Isaiah 14:16

Der Fall Satans

Dann entfaltet sich eine neue Szene über den endgültigen Fall von Babel. Wir sehen die Geister der getöteten Herrscher und des Volkes von Babel im „Scheol“ (Jes 14:9). Scheol – griechisch: Hades (Lk 16:23) – ist der Ort, an den die Geister der Toten hingehen. Es sind die Geister derer, die verloren sind. Es ist nicht die Hölle (Gehenna), sondern das Totenreich.

Diejenigen, die schon da sind, begrüßen den Neuankömmling. Es herrscht Aufregung, als sie sehen, wer der Neuankömmling ist. Sie rempeln sich gegenseitig an und zeigen auf den, der kommt. Dem Neuankömmling wird gesagt, dass er erwartet wurde. Diejenigen, die im Totenreich sind, wissen, warum sie dort sind, und sind sich dessen bewusst, dass alle, die so gelebt haben wie sie, ebenfalls dort sein werden. Könige erheben sich von ihren Thronen. In ihrer Fantasie sind sie immer noch Herrscher. Auf der Erde hätten sie sich aus Furcht und zum Schmeicheln von ihren Thronen erhoben, jetzt tun sie es spottend.

Diese Szene macht deutlich, dass sich die Seelen nach dem Tod ihrer Situation voll bewusst sind. Es gibt eine Menge Aktivität im Totenreich. Sie können miteinander sprechen. Es gibt auch eine lebendige Erinnerung an das Leben auf der Erde (vgl. Lk 16:23-31). Es gibt keine einzige Schriftstelle, die einen bewusstlosen Zustand oder einen Seelenschlaf lehrt oder selbst nur unterstellt.

Bei denen, die bereits im Totenreich sind, gibt es nicht den Respekt vor dem Neuankömmling, der auf der Erde Respekt forderte. Sie verhöhnen den König von Babel (Jes 14:10), wie es Israel zuvor in einem Spottlied tut (Jes 14:4). Sie rufen alle miteinander, dass er jetzt einer von ihnen ist. Er steht nicht mehr über ihnen. Von der Stärke und dem Stolz des Königs von Babel ist nichts mehr übrig. Er ist so schwach wie sie selbst.

Seine Pracht ist „in den Scheol hinabgestürzt“ (Jes 14:11). Er wird spottend an die schöne Musik erinnert, die er zu Lebzeiten genossen hat (Dan 3:5). Was er nun hört, ist der rücksichtslose Sarkasmus seiner Losgenossen. Auf sarkastische Weise ziehen sie einen Vergleich zwischen der Vergangenheit auf der Erde und nun im Totenreich. Auf der Erde lag er auf luxuriösen Sofas und Kissen, während er sich mit wundervollen Decken und Bettüberwürfen zudeckte. Das ist jetzt anders. Würmer sind jetzt sein Bett und er liegt unter einer Decke von Maden.

Sie halten ihm vor, wie er sich selbst als Gott mit seinem Platz im Himmel sah, aber dass er nun daraus gefallen ist (Jes 14:12). Es ist aus mit seinem Hochmut. Er, der sich „Glanzstern, Sohn der Morgenröte“ nannte, ist entlarvt worden. Er ist gefällt worden, der sich „Überwältiger der Nationen“ genannt hat.

Der Name „Glanzstern“ kommt vom lateinischen lucifer, was „Lichtträger“ bedeutet. Im Hebräischen wird das Wort hillel verwendet, das „Glänzender“ oder „Leuchtender“ bedeutet. Dies ist auch genau die Bedeutung des hebräischen Wortes nahash, das die Schlange in ihrem ursprünglichen Zustand nach ihrer Erschaffung andeutet (1Mo 3:1). Hier bei Jesaja wird diesem Namen die Bedeutung „Sohn der Morgenröte“ hinzugefügt. Dies ist nur eine hebräische poetische Umschreibung für „Glanzstern“. Sowohl der „Glanzstern“ als auch „Sohn der Morgenröte“ ist eine Beschreibung für das, was wir heute als den Planeten Venus kennen.

Wenn wir die Bedeutungen kombinieren, sehen wir zu unserer Verwunderung den „glänzenden Morgenstern“ als den ursprünglichen Namen unseres Widersachers. Es ist ein Name, der im Buch der Offenbarung zweimal für den Herrn Jesus verwendet wird (Off 22:16; 17). Kann jemand anderes als Er diesen Titel tragen? Der Sohn Gottes gibt jedem Titel, der durch die Untreue eines Geschöpfes befleckt wurde, eine neue Würde. Er tut dies, indem Er diesen Titel selbst annimmt und ihn in vollkommener Weise darstellt und entfaltet.

Wenn Satan aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen ist, ist er zunächst der glänzende Morgenstern. Er ist der Anführer der „Morgensterne“, die bei der Erschaffung der Erde „miteinander jubelten“ (Hiob 38:7). Der helle Morgen wird jedoch schnell durch Wolken verdunkelt, nämlich durch den Fall des Engelsfürsten. Aber Gott sei gepriesen, dass ein anderer „glänzender Morgenstern“ einmal den Tag der ewigen Ruhe und der ewigen Herrlichkeit auf der Grundlage seines Erlösungswerkes einführen wird. Dann wird Er den Lobgesang in der Mitte der Seinen anstimmen (Ps 22:23b).

Das Vorangegangene macht deutlich, dass das, was in diesem Jes 14:12 steht, zwar in erster Linie auf den König von Babel zutrifft, wir aber dahinter eine Beschreibung des Satans finden (Lk 10:18; Off 12:9). Er hat die Eigenschaften des Herrn Jesus, die ihm ursprünglich verliehen wurden, für sich selbst genutzt. Das hat ihn zum Satan gemacht, was „Widersacher“ bedeutet.

In der Beschreibung des Gerichts über den König von Tyrus (Hes 28:11-19) sehen wir hinter der Macht von Tyrus die gleiche böse Macht wie hier hinter der Macht von Babel. Dass es hier über eine Beschreibung des Todes des Königs von Babel hinausgeht, zeigt auch die Tatsache, dass das Tier aus Offenbarung 13 nicht einen gewöhnlichen Tod wie dieser stirbt, sondern lebendig in den Feuersee geworfen wird (Off 19:20).

Satan ist der Inspirator dieses Königs, des Gründers von Babel. Babel wird von Satan zu seinem „Amtssitz“ gemacht, um von dort aus die Welt zu verderben. Der Geist Babels, der zum Turmbau anstiftete (1Mo 11:1-9), wird in Nebukadnezar, dem ersten König des Weltreichs Babels, wiederbelebt. Das wird in noch stärkerem Maß bei seinem letzten Vertreter der Fall sein, auf den sich diese Prophezeiung in ihrer Fülle bezieht, nämlich auf das Tier aus dem Meer (Off 13:1-10).

Hochmut ist die Sünde des Satans (Jes 14:13; 14; vgl. 1Tim 3:6). Diese Sünde hat seinen Fall verursacht. Sein Herz hat sich erhoben. Was er in seinem Herzen erdachte, war vor allen verborgen, aber nicht vor Gott. Fünfmal lesen wir in diesen Versen sein anmaßendes Vorhaben: „Ich will.“ Er sah sich selbst als einen aufsteigenden Stern, der stets höher steigt. Zuerst in den Himmel, um dort seinen Thron über die Sterne Gottes, die seine Engel sind, zu erhöhen (Jes 14:13). Diese Erhöhung diente als Sprungbrett zu noch Höherem: „Hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten“ (Jes 14:14).

Babel trotzt Gott, indem es so sein will wie Er und über die Enden der Erde herrschen will. Er denkt, er könne Gott gleich sein. Dieses Bestreben wird hoffnungslos scheitern und definitiv bestraft werden. Wir sehen deutlich, wie sich hinter der hochmütigen Absicht des Königs von Babel, Gott gleich zu sein, die des Teufels verbirgt.

Satan hat sich selbst erhöht und ist gedemütigt worden und wird noch mehr gedemütigt werden. Den vollkommenen Kontrast sehen wir in dem Herrn Jesus. Er ist der Allerhöchste, aber Er hat sich selbst erniedrigt und die Gestalt eines Sklaven angenommen. Er ist von Gott in den Himmel erhöht worden und wird auch auf der Erde für alle sichtbar erhöht werden (Phil 2:5-11). In dem Weg des Teufels und in dem Weg des Herrn Jesus sehen wir die volle Wahrheit der Worte des Herrn Jesus: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 14:11).

Das Schicksal des Königs von Babel ist der „Scheol“, das Totenreich, wo in Ewigkeit Elend und Wehklagen sein wird (Jes 14:15). Statt über die höchsten Wolken aufzusteigen, liegt er in der „tiefsten Grube“, dem Grab. Mit denen, „die dich sehen“ (Jes 14:16), sind nicht die Geister im Totenreich gemeint, sondern die Menschen auf der Erde. Sie bringen ihr Erstaunen über den Sturz des Tyrannen zum Ausdruck. Es scheint, als könnten sie ihren Augen nicht trauen, dass dieser Elende der Mann ist, vor dem die ganze Welt vor Angst zitterte. Ist das der Mann, der sich alles untertan machte, alles zerstörte und alle mit eisernem Griff gefangen gehalten hat (Jes 14:17)?

Andere Könige haben ein ehrenvolles Begräbnis gehabt und ruhen in ihren eigenen Gräbern (Jes 14:18). Aber der Leichnam des Königs von Babel – insbesondere Belsazar, der letzte König (Dan 5:30) – wurde verächtlich weggeworfen und ist nicht einmal in der Nähe eines Grabes gewesen (Jes 14:19). So groß ist die Abscheu vor ihm. Andere Leichen von besiegten Kämpfern wurden in Gräber geworfen und mit Steinen bedeckt. Sein Leichnam liegt unbestattet da und wird zertrampelt.

Er erleidet dieses Schicksal, weil er sein Land zugrunde richtete und sein Volk getötet hat (Jes 14:20). Die Herrschaft seines Hauses wird zu Ende sein. Sein Haus wird ruhmlos untergehen. Im Totenreich wird in Ewigkeit das Geschlecht der Übeltäter, seine Nachkommenschaft, nicht mehr erwähnt werden. Dort wird es für immer vorbei sein mit all der Herrlichkeit des Menschen.

Sein Untergang ist ein warnendes Beispiel des Untergangs für alle Übeltäter (Jes 14:21). Kinder, die ihren Vätern in ihrer Ungerechtigkeit folgen, werden auf der Schlachtbank enden. Sie werden fallen und nicht wieder aufstehen. Es wird ihnen unmöglich sein, sich noch einmal der Erde zu bemächtigen und dort Städte zu ihrer eigenen Ehre und ihrem Vergnügen zu bauen.

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