James 1:27

Die Praxis des neuen Lebens

Jak 1:19. Nach dieser wunderschönen Darlegung, wie Gott in den Seinen wirkt, fährt Jakobus nun fort, über die Praxis des neuen Lebens zu sprechen. Er will, dass seine Leser, die er wieder „meine geliebten Brüder“ nennt, wissen, was das neue Leben vor allem kennzeichnen sollte. Das Erste, was er nennt, ist: hören, zuhören. Wenn du erst kurz bekehrt bist, ist es vor allem wichtig, auf den Herrn zu hören, und zwar in der Haltung des jungen Samuel. Eli hatte ihn gelehrt zu sagen: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört“ (1Sam 3:9). Der Herr Jesus ist das vollkommene Beispiel für jemand, der hört (Jes 50:4). Daher konnte Er immer zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu den richtigen Menschen sagen. So kannst auch du nur etwas Vernünftiges sagen, wenn du zuerst zugehört hast. Gott hat dir zwei Ohren und nur einen Mund gegeben. Sei schnell, auf das zu hören, was der Herr dir zu sagen hat. Reagiere nicht zu schnell auf das, was Menschen sagen. Halte deine Zunge im Zaum und versuche nicht immer, deinen Senf zu allem dazuzugeben (vgl. Pred 5:1). Lass dich auch nicht zu einer scharfen, bösen Entgegnung verleiten, wenn dir Unrecht getan wird. Der Zorn kann sehr wohl in dir hochkommen, wenn du etwas hörst oder siehst, was ungerecht ist, oder wenn du angegriffen wirst. Dann verlierst du plötzlich deine Geduld.

Jak 1:20. Nun ist es nicht immer verkehrt, zornig zu werden. Zorn ist eine Eigenschaft Gottes. Wenn Er zornig wird, dann übt Er seinen Zorn auf eine vollkommen gerechte Weise aus. Manchmal ist es notwendig, dass du zornig wirst, aber pass auf, dass kein Eigennutz im Spiel ist. Paulus warnt nicht umsonst davor, dass du in deinem Zorn sündigen kannst (Eph 4:26). Wenn du zornig bist, weil du ein bestimmtes Unrecht siehst, kann es sein, dass du dich so entrüstest und erregst, dass du dich nicht mehr unter Kontrolle hast. Du sagst oder tust dann vielleicht Dinge, die nicht zu dir als einer „Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe“ passen. Bei dem Herrn Jesus verbinden sich Zorn und Betrübnis auf vollkommene Weise (Mk 3:5), während es bei uns leicht möglich ist, dass wir zwar zornig sind, uns aber zugleich persönlich gekränkt fühlen. Wenn wir zornig sind, weil wir persönlich beleidigt sind, hat das nichts mit Gottes Gerechtigkeit zu tun. Dann zeigt sich, dass es uns um unser eigenes Recht geht, während von Gottes Gerechtigkeit nichts zu sehen ist.

Jak 1:21. Damit man nicht in den Fallstrick eines verkehrten Zorns gerät, gibt Jakobus einige Hinweise. Man muss etwas ablegen und etwas aufnehmen. Achte auf die Reihenfolge. Du musst zuerst etwas ablegen, denn dann ist Platz da, um etwas aufzunehmen. Jakobus nennt zwei Dinge, die du ablegen musst. Er ist doch sehr aktuell, wenn er mit „Unsauberkeit“ beginnt. Die Welt ist voll davon, und sie haftet auch so leicht dem Gläubigen an. Die Unsauberkeit springt dir manchmal entgegen, sie sprüht von den Anschlagtafeln am Weg, und wenn du nicht aufpasst, auch von deinem Bildschirm. Schau nicht hin, wende deinen Blick ab, beschäftige dich nicht damit. Du musst innerlich auf Abstand gehen. Das gilt auch für das Überfließen von Schlechtigkeit, ein Übermaß an Bosheit. Lass dich nicht verleiten, dich auf eine Weise über Schlechtigkeit zu äußern, die mehr von dir offenbart als von den Dingen, über die du entrüstet bist.

Jakobus drängt auf eine gute Gesinnung. Die äußert sich in Sanftmut. Wenn du sanftmütig bist, kann Gott sein Wort in dich einpflanzen. Sanftmut ist der richtige Boden, auf dem das eingepflanzte Wort wachsen und zur Reife kommen kann. Das Wort kann dann seine Wirkung tun. Dann wirst du auf deinem Lebensweg durch das Wort geleitet und kannst diesen Weg bis zur vollen Errettung weitergehen. Dein Leben wird Frucht tragen, die aus dem neuen Geschöpf hervorkommt, das du ja bist, eine Frucht, an der Gott Freude hat.

Jak 1:22. Auf diese Weise wird deutlich werden, dass du nicht nur ein Hörer des Wortes bist, sondern auch ein Täter. Herodes zum Beispiel war nur ein Hörer. Er hörte Johannes gern (Mk 6:20), aber er tat nicht, was Johannes sagte. Als es darauf ankam, ließ er lieber den Johannes töten, als sein schnelles Versprechen zurückzunehmen, das er unter dem Einfluss seiner lebhaften Begierde gegeben hatte (Mk 6:21-27).

Jak 1:23; 24. Johannes hatte ihm den Spiegel des Wortes vorgehalten. Herodes hatte kurz hineingeschaut und gesehen, wer er war; aber er ging weg und vergaß, wie er aussah. Wenn du die Bibel liest, darfst du das nicht eilig tun, sondern musst es in Ruhe tun. Wenn du schnell, schnell eben etwas liest, schaust du nicht wirklich in den Spiegel. Du musst der Bibel Gelegenheit geben, dir zu zeigen, wer du bist, damit du dann dein Leben danach ausrichtest.

Jak 1:25. Dazu musst du in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit, hineinschauen. Das vollkommene Gesetz ist nicht eine Anzahl von Regeln und Geboten, die Gott dir als seine Forderungen auferlegt. Mit dem vollkommenen Gesetz ist das ganze Wort Gottes gemeint. Das Wort Gottes hält dir das Gesetz, das ist die Gesetzmäßigkeit, der Freiheit vor. Wer das eingepflanzte Wort mit Sanftmut empfangen hat, wird die Früchte dieses Wortes zeigen. Das ist eine Gesetzmäßigkeit, ein Prozess, der nicht anders verlaufen kann.

In vollkommener Weise siehst du das im Leben des Herrn Jesus. Das Gesetz Gottes war in Ihm (Ps 40:9), und dieses Gesetz knüpfte an sein Verlangen an, den Willen Gottes zu tun. Ein Beispiel kann das vielleicht deutlich machen. Wenn ich einem meiner Kinder den Befehl gebe: „Iss diese Plätzchen auf“, dann tut es das gern, denn das ist genau das, was es sowieso gern möchte. Aus Liebe zu gehorchen und Dinge zu tun, die du von Natur aus gern tust, gibt die größtmögliche Befriedigung. Jakobus fügt hinzu, dass man schon darin bleiben muss, das heißt, dass man ausharren muss. Wenn du das tust, wirst du glückselig sein in deinem Tun, es gibt dir das Gefühl des Glückes. Es bedeutet nicht, dass dir alles gelingt, was du tust, sondern dass du bei dem, was du tust, glückselig bist.

Jak 1:26. Jakobus kommt auf die Zunge zurück. Die Zunge ist der wichtigste Gradmesser für das, was im Herzen des Menschen ist. Der Herr Jesus sagt sogar, dass wir aus unseren Worten gerechtfertigt oder verurteilt werden (Mt 12:37). Wenn du deine Zunge im Zaum halten kannst, bist du auch fähig, Gott auf eine gute Weise zu dienen. Wer jedoch meint, er verehre Gott, wer meint, Gott könne doch wohl zufrieden damit sein, wie er Ihm dient, während von seiner Zunge ein Schwall an Worten kommt, betrügt sein Herz (Spr 13:3; Spr 10:19).

Warum ist Jakobus in seiner Verurteilung der Zunge so scharf? Das wird er in Kapitel 3 nachdrücklich mitteilen, aber schon hier dürfte klar sein, dass es ihm nicht um schöne Worte, sondern um Taten geht. Er sagt gleichsam: „Zeige doch mal, was es für dich bedeutet, Gott zu dienen. Mit all dem Gerede kann ich nichts anfangen.“ Wer viel redet, aber nicht zu Taten kommt, dessen Gottesdienst ist nichtig, ohne Inhalt. Er denkt vielleicht, dass er Gott auf großartige Weise dient, aber es bringt nichts.

Jak 1:27. Wie es dann richtig sein soll, sagt Jakobus im letzten Vers dieses Kapitels. Es geht um einen „reinen und unbefleckten Gottesdienst vor Gott und dem Vater“. Aller Gottesdienst muss in Reinheit des Herzens geschehen. Dabei dürfen unaufrichtige Motive keine Rolle spielen. Auch der Dienst selbst muss geschehen, ohne dass er durch den Gebrauch unanständiger Mittel befleckt wird. Gott zu dienen bedeutet, dass Gott im Mittelpunkt steht. Er bestimmt, wie gedient wird. Wenn du Witwen und Waisen in ihrer Drangsal besuchst, zeigst du ihnen die Vaterliebe Gottes. Er ist ja der Vater der Waisen und der Richter der Witwen (Ps 68:6; Ps 146:9). Gottes Liebe wendet sich an die Hilflosen und die Benachteiligten. Sie in ihrer Drangsal zu besuchen, ist mehr, als nur Interesse an ihnen zu zeigen. Das bedeutet, dass du versuchst, dich in ihre Umstände zu versetzen, um auf diese Weise deine Betroffenheit zu zeigen.

Das ist jedoch nicht die einzige Weise, wie der „reine und unbefleckte Gottesdienst vor Gott und dem Vater“ ausgeübt wird. Wenn das so wäre, wäre das Christentum nicht mehr als ein soziales Programm. Gott ist nicht nur Liebe, Er ist auch Licht. Deshalb fügt Jakobus hinzu, dass du dich auch von der Welt unbefleckt erhalten sollst. Wahrer Gottesdienst verliert den Charakter der Welt nicht aus dem Auge, sondern denkt daran, dass die Welt den Herrn Jesus verworfen hat. Die Welt liegt in dem Bösen (1Joh 5:19). Du bist aus der Welt erlöst (Gal 1:4), du gehörst nicht mehr zu ihr. Um Gott zu dienen, kannst du auch nichts von der Welt gebrauchen. Alles, was du davon gebrauchen wolltest, nur, um dir den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich zu machen, ist zur Unehre Gottes. Sein Urteil über die Welt muss bestimmend für dich sein, wenn es um deinen Umgang mit ihr geht, wie auch seine Sorge für die Wehrlosen in dieser Welt bestimmend sein muss für deine Sorge für sie.

Lies noch einmal Jakobus 1,19–27.

Frage oder Aufgabe: Wie setzt du in die Praxis um, was Jakobus in diesem Abschnitt sagt?

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