Jeremiah 2:3

Einleitung

In diesem Kapitel sehen wir Jeremia in seinem öffentlichen Dienst. Im vorigen Kapitel hat er im Verborgenen mit Gott zu tun. Jetzt ist er bereit, dem Volk offen gegenüberzutreten. Seine erste – aufgezeichnete – Rede zu seinem Volk ist sicherlich eine sehr bemerkenswerte Rede für jemanden, der gesagt hat: „Ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung“ (Jer 1:6). Es ist schwierig, einen Abschnitt in der Schrift zu finden, der diese Rede an aufrichtiger Anteilnahme und gleichzeitig an Feinheit und Beredsamkeit übertrifft.

Seine erste Botschaft an das Volk ist, dass die Übertretung des Bundes mit dem HERRN gleichbedeutend mit Ehebruch ist. Wir sehen in diesem Vergleich, wie tief es den HERRN kränkt, wenn man Ihn verlässt und vergisst. Wir vernehmen gleichzeitig seine Barmherzigkeit und sein Mitgefühl für eine schuldige Nation, gemischt mit ernsten Warnungen vor dem schrecklichen Tag, der kommen wird, wenn sie nicht von ganzem Herzen zu Ihm zurückkehren. Alles zusammen macht es zu einer Rede, die selbst die Steine in Bewegung setzen würde. Aber leider lesen wir von keiner Reaktion des verhärteten und unwilligen Volkes.

Das Gedenken des HERRN

Das Wort des HERRN ergeht an Jeremia (Jer 2:1). Er erhält den Auftrag, nach Jerusalem zu gehen und den Einwohnern zu predigen (Jer 2:2). Was er sagen soll, soll deutlich und nicht mit gedämpfter Stimme gerufen werden, damit alle hören, was er sagt. Er soll mit den eindringlichen Worten „so spricht der HERR“ beginnen. Die Worte, die er predigt, kommen von Ihm; sie sind nicht seine eigenen Worte. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, dass man gesandt wird, sondern auch zu wissen, was gesagt werden soll. Gott bestimmt sowohl den Auftrag als auch den Inhalt der Botschaft.

Der HERR beginnt nicht mit Vorwürfen. Er beginnt damit, dass Er sein Volk daran erinnert, dass sie Ihn am Anfang ihrer Existenz als Volk geliebt haben. Sie haben das bewiesen, indem sie Ihm in der Wüste nach ihrer Befreiung aus Ägypten gefolgt sind. Der HERR nennt diese Zeitspanne, in der sie Ihm nachfolgen, „die Liebe deines Brautstandes“. Es sind Tage, in denen alles noch so neu und frisch ist (vgl. Hos 11:1; Hes 16:8a). Sie folgen Ihm auf dem Weg in das verheißene Land. Es erinnert auch an Rebekka, die dem Knecht Abrahams durch die Wüste auf dem Weg zu Isaak, ihrem Bräutigam, folgt (1Mo 24:61).

Der HERR ignoriert hier die Untreue, die sie auch während ihrer Reise durch die Wüste zeigten. Es ist damit wie mit den Worten des Herrn Jesus an seine Jünger, wenn Er zu ihnen sagt: „Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen“ (Lk 22:28). Er sagt das, obwohl sie ihr Versagen zeigten und Er sie mehrmals zurechtweisen musste.

Es ist ein „unbesätes Land“. Das bezeichnet die Dürre des Landes, das keine Frucht zum Leben beiträgt. In der geistlichen Anwendung sehen wir, dass für einen, der zur Umkehr gekommen ist, die Welt wie eine Wüste geworden ist, in der es keine geistliche Nahrung für den Glauben gibt. Für das Volk bedeutet es, dass sie völlig vom HERRN abhängig sind und alles von Ihm erhalten werden. Sie müssen weder säen noch warten, bis die Saat aufgeht. Er sorgt jeden Tag für ihre Nahrung, denn er lässt jeden Tag Manna vom Himmel ins Lager regnen (2Mo 16:15-21).

So denkt der HERR an sie und stellt es ihnen vor Augen. Er kann auf diese Weise auf sein Volk blicken, weil Er sie zu einem „heiligen“ Volk gemacht hat, das heißt, Er hat sie von den anderen Völkern abgesondert, um sein Eigentum zu sein (Jer 2:3). Dies wurde besonders durch den Dienst in der Stiftshütte inmitten ihres Lagers zum Ausdruck gebracht. Jeremia erinnert das Volk hier gleichsam daran, dass sie im Geist angefangen haben, während sie dabei sind, im Fleisch zu vollenden (Gal 3:3).

Dieses Volk ist „der Erstling seines Ertrags“, was bedeutet, dass sie sein besonderes Eigentum über den anderen Nationen sind, die für Ihn als Schöpfer natürlich auch alle sein Eigentum sind. Doch sie sind das erste Volk, das den wahren Gott anbetet (vgl. 2Mo 19:5; 6a). Sie sind „die Vornehmen der ersten der Nationen“ (Amos 6:1b). Im Friedensreich wird Er auch mit allen anderen Nationen – und zwar durch Israel – in Verbindung stehen, die Ihn alle ebenfalls anbeten werden.

Mit Israel hat Er eine besondere Beziehung. Wenn andere Nationen sich an seinem Volk bereichern wollen, setzt Er sich für sein Volk ein und bringt Unglück über diese Völker. Das sehen wir z. B., wenn Josua die Amalekiter besiegt, während Mose auf dem Berg Fürbitte tut (2Mo 17:8-16). Die Erstlinge sind der besondere Anteil für den HERRN; andere dürfen nicht davon essen. Diejenigen, die das tun, werden schuldig und es kommt Unglück über sie.

Wir, die Gläubigen der Gemeinde, werden „eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe“ genannt (Jak 1:18). Das liegt daran, dass wir bereits an dem neuen Leben teilhaben, das alle, die an der neuen Schöpfung des Himmels und der Erde teilhaben, besitzen werden (Jes 65:17a), nämlich das Friedensreich.

Die Erinnerung an ihre Vergangenheit, wo sie in dieser frühen Liebesbeziehung mit dem HERRN stehen und Er sich auf beeindruckende Weise um sie gekümmert hat, ist der Ausgangspunkt. Das sollte Jerusalems Herz weich und empfänglich für die kommenden Ermahnungen und Drohungen machen (vgl. Jud 1:5). Der Herr muss uns auch immer wieder an unsere erste Liebe erinnern, weil unsere Liebe zu Ihm regelmäßig abflaut oder sogar verschwindet (2Kor 11:2; 3; Off 2:4; 5).

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