James 5:9

Geduld?

Jak 5:7. Jakobus ermahnt zur Geduld und schließt damit an den vorhergehenden Vers an. Da sahen wir, dass der Herr Jesus Leiden geduldig ertrug. Geduld können wir von Ihm lernen. In den Jak 5:7-10 kommt das Wort Geduld viermal vor. Das zeigt, wie wichtig es ist, geduldig zu sein, denn wie leicht können doch Gefühle der Ungeduld aufkommen. Geduld hast du in Umständen nötig, wo man dir ungerecht begegnet und/oder wo du keine Aussicht hast, aus diesen Umständen herauszukommen. Wenn deine Geduld ein Warten auf den Herrn ist, wird sie immer belohnt.

Bis zur Ankunft des Herrn geduldig zu sein, bezieht sich in erster Linie auf sein Kommen auf die Erde, um zu richten, Recht zu üben, gerecht zu regieren und alles zu belohnen, was für Ihn getan wurde. Als Glied der Gemeinde Gottes darfst du auch nach dem Kommen des Herrn Jesus Ausschau halten, wenn Er kommt, um die Gläubigen zu sich zu nehmen (1Thes 4:14-18). Dieses Kommen geht dem Kommen des Herrn auf die Erde voraus.

Du darfst auch mit dem Kommen des Herrn rechnen in dem Sinn, dass Er die Umstände verändert, in denen du dich befindest (vgl. Phil 4:5). Darum geht es hier zwar nicht so sehr, aber du kannst doch Trost daraus schöpfen. Du kannst darauf rechnen, dass der Herr in deine Umstände kommen will, um dir darin beizustehen, wenn du dein Herz dafür öffnest. Das wird dich davor bewahren, bei all dem Unrecht stehenzubleiben, das dir angetan wurde und dem du dich ausgeliefert fühlst. Manchmal musst du dich damit abfinden, dass sich nichts ändert. Dann darfst du doch darauf vertrauen, dass der Herr zu dir kommt, um dich zu stärken. In dieser Bedeutung hat Paulus es auch erfahren, dass der Herr zu ihm kam und ihn ermutigte (Apg 18:9). Wenn der Gedanke an das Kommen des Herrn in dir lebendig ist, wirst du erfahren, dass Er bei dir ist.

Geduld haben muss man genauso wie ein Ackerbauer, der gesät hat. Das Einzige, was er danach tun kann, ist, geduldig auf die köstliche Frucht der Erde zu warten, und das tut er daher auch. Für das Aufgehen der Saat und dass sie schließlich Frucht trägt, ist er auf den Regen des Himmels angewiesen (5Mo 11:11; 14). Den Regen erwartet er von Gott. Dein Leben ist ein Acker, auf den Gott den Samen seines Wortes gesät hat. Er will, dass Frucht für Ihn daraus hervorkommt. Er beschleunigt den Wachstumsprozess nicht, sondern bewässert den Boden mit seinem Wort. Sein Wort ist wie Regen (5Mo 32:2). Er will aus deinem Leben köstliche Frucht für sich haben. Das gilt auch für die Christenheit in ihrer Gesamtheit. Zu Beginn kam der Frühregen. Das geschah, als der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Gläubigen ausgegossen wurde (Apg 2:1-4.). Dadurch ist die Gemeinde entstanden, die Gott dazu bestimmt hat, Frucht für Ihn zu bringen. Wenn die Gemeinde entrückt ist, wird der Heilige Geist noch einmal ausgegossen, und zwar auf den Überrest Israels (Joel 3:1; 2). Das ist die Erklärung für den Spätregen. Wenn der Überrest den Spätregen empfangen hat, wird auch er köstliche Frucht für Gott hervorbringen.

Jak 5:8. Die Geduld beim Warten steht im Gegensatz zu der sofortigen Bedürfnisbefriedigung, der die Reichen sich hingeben. Sie wollen etwas haben, und sie wollen es jetzt. Eine solche Haltung schickt sich nicht für ein Kind Gottes. Ein Kind Gottes kann nicht davon ausgehen, dass seine Wünsche sofort erfüllt werden. Es muss lernen, geduldig zu sein. Deshalb ermutigt Jakobus nach dem Beispiel des Ackerbauern noch einmal zur Geduld. Er fügt hinzu, dass sie ihre Herzen befestigen sollen, und nennt ihnen auch das Mittel dazu: das Kommen des Herrn. Er weist damit zum zweiten Mal auf das Kommen des Herrn hin. Der Gläubige wird seine Wünsche erst befriedigt finden, wenn der Herr kommt. Und sein Kommen ist nahe. Dieses Wissen gibt dem Herzen Mut, auf dem Weg des Glaubens auszuharren. Sobald du das Kommen des Herrn aus dem Auge verlierst, wirst du anfangen, dir das Leben auf der Erde so angenehm wie möglich zu machen. Als die Israeliten es satt hatten, auf Mose zu warten, wollten sie, dass ein goldenes Kalb gemacht wurde, und so verfielen sie dem Götzendienst (2Mo 32:1). In einem Gleichnis macht der Herr Jesus deutlich, dass Christen dieselbe Gefahr droht (Mt 24:48; 49).

Jak 5:9. Wenn man auf den Herrn wartet, wird das bewirken, dass wir uns gegenseitig das Leben nicht schwer machen, sondern einander im Hinblick auf dieses Kommen ermutigen und trösten. Wie leicht seufzen wir gegeneinander über das, was uns angetan wurde. Wenn wir gegeneinander seufzen, sagen wir ganz leicht Dinge, die unpassend oder sogar unwahr sind. Es kann sein, dass wir denen, die uns das Leben schwer machen, mehr anlasten, als berechtigt ist. Es kann sogar sein, dass wir Gott die Schuld an unseren Schwierigkeiten geben. Dafür werden wir dann beim Kommen dessen gerichtet werden, der im Begriff steht, als Richter zu kommen. Das Kommen des Herrn ist nicht nur ein tröstliches Ereignis, wodurch alles Unrecht, das uns angetan wurde, beendet wird. Das Kommen des Herrn hat auch zur Folge, dass jeder Mensch, auch du und ich, sich verantworten muss (2Kor 5:10).

Jak 5:10. Statt zu seufzen und uns über unsere Umstände zu beklagen, sollen wir uns die Propheten einmal ansehen und sie zum Vorbild nehmen. Wie wurden sie beschuldigt und was für Leid wurde ihnen zugefügt! Sie hatten die undankbare Aufgabe, im Auftrag Gottes dem Volk seine Sünden vorzuhalten. Das hat ihnen keinen Dank eingebracht. Das Volk verspottete und verachtete und verhöhnte sie (2Chr 36:15; 16). Welche Geduld haben sie bewiesen. Das Volk hörte nicht, sie aber fuhren fort, im Namen des Herrn zu predigen.

Jak 5:11. Wenn wir Ausharren feststellen, kommt bei uns ein wenig Bewunderung auf. Menschen, die ausharren, zeigen Charakter. Sie erreichen auch etwas. Im Glauben gilt das doppelt und dreifach. Solche, die im Glauben ausharren, zeigen, dass sie etwas besitzen, was der Mühe wert ist, es trotz aller Widrigkeiten festzuhalten. Das haben die Propheten bewiesen.

Jakobus weist auf ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für Ausharren hin, und das ist Hiob. Was dieser Mann an Ausharren bewies, kann man ruhig einmalig nennen. Schau dir nur mal an, was er alles zu ertragen hatte. Alles, was er besaß, wurde ihm in rasender Geschwindigkeit genommen. Er verliert alle seine Kinder und auch seine Gesundheit. In dieser Situation angekommen, muss er selbst auf die Stütze seiner Frau verzichten. Als seine Hilfe hätte sie ihn auf Gott hinweisen müssen, doch stattdessen schlägt sie ihm vor, sich von Gott loszusagen. Innerhalb kurzer Zeit wird aus dem steinreichen Hiob der beklagenswerteste Mann auf der Erde (Hiob 1:1-22; Hiob 2:1-13). Die Leser dieses Briefes waren mit dem beispiellosen Leiden Hiobs vertraut. Jakobus schreibt jedoch nicht über das Leiden Hiobs, sondern über sein Ausharren. Davon hatten sie gehört, und das sollte für sie ein Anreiz sein. Wenn Hiob ausgeharrt hatte, sollten sie, die doch in geringerem Maße zu leiden hatten, dann nicht ausharren?

Jakobus fügt noch etwas hinzu. Er berichtet nicht, wie Hiob glänzend aus der schweren Prüfung hervorging. Er schreibt über das Ende des Herrn, das heißt, das Endergebnis des Handelns des Herrn mit Hiob (Hiob 42:7-17). Dadurch betont Jakobus, dass der Herr mit Hiob zum Ziel gekommen ist. Während der ganzen Zeit, als Hiob litt, auch wegen der Beschuldigungen seitens seiner Freunde, war der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig im Blick auf Hiob (2Mo 34:6). Es darf uns zum Trost sein, dass, wenn wir uns verstoßen und allein und gescheitert fühlen, der Herr dann mit seinem Mitgefühl bei uns ist.

Jak 5:12. Nach diesen Beispielen für Geduld ermahnt Jakobus noch zur Geduld im Blick auf die Zunge. Er sieht einen verkehrten Gebrauch der Zunge als die größte Gefahr, denn er sagt, dass die Briefempfänger vor allem nicht schwören sollen. Wenn jemand Leiden erduldet und kein Ende absehbar ist und das Warten auf einen Ausweg sehr schwer wird, dann ist die Gefahr groß, zu schwören. Jemand kann dann beispielsweise geloben, Dinge zu tun, wenn der Schmerz erleichtert würde oder wenn die Schwierigkeit verschwände. Es kann auch Rache geschworen werden gegen die Person, die als die Ursache dieses Leidens oder jenes Problems gesehen wird. Solche Äußerungen der Zunge lassen die Gesinnung eines Herzens erkennen, das Gott nicht unterworfen ist. Das Herz stärkt sich nicht in Gott oder in der Gnade, sondern gibt der Ungeduld Raum. Man vergisst den Herrn und seine Majestät und ruft den Himmel oder die Erde oder andere Dinge an, um dem Eigenwillen Kraft zu verleihen. Das ist sehr böse, und darüber muss das Gericht kommen.

Jakobus spricht viel über Gericht. Das rührt daher, dass er das christliche Leben von der praktischen Seite her angeht und den Christen auf seine Verantwortung anspricht. Bei ihm geht es auch häufig um die Zunge. Statt kraftvolle Begriffe zu gebrauchen, sollen wir uns in üblicher Sprache mit „ja“ und „nein“ ausdrücken. Damit sollen wir nichts anderes meinen, als was wir sagen. Gott und Menschen müssen sich auf unsere Worte verlassen können.

Lies noch einmal Jakobus 5,7–12.

Frage oder Aufgabe: Wodurch wirst du schnell ungeduldig? Wie realistisch ist für dich das Kommen des Herrn?

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