Hosea 7:9

Er weiß es nicht

Das dritte Bild ist, dass „graues Haar auf sein Haupt gesprengt“ ist. Das deutet darauf hin, dass die Kraft und Energie der Vergangenheit nicht mehr da sind. Graues Haar ist oft ein Zeichen von Alter und Weisheit, aber nicht hier. Hier bedeutet es schwindende Kraft, die in dem Ende ihrer Existenz als Volk gipfelt. Wenn bei jemandem die ersten grauen Haare sichtbar werden, wird das sofort bemerkt. Dafür gibt es Spiegel. Wenn es nicht bemerkt wird, ist es unnatürlich. Dies ist der Fall bei Israel. Graue Haare zu haben ist keine Schande, aber sie nicht zu sehen schon. Zweimal heißt es in diesem Vers, dass er es nicht weiß. Wie tragisch!

Im Buch Maleachi stoßen wir auch auf dieses fehlende Bewusstsein für die eigenen Unzulänglichkeiten. Wir hören das Volk mehrmals die Frage stellen, ob sie dies oder jenes getan haben. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie sich in den Dingen, über die sie angesprochen werden, verirrt haben.

Aus geistlicher Sicht werden die ersten grauen Haare in uns sichtbar, wenn z. B. unser Bedürfnis, mit Gottes Volk zusammenzukommen, nachzulassen beginnt; oder wenn unser Interesse am Haus Gottes nachlässt; oder wenn unser Engagement und unser Bedürfnis, Menschen das Evangelium zu bringen, nachlässt; oder wenn wir es in unserer Arbeit nicht mehr so genau nehmen und dergleichen. Es kann uns auch passieren, dass wir es nicht wissen. Und die Ursache? Fremde haben uns die Kraft geraubt. Fremde Gedanken haben sich Zugang zu unserem Denken verschafft, indem wir dem weltlichen Denken die Tür geöffnet haben.

Die einzige Frucht, die Israel aus seiner Suche nach Hilfe von den weltlichen Mächten erntet, ist Abhängigkeit von diesen Völkern. Das Volk gerät in eine abhängige Position und wird ausgesaugt. Wir können an die schwere Steuer denken, die Menachem für die Hilfe zahlen muss, die er vom König von Assyrien erbittet (2Kön 15:19; 20). Jeder Gefallen, den ein Gläubiger von der Welt erbittet, muss teuer bezahlt werden. Die Welt gibt nie etwas umsonst. Der Umgang mit der Welt verzehrt die Kraft eines Gläubigen, ohne dass er es weiß.

Ephraim ist ein altersschwacher Graubart, der ins Grab stolpert. Es sollte ein abgesondertes Volk sein und ein Zeugnis für Gott. Aus diesem Zeugnis wird aber nichts, weil das Volk den Weg der Nationen gegangen ist und heidnische Sitten angenommen hat.

Simson ist eine bildhafte Illustration dessen, was hier über Ephraim gesagt wird. Als Simson das Geheimnis seiner Kraft offenbart hat, das darin liegt, dass er ein Nasir ist – das heißt, ein Abgesonderter für den HERRN –, ist seine Kraft dahin. Genauso tragisch wie bei Ephraim lesen wir von Simson, dass er nicht weiß, dass der HERR nicht mehr bei ihm ist: „Er wusste aber nicht, dass der HERR von ihm gewichen war“ (Ri 16:19; 20).

Jede Verbrüderung mit der Welt, unter welchem Deckmantel auch immer, bewirkt, dass der Christ seine Gemeinschaft mit dem Herrn und damit alle geistliche Energie verliert, oft ohne sich dessen bewusst zu sein.

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