‏ Isaiah 6:10

Berufung und Auftrag

Jesaja ist nun für Gott brauchbar, um seine ernste Botschaft zu überbringen. Er hört „die Stimme des Herrn“ (Adonai, Jes 6:1) mit der Frage, wen Er senden wird (Jes 6:8). Der „Herr“, der hier zum ersten Mal spricht, ist Gott, der Heilige Geist (Apg 28:25b-27). Zugleich ist es aber auch der Herr Jesus, wie wir aus dem bereits zitierten Text aus Johannes 12 wissen (Joh 12:41). Das erklärt, warum in der ersten Frage „ich“, Singular, und in der zweiten Frage „uns“, Plural, steht. Der Plural „uns“ (vgl. 1Mo 1:26) geht davon aus, dass hier der dreieinige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – spricht.

Die Frage ist nicht allgemein gestellt, sie ist auch nicht an mehrere Personen gerichtet, sondern vielmehr persönlich an das Herz Jesajas. Es ist klar, dass die Frage nicht an die Engel im Himmel gestellt wird. Wäre das so, hätte sich sofort die ganze himmlische Heerschar gemeldet und ausgerufen: „Sende mich, sende mich!“ Doch die Engel schweigen. Niemand außer Jesaja ist dazu berufen und auserwählt, diese Frage zu beantworten. Er ist das Gefäß, das gereinigt und damit dem Meister nützlich ist (2Tim 2:21).

Jesaja antwortet deshalb auch direkt. Er hat keine Fragen oder Einwände und sagt: „Hier bin ich, sende mich.“ Keiner von „seinen Engeln, … Täter seines Wortes, gehorsam der Stimme seines Wortes“ (Ps 103:20) kann für einen solchen Dienst zu sündigen Menschen gesandt werden. Nur ein Mensch, dessen Lippen zunächst unrein waren, aber nun gereinigt sind, kann zu einem Volk mit unreinen Lippen gesandt werden. Mit dem gleichen Ziel sind auch wir noch auf der Erde.

Es gibt nichts, was die Gemeinschaft zwischen Jesaja und dem Herrn verhindert. Wenn alles, was unserer Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus im Wege steht, beseitigt ist, können wir jede Aufgabe, die Er uns aufträgt, in seiner Kraft erfüllen. Dann wird nichts, was Er von uns verlangt, zu schwer für uns sein. Hier sehen wir die Reihenfolge:

1. zuerst die Überzeugung der eigenen Unwürdigkeit in Gottes Gegenwart, dann

2. die Reinigung und dann

3. die Aussendung in den Dienst Gottes.

Der Auftrag, den Jesaja erhält, ist in der Ausführung sehr schwer (Jes 6:9). Er muss zu „diesem Volk“ gehen und ihnen das Gericht der Verhärtung ankündigen. Indem der HERR das Volk „dieses Volk“ nennt – und nicht von „meinem Volk“ spricht – geht Er auf Distanz (Jes 6:9; 10; vgl. 2Mo 32:9; 21; 31; 4Mo 11:11-14).

Die Botschaft der Verhärtung, die Jesaja bringen soll (Jes 6:10), wird später auch durch den Herrn Jesus zu dem Volk gebracht (Mt 13:10-15). Damit wird zugleich deutlich, warum dieses Gericht hinsichtlich ihrer Verhärtung tief in die Masse des Volkes eindringen wird: Nämlich weil sie den Herrn Jesus ablehnen. Diese Ablehnung zeigt sich überaus deutlich darin, dass das Wirken des Geistes in Christus dem „Beelzebul als dem Herrscher der Dämonen“, also dem Satan selbst, zugeschrieben wird (Mt 12:22-32).

Noch später wird dieser Vers von Jesaja deutlich machen, dass das Volk das Zeugnis des Heiligen Geistes durch den Mund des Apostel Paulus ablehnt (Apg 28:25-27). Damit werden sie das Gericht der Verhärtung besiegeln.

Sie haben so sehr in ihrer Sünde der Ablehnung des HERRN verharrt und sind so verhärtet in ihrer Weigerung, zu Ihm zurückzukehren, dass die Möglichkeit der Bekehrung und Heilung nun vorbei ist. Sie werden die Predigt hören, aber sie werden ihre geistliche Bedeutung nicht verstehen. Sie werden denken, dass sie sehen, sie werden sich sogar rühmen, dass sie sehend seien, aber ihre Ablehnung des Herrn Jesus wird der Beweis dafür sein, dass sie in Wahrheit blind sind und dass ihre Sünde bleibt (Joh 9:39-41).

Wer unter das Gericht der Verhärtung fällt, ist von diesem Moment an nicht mehr zugänglich für das Wort Gottes. Das Herz ist wie aus Stein geworden. Es ist tatsächlich so, dass jemand nicht mehr zu Gott kommen kann, wenn Gott ihn nicht mehr zieht (Joh 6:44). Dann hat Gott ihn sich selbst und seinen Begierden überlassen, weil er es selbst so gewollt hat (Röm 1:24; 26; 28). Das ist das Gericht über Israel damals und heute.

Dieses Gericht der Verhärtung ist nicht über ganz Israel gekommen, sondern über einen Teil davon (Röm 11:25). Dieser Teil aber ist die ungläubige Mehrheit des jüdischen Volkes. Seit dieser Zeit ist die Evangelisation unter orthodoxen Juden fast ergebnislos. Es gibt zwar immer wieder Juden, die zur Buße kommen, denn es gibt immer einen Überrest, auch in dieser Zeit (Röm 11:5), doch handelt es sich dabei um Ausnahmen. Die Masse des Volkes ist verhärtet.

Zu Beginn des Zionismus, im neunzehnten Jahrhundert, schien es eine nationale Wiederbelebung unter den Israeliten zu geben. Viele von ihnen kehrten in das Land zurück und einige kamen auch durch Glauben zur Umkehr. Anhand der eigenen Schriften wurde und wird erklärt, dass der Messias bereits gekommen sei. Doch die große Mehrheit derer, die in Israel wohnen, mögen den Messias Jesus überhaupt nicht, verlassen sich auf ihre eigene Kraft und folgen ihren eigenen Einsichten, um die Probleme zu bewältigen.

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