man ausschließlich aus der Not heraus wieder anfängt, nach Gott zu fragen, ohne Reue und Umkehr, dann ist das nur eine hohle Phrase. Gott wird sicher nicht darauf hören (Hiob 35:9; 10; 12; 13).

Deutsches Vers (10)

Gott nicht als der Geber anerkannt

Gott ist die Quelle allen Segens. „Das Korn und der Most und das Öl“ werden oft zusammen erwähnt (5Mo 7:13; 5Mo 11:14; 5Mo 12:17; 5Mo 14:23; 5Mo 28:51). Es sind die drei Hauptsegnungen des Landes. Betrachtet man die Gaben, die Gott in der Natur oder geistlich gegeben hat, getrennt von Ihm als dem Geber, wird die Untreue geboren. Israel hat das Bewusstsein dafür verloren, dass es alles, was es besitzt, Gott zu verdanken hat.

Wir sehen, dass dies die Sünde in die Welt gebracht hat. Im Paradies sagt Gott dem Menschen, dass er frei von allen Bäumen des Gartens essen darf. Aber was kommt bei Eva zuerst? Aus ihrer Antwort an die Schlange geht hervor, dass bei ihr die Frucht im Vordergrund steht und nicht der freie Verzehr. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf das Geschenk und nicht auf den Geber. Und dann geht alles schief. In gewisser Weise segnet Gott alle Menschen (Mt 5:45b; Apg 14:17). Aber ebenso wenig wie Israel und ebenso wenig wie Eva erkennt der moderne Mensch nicht, dass Gott die Quelle der Nahrung und Freude ist, die er jeden Tag genießen darf.

Nicht nur, dass Israel Gott nicht dafür dankt, es nutzt die Gaben Gottes in seiner Kühnheit, um sie dem Baal zu geben. Dies geschieht z. B. dadurch, dass das Gold für ein Bild für den Baal verwendet wird, aber auch dadurch, dass diesem selbstgemachten Bild alle möglichen Arten von Geschenken dargebracht werden. Es ist möglich, dass der Name „Baal“ hier für alle Götzen steht, von denen Baal der beliebteste ist.

Wir können uns durchaus fragen: Wofür verwende ich das, was ich von Gott bekommen habe? Diene ich mir damit selbst? Oder diene ich damit anderen, aber nur für den Vorteil, den es mir bringt? Oder diene ich damit den Göttern unserer Zeit, indem ich mich voll und ganz in meine Karriere vertiefe, indem ich viel Aufmerksamkeit und Geld auf mein Aussehen verwende oder indem ich mich bemühe, so schlagkräftig wie möglich zu argumentieren? Es gibt weitere Beispiele, wie eine Person das, was sie von Gott erhalten hat, zu ihrem eigenen Vorteil missbraucht.

Deutsches Vers (11)

Gott nimmt den Segen weg

Wegen des mangelnden Bewusstseins, dass Gott die Quelle ihres Segens ist (Hos 2:10), wird Gott ihnen den Segen wieder wegnehmen. Wegen ihrer sündigen Taten wird Gott ihnen Nahrung und Kleidung wegnehmen, sodass es an den grundlegendsten Dingen des Lebens mangelt (1Tim 6:8). Zum Beispiel könnte Gott dem Land den Regen vorenthalten. Mehrmals wurde das Volk für seine Untreue und Götzenverehrung mit Dürre bestraft (1Kön 17:1-7). Er kann den Segen auch wegnehmen durch Feinde, die die Ernte rauben (Ri 6:1-6).

Gott handelt so, weil das Volk Ihm untreu ist. Deshalb beginnt dieser Vers, wie auch Hos 2:8, mit „Darum“, denn Gott kann nicht zulassen, dass sich sein Volk das aneignet, was Ihm gehört. Gott spricht hier von „mein Korn“, „meinen Most“, „meine Wolle“ und „meinen Flachs“, um anzuzeigen, dass es von Ihm kommt und von Ihm bleibt. Was Er gibt, verliert Er nicht. Er bleibt der Eigentümer davon und hat das Recht, es zurückzunehmen.

Geistlich gesehen ist das auch so. Die Gemeinde hat wegen ihrer Untreue sehr viel Segen verloren. Feinde haben das Sagen in der Gemeinde übernommen. Menschen, die die Bibel kritisieren, erhalten auf der Kanzel den Raum, ihre verderblichen Lehren zu verkünden. Christen sind offener für Einflüsse aus der Welt als für das Wort Gottes. Wenn sich Versammlungs- und Organisationstechniken in der Welt scheinbar bewähren, werden sie auch eingesetzt, um das Funktionieren der Gemeinde Gottes zu verbessern.

Auf diese Weise erhält der Feind die Kontrolle über das Geschehen in der Gemeinde. Das Wort Gottes ist nicht mehr der Maßstab, sondern das Wort der Menschen. Die Gemeinde wird zu einer Vereinigung, die in Übereinstimmung mit dem geführt wird, was in weltlichen Vereinigungen akzeptabel ist. Gott nimmt dann weg, was Er an Segen gegeben hat. Die Gläubigen verlieren das Bewusstsein ihrer Verbindung zu einem verherrlichten Christus, „in dem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kol 2:3).

Dies kann auch auf das natürliche Leben und materielle Dinge angewendet werden. Manchmal muss Geld für Dinge ausgegeben werden, die das Ergebnis von Untreue oder der Verletzung vorgeschriebener Regeln sind. Dies ist der Fall bei einem Strafzettel für Geschwindigkeitsüberschreitungen. Das Geld, das dafür bezahlt werden muss, ist verloren. Wenn man einen Zusammenstoß verursacht, kostet das oft noch mehr Geld. Es ist auch möglich, deine Gesundheit unverantwortlich zu behandeln, wodurch der Körper bestimmte Funktionen verliert. Durch schlechtes Verhalten kann dir Geld und Gut und Gesundheit genommen werden, du hast es verloren.

Doch nun die Reaktion. Tue ich es ab mit: „Nun, das kann jedem passieren, also auch mir“? Das ist wahr, aber schaut der Christ nicht weiter? Gott spricht dadurch. Bin ich offen dafür, das zu lernen, was Gott mich dadurch lehren will? Letzteres könnte man sicherlich von einem Christen erwarten.

Deutsches Vers (12)

Gottes Volk in Schande gebracht

Das hier mit „Schande“ übersetzte Wort bedeutet „verdorrter Zustand“. Das ist das Endergebnis, wenn Gott ihnen all ihren Überfluss genommen hat. Israels „Liebhaber“ werden es deshalb verachten und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Es bezeichnet die tiefe Demütigung Israels.

So ergeht es jedem, der Gott verlässt, um der Welt zu dienen. Gott wird einen solchen Menschen vor den Augen der Welt entehren. Die Welt scheint ein Liebhaber zu sein, aber sobald es nichts mehr zu holen gibt, wird man beiseitegeschoben wie der letzte Dreck. So etwas passiert einem ägyptischen jungen Mann. Weil er krank geworden ist, wird er von seinem Herrn verlassen als Beute für jeden, der ihn findet. Glücklicherweise fällt dieser junge Mann in die Hände von David (1Sam 30:11-20).

Wenn Gott sein Urteil verkündet, ist es unmöglich, sich dem zu entziehen. Niemand kann Ihn dann aufhalten. Vielleicht gibt es Menschen, die Mitleid mit deiner Situation haben, aber wenn es keine wirkliche Rückkehr zu Gott gibt, ist es nicht möglich, wirklich aus diesem „verdorrten Zustand“ herauszukommen.

Deutsches Vers (13)

Gott nimmt dem Volk ihre Feste weg

Gott wird alles wegnehmen, worüber sein Volk sich freut, weil es eine Freude ohne Ihn ist. Die Feste sind zu religiösen Formen verkommen, in denen kein Platz für Gott ist. Das Zentrum für die religiösen Zeremonien ist Jerusalem. Das Zehnstämmereich wird seine Festlichkeiten wohl in Bethel und Dan bei den goldenen Kälbern (1Kön 12:25-33) oder an anderen geweihten Orten abgehalten haben.

Von den in 3. Mose 23 beschriebenen Festen werden hier das Fest des Posaunenschalls erwähnt, das mit „Neumonden“ bezeichnet wird, die wöchentlichen „Sabbate“ und „all ihre Festzeiten“, das sind die jährlichen Feste. Zu den jährlichen Festen gehören das Passahfest, das Pfingstfest und das Laubhüttenfest.

Aber was in 3. Mose 23 „die Feste des HERRN“ genannt wird (3Mo 23:2), wird hier ihre Feste, ihre Neumonde und ihre Sabbate, und alle ihre Festzeiten genannt. Im Johannes-Evangelium finden wir dasselbe. Dort wird das „Passah dem HERRN“ (3Mo 23:5) „das Passah der Juden“ genannt (Joh 2:13; Joh 6:4; vgl. Joh 5:1; Joh 7:2). Sie halten diese Feste nicht zu Ehren Gottes, sondern für das Fest selbst. Nur die Form wird beibehalten.

Dasselbe gilt auch für die Christenheit. Die äußeren Formen des Gottesdienstes existieren nach wie vor. Sie sind jedoch leere Hüllen, in denen Gott nicht geehrt wird, sondern in denen der Mensch im Mittelpunkt steht und es sich gut gehen lässt. Im Neuen Testament werden zwei Dinge als „des Herrn“ bezeichnet. Das ist „des Herrn Mahl“ (1Kor 11:20) und „des Herrn Tag“ (Off 1:10). Der Ausdruck „des Herrn“ bedeutet „dem Herrn gehörend“ und kommt als Ausdruck nur an diesen beiden Stellen vor.

Das Abendmahl des Herrn ist zu einem Abendmahl der Menschen geworden. Ob man sagt, dass das Sakrament zur Stärkung des Glaubens dient, wie im Protestantismus, oder ob man sagt, dass man durch den Gebrauch des Sakraments Christus isst und somit das ewige Leben hat, wie im römischen Katholizismus, in beiden Fällen wird nicht verstanden, was dieses Mahl bedeutet. Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl zum Gedenken an den, der sich Gott übergeben hat und für die Gemeinde gestorben ist (1Kor 11:23-26).

Ebenso ist der Tag des Herrn, der Sonntag, zu einem Tag geworden, den wir mit Dingen füllen, die wir gerne tun. Vielleicht besuchen wir noch eine Kirche oder eine Gemeinde, aber das darf alles nicht zu lange dauern, denn es sollte auch für uns selbst noch genügend Zeit bleiben. Wir betrachten ihn nicht mehr als einen Tag, den Er speziell für sich selbst vorgesehen hat.

Übrigens ist „des Herrn Tag“ keine verkappte Form des Sabbats, für den man sich alle möglichen Regeln ausgedacht hat, was man tun darf und vor allem, was man nicht tun darf. Der Zweck des Tages des Herrn besteht darin, dass sich jeder Christ an diesem Tag besonders mit dem Herrn beschäftigt. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Tage, an denen ein Christ mit dem Herrn beschäftigt ist. Er kann nicht einen Augenblick ohne Ihn leben. Aber an diesem besonderen Tag rücken die alltäglichen Dinge, die wir immer tun müssen, so weit wie möglich beiseite, um Ihn zu ehren.

Dieses Ehren wird in erster Linie bei dem Zusammenkommen mit Kindern Gottes geschehen. Wir können Ihn auch ehren, indem wir einigen von denen, die einen Besuch zu schätzen wissen, ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken. Darüber hinaus wird jeder, der sich vom Herrn führen lässt, sicherlich eine Gestaltung für diesen Tag finden, die der Tatsache entspricht, dass es „des Herrn Tag“ ist.

Deutsches Vers (14)

Verwüstung von Weinstock und Feigenbaum

Von den Festen in dem vorhergehenden Vers geht der Prophet zu den Früchten des Landes über. Feste und Früchte gehören zusammen, denn die jährlichen Feierlichkeiten sind mit der Landwirtschaft verbunden. Der Weinstock und der Feigenbaum stehen für die köstlichen Früchte des Landes, die Gott als Segen für jeden Israeliten vorgesehen hat. Zur Zeit Salomos, als er über ein großes Gebiet regierte und Frieden auf allen Seiten hatte, lebten Juda und Israel in Frieden, „jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum“ (1Kön 5:4; 5).

Doch was ein Geschenk Gottes ist, wird von Israel als etwas angesehen, das es von seinen Liebhabern, Ägypten und Assyrien, erhalten hat. Wenn sie ihren Weinstock und Feigenbaum sehen, werden sie nicht mehr an die Güte Gottes erinnert, sondern an ihre Handelspartner. Vielleicht rühmen sie sich ihres Einfallsreichtums bei den Verhandlungen.

Gott ist in ihrem Denken nicht mehr gegenwärtig. Was für eine Beleidigung für Ihn! Aber wenn sie glauben, dass sie den Segen, den Gott ihnen gegeben hat, von ihren „Liebhabern“ erhalten haben, brauchen sie nicht mehr auf Gottes Schutz zu zählen. Er wird ihnen jeglichen Schutz nehmen und sie zu einer Beute für ihre Feinde machen. Wer Gottes Segen verachtet, muss auch den Schutz Gottes entbehren.

Deutsches Vers (15)

Heimsuchung für die Tage der Baalim

Der Grund für das Gericht liegt in den Opfergaben für den Baal. Dies bezieht sich auf die Tage Ahabs, durch den der Dienst des Baals zur „Staatsreligion“ erhoben wurde, während der Dienst Gottes beiseitegelegt worden war (1Kön 16:31-33). Obwohl Jehu den Baal Götzendienst auslöschte (2Kön 10:18-28), blieben die Herzen des Volkes an den Baal gebunden. Der Götzendienst ist wiederbelebt worden, und der Dienst des Baals hat wieder begonnen (2Kön 11:18).

Der Plural „Baalim“ weist darauf hin, dass es mehrere Erscheinungsformen des Götzendienstes gibt. Regional werden unterschiedliche Götter unter dem Namen Baal verehrt, ebenso wie es heute von Ort zu Ort unterschiedliche Madonnen einer einzigen Marienverehrung gibt. Es gibt auch Baalim mit unterschiedlichen Funktionen. Die Ehrung der Baalim geht Hand in Hand mit ausgedehnten Zeremonien. Menschen kleiden sich wie Huren, um ihre Liebhaber zu verführen.

Dann kommt das eindrucksvolle „mich aber hat sie vergessen“. Hier hören wir die ergreifende Sprache des Herzens Gottes wegen der Verschmähung seiner Liebe. Ihn zu vergessen oder zu ignorieren ist vielleicht noch schlimmer, als gegen Ihn vorzugehen. Es zeigt Verachtung. Es ist nicht nur, dass man ihn übergeht, sondern auch, dass man so tut, als wäre Er nicht da. Es gibt nichts, was einen Menschen mehr verletzen kann, als so zu tun, als gäbe es ihn nicht. Wie schockierend kann es für ein Kind sein, wenn es entdeckt, dass seine Eltern es vergessen haben. Dann ist man nicht wirklich wichtig, dann sind andere Dinge oder Menschen offenbar wichtiger. Jemand kann aus unseren Gedanken verschwinden, weil wir ihn oder sie nicht mehr interessant finden.

So kann es auch mit Gott geschehen. Manche Menschen sagen, sie hätten ein schwaches Gedächtnis und meinen, sie könnten sich dafür entschuldigen, dass sie Gott nicht gedient haben. Aber wenn man ihnen zuhört, merkt man, dass sie sich an andere Dinge sehr gut erinnern können. Gott zu vergessen ist eine schuldige Handlung, wodurch Ihm enormes Unrecht angetan wird. Ihn lässt es sicher nicht kalt, wie sein Volk Ihn behandelt. Wenn seine Liebe nicht erwidert wird, bereitet Ihm das großen Kummer.

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