Job 42:8

Das Gebet Hiobs für seine Freunde

Nachdem Hiob dort ist, wo Gott ihn haben wollte, wendet sich der HERR in glühendem Zorn an Hiobs Freunde (Hiob 42:7). Er wendet sich an Eliphas, der höchst wahrscheinlich der älteste der Freunde ist und der als erster zu Hiob sprach. Es heißt bemerkenswerterweise, dass dies geschah, „nachdem der HERR diese Worte zu Hiob geredet hatte“ und nicht, nachdem Hiob sich selbst verachtet und in Staub und Asche Buße getan hatte. Hiob ist zwar da, wo er sein muss, aber Gott hat ihn dorthin gebracht, indem Er zu ihm gesprochen und sich ihm gezeigt hat. Jetzt will Er auch die Freunde dazu bringen, ihre Sünden zu erkennen.

Ihnen gegenüber rechtfertigt Gott Hiob, den Er wie zu Beginn des Buches „mein Knecht“ nennt (Hiob 1:8; Hiob 2:3). Hiob war auch während seines Leidens sein Diener gewesen. Gott hält Eliphas vor, dass Hiob „geziemend“ über Ihn gesprochen hat und dass er und seine beiden Freunde dies nicht getan haben. Sicherlich hat Hiob in seiner Rede über Gott Dinge gesagt, die nicht richtig sind, aber gegenüber seinen Freunden nimmt Gott Hiob in Schutz. Er sieht, dass selbst während der üblen Bemerkungen, die Hiob über Ihn machte, sein Herz auf Ihn gerichtet war. Deshalb kann Er gegenüber seinen Freunden über die sündigen Worte hinweggehen, die Hiob über Ihn gesagt hat.

Diese Haltung Hiobs gegenüber Gott fehlte bei den Freunden. Ihr Herz war nicht auf Gott gerichtet, sondern auf Hiob. Sie stellten Hiob einen Gott vor, der in strenger Gerechtigkeit über das Böse richtet und dies tut, indem Er Unheil über die Menschen bringt. Ohne auch nur den kleinsten Beweis für Sünden zu haben, die Hiob begangen haben könnte, sagten sie ihm, dass Gott so mit ihm umgegangen sei, weil er gesündigt habe. Auf diese Weise sprachen sie „nicht geziemend“ von Gott und haben Hiob und den Umstehenden ein völlig falsches Bild von Ihm vorgehalten. Sie haben nicht so sehr Hiob Unrecht getan, sondern Gott. Deshalb ist sein Zorn gegen sie entbrannt.

Gott will auch den Freunden entgegenkommen und sie mit sich selbst und mit Hiob versöhnen. Sein Zorn kann nur auf die von Ihm angegebene Weise besänftigt werden, nämlich durch das Darbringen von Brandopfern und durch Hiobs Fürbitte für sie (Hiob 42:8). Die Freunde müssen mit „sieben Stieren und sieben Widdern“ zu Hiob gehen. Dies ist ein großes Opfer (4Mo 23:1; Hes 45:22; 23). Es muss ein großes Opfer sein, weil ihre Sünde groß ist und weil sie angesehene Männer mit einer Vorbildfunktion sind.

Im Beisein Hiobs müssen sie Gott diese Brandopfer für sich selbst darbringen. Damit erkennen sie an, dass sie nur aufgrund des Brandopfers vor Gott bestehen können. Wir wissen, dass Gott darin das Opfer seines Sohnes sieht, der sich selbst Gott als Brandopfer dargebracht hat. Der Unschuldige starb anstelle des Schuldigen. Auf diese Weise sind die Freunde mit Gott ins Reine gekommen.

Jetzt muss es noch zwischen ihnen und Hiob in Ordnung gebracht werden. Deshalb wird von Hiob verlangt, für sie zu beten. Dass sie Hiob darum bitten, ist ein Bekenntnis ihrer Sünden gegenüber Hiob. Wenn Hiob für sie betet, bedeutet das, dass er ihr Bekenntnis annimmt und ihnen vergibt. Gott sagt, dass Hiobs Gebet die Voraussetzung dafür ist, dass Er mit ihnen nicht nach ihrer Torheit verfährt. Er wiederholt, dass sie seinen Zorn verdient haben, „denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob“. Es reicht nicht aus, Brandopfer zu bringen, wenn auch etwas mit einer anderen Person in Ordnung gebracht werden muss. Gott vergibt erst dann, wenn die Sache mit allen Betroffenen in Ordnung gebracht ist.

Die drei Freunde, die nun einzeln namentlich genannt werden, demütigen sich (Hiob 42:9). Jemand kann hauptverantwortlich sein, wie Eliphas, dessen Name allein erwähnt wird (Hiob 42:7), aber er kann kein Opfer für die Schuld bringen, die auch andere auf sich geladen haben. Das muss jeder für sich persönlich tun. Die drei Freunde gehorchen dem Befehl Gottes und beugen sich damit seinem Urteil. Damit beweisen sie, dass sie Gott mehr lieben als ihr eigenes Ansehen, und das ist eine große Freude für Gott. Die Tatsache, dass sie das von Gott vorgeschriebene Opfer brachten, wird nicht erwähnt, sondern ist in den Worten enthalten, dass sie „taten, wie der HERR zu ihnen geredet hatte“.

Über die Annahme des Opfers durch den HERRN wird nichts weiter gesagt. Das ist keine Frage. Selbstverständlich hat Er es angenommen. Was jedoch gesagt wird, ist, dass der HERR Hiobs Gebet angenommen hat. Das legt doch ein besonderes Gewicht auf das Gebet Hiobs für seine Freunde. Nachdem Hiob gebetet hat, ist alles zwischen den Freunden und Gott und zwischen den Freunden und Hiob in Ordnung.

Dass Gott Hiobs Gebet annimmt, bedeutet auch, dass Hiobs Beziehung zu Gott vollständig wiederhergestellt ist, auch wenn sich an seinen äußeren Umständen noch nichts geändert hat. Hiob kann ein Fürbitter sein. Seine Sünden sind ihm vergeben worden, sodass er als Gerechter ein kraftvolles Gebet sprechen kann (Jak 5:16). Er ist wieder in der Lage, einen Dienst für andere Gläubige zu tun. Wir sehen diesen Dienst der Fürbitte zum Beispiel auch bei Abraham (1Mo 20:7; 17), Mose (2Mo 32:30-32; 4Mo 11:2; 4Mo 21:7) und Samuel (1Sam 12:19; 23). Vor allem ist Hiob hier ein Vorbild auf den Herrn Jesus als Fürbitter (Röm 8:34).

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