Job 2:10

Hiob und seine Frau

Während Hiob in größtes Elend und Kummer gestürzt ist, erscheint seine Frau auf der Bildfläche. Sie beginnt zu ihm zu sprechen (Hiob 2:9), aber nicht, um ihn zu ermutigen. Im Gegenteil, sie wendet sich gegen ihn. Zuerst wirft sie ihm vor, noch an seiner Vollkommenheit oder Frömmigkeit festzuhalten. Wie kann er das tun? Es ist doch verrückt, inmitten all des Elends auf Gott zu vertrauen? Ein Gott, der jemandem, der Ihm so treu dient, solches Leid zufügt, ist keiner Berücksichtigung würdig. Wenn du dich auf Ihn verlässt, wirst du doch nur mit Elend überschüttet.

Damit ist die Qual der Prüfung komplett. Sie, die ihm eine Hilfe sein soll, wie es ihr bestimmt ist (1Mo 2:18), versagt in der Prüfung. Es scheint, dass sie die Vollkommenheit Hiobs nicht geteilt hat. Jetzt, wo seine Vollkommenheit auf die Probe gestellt wird und er, wie auch sie, alles verloren hat, macht es für sie keinen Sinn mehr, auf Gott zu vertrauen. Für sie kann Gott verschwinden. Sie hat ihr Vertrauen in Gott aufgegeben.

Das Ergebnis ist, dass sie ihren Mann nicht mehr ehrt. Von ihren Gefühlen mitgerissen, drängt sie ihn, sich von Gott zu loszusagen und sein Leben zu beenden. In dem Vorschlag, den sie Hiob macht, spricht sie die gleichen Worte aus wie Satan und wird so zu seinem Sprachrohr. Dies ist eine Versuchung für Hiob, die die vorherige noch übertrifft. Hätte Hiob auf seine Frau gehört, wäre Satan – der Ankläger – doch noch siegreich aus diesem Kampf hervorgegangen.

Hiob antwortet seiner Frau. Er sagt ihr, dass sie redet „wie eine der Törinnen redet“ (Hiob 2:10). Hiob nennt seine Frau nicht eine Törin. Sie ist seine Frau und er liebt sie, aber er muss sie zurechtweisen. Er sagt ihr, dass sie so spricht, wie es törichte Frauen tun. Ein Tor ist jemand, der von Gott nichts wissen will, der die Existenz Gottes leugnet, denn „der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott!“ (Ps 14:1; Ps 53:2; 1Sam 25:25). Hiob nimmt alles aus der Hand Gottes an, obwohl er nicht versteht, warum das alles notwendig ist. Er spricht von „wir“, wenn es darum geht, aus der Hand Gottes anzunehmen, was ihm und auch ihr widerfährt – es sind auch ihre Kinder und Hiob ist ihr Mann.

„Bei all diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen.“ Kein rebellierendes Wort kommt aus seinem Mund. Hiob bekennt mit seinem Mund, dass der HERR tötet und lebendig macht (5Mo 32:39; 1Sam 2:6), dass Er verwundet und heilt (Hiob 5:18). Zum zweiten Mal widerlegt Hiobs Antwort die Lüge, die Satan über ihn ausgesprochen hat.

Wenn das Buch hier geendet hätte, wäre Gottes großes Ziel für Hiobs Leben nicht erreicht worden. Wir wären auch nicht in der Lage, die Lektionen zu lernen, die wir jetzt lernen können. Das Buch wäre eine Anklage gegen all die „Warums“, die wir haben mögen, wenn das Leben schwer für uns ist. Immerhin hätte es jemanden gegeben, der trotz all des Leids, das ihn betroffen hat, Gott nichts Ungereimtes zugeschrieben hat – nämlich Hiob. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Hiob später, als er anfängt, über alles nachzudenken, mit seinen „Warums“ herauskommt und bittere Vorwürfe in Richtung Gott äußert. Zu diesem Zeitpunkt aber ist der Satan bereits von der Bildfläche verschwunden. Wie gesagt, hören wir nach dem zweiten Kapitel nichts mehr von ihm.

Copyright information for GerKingComments