‏ James 3:13

Zwei Quellen

Jak 3:7. Die menschliche Natur kann alle Tiere mit ihrem natürlichen Freiheitsdrang zähmen, das heißt sich unterwerfen. Der Mensch kann die wildesten, die schnellsten und die scheuesten Tiere, die am höchsten fliegenden Vögel und die Seeungeheuer in der größten Tiefe fangen und bezwingen.

Jak 3:8. Der Mensch steht über allen geschaffenen Wesen, aber die Zunge beherrscht den Menschen. Solltest du doch in der Lage sein, deine Zunge im Zaum zu halten, so ist das nur durch die Kraft des Heiligen Geistes möglich. Wenn du Ihm die Herrschaft in deinem Leben übergibst, kann Er durch deine Zunge das neue Leben in dir sichtbar werden lassen. Über die Zunge eines anderen kannst du jedoch gar nicht verfügen. Kein Mensch ist in der Lage, die Zunge eines anderen zu bändigen. Die Zunge ist ein unstetes Übel, voll von tödlichem Gift. Gegen giftige Tiere kannst du dich wappnen oder sie wegsperren, so dass sie dir nichts antun, aber es ist unmöglich, das tödliche Gift der Zunge zu unterbinden. Die Zunge des natürlichen Menschen wird an anderer Stelle mit einer Schlange verglichen und seine Zunge mit tödlichem Otterngift (Ps 140:4; Röm 3:13; 14).

Jak 3:9. Ich denke, dass du dieser klaren Beschreibung der Zunge zustimmst. Doch sei auf der Hut! Auf einmal richtet Jakobus die Pfeilspitze auf dich, aber auch auf sich selbst. Er spricht über bekennende Gläubige, und zu denen gehörst du ja auch. Was tust du mit der Zunge? Du preist damit den Herrn und Vater, und du fluchst damit den Menschen, die nach dem Gleichnis Gottes geworden sind (1Mo 1:26; 27; 1Kor 11:7).

Jak 3:10. Wie ist es möglich, dass aus demselben Mund Segen und Fluch hervorgehen? Oder kommt dir das nicht bekannt vor? Hast du noch nie jemandem etwas Schlechtes gewünscht, weil der andere dich schlecht behandelt hat, während du doch auch Gott für seine Güte und Gnade gepriesen hast, die Er dir erwiesen hat? Nun, das ist es, was Jakobus meint, und das sollte doch nicht möglich sein. Du kannst in einer Zusammenkunft den Herrn Jesus und den Vater loben und kurz danach, wenn du bei jemandem zu Besuch bist, deine Glaubensgeschwister oder auch Ungläubige mit deiner Zunge schlechtmachen.

Jak 3:11. Jakobus lehnt es radikal ab, die Zunge so heuchlerisch zu gebrauchen. Er verdeutlicht durch einige Beispiele aus der Natur, wie ein solcher Gebrauch der Zunge so gar nicht ihrem Zweck entspricht. In der Natur ist es unmöglich, dass entgegengesetzte Dinge aus der gleichen Quelle kommen. Die Zunge bildet da eine Ausnahme dieser allgemeinen, selbstverständlichen Regel. Sie kann leider doch gegensätzliche Worte reden. Die Zunge, als Quelle gesehen, kann sehr wohl Süßes und Bitteres hervorsprudeln. Sie kann in dem einen Augenblick geistliche Dinge sagen und im nächsten Augenblick fleischliche. Du bist dazu fähig, in dem einen Augenblick ein süßes Wort zu reden, ein Wort, das angenehm ist, und in einem anderen Augenblick ein bitteres Wort, ein Wort, das Verbitterung zum Ausdruck bringt. Bedenke jedoch, dass beide nicht aus derselben, tieferliegenden Quelle hervorkommen. Das Gute, Süße, kommt aus dem neuen Leben hervor, das Bittere entstammt der alten Natur. Darum ist es wichtig, darauf zu achten, welche Natur Autorität über deine Zunge hat. Durch das neue Leben kannst du mit einer neuen Zunge sprechen, das heißt, dass du seit deiner Bekehrung auf andere Weise reden kannst als zu der Zeit, in der du den Herrn Jesus noch nicht kanntest. Wenn davon noch wenig zu merken ist, kann das daran liegen, dass dein Herz oft wenig von dem Herrn Jesus erfüllt ist.

Jak 3:12. Jede Äußerung lässt erkennen, aus welcher Quelle sie kommt. Einen anderen Menschen schlecht machen kommt aus dem alten Menschen. Wenn man Gott lobt, so kommt das aus dem neuen Menschen. „An der Frucht wird der Baum erkannt“ (Mt 12:33). In der Natur ist es selbstverständlich, dass jeder Baum die Frucht bringt, die zu diesem Baum gehört, und keine Frucht, die einem anderen Baum eigen ist. Es ist töricht, zu unterstellen, dass man von einem Feigenbaum Oliven pflücken könnte oder von einem Weinstock Feigen. So ist es genauso unmöglich, aus einer salzigen Quelle Süßwasser zu trinken. Was in der Natur unmöglich ist, kann bei einem Gläubigen leider doch so sein.

Jak 3:13. Es gibt jedoch ein Mittel, das uns hilft, unsere Zunge in der rechten Weise zu gebrauchen. Das ist dann möglich, wenn wir weise sind und wenn wir uns bewusst sind, in was für einer Zeit wir leben, nämlich in der Endzeit. In solch einer Zeit können wir es uns einfach nicht leisten, unsere Zunge verkehrt zu gebrauchen, indem wir beispielsweise andere fertigmachen. In der Endzeit werden wir ermahnt, weise und verständig zu sein.

Darum wird hier die Frage gestellt, wer weise und verständig ist. Der Prophet Hosea spricht ebenfalls darüber (Hos 14:10). Er beschreibt die Wege Gottes mit Israel. Gottes Wege führen in eine Welt voller Frieden unter der Herrschaft des Herrn Jesus. Weise und verständig ist derjenige, der die Lehre aus den Wegen Gottes zieht und sie in seinem Leben anwendet. Aus der Vergangenheit des Volkes Gottes kannst du lernen, wie du leben sollst. Auch in Psalm 107 geht es im Zusammenhang mit den Wegen Gottes darum, wer weise ist (Ps 107:43). Es sieht so aus, als hätte Jakobus an diese Verse gedacht. Nicht jeder ist weise und verständig. Jakobus stellt diese Frage, um den Einzelnen, dich, anzusprechen. In Israel gab es nur einen Stamm, von dem gesagt werden konnte, dass sie „Einsicht hatten in die Zeiten“ (1Chr 12:33). Wenn du verstanden hast, dass du in der Endzeit lebst, weißt du, dass es nicht auf Worte, sondern auf Taten ankommt. Es geht um einen guten Wandel in Sanftmut der Weisheit. Solch ein Wandel hat nichts mit Schlappheit, sondern mit Kraft zu tun, allerdings nicht mit natürlicher, sondern mit geistlicher Kraft. In Vollkommenheit sieht man das im Leben des Herrn Jesus auf der Erde. Du kannst das von Ihm lernen (Mt 11:29), und wenn du von Ihm lernst und das in deinem Leben umsetzt, bist du ein ermutigendes Beispiel für andere (Dan 11:33).

Jak 3:14. Aber, sagt Jakobus, aus einem solchen Wandel wird nichts, wenn du bitteren Neid und Streitsucht im Herzen hast. Du bist neidisch, wenn du einem anderen das, was er hat, nicht gönnst, weil du es selbst nicht hast, es aber auch haben willst. Das gilt sowohl für materielle wie auch für geistliche Dinge. Ein solcher Neid äußert sich in Streitsucht. Es gibt Streit um das, was du dem anderen nicht gönnst. Große Worte kommen aus deinem Mund. Hast du nicht mindestens so viel Recht auf das, was der andere hat?! So kommt es dahin, dass du gegen die Wahrheit lügst. Du lehnst dich gegen die Wahrheit des Wortes Gottes auf, denn darin sehen wir, dass wir alle unterschiedlich sind und dass wir auch alle einen unterschiedlichen Stand im Leben und in der Gemeinde haben.

Jak 3:15. Eine solche Haltung ist kein Beweis für eine Weisheit, die du von oben empfangen hast, sondern im Gegenteil für eine Weisheit, die von unten ist. Es ist keine göttliche, himmlische, sondern eine irdische Weisheit. Es ist keine Weisheit, die vom Geist Gottes kommt, sondern aus deinen natürlichen Gefühlen, eine sinnliche Weisheit. Es geht um die Befriedigung deiner fleischlichen Bedürfnisse. Diese Weisheit hat dir der Oberste der Dämonen eingeflüstert, der Teufel, der Vater der Lüge (Joh 8:44), und sie ist daher in ihrem Charakter auch dämonisch.

Jak 3:16. Man sieht das an den Folgen von Neid und Streit. Neid und Streit rufen nur Zerrüttung hervor und führen zu allen möglichen schlechten Taten.

Jak 3:17. Es ist möglich, diese Weisheit aufzugeben und zu verurteilen und sich stattdessen durch die Weisheit, die von oben ist, leiten zu lassen. Dazu muss man auf Christus schauen, der „Weisheit von Gott“ ist (1Kor 1:24; 30). So wird Er auch der Gemeinde in Kolossä vorgestellt, und darum war da keine Unordnung, sondern Ordnung und Festigkeit des Glaubens (Kol 2:3; 5). Das erste Kennzeichen der Weisheit von oben ist Reinheit. Jakobus betont das. Die folgenden Kennzeichen kommen daraus hervor. Reinheit ist eine erste Voraussetzung, weil es um Gott geht, der selbst rein ist. Er kann niemals mit Sünden in Verbindung gebracht werden (Hab 1:13).

Wenn Sünde in deinem Leben ist, kannst du nicht durch die Weisheit von oben geleitet werden, und auch von den folgenden Kennzeichen der Weisheit kann keine Rede sein. Wenn du die Sünde bekennst, bist du wieder rein (1Joh 1:9) und kannst danach „friedsam“ sein und als Friedensstifter deinen Weg gehen. So spricht der Herr Jesus in der Bergpredigt darüber, und auch da folgen Reinheit und Friede aufeinander. Du wirst auch „milde“ sein können, das heißt, dass du nicht auf deinen Rechten bestehst und Dinge für dich beanspruchst. Dazu bist du „folgsam“, du lässt dir etwas sagen und bist korrekturfähig. Weiterhin bist du, wenn du dich durch die Weisheit von oben belehren lässt, „voll Barmherzigkeit und guter Früchte“, und das wird in deinem Leben zu sehen sein, wie das auch bei dem Herrn Jesus der Fall war. Du bist „unparteiisch“, wo sich Parteien bilden, und lässt dich nicht auf eine Seite ziehen. Schließlich bist du „ungeheuchelt“, das bedeutet, dass du kein Heuchler bist. Du gibst dich für nichts anderes aus, als was du bist.

Jak 3:18. Das alles darfst du in der Welt zeigen und gegenüber anderen praktizieren. Diese sieben Kennzeichen der Weisheit, die von oben ist, sind die Frucht der Gerechtigkeit. Sie kommen aus Gerechtigkeit hervor. Wenn sie ausgelebt werden, ist es gleichsam so, als würden sie gesät. Diese Frucht kann nur in Frieden gesät werden. Friede ist das Motiv, um diese Frucht zu säen. Und was ergibt diese Frucht? Frieden (Ps 85:11). Wenn du Frieden bewirkst, also ein Friedensstifter bist (Mt 5:9), erntest du Frieden. Du erntest, was du säst (Gal 6:7). Du säst fortwährend. Alle Worte, die du sprichst, und alles, was du tust, sind Saat, die du ausstreust. Wenn deine Worte und Taten von der Weisheit von oben eingegeben sind, wirst du eine wunderbare Frucht, den Frieden, ernten. Du genießt dann jetzt schon, was im kommenden Friedensreich überall auf der Erde vorhanden sein wird.

Lies noch einmal Jakobus 3,7–18.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du die Weisheit von oben in deinem Leben wirken lassen?

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