Isaiah 64:3

Deutsche Versen (1-4)

Ruf nach Gottes Hilfe

Dieses Kapitel setzt das Gebet des Propheten fort. Die Sprache (Jes 64:1-2) erinnert an die Art und Weise, wie der HERR seine Gegenwart und Macht am Sinai zum Ausdruck brachte. „Der HERR stieg im Feuer auf den Berg herab; Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens und der ganze Berg bebte sehr“ (2Mo 19:16-19). Indem Er seinen Namen dem Volk auf diese Weise offenbarte, ließ Er sie erzittern: „Und das ganze Volk, das im Lager war, zitterte“ (2Mo 19:16). Das „Feuer“ spricht vom Gericht. Dieses Feuer wird die Berge schmelzen und die Wasser steigen lassen. Der gläubige Überrest fragt hier in bildhafter Sprache, ob Gott den Feind richten wird.

Dieses Gebet basiert auf der Tatsache der Absolutheit und Einzigartigkeit Gottes und seiner Eigenschaften und der Wege der Gnade gegenüber denen, die in Furcht vor Ihm wandeln, die an Ihn denken und Ihm gefallen wollen (Jes 64:3; 4a). Dass Er ihnen begegnet, bedeutet, dass Er ihnen entgegenkommt, um ihnen seine Gunst zu erweisen (vgl. 1Mo 32:1). Jes 64:3 wird von Paulus in 1. Korinther 2 zitiert (1Kor 2:9), aber er kann hinzufügen: „Uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes“ (1Kor 2:10). Im Glauben dürfen wir schon jetzt die zukünftigen Dinge sehen, die Er denen bereitet hat, die ihn lieben. Das Gleiche gilt später für den gläubigen Überrest.

Was Gott für die Seinen vorbereitet hat, hätten wir von früheren Generationen nie erfahren können, denn „von alters her hat man nicht gehört noch vernommen“. Tradition und Überlieferung konnten es nicht vermitteln. Es wurde auch nie von uns durch eigene Beobachtung entdeckt – „hat kein Auge einen Gott gesehen“. Es wurde uns erst durch die Offenbarung Gottes durch seinen Geist bekannt gemacht.

Für einen Ungläubigen, der den Geist Gottes nicht besitzt und sich nur auf sein Denken verlassen kann, ist es undenkbar, dass der HERR für sein Volk Israel handeln würde. Israel hat den Antichristen zum König erwählt, der Tempel wird durch den Gräuel der Verwüstung entweiht, das Volk wird abgeschlachtet und das Land wird durch den Angriff des Königs des Nordens zerstört. Aber der gläubige Überrest rechnet mit der Treue Gottes in Bezug auf seine Verheißungen. Gottes Eintreten für den gläubigen Überrest sprengt den Rahmen der logischen Argumentation. Diese Ratschlüsse Gottes sind nur für diejenigen bestimmt, die Ihm im Glauben vertrauen, die Ihn lieben.

Die dreiteilige Kombination aus „Freude daran hat“, „Gerechtigkeit üben“ und „an dich erinnern“ (Jes 64:4a) hat eine besondere Bedeutung. Es ist möglich, in Gerechtigkeit zu wandeln, indem man streng an Regeln festhält, ohne dass wir uns im Herrn freuen. Es ist möglich, Gerechtigkeit zu üben und das moralisch Richtige zu tun, ohne wirklich uns an Gott selbst zu erinnern.

Der Herr freut sich an denen, die durch Erfahrung wissen, was Gemeinschaft mit Ihm ist. Sein Auge ist auf die gerichtet, die Ihn fürchten. Henoch wandelte mit Gott und erhielt so das Zeugnis, dass er Gott wohlgefallen habe (1Mo 5:22-24; Heb 11:5). Er hat sich an Ihm erfreut. Dadurch endete sein Leben des Zeugnisses in einer gottlosen Welt mit seinem Übergang in die direkte Gegenwart Gottes.

Die Zuversicht des gläubigen Überrestes gründet sich auf die Anerkennung, dass das Volk versagt und gesündigt hat, zuerst durch die Verwerfung Christi und dann durch die Aufnahme des Antichristen. Damit erkennt der Überrest an, dass Gott gerecht ist, wenn Er sie richtet. Gleichzeitig erwarten sie im Glauben die Erlösung durch denselben Gott, der seinen Verheißungen treu ist. Dies wird in den folgenden Versen beschrieben.

In Jes 64:4b anerkennt Jesaja die Schuld seines Volkes sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft. Wenn er den jahrhundertelangen Zustand ihres Glaubensabfalls in Erinnerung bringt, spricht er fragend aus (wie es auch übersetzt werden kann): „Und sollten wir gerettet werden?“ (Jes 64:4). Der Sinn ist am besten in dieser Frageform zu verstehen. Der Sinn bezieht sich nicht auf den Wandel, sondern auf den sündigen Zustand, in dem sich das Volk seit langer Zeit befindet, was durch die Formulierung „darin sind wir [schon] lange“ dargestellt wird. In dieser rhetorischen Frage liegt die Anerkennung, dass sie keinen Anspruch auf Befreiung haben.

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