Hosea 6:1-3

Einleitung

Die letzten Verse des vorigen Kapitels sagen uns, dass die Züchtigung des HERRN schließlich die von Ihm gewünschte Wirkung haben wird. Jedes Mitglied des Volkes, das seine Schuld anerkennt, wird den Ruf hören lassen, mit dem Hosea 6 beginnt: „Kommt und lasst uns zu dem HERRN umkehren“ (Hos 6:1). Dann werden sie gesegnet werden. Diese Wenigen sind ein Überrest, der Vertrauen zu Gott hat. Er beschämt dieses Vertrauen nicht.

Leider wird der Ruf von der Mehrheit des Volkes nicht beherzigt werden. Dieser Teil ist nur äußerlich religiös, es gibt keine wirkliche Liebe zu Gott. Die Frömmigkeit des Volkes wird mit einer viel versprechenden Wolke verglichen, die sich aber in nichts auflöst (Hos 6:4). Gott geht es nicht um äußere Formen, sondern um eine Frömmigkeit, die aus dem Herzen kommt. Das ist auch heute noch so.

Ein Ruf voller Zuversicht

Wenn wir Gott verlassen haben, müssen wir dorthin zurückgehen, wo wir Ihn verlassen haben. Dort können wir Ihn wiederfinden, dort ist Er geblieben und wartet auf uns. Mit der Aufforderung, zum HERRN zurückzukehren, appelliert Hosea an das Gewissen des Volkes. Es ist auch möglich, dass die Gläubigen im Volk diese Worte zueinander sprechen. Sie drücken Anerkennung und Vertrauen aus. Anerkennung, dass die Gerichte gerechtfertigt sind, dass sie sie verdient haben, und Vertrauen, dass der HERR heilt und verbindet. Der Ruf bedeutet auch, dass sie nicht mehr zu den Assyrern um Hilfe gehen.

Hosea bzw. die Gläubigen des Volkes knüpfen mit diesen Worten an die Worte des HERRN selbst im vorherigen Kapitel an (Hos 5:15). Indem sie die Worte des HERRN im Glauben annehmen, erkennen sie auch die Wahrheit dieser Worte an.

Es spricht von geistlicher Reife, wenn Dinge, die in unserem Leben geschehen, aus der Hand des Herrn angenommen werden und nicht auf Menschen oder Umstände zurückgeführt werden. Hiob hat all das Leid, das ihm widerfahren ist, aus der Hand Gottes angenommen: „Denn er bereitet Schmerz und verbindet, er zerschlägt, und seine Hände heilen“ (Hiob 5:18; 1Sam 2:6).

Nach der Erfahrung von Gottes Zorn sieht der Glaube auch die Größe seiner Barmherzigkeit und Güte. Sie werden anerkennen, dass sein Gericht gerecht ist. Sie werden auch ihren Glauben sowie ihre Hoffnung auf seine Barmherzigkeit und den verheißenen Segen der Wiederherstellung zum Ausdruck bringen. Sie werden nun sehen, dass sie krank sind und dass nur der HERR sie heilen kann. Zu Ihm gehen sie. Sie gehen im Vertrauen darauf, dass Gott niemals „schlägt“, um seine Kinder von sich zu entfremden, sondern um sie zu sich zu bringen.

Gott hat die zehn Stämme „zerrissen“ und „geschlagen“, als die Assyrer sie in die Zerstreuung führten, und die zwei Stämme, als der König von Babel sie wegführte. Das Wort „zerrissen“ ist das Wort, das für zerreißen, wie es ein Raubtier tut, verwendet wird (vgl. Hos 5:14).

Wiederbelebt, aufgerichtet, leben

Wenn Gottes Volk ehrlich anerkannt hat, dass es kein Recht mehr auf Segen hat, weil es alles verwirkt hat, wird Er an die Arbeit gehen. Deshalb heißt es in den Hos 6:1; 2 öfters, was Er tun „wird“. Er bringt Leben in das, was Tod ist. Er ist Gott und sonst niemand (5Mo 32:39). Der dritte Tag spricht in der Bibel meistens von der Auferstehung aus den Toten. So wie Jona am dritten Tag von dem Fisch ausgespuckt wird (Jona 2:10), so kommt für Israel hier ein dritter Tag von Leben und Herrlichkeit. Es ist wichtig, diesen Vers auch mit der Auferstehung des Herrn Jesus in Verbindung zu bringen (1Kor 15:3; 4). Er ist das wahre Israel (vgl. Hos 11:1; Mt 2:15).

Hos 6:2 enthält eine Verheißung für die Zukunft. Gott wird sein Volk aus den Toten auferwecken. Dies wird in Phasen geschehen. Hesekiel bekommt dies in seiner Prophezeiung zu sehen. Er sieht ein Tal voller trockener Gebeine (Hes 37:1-6). Dies stellt Israel in der Zeit der Zerstreuung dar. Aber er sieht auch, wie sich die Gebeine zusammenfügen, ohne dass ein Geist in ihnen ist (Hes 37:7; 8).

Das ist die Situation, in der sich Israel seit dem 14. Mai 1948 befindet. Es gibt eine nationale Existenz, aber noch keine Verbindung zu Gott. Es ist ein Staat, der durch eigene Anstrengung errichtet und im Vertrauen auf die eigene militärische Stärke und mit Hilfe von Verbündeten aufrechterhalten wird. Gott wird nicht in Betracht gezogen. Erst wenn Gott den Geist der Gnade und des Flehens und des Schuldbekenntnisses über sie ausgießt (Sach 12:10-14), wird die Beziehung zu Gott wiederhergestellt sein. Dann wird das Volk „vor seinem Angesicht leben“, d. h. in seiner Gunst leben.

Das lässt sich auch auf das Leben des Christen übertragen. Ein Christ lebt nur dann wirklich, wenn er aus dem Bekenntnis der Schuld und der Gewissheit der Vergebung heraus lebt. Dann wird und darf es ein Bewusstsein geben, dass er in Gottes Gunst lebt. Dieses Leben ist im übertragenen Sinn verbunden mit dem dritten Tag, mit der Auferstehung des Herrn Jesus. Seine Auferstehung ist der Beweis dafür, dass Gott die Sünden derer, die an seinen Sohn glauben, nicht mehr sieht. Sie sind für immer weg. Wer das wirklich erlebt, wird das wahre Leben in Gottes Gunst genießen und es nicht mehr anders wollen. Wie man dieses Leben genießen kann, wird in dem folgenden Vers deutlich gemacht.

Erkennen und Hervortreten

Nach der Auferstehung gibt es ein neues Leben, ein Leben, das der Auferstehung entspricht. Dieses neue Leben hat nur einen Wunsch: Ihn näher kennen zu lernen und zu erkennen in dem, was Er in sich selbst ist. Aber, könnte man sagen, wenn man das neue Leben hat, erkennt man Ihn doch schon? Das ist wahr. Aber es ist nur teilweise wahr, denn in diesem Erkennen ist nur ein Aspekt des Herrn Jesus in den Vordergrund getreten. Das Volk Israel wird in der Endzeit durch den Herrn Jesus erlöst werden. Sie werden Ihn als Erlöser kennen lernen. Das gilt auch für jeden Sünder, der Ihn jetzt kennenlernt.

Aber der Herr Jesus ist so viel mehr als der Erlöser. Der Reichtum seiner Person ist unendlich. Nun, jeder Mensch, der Ihn als Retter kennengelernt hat, wird sich danach sehnen, mehr und mehr Herrlichkeiten in Ihm zu entdecken. Diese Sehnsucht ist ein Beweis für das neue Leben. Und je mehr wir von Gott, dem Vater, und seinem Sohn erkennen, desto mehr wird das Fundament für ein Leben des Glaubens und des Gehorsams gelegt werden.

Wenn es den Wunsch gibt, den Herrn zu erkennen, wird auch die Anstrengung kommen, um Ihn zu erkennen. Ohne Anstrengung wird es keinen Zuwachs der Erkenntnis geben. Die Wahrheit muss „erkauft“ werden (Spr 23:23). Es muss ein Preis dafür gezahlt werden. Das ist primär ein Preis in Form von Zeit, um Gottes Wort zu studieren. Deshalb wird in diesem Vers hinzugefügt, dass sie danach trachten wollen, Ihn zu erkennen.

Das erinnert an den Wunsch des Apostels Paulus. In seinem Brief an die Philipper schreibt er auch davon, den Herrn Jesus zu erkennen und danach zu jagen (Phil 3:8; 10; 14). Wir könnten sagen: „Aber Paulus kannte den Herrn doch schon sehr gut, oder nicht?“ Ja, das ist sicher so, aber dennoch weiß Paulus auch um die unendliche Herrlichkeit seines Retters und Herrn, und er will immer mehr davon entdecken. Dafür ist er bereit, alles zu geben. Wie schön wäre es, wenn eine solche Einstellung auch in unseren Herzen und in unserem Sinnen und Trachten mehr Gestalt annehmen könnte.

Doch es kommt noch etwas hinzu. Gerade der Mangel an Erkenntnis ist die Ursache für ihren Untergang (Hos 4:6; Jes 5:13). Wenn es aber eine Sehnsucht nach der wahren Erkenntnis Gottes gibt, wird das Ergebnis nicht der Untergang sein und dass Gott sich zurückzieht, sondern genau das Gegenteil. Anstelle der Nacht, die über das Volk kommen musste, wird „die Morgendämmerung“ kommen. Die Sehnsucht des Volkes wird dadurch erhört, dass der Herr Jesus als aufgehende Sonne in der Morgendämmerung, dem Anbruch des Tausendjährigen Reiches, hervorgeht (Mal 3:20; vgl. Ps 19:7a).

Das Ergebnis ist ergiebiger Regen, durch den das Land eine reiche Frucht hervorbringen wird. Eine erneute Ausgießung des Geistes wird für das Volk stattfinden, das im Jahr 1948 als Nation „zum Leben erwacht“ ist (Joel 3:1; 2). Dann wird dem Volk das steinerne Herz genommen werden und stattdessen wird Gott ihnen ein fleischernes Herz und seinen Geist geben (Hes 36:26; 27). Von da an werden sie unter dem Segen und der Gnade Gottes in Christus leben, der als König herrschen wird (Spr 16:15).

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