‏ Job 21:4

Einleitung

In seiner Antwort an Zophar wendet sich Hiob, wie er es oft tut, an die drei Freunde. Ausnahmsweise wendet er sich nur an sie und nicht an Gott. Der Gedanke, dass sein Erlöser lebt (Hiob 19:25), gibt ihm Ruhe. Die Freunde stellen einen Gott vor, der gerechte Vergeltung übt, wenn jemand sündigt. Sie alle haben stets behauptet, dass Gott die Gottlosen mit Unglück straft.

Hiob widerlegt dies, indem er ausführlich aufzeigt, dass dies nicht auf alle Gottlosen zutrifft. Er sagt ihnen, dass die Gerechtigkeit Gottes nicht immer auf der Erde ausgeübt wird und oft für den Menschen nicht sichtbar ist. Es gibt auch die Gottlosen, denen es gut geht und die ein langes Leben führen. Aber auch die Gottlosen, die lange leben und in ihrem Leben vom Bösen verschont bleiben, werden eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen müssen (Hiob 21:30).

Die Ernsthaftigkeit seiner Antwort

Hiob antwortet Zophar (Hiob 21:1). Seine Antwort zeigt seinen ungebrochenen Geist. Er spricht nicht mehr so verbittert über Gott und sehnt sich nicht mehr so sehr nach dem Tod. Die Freunde waren gekommen, um ihn zu trösten, aber das ist völlig misslungen. Es ist auf das absolute Gegenteil hinausgelaufen. Sie haben seine Last noch vergrößert. Hiob sagt nun, dass sie ihn mit ihren Worten nicht trösten können, aber dass sie ihn trösten können, wenn sie ihm aufmerksam zuhören (Hiob 21:2). Was er zu sagen hat, ist ihrer Aufmerksamkeit voll und ganz würdig. Es ist ein Aufruf, seine Worte ernst zu nehmen und sie zu bedenken.

Aufmerksames Zuhören verlangt den Zuhörern viel ab. Wenn das möglich ist, bedeutet das Trost für den Leidenden. Wer dazu nicht in der Lage ist, sollte nicht über das Leid anderer sprechen und sich erst recht nicht einmischen. Der Leidende braucht ein offenes, zuhörendes Ohr, nicht einen offenen, verurteilenden Mund. Vieles Leid ist schwerer geworden, weil Ungeduld und mangelndes Einfühlungsvermögen uns daran gehindert haben, zuzuhören, was wirklich gesagt wurde.

Hiob bittet nicht um Verständnis. Das scheint er nicht mehr zu erwarten. Er bittet sie ihn zu ertragen (Hiob 21:3). Wenn sie es nur ertragen könnten, dass er spricht. Er hat etwas auf dem Herzen, das sie wenigstens hören sollen. Wenn er fertig ist, können sie fortfahren, ihn zu verspotten. Mit Zustimmung rechnet er nicht. Dennoch will er sagen, was er zu sagen hat. Aber selbst wenn er sich bei einem Menschen beschweren würde, heißt das, dass er nicht traurig sein darf? Wer wäre nicht traurig, wenn ihm alles genommen wird und Gottes Handeln mit ihm so unergründlich wäre?

Für sich selbst richtet er seine Klage zwar nicht an einen Menschen (Hiob 21:4). Seine Klage richtete sich an Gott. Warum reagieren seine Freunde dann so harsch? Gott nimmt es Hiob nicht übel. Ihm ist es lieber, dass wir mit Ihm ringen, als dass wir Ihm gegenüber gleichgültig sind oder arrogant mit seiner Wahrheit umgehen und sie zu einer toten Sache machen. Das Ringen Hiobs – dass er nicht verstehen kann, was Gott ihm antut – ist ein Beweis dafür, dass er nicht gleichgültig oder arrogant ist. Seine Berater maßen sich an, dass sie wissen, was vor sich geht.

Hiob möchte, dass sie sich ihm zuwenden und seinen Kummer und sein Leid zur Kenntnis nehmen in dem er sich befindet (Hiob 21:5). Wenn sie dies erkennen, werden sie entsetzt sein, dass jemand so viel und so unschuldig leiden kann. Dann werden sie die Hand vor den Mund halten, was bedeutet, dass sie kein Wort mehr sagen werden. Vielleicht dämmert ihnen dann, welch großes Unrecht sie ihm antun, wenn sie ihm geheime Sünden vorwerfen.

Wenn er an die mögliche Ursache für all die Berge von Leid denkt, die über ihn gekommen sind, nämlich dass Gott Ungerechtigkeit zulässt, wird er „bestürzt“ (Hiob 21:6). Wenn er an all das Elend denkt, unter dem er begraben wurde, ist er davon überwältigt. Ihm läuft ein Schauer über den Rücken und seine Beine beginnen zu zittern. Jeder, der schon einmal etwas Heftiges erlebt hat und daran zurückdenkt, kennt diese Reaktion des Körpers.

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