James 1:7

Nicht zweifeln, sondern ertragen

Jak 1:6. Im vorigen Abschnitt hast du gesehen, dass Gott gern sieht, wenn du kommst. Aber damit ist doch eine Bedingung verbunden, nämlich dass du im Glauben kommst (vgl. Heb 11:6) und ohne dass du im Herzen an seiner Güte zweifelst. Wenn du Gott um Weisheit bittest und zugleich an seiner Güte zweifelst, dir Weisheit zu geben, gleichst du einer Meereswoge. In solch einem Fall wendest du dich an Gott und bittest Ihn um Weisheit, während du im Herzen auf der Suche nach anderen Möglichkeiten bist, wo du Weisheit bekommst, um aus der Prüfung herauszukommen. Du öffnest dich für Gott, aber zugleich hörst du auf die Meinungen von Menschen, oder du blickst auf die Umstände und machst deine Entscheidungen davon abhängig. Für Gott ist dann kein Raum, um dir etwas klarzumachen. Das Ergebnis einer solchen Haltung ist, dass du hin- und hergetrieben wirst wie eine Meereswelle, die auf und nieder wogt. Zweifel gleichen dem offenen Meer, wobei die Wellen ein Spielball des Windes sind. So ist ein Mensch, der zweifelt, ein Spielball der Meinungen anderer, denen er sich öffnet.

Jak 1:7. Einander um Rat zu fragen, ist nicht verkehrt, aber dieser Rat darf nicht die erste und wichtigste Stelle einnehmen. Wenn der Rat anderer für dich so viel bedeutet, dass dein Vertrauen auf Gott nicht mehr bestimmend ist, bekommst du nichts von Ihm. Andere um Rat zu fragen oder auf den guten Rat anderer zu hören, muss das Vertrauen auf Gott gerade vergrößern. Gott möchte, dass du Ihm bedingungslos vertraust.

Jak 1:8. Ein Mensch, der das nicht tut, ist doppelherzig, denn das ist die Bedeutung des Wortes „wankelmütig“. Dass solch ein Mensch wankelmütig ist, wird auch an seinen Wegen deutlich. Er ist darin unberechenbar, man sollte ihm nicht folgen. Man denkt gerade, dass er auf dem guten Weg ist, aber kurze Zeit später geht er in eine ganz andere Richtung. Man kann sich nicht auf ihn verlassen. Er hat einen Zickzackkurs. Ihm fehlt in seinem Glaubensleben jede Beständigkeit.

Jak 1:9. Nachdem Jakobus ganz allgemein über das Ausharren in Prüfungen gesprochen hat, wendet er diese Punkte auf den „niedrigen Bruder“ an. Man kann das an dem Wörtchen „aber“ erkennen. Jakobus zeigt dadurch einen Gegensatz zum Vorhergehenden auf und vor allem zu dem Zweifelnden. Der niedrige oder gesellschaftlich arme Bruder steht in der Gefahr, an der Liebe Gottes zu ihm zu zweifeln. Als Israelit ist er mit dem Gedanken aufgewachsen, Reichtum sei der Beweis für den Segen Gottes und Armut der Beweis, dass Gottes Segen wegen Untreue zurückgehalten wird. Aber, sagt Jakobus, so ist das nicht mehr. Armut an sich ist kein Beweis für Untreue und Gottes Missfallen daran. Armut ist eine Prüfung, die man mit Freude ertragen kann, weil man sie als Glaubensprüfung ansehen kann.

Jakobus fügt eine besondere Ermutigung hinzu. Er sagt dem gesellschaftlich Armen, dass er sich wegen seiner Beziehung zu Christus seines geistlichen Reichtums und seiner Hoheit rühmen darf. Der Arme kann sich über seine Hoheit freuen, weil Christus sich nicht schämt, ihn „Bruder“ zu nennen (Heb 2:11). Dieser Titel wird in der Welt verkannt und für nichts geachtet. Der Arme weiß jedoch, dass die Herrlichkeit dieser Welt vergeht wie des Grases Blume, und er freut sich zugleich darüber, dass er zu denen gehört, die der Herr der Herrlichkeit als die Seinen anerkennt.

Jak 1:10. Jakobus hat auch ein Wort an die Reichen der Gesellschaft. Der Reiche, der sich seines Reichtums rühmt, sollte sich klarmachen, dass er mit all seinem Reichtum niedrig und arm ist. Jakobus ruft den Reichen dazu auf, sich seiner Niedrigkeit zu rühmen, das heißt, sich dessen zu rühmen, was er innerlich vor Gott ist. In sich ist der Reiche ein Sünder, der vor Gott nicht bestehen kann. Außerdem wäre es gut, wenn er sich bewusst würde, dass sein ganzer Reichtum verwelken wird.

Jak 1:11. Das trifft nicht nur auf den Reichtum des Reichen zu, sondern auch auf den Reichen selbst. Gras ist ein Bild für den Wohlstand des Menschen, doch dazu gehört untrennbar, dass dieser Wohlstand schnell vergeht. Die Blume verleiht dem Gras Farbe und Pracht, aber auch die Farbe und die Pracht der Blume vergehen schnell.

Eine Illustration dazu findet man in der Begebenheit, die der Herr Jesus über den armen Lazarus und den reichen Mann berichtet (Lk 16:19-25). Lazarus war wirklich arm. Der Reiche kümmerte sich nicht um ihn. Lazarus bedeutet „Gott ist Hilfe“, und Gott hatte Lazarus in Umstände gebracht, wo die Bedeutung seines Namens sichtbar werden konnte. Lazarus hatte nichts und niemand zu Hilfe als Gott. Der reiche Mann lebte nur für sich und hatte kein Bedürfnis nach der Hilfe Gottes. Auf der anderen Seite des Todes sind die Rollen jedoch vertauscht. Dort ist der Reiche ein armer Mann geworden und der arme Lazarus ein reicher.

Der Wert des Reichtums oder eher die Bedeutungslosigkeit des Reichtums wird deutlich, wenn die Hitze der Sonne als ein Bild von Prüfungen in das Leben kommt. Wenn Krankheit oder Tod ihren Einzug halten, zeigt sich, dass Gesundheit und Leben nicht käuflich zu erwerben sind, selbst wenn jemand alles Geld der Welt besäße. Man kann die Sonne mit ihrer Hitze auch als ein Bild des Herrn Jesus sehen. Der Herr Jesus wird als die Sonne der Gerechtigkeit vorgestellt (Mal 3:20). Wenn Er kommt, um die Erde zu richten, wird Er alles, was hoch und erhaben ist, erniedrigen (Jes 2:10-12). Was der Mensch hochschätzt und was bei ihm in Ansehen steht, wird Er zunichtemachen. Alles, worauf das menschliche Herz vertrauen kann und wodurch der Mensch meint, Gott nicht nötig zu haben, wird verschwinden, wenn die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht. Im Licht der Sonne, das alles offenbart, wird sich zeigen, welchen Wert alles hatte.

Jak 1:12. Mit einem „Glückselig“ für den Mann, „der die Prüfung erduldet“, schließt Jakobus seine einleitenden Bemerkungen über die Prüfung des Glaubens ab. Der Mann, der die Prüfung bestanden hat, bekommt neben dieser Anerkennung auch eine Belohnung. Das Wort für „Krone“ ist hier stefanos. Es gibt auch ein anderes Wort für Krone, das Wort diadem. Das diadem ist das Symbol königlicher oder kaiserlicher Würde. Dieses Wort wird in der Offenbarung öfter gebraucht. Hier ist es stefanos, das ist eine Ehrenkrone, die einen Sieger auszeichnet. Diese Krone ist nicht aus Gold, sondern aus Lorbeerblättern. Der materielle Wert der Krone ist daher auch gleich Null. Der symbolische Wert ist jedoch erheblich, und zwar wegen der Ehre, die damit verbunden ist. Diese Krone bekommt jemand als Zeichen der Wertschätzung dafür, dass er eine besondere Leistung erbracht hat. Solch eine Krone konnte man sich bei den Olympischen Spielen verdienen. Mit der Aussicht auf diese Krone war ein Teilnehmer bereit, große Mühen auf sich zu nehmen und auf vieles zu verzichten. Die stefanos ist ein enormer Anreiz, den Wettlauf zu laufen.

In dieser Bedeutung teilt der Herr Jesus am Tag der Belohnung die Krone des Lebens aus (auch in Off 2:10 genannt), ebenso auch andere Kronen, die man sich verdienen kann (beispielsweise „die Krone der Gerechtigkeit“, 2Tim 4:8, und „die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit“, 1Pet 5:4). Alle, die durch Prüfungen gegangen sind und gezeigt haben, dass sie nicht für das Leben auf der Erde da sind, sondern für das wahre Leben, die sogar bereit waren, ihre Treue mit dem Leben zu bezahlen, denen gibt Gott diese Krone als besondere Ehrenerweisung. Wenn der Herr Jesus mit den Seinen wiederkommt, wird das „Leben“ sie kennzeichnen. Das bedeutet, dass an ihnen das besondere Kennzeichen des Herrn Jesus als das Leben gesehen werden wird, denn Er ist „das Leben“ (Joh 11:25; Joh 14:6). Sie werden das Leben als ein Ehrenzeichen tragen. Das Leben, das sie geführt haben, und dessen ausgezeichnete Eigenschaft in den schwierigsten Umständen bewiesen wurde, wird dann aus der Hand des Herrn Jesus, für jeden sichtbar, empfangen werden. So wird Er in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen, die geglaubt haben, bewundert werden (2Thes 1:10).

Lies noch einmal Jakobus 1,6–12.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du die Krone des Lebens empfangen?

Copyright information for GerKingComments