Jeremiah 9:2

Deutsches Vers (1)

Die Klage des Propheten

Jeremias Seelenkampf geht hier weiter. Am liebsten würde Jeremia nun nichts mehr mit diesem Volk zu tun haben (vgl. Ps 55:6-8). Sie sind alle, jeder Einzelne, „Ehebrecher“. Das Ganze ist „eine Rotte Treuloser“. Es wird Ausnahmen gegeben haben, aber dies ist das Merkmal des Ganzen, das von allen, die es sehen, wahrgenommen wird. Jeremia beobachtet es nicht nur. Was er sieht, quält seine Seele und er äußert es.

Darin schließt er in seinen Gefühlen an den Gefühlen Gottes an, der auch „zu rein von Augen“ ist, „um Böses zu sehen“ (Hab 1:13a). Dies steht zwar im Gegensatz zum letzten Vers des vorherigen Kapitels (Jer 8:23), widerspricht ihm aber nicht. Dort trägt er das Volk auf seinem Herzen, hier sieht er ihre Sünden. Er liebt das Volk, aber er hasst ihre Sünden. Er will weg von einer so ehebrecherischen und treulosen Rotte, damit er ihre Sünden nicht mehr sehen muss. Die Tatsache, dass sein Predigen keine Wirkung zu haben scheint, mag bei diesem Wunsch auch eine Rolle spielen. Was hat es für einen Sinn, weiter zu predigen? Ein solcher Wunsch kann in jedem aufkommen, der ein Werk für den Herrn tut, bei dem das Ergebnis nur noch mehr Untreue zu sein scheint.

In einer „Wanderer-Herberge“ zu leben, wird sicher nicht den begehrten Frieden bringen. Wir können es mit dem Rückzug in ein Kloster vergleichen. Es ist ohnehin keine Option für einen Gläubigen, zu dessen Aufgaben es gehört, in seinem täglichen Leben Zeugnis für seinen Erlöser abzulegen. Wir müssen auch bedenken, dass wir in ein Kloster immer noch uns selbst mitnehmen. Lernen, wie man in einer gottlosen Welt und einer abgefallenen Christenheit zur Ehre des Herrn in Übereinstimmung mit der Wahrheit lebt, können wir nur in der Praxis des täglichen Lebens im Umgang mit Ihm tun.

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