Isaiah 2:11-19

Der HERR gegen allen Hochmut

Das Gericht ist unausweichlich, denn sie haben ihren Felsen, den HERRN (Jes 17:10a), verlassen und Ihn durch Götzen ersetzt. Wegen des „Schreckens des HERRN“, d. h. seiner Person, und „der Pracht seiner Majestät“, d. h. seiner Ausstrahlung (Jes 2:10), sind sie nun aufgefordert, zum natürlichen Felsen Zuflucht zu nehmen.

„Die Pracht seiner Majestät“ ist ein beliebter Ausdruck der Assyrer, den sie für sich selbst verwenden. Aber der Gebrauch dieses Ausdrucks gehört nur dem HERRN. Die Assyrer müssen sich „im Staub“ verbergen, der Materie, aus der sie geformt wurden und die sie kennzeichnet, denn sie haben die Ehre ihres Schöpfers geraubt und Ihn aus ihrem Leben verbannt.

Hier, wie an so vielen anderen Stellen in diesem Buch, finden wir die Verbindung von Gericht durch den Einfall der Assyrer, die Zuchtrute in der Hand Gottes für sein Volk, und das Gericht in der Endzeit, kurz vor dem Tausendjährigen Friedensreich. In beiden Fällen wird der Stolz der Menschen gedemütigt und der HERR allein hoch erhaben sein (Jes 2:11).

Hier werden Menschen gezwungen, sich zu erniedrigen. Johannes der Täufer hingegen erniedrigt sich freiwillig. Das zeigt sich in seinen Worten: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3:30). In dem Namen Jesu wird sich jedes Knie beugen (Phil 2:10), entweder jetzt freiwillig aus Liebe zu Ihm oder in der Zukunft gezwungenermaßen in Anerkennung seiner Majestät. Je mehr wir uns demütigen, desto mehr Raum wird dem Herrn gegeben, sich in uns sichtbar zu machen, sodass die Menschen den Herrn Jesus in uns verherrlichen.

Ab Jes 2:12 werden wir auf das zweite Kommen des Herrn Jesus verwiesen, das heißt auf sein Kommen als Messias für sein Volk und als Richter der ganzen Erde. Wenn Er kommt, um auf der Erde Gerechtigkeit auszuüben, werden die Bewertungen, die der Mensch für wichtig erachtet, umgekehrt werden. Die Dinge, die die Menschen bis dahin als wertvoll erachtet haben, werden dann für sie unwichtig werden, und was sie bisher als Nebensache betrachtet haben, wird dann zur Hauptsache.

Er kommt als „der HERR der Heerscharen“ (Jes 2:12), ein Name, den Jesaja über 60-mal für Gott verwendet. Es ist ein militärischer Name, der auf die Macht und Stärke Gottes in seinen Regierungswegen hinweist. Wenn dieser allmächtige HERR mit seinen Heeren kommt, kann nichts gegen Ihn bestehen. Der Gegensatz wird in den folgenden Versen durch Symbole und verschiedene andere Weisen dargestellt.

„Der Tag des HERRN“ bezeichnet einen Zeitraum, in dem der Herr Jesus – Er ist der HERR – alle Ihm vom Vater gegebene Autorität ausüben wird (Mt 28:18; Joh 13:3a). Es ist der Tag, an dem Er sich offen gegen alle Selbstverherrlichung des Menschen und gegen alle Götzen wendet. Es ist der Tag, an dem alle Dinge ans Licht kommen und von Ihm gerichtet werden (Joh 5:22; 27). Dann erfüllt Er das Wort, das Er auf der Erde gesprochen hat: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden“ (Lk 14:11a). Der Ausdruck „der Tag des HERRN“ wird in Jesaja 13 näher erläutert (Jes 13:6-13).

Wenn der Herr Jesus zum zweiten Mal erscheint, wird Er zuerst das Gericht über den ganzen Stolz der Menschen ausüben. In den Jes 2:13-16 verwendet Jesaja sieben Beispiele aus der Natur und der Gesellschaft, um zu beschreiben, wogegen der HERR vorgehen wird. Die Bäume „Zedern“ und „Eichen“ (Jes 2:13) können als Symbole für die Führer, wie Könige und Fürsten, der Nationen gesehen werden, die sich gegen die Juden am Ende der Zeit erheben werden.

„Alle hohen Berge“ und „alle erhabenen Hügel“ (Jes 2:14) stehen für große und kleine irdische Mächte, Nationen, die sich über andere Nationen erheben. Sie haben hohe Türme und feste Mauern gebaut (Jes 2:15), um sich gegen mögliche Angriffe zu verteidigen. Sie betreiben auch Seehandel, um ihre wirtschaftliche Macht zu vergrößern (Jes 2:16). Zu diesem Reichtum gehören auch „kostbare Schauwerke“, ein einzigartiger Ausdruck im Hebräischen, der von dem Wort „Bild“ abgeleitet ist, wobei wir an die Macht der Unterhaltungsmedien und der visuellen Kultur im Allgemeinen denken können.

Wenn der HERR erscheint, wird die Überheblichkeit der Männer der hohen Erhabenheit des HERRN weichen müssen. Sie werden ihren Stolz nicht aufrechterhalten können, sondern mit unwiderstehlicher Kraft niedergebeugt werden. An jenem Tag wird der HERR allein „hoch erhaben sein“ (Jes 2:17).

Und was passiert mit den Götzen, auf die sie ihre Hoffnungen gesetzt haben und von denen sie ihre Rettung erwarten (Jes 2:18)? Sie „werden ganz und gar verschwinden“. Damit ist alles über ihr Schicksal gesagt. Die Götzen sind die Wurzel des Unglücks, das über sie kommen wird. Sie haben den HERRN verlassen und Ihn durch die Götzen ersetzt (elilim, siehe Erklärung zu Jes 2:8). In nur drei Worten wird blitzartig gezeigt, was mit ihnen geschieht. Wörtlich heißt es: „Nichtigkeiten zu nichts.“ Sie sind wertlos und werden gänzlich verschwinden.

Wenn der Herr Jesus in unserem Leben das Sagen hat, wenn wir Ihn allein verherrlichen, dann wird keine Form des Götzendienstes bei uns Fuß fassen (1Joh 5:21).

Der Schrecken des HERRN

Dann kommt der Moment, in dem sich der HERR aufmacht(Jes 2:19-21). Was für eine Schreckensreaktion gibt das! Panische Angst bricht aus. All die kleinen Geschöpfe, die Gott gleich sein wollten, werden sich nicht zwischen den Bäumen im Paradies verstecken (1Mo 3:7; 8), sondern sich in Felsenhöhlen und in Erdlöcher verkriechen (Jes 2:19). Der „Schrecken des HERRN“, also seiner Person, ergreift sie. „Die Pracht seiner Majestät“, d. h. seine Ausstrahlung, überwältigt sie. Lange Zeit schien es, dass Er sich nicht um die Erde kümmern würde. Er hatte keinen Platz mehr im Denken der Menschen. Als Er sich nunmehr in seiner vollen Größe erhebt, begreifen sie zu ihrem Entsetzen, dass sie sich schrecklich geirrt haben, und eine würgende Angst ergreift sie.

Im Licht der Pracht seiner Majestät vergeht und verschwindet all ihr Vertrauen auf ihre Götzen. „An jenem Tag“ werden sie die Täuschung, Vergeblichkeit und Wertlosigkeit der Götzen erkennen (Jes 2:20). „Jener Tag“ ist der Tag des HERRN (Jes 2:12), der Tag, der im völligen Gegensatz zum Tag des Menschen steht. Der Tag des Menschen ist das gegenwärtige böse Zeitalter, in dem Gott dem Menschen erlaubt, seinen eigenen Willen zu tun und seinen eigenen Weg in Unabhängigkeit von Ihm zu gehen.

Mit Schrecken wird der „Mensch“, und besonders der religiöse Mensch, die sogenannten guten Werke seiner Hände, für die er sein Gold und Silber ausgegeben hat, „den Maulwürfen und den Fledermäusen“, jenen unreinen Tieren, „hinwerfen“. Die „Götzen“, auf die sie ihr Vertrauen setzten, liegen nun wie alter Dreck zwischen unreinen Maulwürfen und Fledermäusen. Der Mensch erkennt, dass all diese Weltreligionen, wie Islam, Buddhismus und Hinduismus, überhaupt keinen Vorteil gebracht haben. Im Gegenteil, sie mitzuschleppen verursacht nur Laufverzögerungen. Flucht ist die Devise, und zwar so schnell wie möglich. Dieser Tag ist das Ende ihrer Abhängigkeit von den falschen Religionen dieser Welt.

Sie werden bei ihrer Flucht verfolgt von dem „Schrecken des HERRN“ und „der Pracht seiner Majestät“ (Jes 2:21). Wenn sie einmal eine Spalte oder eine Kluft im Felsen gefunden haben, werden sie dort hineingehen, um sich vor dem brennenden „Zorn des HERRN“ zu schützen (Jes 5:25; Off 6:12-17; Hos 10:8).

Aber „wenn er sich aufmacht, um die Erde zu schrecken“, sind Fliehen und Verstecken törichte, vergebliche, ja lächerliche Handlungen. Es gibt kein Entkommen, genauso wenig wie für das erste Menschenpaar (1Mo 3:8; Ps 139:7). Nichts wird sie vor seinem Zorn schützen können. Sie können dem Gericht nicht entgehen. Der Tag des Menschen kommt zu einem ruhmlosen und beschämenden Ende.

Dies ist das Ende der hochgelobten Kultur und Technik der Menschen und all ihrer Bemühungen, diese Welt zu einem sicheren Ort der Ruhe zu machen. Dieses Ende wird so kommen, weil sie den Schöpfer ignoriert haben, der alles zu seiner eigenen Ehre geschaffen hat. Anstatt sich an Ihm zu erfreuen, hat sich der Mensch an sich selbst erfreut. Alles, was ihm gegeben wurde, hat er nicht zur Ehre Gottes, sondern zur Verherrlichung seiner selbst benutzt. Er ist stolz, arrogant und anmaßend auf alles geworden, was Gott ihm gegeben hat. Deshalb kommt das Gericht über ihn.

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