Job 40:23

Der Behemot

Es folgt, natürlich, keine Antwort von Hiob auf das, was Gott ihm in den vorangegangenen Versen gesagt hat. Er kann nichts, aber auch gar nichts, von dem, was Gott ihm vermittelt hat, in die Praxis umsetzen. Gott ist der Einzige, der all das tun kann, wozu Er Hiob aufgefordert hat. Hiob ist nicht Gott. Er ist nur ein Geschöpf, während Gott souverän und allmächtig ist.

Diese Souveränität und Allmacht verdeutlicht Gott, indem Er Hiob zwei seiner größten Schöpfungswerke präsentiert:

1. den Behemot, ein Tier, das hauptsächlich auf dem Land lebt, und

2. den Leviatan, ein Tier, das eher im Meer lebt.

Sie zeigen wie kein anderes seiner Schöpfungswerke seine Macht und Majestät.

Gott weist Hiob auf das erste Tier hin: „Sieh doch den Behemot“, dieses mächtige Tier (Hiob 40:15). Um was für ein Tier es sich handelte, ist nicht klar. Man kann es mit keinem uns bekannten Tier vergleichen. Es wurde angenommen, dass es sich um einen Elefanten oder ein Nilpferd handelte. Wenn wir die Beschreibung lesen, ist es schwierig, das anzunehmen. Es braucht etwas Fantasie, um einen von diesen beiden Tieren darin zu erkennen. Die plausibelste Erklärung ist, dass es sich um eine bestimmte Art von Dinosauriern handelt, von denen wir wissen, dass sie riesige Tiere waren. Wir kennen diese Tiere nicht, aber Hiob offenbar schon, denn Gott kann ihn auf sie hinweisen.

Auf jeden Fall hat Gott dieses Tier geschaffen, das Hiob an Größe und Kraft weit übertrifft. Das Tier ist ein Geschöpf von Ihm, so wie Hiob: „Den ich mit dir gemacht habe.“ Dieses riesige Tier und Hiob kamen beide am selben Tag der Schöpfung, dem sechsten, aus seiner Hand und sind ständig in seiner Hand. Gott ist ihr Herr, Er steht über ihnen.

Dann beschreibt Gott die Eigenschaften dieses Tieres. Er beginnt mit der Nahrung. Der Behemot ist ein Pflanzenfresser, denn „er frisst Gras wie das Rind“. Auch die Bedeutung des Namens weist darauf hin. Das hebräische Wort behemot ist der Plural von behema und bedeutet „Vieh“. Die Pluralform wird hier verwendet, um die Größe und die Bedeutung zu betonen. Dies deutet darauf hin, dass „ Vieh“ im Sinn von „Riesenvieh“ zu verstehen ist.

Dass seine pflanzliche Nahrung als besonderes Merkmal erwähnt wird, scheint zu bedeuten, dass man dies von einem so riesenhaften Ungetüm nicht erwarten würde. Es bedeutet nicht, dass wir ein süßes Tierchen vor uns haben, sondern dass wir in ihm die schöpferische Weisheit Gottes sehen. Gott hat dieses Tier so geschaffen, dass es Gras frisst „wie das Rind“, genau wie das Vieh, von dem sein Name abgeleitet ist.

Aus der weiteren Beschreibung können wir erkennen, dass die Kraft dieses Tieres die des Menschen weit übersteigt. Hiob sollte mal auf seine Lenden schauen (Hiob 40:16). Welche Kraft strahlen sie aus. Und dann die Muskeln seines Bauches, was für eine Kraft in ihnen steckt. Das Tier ist auch in der Lage, seinen Schwanz, der normalerweise auf dem Boden schleift, wie eine Zeder zu machen, was es zu einer Art Rammbock macht (Hiob 40:17). Dieses Merkmal macht auch deutlich, dass es sich nicht um ein Nilpferd handeln kann, wie einige Bibelübersetzungen nahelegen, die das Wort „Behemot“ mit „Nilpferd“ übersetzen. Man kann wohl kaum sagen, dass der kurze, stumpfe Schwanz eines Nilpferdes einem Zedernbaum ähnelt.

Die Sehnen seiner Schenkel sehen aus wie zusammengeflochtene Kabel. Die Sehnen verbinden die Muskeln mit den Knochen. Seine Knochen sind wie kupferne Stangen, und sein ganzes Gebein ist wie ein Skelett aus Eisenstangen (Hiob 40:18). Das Tier hat eine „stählerne“ Konstitution.

Was Gott Hiob über dieses Tier erzählt, muss ihn zutiefst von seinem Schöpfer beeindrucken. Gott hat diesem Tier diese unvergleichliche Massivität, Stärke und Größe verliehen. Welcher Mensch kann sich mit einem solchen Tier messen? Wer ist in der Lage, ein solches Tier zu bändigen? Das war schon bei fast allen in den vorherigen Kapiteln erwähnten Tieren unmöglich, aber hier ist es völlig ausgeschlossen. Nur Gott hat Macht über dieses Tier.

In der Mitte der Beschreibung des Tieres hören wir das Zeugnis: „Er ist der Anfang der Wege Gottes“ (Hiob 40:19). Von allen Tieren, die Gott geschaffen hat, ist der Behemot das größte und beeindruckendste Tier. Ein Vergleich mit zwei bemerkenswerten Stellen in der Bibel kann helfen, die Bedeutung von „der Anfang der Wege Gottes“ zu verstehen. In Jesaja 14 wird das Gericht über den König von Babel und in Hesekiel 28 über die Stadt Tyrus angekündigt (Jes 14:1-11; Hes 28:1-10). In beiden Fällen beginnt die Gerichtsbotschaft mit dem Verweis auf reale Orte und Personen, genau wie viele andere Gerichtsankündigungen in den Kapiteln davor und danach.

Dann geht die Beschreibung plötzlich weit über die irdischen Beziehungen hinaus (Jes 14:12-15; Hes 28:11-19). Es ist klar, dass Gott in beiden Fällen auf die treibende Kraft, die hinter den selbstgefälligen, stolzen und gottlosen Systemen steht, verweist und diese benutzt. Er bezieht sich damit direkt auf Satan.

Wir können mit der gebotenen Vorsicht davon ausgehen, dass der Satan das Geschöpf ist, das zu Recht den Titel „der Anfang der Wege Gottes“ trägt. Die Unbesiegbarkeit des Behemot durch den Menschen ist also ein Bild für den viel stärkeren Gegner Satan, der sich auch der Tiere für seine Zwecke bedienen kann (vgl. 1Mo 3:1-5).

Die tödliche Macht, das Schwert, hat Gott selbst dem Tier gegeben, wobei Er aber noch die volle Kontrolle über es hat. Die ersten beiden Kapitel des Buches Hiob zeigen deutlich, dass Satan in seinem zerstörerischen Handeln keinen Schritt weiter gehen kann, als Gott es ihm zugesteht.

Gott hat, als Er den Behemot schuf, ihn auch mit „seinem Schwert“ ausgestattet. Damit ist einer der Finger seiner Tatze gemeint, der wie ein Schwert aussieht. Er findet seine Nahrung auf den Bergen, wo alle Tiere des Feldes spielen (Hiob 40:20). Das erinnert an eine schöne Szene. Von diesem Tier scheint keine Bedrohung auszugehen.

Im Gegenteil, das kolossale Tier strahlt Ruhe aus. Der Koloss sucht einen Ort des Schutzes vor der brennenden Sonne und schläft unter schattigen Bäumen (Hiob 40:21; 22). Er sucht ein „Versteck von Rohr und Sumpf“, das heißt, ein wasserreiches Gebiet. Wenn das Wetter umschlägt und der Jordan wild wird, zeigt er keine Anzeichen von Angst (Hiob 40:23). Er lässt sich von tosendem Wasser nicht beeindrucken, sondern bleibt gelassen. Die Erwähnung des Jordan ist interessant, denn sie ist ein weiterer Hinweis darauf, dass das Land Uz, in dem Hiob lebte (Hiob 1:1), im Gebiet des späteren Edom lag.

Obwohl keine direkte Bedrohung von diesem gigantischen Tier auszugehen scheint, wird doch kein Mensch den Versuch unternehmen, es zu fangen (Hiob 40:24). „Fängt man ihn wohl vor seinen Augen“ bedeutet, es zu fangen, während er wach ist und nicht etwa schläft. Niemand kann ihm die Nase durchbohren, um ein Seil hindurchzuziehen und ihn mitzunehmen. Seine Kraft ist so groß, dass niemand es wagt, sich ihm zu nähern.

Der Gesamteindruck dieser mächtigen Kreatur ist, dass sie voller Kraft ist und vor niemandem Angst hat. Die größte Naturgewalt kann ihr nichts anhaben. Gleichzeitig scheint es nichts Böses im Sinn zu haben. Das macht ihn zu einem eindrucksvollen Abbild des Satans als „Engel des Lichts“ (2Kor 11:14). Satan wurde von Gott als oberster Engel geschaffen. Er war ein „Bild der Vollendung …, voller Weisheit und vollkommen an Schönheit“ (Hes 28:12b). Doch was Gott ihm gab, missbrauchte er für sich selbst und wurde so zum Satan.

Hinter dem freundlichen Gesicht, das Satan zeigen kann, verbirgt sich eine zerstörerische und vernichtende Macht. Er ist der „freundliche“ Lügner, der auf Mord aus ist, denn er ist auch der Menschenmörder von Anfang an (Joh 8:44). Seine zerstörerische Kraft wird durch das nächste Tier, den Leviatan, dargestellt. Keiner der Menschen ergründet den Satan, und keiner ist in der Lage, ihn zu zähmen oder zu binden. Nur Gott allein hat vollständige Autorität über den Satan.

Auch die Gläubigen, die in der Gemeinschaft mit Gott leben und sein Wort als Richtschnur für ihr Leben haben, ergründen ihn, denn ihnen sind die Gedanken des Satans nicht unbekannt (2Kor 2:11). Aber auch sie sind ihm nicht gewachsen. Der einzige sichere Ort, um vor den Täuschungen des Satans geschützt zu sein, ist Christus. Christus hat Satan, „den Starken“, in der Wüste gebunden (Mt 4:1-11; Mt 12:29) und ihn am Kreuz überwunden (Heb 2:14; 15).

Copyright information for GerKingComments