‏ James 5:1-6

Warnung an die Reichen

Jak 5:1. Jakobus wendet sich in scharfen Worten an die Reichen. Das hatten sie auch nicht anders verdient. Sie hatten sich als Widersacher der Armen offenbart, in denen wir den gläubigen Überrest des Volkes Gottes sehen können. Sie zogen sie vor die Gerichte (Jak 2:6). Die Reichen übten Macht über die Armen aus, denn die waren ja von ihnen abhängig. Wenn die Armen in ihrer Armut ihre Wohnungsmiete nicht bezahlen konnten, machten die Reichen eine Rechtssache daraus. Die Richter standen auch auf Seiten der Reichen, denn sie waren bestechlich.

Die Reichen hingen an ihrem Reichtum, sie vertrauten darauf. Dadurch bestand eine Trennung zwischen ihnen und Gott. Das, worauf sie vertrauten, würde ihnen jedoch genommen werden. Das Gericht Gottes würde sie treffen. Im Blick darauf fordert Jakobus die Reichen auf, sich bewusst zu werden, was ihnen bevorstand. Das sollte sie dahin führen, dass sie als Ausdruck von Reue über die Sünden, die sie begangen hatten, weinten und heulten. Wenn sie jetzt noch zur Besinnung kämen, würde dieses Weinen und Heulen zeitlich begrenzt sein. Wenn sie sich nicht bekehrten, würden sie in Ewigkeit weinen und heulen.

Jak 5:2. Jakobus redet sie nicht als „Brüder“ an. Diese Reichen sind Ungläubige, die ihren Reichtum auf unehrliche Weise erworben hatten. Der Reichtum, den sie besaßen, war verfault, und die prächtige Kleidung, die sie trugen (Jak 2:2) und mit der sie angaben, zeigte die Spuren von Mottenfraß. Verfaulter Reichtum bietet gar keinen Halt. Von Motten zerfressene Kleidung gibt keine Wärme.

Diese Heftigkeit von Jakobus in Richtung der Reichen muss seinen Lesern, die zu den zwölf Stämmen gehörten, wohl seltsam in den Ohren geklungen haben. Im Alten Testament war Reichtum im Allgemeinen doch gerade ein Beweis der Gunst Gottes. Hatte Er nicht verheißen, dass sie, wenn sie treu wären, reich gesegnet werden würden (5Mo 28:1-4)? Aber dabei geht es um einen nationalen Segen, den das Volk als Ganzes bekommen würde, wenn sie dem HERRN insgesamt gehorchen würden. Das Volk insgesamt ist jedoch größtenteils dem HERRN untreu geworden. Den Tiefpunkt erreichte es, als es den Herrn Jesus verwarf. Dadurch haben sich die Dinge verändert, und es kann sein, dass ein treuer Gläubiger arm und ein Gottloser reich ist. So war die Lage unter den zwölf Stämmen, an die Jakobus schreibt.

Jak 5:3. Die Reichen in ihrer Torheit meinten, ihr Gold und Silber versetze sie in die Lage, das Leben uneingeschränkt zu genießen. Jakobus zerstört diese Scheinsicherheit vollständig. Der Glanz dieser für die Reichen so wertvollen Materialien war nicht nur verblichen, sondern hatte sich in Rost verwandelt. Jakobus zeigt das Endresultat. Genauso wie Fäulnis und Mottenfraß ist auch Rost ein Zustand, durch den ein Material völlig wertlos wird. Das Rosten ist ein Prozess, der auf völliges Verderben hinausläuft. Alles, was diese Reichen erworben hatten, wird gegen sie zeugen. Gott wird ihnen die Wertlosigkeit der von ihnen gesammelten Schätze zeigen. Diese werden den Beweis für ihr gottloses Leben liefern. Danach werden sie ihren verdienten Lohn im ewigen Feuer empfangen (Off 20:11-15).

Als besonderen Tadel nennt Jakobus, dass sie in den letzten Tagen mit dem Sammeln von Schätzen beschäftigt waren. Es ist an sich schon töricht, für sich Schätze zu sammeln, es ist besonders töricht, das in den letzten Tagen zu tun. Wer so lebt, ist nicht nur egoistisch und gefühllos für die Not anderer, sondern auch kurzsichtig und blind im Blick auf das drohende Gericht, das ihn und seinen Besitz treffen wird. Auch für dich als jungen Gläubigen ist das eine Warnung. Lass dich nicht mit fortreißen und im Ringen nach immer mehr anstacheln. Die Berufung des Christen ist nicht sammeln, sondern geben. Ein Christ zeigt, wer Gott ist, und Gott ist ein Geber.

Wenn Jakobus schon zu seiner Zeit von den letzten Tagen spricht, wie viel mehr gilt das für uns. Es ist niemals Gottes Absicht gewesen, dass die Christen auf der Erde Schätze sammeln. Sieh mal auf das große Vorbild, den Herrn Jesus. Von Ihm liest du, dass Er, obwohl Er reich war, um unsertwillen arm wurde, damit wir durch seine Armut (geistlich) reich würden (2Kor 8:9). Der Diener Elisas, Gehasi, ist ein beredtes Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte. Gehasi hatte durch Lüge und Betrug Schätze gesammelt. Er musste hören, dass es nicht Zeit dafür war (2Kön 5:26). Er brauchte seinen Reichtum zwar nicht an Naaman zurückzusenden, aber er bekam den Aussatz Naamans. Die Sucht nach Reichtum macht aussätzig, das heißt, sie führt zu einer Krankheit, die mit dem Tod endet. Der Reiche, der für seinen Reichtum lebt, ist schon lebendig tot.

Jak 5:4. Wie hatten diese Reichen ihre Schätze erworben? Auf äußerst ungerechte Weise. Sie hielten gewöhnlich den Lohn der Arbeiter zurück, die sie in Dienst genommen hatten, um ihre Felder zu bestellen. Sie hatten Einnahmen durch die Tätigkeit der Arbeiter, und sie freuten sich an dem Gedanken, dass auch der Lohn ihrer Arbeiter in ihrer Tasche landete. Sie hielten sich für reich, denn sie dachten doppelten Gewinn einzustreichen. Jakobus stellt ihnen vor, dass sie eine Fehlkalkulation machten. Sie machten die Rechnung nämlich ohne den „Herrn Zebaoth“. Der Herr Zebaoth ist der HERR der Heerscharen. Es ist der HERR in seiner majestätischen Größe als der Anführer eines mächtigen Heeres.

Die Reichen verschlossen die Ohren vor dem Rufen der Armen, die von ihnen benachteiligt wurden, aber die Ohren des Herrn Zebaoth waren nicht verschlossen. Seine Ohren hörten zwei Dinge: Erstens war es der Lohn, den die Reichen unrechtmäßig vorenthalten hatten, der zum Herrn rief, und dann erreichte auch das Geschrei der Schnitter seine Ohren. Der unrechtmäßig vorenthaltene Lohn zeugte vor Gottes Angesicht gegen sie. Durch ihre Handlungsweise waren sie Gesetzesübertreter (3Mo 19:13; 5Mo 24:14; 15), und sie werden als solche gerichtet werden. Gott wird den Klägern, die zu Ihm riefen, Recht geben und auch dafür sorgen, dass sie entschädigt werden.

Jak 5:5. Die Reichen hatten sich übermäßig allem Luxus und aller Genusssucht hingegeben, die die Erde nur zu bieten hat. Sie hatten das auf Kosten der Armen getan. Nichts hielt sie auf, ein solches Leben zu führen. Sie hatten „ihre Herzen gepflegt“. Sie hatten sich von ganzem Herzen diesem liederlichen Leben hingegeben. Das beweist ihre völlige Gleichgültigkeit. Das Gewissen funktionierte nicht mehr. Sie hatten wie die Schweine geschlemmt. Jeder Tag war für sie ein Schlachttag, ein Tag mit Überfluss an Fleisch. Statt mit anderen zu teilen, waren sie darüber hergefallen und hatten ihre trägen Leiber damit vollgestopft. Ihr Gott war der Bauch (Phil 3:19). Es kann auch sein, dass Jakobus das Wort „Schlachttag“ gebraucht als Anspielung auf das Gericht, das drohend über ihren Köpfen hing. Ein Schlachttag bedeutet für ein Tier das Ende des Lebens. Diese Menschen bekommen zu hören, dass sie, während die Schlachtung des Gerichts näherkommt, fröhlich weiter feiern. An das Gericht wollen sie nicht denken.

Jak 5:6. Als Höhepunkt, oder besser als Tiefpunkt ihres egoistischen Lebensstils hält Jakobus den Reichen vor, dass sie sich am Tod gerechter Volksgenossen schuldig gemacht haben. Die haben sich dagegen nicht aufgelehnt. Jakobus kann diese Anschuldigung aussprechen, weil die Gesinnung der Reichen dieselbe Gesinnung ist, die den Herrn Jesus ans Kreuz gebracht hat. In einem Leben, das sich nur um die eigene Ehre und Befriedigung dreht, ist für Ihn kein Platz. Wo Er sich in einem solchen Leben vorstellt, um das anzubieten, was wirklich Freude gibt, wird Er verurteilt und ermordet, auch wenn Er noch so viel Gutes getan hat. Dass der Egoist keine Güte erträgt, beweist seine Schlechtigkeit und Bosheit. Damit will er nicht konfrontiert werden, und also wird er alles ausschalten, was das versucht. So handelt er mit Menschen, die ihn lediglich um den Lohn bitten, auf den sie ein Recht haben. Solche Gerechten kann er nicht ausstehen.

Das gilt vor allem für den Gerechten. Jakobus scheint doch vor allem an Ihn zu denken. Der letzte Satz, „Er widersteht euch nicht“, scheint das zu bestätigen. Der Herr Jesus hat denen, die reich an Macht und Ehre sind und die ihrer Bosheit reichlich freien Lauf ließen, nicht widerstanden. Er tat seinen Mund nicht auf, sondern ließ sich wie ein Lamm zur Schlachtbank leiten (Jes 53:7). Er ertrug alles Unrecht und leistete keinen Widerstand. Er übergab alles dem, der gerecht richtet (1Pet 2:23). Er litt als der Gerechte für die Ungerechten, damit Er alle, die das erkennen würden, zu Gott brächte (1Pet 3:18). Gegenüber aller Bosheit des Menschen leuchtet seine Vollkommenheit in allen Dingen. Sein Beispiel kann eine Ermutigung für dich sein, wenn dir Unrecht geschieht.

Lies noch einmal Jakobus 5,1–6.

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