Isaiah 23:4

Einleitung

Nachdem der Herr Jesus im vorigen Kapitel seinen rechtmäßigen Platz als König Israels eingenommen hat, gibt es eine weitere Macht in der Welt, die ebenfalls von Ihm gerichtet werden wird. Sie ist weder eine Nation noch eine Militärmacht, sondern eine Wirtschaftsmacht.

Wir sehen bereits in unserer Zeit, dass das Weltgeschehen nicht nur durch militärische oder politische Macht, sondern auch durch wirtschaftliche Macht bestimmt wird. Die Europäische Union zum Beispiel ist in erster Linie eine Wirtschaftsmacht, im Gegensatz beispielsweise zur NATO als Militärmacht. Die Herrschaft Christi bedeutet auch das Ende der wirtschaftlichen Macht dieser Welt.

Die Nachricht von der Zerstörung von Tyrus

„Der Ausspruch über Tyrus“ ist der letzte in der Reihe der Aussprüche über Nationen, die mit dem Ausspruch über Babel begannen. Das „Stadtkönigreich“ Tyrus lag im heutigen Libanon. So wie Assyrien die (militärische) Weltmacht darstellt, so repräsentiert Tyrus die Macht des Handels. Der Einfluss, den Tyrus durch den Handel ausübte, ist größer als der jeder anderen Nation. Zusammen mit Babel und Ägypten ist Tyrus der Vertreter für das, was in der Welt gefunden wird. Damit wird gewissermaßen die damalige Welt beschrieben: die militärische Macht, die wirtschaftliche Macht und die religiös-politische Macht. Diese Faktoren sind auch heutzutage noch aktuell.

Ägypten repräsentiert die Welt als ein System, in dem Menschen in der Dunkelheit und in der Knechtschaft der Sünde leben. Ägypten wird vom Pharao regiert, ein Bild Satans.

Babel repräsentiert die Welt als ein religiöses System, das nicht auf der Offenbarung Gottes, sondern auf einem eigenmächtigen Gottesdienst basiert. Dieses System findet seinen Höhepunkt in „Babylon, die Große, die Mutter der Huren“ – das ist die römisch-katholische Kirche –, die als religiös-politisches System die Welt zu beherrschen sucht, die aber von eben dieser Welt gerichtet werden wird (Off 17:5; 16).

Tyrus stellt die Welt als Wirtschaftssystem dar, in dem die Menschen danach streben, sich zu bereichern, um in Luxus zu schwelgen. Eine ausführliche Beschreibung des Reichtums von Tyrus findet sich in Hesekiel 26–28. Es ist eine Weissagung über den Reichtum des Römischen Reiches (Europa) in der Endzeit (Off 18:11-16). Die Kennzeichen von Tyrus werden auf Babel übertragen. In der Endzeit werden die vereinigten Staaten Europas sowohl die Kennzeichen Babels als auch die von Tyrus aufweisen. Für Gott ist in all dem kein Platz. Der Tag wird bald kommen, an dem der Konsumlust des Menschen ein Ende gemacht wird. Dies wird vorgestellt im Gericht über Tyrus.

Tyrus wird hier zusammen mit der älteren Stadt Sidon gesehen, von der hier als Mutter von Tyrus gesprochen wird (Jes 23:4; 12). Der Herr Jesus erwähnt beide Städte als Vorbilder der Gottlosigkeit, die aber in ihrer Gottlosigkeit noch von Chorazin und Bethsaida übertroffen werden (Mt 11:21; 22). Diese letztgenannten Städte lehnen ihren Messias ab und werden deshalb am Tag des Gerichts härter bestraft werden als Tyrus und Sidon.

Die zukünftige Zerstörung von Tyrus wird uns gleich zu Beginn eindringlich vor Augen gemalt. Die Seeleute, die in Tarsis (das wahrscheinlich in Spanien liegt) Handel getrieben haben und mit Schiffen voll großer Gewinne zurücksegeln, werden kein zu Hause mehr antreffen (Jes 23:1). Als sie nach einem Zwischenstopp im Land der Kethiter, das ist Zypern, in See stechen, kommt ihnen diese Nachricht über Tyrus zu Ohren.

Diese schreckliche Nachricht hat Auswirkungen auf alle Länder, mit denen Tyrus Handel treibt (Jes 23:2). Mit der Zerstörung von Tyrus haben auch sie ihre Einnahmen verloren. Ihre Handelsbeziehungen gehen ihnen mehr zu Herzen als eine Beziehung zu Gott. Diese Beziehung interessiert sie überhaupt nicht, denn ihr Gott ist der Mammon selbst (Mt 6:24). Eine große Einnahmequelle kommt aus der Kornkammer von Sichor, dem Umschlagplatz der Getreideernte im Nilgebiet, der Kornkammer der Welt (Jes 23:3).

In Jes 23:4 spricht der Prophet die Stadt Sidon an. Auf dichterische Weise wird diese Stadt mit dem Meer verglichen, mit dem sie eng verbunden ist. Das Meer ist für Tyrus das, was fruchtbarer Boden für andere Städte und Länder ist. Die Stadt hat ihren großen Reichtum immer durch Handel und Schifffahrt erlangt. Tyrus ist die „Festung“. Die Stadt ist auf einer felsigen Insel im Meer gebaut.

Durch den Mund des Meeres klagen beide Städte, dass es so ist, als hätten sie nie Kinder geboren oder großgezogen, so sehr sind sie durch die Zerstörung entvölkert worden. Ägypten, das wegen des Getreidehandels eine enge Beziehung zu Tyrus hat und daran verdient, hat nun seinen wichtigsten Kunden verloren und wird zittern, sobald die Nachricht von der Zerstörung bei ihnen eintrifft (Jes 23:5).

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