‏ James 4:14

Warnungen vor dem Richten und Rühmen

Jak 4:11. Zu Beginn dieses Kapitels musste Jakobus über Kriege und Streitigkeiten sprechen. Das ist eine plötzlich aufkommende Uneinigkeit; Parteien stehen öffentlich gegeneinander und befeinden sich. In dem Abschnitt, den du nun gelesen hast, nennt er ein anderes Übel, das unter ihnen gefunden wurde. Er tadelt seine Leser, dass sie gegeneinander redeten. Das ist dem Anschein nach weniger schlimm als Krieg zu führen und zu streiten. Krieg und Streit sind Konflikte, die ins Auge fallen. Übereinander reden kann man dagegen bei einer gemütlichen Tasse Kaffee und mit einem sorgenvollen Gesicht. In Wirklichkeit kann von echter Sorge natürlich keine Rede sein. Echte Sorge um den Bruder oder die Schwester, über die du Böses sagst, wäre es, wenn du sie selbst auf dieses Böse ansprechen würdest. Und dann gehe ich erst einmal davon aus, dass die Dinge, die du ansprichst, auch wirklich böse sind. Böses nachsagen braucht nicht zu bedeuten, dass man die Unwahrheit sagt. Es geht um bestätigte böse Praktiken oder Aussprüche.

Doch Jakobus verbietet es, gegeneinander zu reden. Wenn du einem Bruder Böses nachsagst, stellst du ihn in ein schlechtes Licht und stellst dich über ihn. Böses ist böse und muss auch so benannt werden, aber gegeneinander reden ist Teufelswerk. Wenn du etwas siehst oder hörst, was böse ist, musst du zuerst mit dem Herrn und danach mit der betreffenden Person darüber reden. Gegen einen Bruder zu reden, bedeutet, gegen das Gesetz zu reden und das Gesetz zu richten, das dieses Böse verurteilt (3Mo 19:16). Das Gesetz muss das Böse richten, aber durch deine üble Nachrede bekommt es dazu keine Gelegenheit. Du reißt das Recht an dich und spielst dich als Beurteiler des Bösen auf. Indem du das Gesetz von dem Bösen fernhältst und nach deiner eigenen Einschätzung urteilst, sprichst du böse über das Gesetz und hast dich selbst zum Richter erhoben. Du urteilst, das Gesetz sei nicht imstande zu richten, und missachtest auf diese Weise das Gesetz Gottes. Dann nimmst du als Norm für die Beurteilung des Bösen ein selbstgemachtes Gesetz, statt dem Gesetz Gottes zu gehorchen.

Jak 4:12. Du hast nicht nur das Gesetz Gottes beiseitegeschoben und selbst die Stelle des Gesetzes eingenommen, sondern du hast sogar die Stelle Gottes als Gesetzgeber und Richter eingenommen. Das ist eine weitgehende Anmaßung. Gott ist ja souverän (vgl. Röm 9:11), nur Er kann erretten und verderben. Er kann erretten aufgrund des Werkes seines Sohnes. Aber Er wird auch jeden verderben, der seinen Sohn ablehnt. Vor diesem Hintergrund musst du die Frage sehen: „Du aber, wer bist du, der du den Nächsten richtest?“ Gegenüber der Majestät Gottes als Gesetzgeber und Richter und Erretter und Verderber muss jede Anmaßung, den Nächsten zu richten, schwinden.

Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass es nicht um das Beurteilen von offenbar Bösem geht. Es geht hier um das Urteilen übereinander und das üble Reden gegeneinander. Dazu kommt auch noch, dass wir die Motive eines anderen nicht beurteilen können und auch nicht dürfen (Mt 7:1). Was Jakobus sagt, ist nicht im Gegensatz zu dem Richten des Bösen in der Gemeinde. Da müssen wir das offenbar Böse richten (1Kor 5:12; 13).

Jak 4:13. Im Blick auf andere hat Jakobus vor übler Nachrede und vor dem Richten gewarnt. Er tadelt damit die üble Haltung seiner Leser als Menschen, die es immer besser zu wissen meinen. Mit dieser Einstellung offenbarten sie einen Geist der Überheblichkeit über andere. Solch ein unabhängiger Geist zeigte sich auch auf andere Weise in ihrem Leben, und zwar in den Planungen, die sie machten. Sie planten, in welche Stadt oder in welche Städte sie gehen würden, um Handel zu treiben und dort natürlich so viel Gewinn wie möglich zu machen. Die Juden sind immer ein Volk gewesen, das Handel getrieben hat.

Sie waren immer auf Gewinn aus. Dazu zogen sie von Stadt zu Stadt. Nun ist es nicht verkehrt, Handel zu treiben und Gewinn zu machen. In einem Gleichnis gebraucht der Herr Jesus das Geschäftemachen als eine Tätigkeit, die für Ihn geschieht (Lk 19:13). Dann kann es nicht verkehrt sein. Was jedoch wohl verkehrt ist, ist das unabhängige Plänemachen für die Zukunft, ohne dass wir in unseren Plänen ausdrücklich mit dem Willen Gottes rechnen. Das stellt Jakobus seinen jüdischen Lesern vor, die durch ihren Geschäftssinn so getrieben wurden, dass sie ihre Abhängigkeit von Gott vergaßen.

Jak 4:14. Jakobus warnt vor dem hochmütigen Gedanken, dass wir die Zukunft selbst in der Hand hätten. Wir können nicht einmal über die nächste Sekunde verfügen. Wir müssen uns bewusst sein, dass das Leben sehr flüchtig und zerbrechlich ist. Es muss für Menschen, die meinen, ihr Leben selbst in der Hand zu haben, ernüchternd klingen, wenn Jakobus ihr Leben mit einem Dampf vergleicht. Einen Dampf sieht man nur kurze Zeit, dann ist er verschwunden, aufgelöst. Es bleibt nichts zurück, was irgendwie von Bedeutung wäre. So ist es mit dem Sinn des Lebens von Menschen dieser Welt und auch von solchen, die bekennen, zum Volk Gottes zu gehören, ohne wirklich mit dem Willen des Herrn zu rechnen. Wenn du den Willen des Herrn beachtest, ist dein Leben kein Dampf. Das Leben des Herrn Jesus war kein Dampf, und auch das Leben von Kindern Gottes ist kein Dampf, zumindest wenn sie sich als Kinder Gottes betragen. Wenn du mit dem Willen des Herrn rechnest, dann bist du mit den Werken beschäftigt, die der Herr für dich bereitet hat (Eph 2:10). Diese Werke werden dir in alle Ewigkeit folgen (Off 14:13). Wenn du den Willen des Herrn beachtest, wirst du jetzt den Samen säen, dessen Frucht du in der Ewigkeit wiederfindest.

Aber das Leben ist kurz. Mose spricht über das Leben als einen Schlaf (Ps 90:5; 6). Wenn wir schlafen, ist es schon gleich Morgen. David vergleicht das Leben mit einem gestreckten Schatten (Ps 102:12). Im Osten bricht die Dunkelheit schnell herein. Für Hiob gleitet das Leben schneller dahin als ein Weberschiffchen (Hiob 7:6). Petrus vergleicht das Leben mit Gras (1Pet 1:24; 25); es steht heute auf dem Feld und wird morgen in den Ofen geworfen (Mt 6:30; Lk 12:28). Wir können unser kurzes Leben auf der Erde nur einmal leben. Die großen Fragen, die wir uns stellen können, sind: Was machen wir daraus? Wofür leben wir? Wenn wir uns klarmachen, dass unsere „Dienstzeit“ so kurz ist, wird uns das anspornen, das zu tun, was dem Herrn gefällt (1Kor 7:29-31).

Jak 4:15. Es ist also nicht falsch, Pläne zu machen. Es geht nur darum, ob es Pläne sind, die mit dem Wunsch gemacht werden, dass der Herr sie segnen kann. Du kannst planen, in eine bestimmte Stadt zu gehen, wenn du das in dem Bewusstsein tust, dass dieser Plan nur gelingen kann, wenn der Herr dir dazu die Kraft und Bewahrung gibt. Beim Planen müssen wir stets bedenken: „Wenn der Herr will.“ Du siehst, dass Jakobus es positiv darstellt. Er sagt nicht, dass wir denken müssen: „Wenn der Herr es nicht will, dann wird Er es wohl verhindern.“ Wir haben einen Herrn, der uns seinen Willen bekanntmachen will, auch im Blick aufs Geschäftemachen und das tägliche Leben. Das gilt ebenso, wenn wir planen, eine Arbeit für den Herrn zu tun. Man sieht das bei Paulus, als er nach einem Besuch in Ephesus von dort weggeht. Beim Abschied sagt er, dass er wieder zu ihnen zurückkehren wird, wenn Gott will (Apg 18:21).

Jak 4:16. Jakobus tadelt seine Leser, dass sie sich in ihren Großtuereien rühmten. Er sagt damit, dass es im Grunde Hochmut ist, wenn man nicht mit dem Willen Gottes rechnet. Man hat keinen Blick dafür, wenn sich Dinge in geplanten Vorhaben plötzlich wenden, und man ist kurzsichtig im Blick auf die eigenen Möglichkeiten. Während man meint, alles in der Hand zu haben, ist man blind für eigene Beschränkungen und Schwachheiten. Es ist in doppelter Hinsicht böse, sich seiner eigenen Fähigkeiten zu rühmen. Was einen selbst betrifft, bedeutet das Hochmut, was Gott betrifft, ist es die Leugnung seiner Souveränität.

Jak 4:17. Jakobus hat seinen Lesern in den Versen vorher die falsche Haltung im Blick aufeinander und im Blick auf Gott vorgestellt. Sie wissen nun, wie es nicht sein darf, und können daraus den Schluss ziehen, wie es sein sollte. Jetzt, wo sie wissen, wie sie Gutes tun sollen, wird es ihnen als Sünde angerechnet, wenn sie das Gute unterlassen. Jemand, der weiß, Gutes zu tun und es nicht tut, macht sich einer Unterlassungssünde schuldig (vgl. 3Mo 5:1). Das Gute nicht zu tun, obwohl man weiß, dass man es tun sollte, beweist, dass die Gnade fehlt und dass der Eigenwille wirksam ist. Das Leben des Christen besteht nicht aus einer Anzahl von Dingen, die man nicht tun darf, sondern darin, Gutes zu tun.

Gutes tun können wir nur in der Kraft des neuen Lebens, in dem Bewusstsein der Gnade, die wir bekommen haben und in der wir durch den Geist geleitet werden. Ein Christ ist nicht eine Art Pfadfinder, der zufrieden ist, wenn er am Tag eine gute Tat getan hat. In solch einem Fall kann man sich fragen, was er denn den Rest des Tages tut. Nein, ein Christ ist fortwährend damit beschäftigt, Gutes zu tun. Wenn wir wissen, was gut ist, aber das neue Leben blockieren, so dass es sich nicht äußern kann, dann ist das Sünde. Dieser Grundsatz gilt auch für Ungläubige. Es gibt so viele Menschen, die wissen, dass sie sich bekehren müssen, aber sie tun es nicht. Jeder Mensch, ob gläubig oder ungläubig, ist für das verantwortlich, was er weiß. Darauf wird Gott ihn festnageln und ihn an seinem Tag auch dafür verantwortlich machen. Lass es für dich ein Ansporn sein, wenn du weißt, dass etwas zu tun gut ist, das dann auch tatsächlich zu tun.

Lies noch einmal Jakobus 4,11–17.

Frage oder Aufgabe: Welche beiden Aspekte des Lebens behandelt Jakobus in diesen Versen? Was spricht dich an?

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