Isaiah 11:6-10

Das Friedensreich

Nach der Beschreibung des Messias folgt eine Beschreibung der herrlichen Situation des Friedens, der unter der Regierung des Messias, des Friedefürsten, in Gerechtigkeit auf der Erde herrschen wird. Gerechtigkeit bringt Frieden hervor (Jes 32:1). Alle Arten von Krisen, die wir jetzt erleben können, wie Klimakrise, Finanzkrise, soziale Krise, wird es nicht mehr geben. Sie sind alle verschwunden, weil sie durch den Messias gelöst worden sind. Friede wird auch im Reich der Tiere in lieblicher Weise vorhanden sein (Jes 11:6-8). Es ist nicht nur Frieden zwischen den Tieren, sondern auch zwischen den Menschen und den Tieren.

Die hier skizzierte Szene zeigt, wie es vor dem Sündenfall war. Wenn der Fluch aufgehoben ist, wird dieser Zustand durch den Herrn Jesus wiederhergestellt werden, wie Jesaja hier prophezeit. Dann werden die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ gekommen sein, „von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat“ (Apg 3:21), einschließlich Jesaja.

Die Erde wird dann von dem Fluch befreit sein, der seit dem Sündenfall des Menschen auf ihr lastet und durch den der Friede so grausam und langanhaltend gestört ist (Röm 8:19-22). Paulus nennt in Römer 8 ein Detail, das Jesaja nicht kennt. Er sagt, dass es nicht nur um die Offenbarung Christi als dem „Wurzelspross Isais“ (Jes 11:10) geht, sondern auch um „die Offenbarung der Söhne Gottes“ (Röm 8:19), die Gläubigen der neutestamentlichen Gemeinde, die mit Ihm verbunden sind.

Das Friedensreich ist die Herrschaft des letzten Adams, Christus, der alles wiederherstellen wird, was der erste Adam verdorben hat, obwohl die Sünde dann noch nicht vollständig abgeschafft ist. Die Gerechtigkeit herrscht, was bedeutet, dass noch Böses vorhanden ist, aber dann unterbunden wird, weil Satan gebunden und für tausend Jahre eingesperrt sein wird (Off 20:2; 3). Es ist eine Wiederherstellung der Zeit vor dem Sündenfall, wo sich die Tiere ebenfalls vom Kraut des Feldes ernährten (1Mo 1:30). Von Tieren, die sich gegenseitig verschlingen, ist nicht die Rede.

Der Anstifter des Bösen kann nichts Böses mehr anrichten und kein Verderben mehr entfachen (Jes 11:9). Er kann auch nicht mehr seinen verdunkelnden Einfluss auf die Erkenntnis des HERRN ausüben. Die ganze Erde trägt das Kennzeichen „auf meinem ganzen heiligen Berg“, das ist der Tempelberg, die Wohnung Gottes auf der Erde. Die ganze Erde wird Gott geweiht und von seiner Herrlichkeit erfüllt sein (Jes 6:3).

Dies ist der „Erkenntnis des HERRN“ zu verdanken. Diese Erkenntnis wird allgemein unter den Bewohnern der Erde vorhanden sein, nicht oberflächlich, sondern tiefgehend, wie der Meeresgrund. Das bedeutet mehr, als dass die Menschen intellektuelles Wissen über Gott besitzen. Es bedeutet vielmehr, dass die Menschen überall nach Gottes Grundsätzen und nach seinem Wort leben werden.

Es geht um die Herrschaft Christi und deren Auswirkung auf die Ihm unterworfene Schöpfung. Die Gläubigen der heutigen Zeit sind bereits eine „neue Schöpfung“ (2Kor 5:17) und sind ihrem Herrn unterworfen (2Kor 5:15).

In den unterschiedlichen Tieren im Friedensreich können wir auch verschiedene Charaktere der erneuerten Erlösten sehen, die unter der Herrschaft Christi in Frieden miteinander leben können. Diese charakterlichen Unterschiede sehen wir schon bei den Jüngern des Herrn Jesus, die alle verschieden sind und doch gemeinsam Ihm folgen. Es ist zu wünschen, dass der Friede, der bald überall auf der Erde anwesend sein wird, heute schon unter den Gläubigen in den örtlichen Gemeinden vorhanden ist.

Heute gehen die Jünger Christi in die Welt hinaus, um überall die Botschaft Christi zu verkünden. Aber „an jenem Tag“ (Jes 11:10) werden alle Völker nach Christus fragen. Zu diesem Zweck werden die Nationen nach Jerusalem hinaufziehen (vgl. Jes 2:3). Dort werden sie von Israel über Christus belehrt werden, denn die Israeliten werden „Priester des HERRN“ genannt werden (Jes 61:6).

Christus ist das Zentrum, zu dem alle kommen. Sie werden Ihn als den verherrlichten Menschen sehen und Ihn als „Wurzelspross Isais“ erkennen, d. h. als denjenigen, dem das Haus David seine Entstehung verdankt (Off 22:16). Bei „Schössling“ (Jes 11:1) denken wir an Christus als Mensch, der aus dem Geschlecht Davids hervorgegangen ist. Bei „Wurzelspross“ denken wir an Ihn in seiner Gottheit, aus der das Geschlecht Davids hervorgegangen ist. Er ist sowohl der Ursprung als auch der Nachkomme des Geschlechts Davids. Als Gott ist Er der Ursprung und als Mensch ist Er der Nachkomme.

Sie werden Ihn auch als „Banner der Völker“ sehen, als denjenigen, der über alle Völker erhaben ist und zu dem sich alle Völker wenden werden (Ps 72:8-11; 17). Er ist der große Orientierungspunkt. Bei Ihm ist Ruhe, eine Ruhe, die Er über die ganze Erde ausbreitet. Weil alles auf der Erde in Übereinstimmung mit seinem Willen ist, ist die ganze Erde „seine Ruhestätte“ und damit eine herrliche Ruhestätte. Alle, die dann auf der Erde leben, haben Anteil an dieser Ruhe (Mich 4:2; 3).

Das Zentrum des Friedens wird Gottes Wohnstätte Jerusalem sein. Das ist die Stadt, die er erwählt hat, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Davids Gebet wird dann erfüllt sein: „Steh auf, HERR, zu deiner Ruhe“ (Ps 132:8a; 13; 14; 2Chr 6:41). Die Herrlichkeit dieser Ruhestätte kommt in der Schechina zum Ausdruck, das ist die Wolke des HERRN als sichtbares Zeichen der Herrlichkeit seiner Gegenwart (2Mo 16:10).

Paulus zitiert Jes 11:10 in Römer 15 (Röm 15:12). Er tut dies, um zu zeigen, dass nicht nur Israel, sondern auch die Nationen in den Heilsplan Gottes einbezogen sind. Wohlgemerkt, es geht nicht um die Gemeinde. Im Alten Testament ist die Gemeinde ein Geheimnis. Worauf es hier ankommt, ist, dass Gottes Herz auch im Alten Testament die Nationen außerhalb Israels im Blick hat. Sie haben sicherlich einen anderen Platz als Israel. Israel war und bleibt das auserwählte Volk Gottes. Dieses Volk hat einen eigenen Platz in der Heilsgeschichte, aber damit hat Gott die anderen Völker nicht verworfen.

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