Job 5:8

Ermahnung an Hiob, Gott zu suchen

Eliphas kehrt zu seinem Thema des allgemeinen Prinzips von Saat und Ernte zurück (Hiob 5:6; Hiob 4:8). Was über der Erde zum Vorschein kommt, ist das Ergebnis dessen, was gesät worden ist. Kummer und Sorgen sind keine Einzelerscheinungen. Es ist kein Zufall, dass eine Person von ihnen betroffen ist. Sobald ein Mensch geboren ist, ist Mühsal sein Teil. Seine Schwierigkeiten kommen nicht aus dem Nichts. Deshalb darf Hiob nach der Theologie von Eliphas sein Leiden nicht dem Zufall oder dem Pech oder etwas Ähnlichem zuschreiben. Hiob soll nach einer negativen Ursache für seine negativen Erfahrungen suchen. Es soll, nach Eliphas′ Argumentation, eine Sünde hinter Hiobs Leiden stecken.

Eliphas sieht aber auch, dass Leiden ein Teil unserer irdischen Existenz ist. „Der Mensch ist zur Mühsal geboren“ (Hiob 5:7). Diese Beobachtung ist richtig. Da er unter der Sünde geboren wurde, kann nichts als Mühsal sein Teil sein. Wir sündigen, weil wir Sünder sind, und wir müssen die Konsequenzen tragen (1Mo 3:17-19). Diese Folgen sind alles andere als angenehm. Wir dürfen wissen, dass der Herr Jesus gesagt hat: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11:28). Wir dürfen uns auch die Ermahnung zu Herzen nehmen, dass der Herr die züchtigt, die er liebt (Heb 12:5-11; Off 3:19).

Eliphas′ Rat an Hiob ist, Gott zu suchen und Ihm seine Situation darzulegen (Hiob 5:8). Es ist gut, Menschen daran zu erinnern, ihre Anliegen vor Gott zu bringen, im Vertrauen darauf, dass Er am besten weiß, was richtig ist (Ps 62:9; 1Pet 5:7). Aber in diesem Fall, wo Hiob vorgeworfen wird, dass sein Leiden verborgenen Sünden geschuldet ist, ruft ein solcher Rat nur Widerstand hervor. Das hat auch damit zu tun, dass Eliphas sagt, was er selbst tun würde, wenn er Hiob wäre. Wenn er Hiob wäre, würde er von niemandem Hilfe erwarten (Hiob 5:1) und würde seine Worte direkt an Gott richten und ihn sicher nicht anklagen.

Aber Eliphas ist nicht Hiob und schon gar nicht in Hiobs Umständen. Was weiß er schon von Hiobs enormem Verlust und tiefem Kummer und dessen großer Frage nach dem Warum? Es ist immer gefährlich zu sagen, was man tun würde, wenn man in den Schuhen des anderen stecken würde, weil man nicht weiß, wie man reagieren würde, wenn das, was dem anderen passiert ist, wirklich einem selbst passiert.

Um seinem Argument mehr Gewicht zu verleihen, beschreibt Eliphas die Größe Gottes mit den Worten von Hiob 5:9. Gott, „der Großes und Unerforschliches tut“. Deshalb dauert es eine Ewigkeit, mehr und mehr von seiner Größe zu sehen und Ihn mehr und mehr dafür zu bewundern. Eliphas sagt dies, um Hiob zu zeigen, dass er Gottes Handeln doch nicht berechnen kann. Er soll mal am besten seinen richtigen Platz vor Ihm, dem Allmächtigen und Unergründlichen, einnehmen, indem er seine Schuld anerkennt und seine Rebellion gegen Ihn bekennt.

Wenn Eliphas selbst den wahren Worten, die er über Gott sagt, Glauben schenken würde, hätte er geschwiegen und selbst Gott gesucht. Gott ist „der Gott, der Wunder tut“ (Ps 77:15). Eliphas stellt Hiob die Größe Gottes vor Augen, damit Hiob sieht, wie groß Gott ist und wie klein er selbst ist. Eliphas sieht nicht, dass Gott damit beschäftigt ist, auch in Hiobs Leben Wunder zu wirken. Er ist blind für die Wunder Gottes in seiner Regierung, Wunder, über die wir nur staunen können. Eliphas sagt zu Hiob, dass er, Hiob, nicht versteht, wie Gott mit ihm umgeht, dass aber er, Eliphas, sehr wohl versteht, wie Gott mit Hiob umgeht.

In den Hiob 5:10; 11 erwähnt Eliphas einige dieser unergründlichen Dinge und Wunder, die Gottes Herrschaft und Macht zeigen. Er weist auf den Regen hin, den Gott gibt (Hiob 5:10). Gott schickt Regen und Wasser zum Segen. Wir betrachten Regen oft als etwas Gewöhnliches, aber wenn wir genau betrachten, wie er zustande kommt und was er bewirkt, sehen wir, dass er ein großes Werk der Macht und Güte Gottes ist (Mt 5:45; Apg 14:17). Es ist ein Werk in der Natur zum Wohl der Erde und der Felder.

So wirkt Gott in der menschlichen Welt. Er kümmert sich um die Niedrigen oder Niedergebeugten und Traurigen (Hiob 5:11). Den Niedrigen gibt Er einen hohen Platz (Lk 1:52b). Er hat auch einen besonderen Platz für die Trauernden. Er bringt sie „empor zum Glück“. Wenn Hiob diese Haltung gegenüber Gott einnähme, würde er erleben, was Eliphas ihm erzählt.

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