John 1:2

Einleitung

Wenn wir eine Person beschreiben, können wir das aus verschiedenen Blickwinkeln tun. So können wir beispielsweise jemanden als Vater einer Familie beschreiben. Danach können wir dieselbe Person auch möglicherweise als einen Kollegen oder einen Nachbarn beschreiben. Wir sehen, wie auf diese Weise vier Evangelisten – unter der Inspiration des Heiligen Geistes – über das Leben des Herrn Jesus während seines Hierseins auf der Erde berichtet haben. In den vier Lebensbeschreibungen, die wir dadurch in der Bibel haben, berichtet Matthäus in seinem Evangelium über den Herrn Jesus als König, Markus stellt Ihn als Diener vor, Lukas beschreibt Ihn als den wahren Menschen und Johannes schreibt schließlich über Ihn als den ewigen Sohn Gottes.

Die vier lebendigen Wesen im Buch der Offenbarung (Off 4:7) sind ausgezeichnete Symbole für jedes der vier Evangelien. Das vierte dieser vier lebendigen Wesen ist gleich einem fliegenden Adler. Dieses Symbol passt zu dem Evangelium, das den Herrn Jesus als den Sohn Gottes vorstellt, der aus dem Himmel auf die Erde gekommen ist. Die Farbe, die zu diesem Evangelium passt, ist das Blau.

Das Ziel dieses Evangelium ist, dass wir den Herrn Jesus als Gott, den Sohn, betrachten. Daher auch die Aufforderung „Siehe da, euer Gott“ (Jes 40:9). Auf der einen Seite lesen wir, dass niemand Gott jemals gesehen hat oder sehen kann (Joh 1:18; 1Tim 6:16), doch andererseits wird vom Herrn Jesus gesagt, dass Er als der eingeborene Sohn, der in dem Schoß des Vaters ist, Ihn kundgemacht hat (Joh 1:18b; Joh 14:9). Das wird in diesem Evangelium auf einzigartige Weise beschrieben.

Einer der Korrekturleser gab bei der Abgabe seiner letzten Korrekturen seinen Eindruck von diesem Evangelium wie folgt wieder: „Wir haben es hier mit einem begrenzten Flussbett zu tun, aber der Strom selbst ist nicht begrenzt. Und das ist ein beglückender Gedanke. Ich hoffe, dass ich dir mit meinem Beitrag helfen konnte. Es war ein großes Vorrecht, dieses Evangelium so intensiv zu lesen und zu überdenken. Allerdings meine ich fast, dass ich nun noch weniger davon verstehe als vorher, weil es besonders reich ist. Welch ein Glück ist es, durch den Glauben das Leben in seinem Namen zu haben.“

Einleitung auf das Evangelium nach Johannes

Das Johannesevangelium hat einen besonderen Charakter. Jeder, der es aufmerksam liest, wird das feststellen, selbst wenn man nicht immer deutlich versteht, warum das so ist. Es beeindruckt nicht nur den Geist, sondern zieht in einzigartiger Weise das Herz an: Dieses Evangelium stellt die Person des Sohnes Gottes als den vor, der sich so erniedrigt hat, dass Er sagen konnte: „Gib mir zu trinken“ (Joh 4:7).

Dieses Evangelium unterscheidet sich deutlich von den drei anderen Evangelien. Dort finden wir sehr wertvolle Einzelheiten über das Leben des Heilands auf der Erde wie seine Geduld und seine Gnade. Er ist der vollkommene Ausdruck des Guten inmitten des Bösen. Seine Wunder sind allesamt (mit Ausnahme der Verfluchung des Feigenbaums) Wunder der Güte, Äußerungen göttlicher Kraft in Güte. Dabei sehen wir mit zunehmender Deutlichkeit, wie Er, der auf diese beeindruckende Weise Gott in Güte und Gnade offenbart, verworfen wird.

Johannes zeigt Ihn uns ganz anders. Er stellt Ihn uns als eine göttliche Person vor, Gott, offenbart in der Welt. Diese göttliche Person ist das ewige Leben. In Ihm ist dieses Leben zu sehen. Aber es ist deutlich, dass die Welt und die Seinen (gemeint ist Israel) von Anfang an keine Verbindung damit haben. Es geht in diesem Evangelium nicht um die Bedürfnisse des Sünders, sondern um das Verlangen des Herzens Gottes, des Vaters, Kinder bei sich im Vaterhaus zu haben. Und diesen Segen des Vaterhauses möchte Er jetzt schon mit seinen Kindern teilen.

Außerdem geht es in diesem Evangelium, abgesehen von einigen wenigen Stellen, nicht um den Himmel. Fast immer geht es um die Gnade und die Wahrheit im Sohn hier auf der Erde.

Johannes schreibt sein Evangelium, um den Einfluss der sogenannten Gnostiker zu entkräften. Diese Leute (wörtlich „Wissende“) leugneten jede gewisse Kenntnis über Gott und über göttliche Dinge. Sie leugneten sowohl die eigentliche Gottheit als auch die wirkliche Menschheit des Sohnes. Johannes formuliert das Ziel des Evangeliums in Kapitel 20,30.31, das er mit seinem Evangelium verfolgt.

Durch den merklich zunehmenden Einfluss, den der Islam auf Christen ausübt, ist dieses Evangelium auch in dieser Hinsicht aktuell. Ich las in der Monatsschrift De Oogst (Die Ernte) vom April 2008 Folgendes: „Dass die Gottheit Jesu Christi um den Preis einer guten Beziehung zum Islam ausverkauft wird, zeugt von der Aushöhlung und dem Verfall des Christentums. … Kürzlich hieß es in einer Untersuchung über Willow Creek, dass von einer zunehmenden Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem Islam viel Heil zu erwarten sei; Christen und Moslems müssten eine stets wachsende Einheit bilden. Schließlich seien sie beide Menschen des Buches, sie verehrten gemeinsam denselben Propheten, sie stimmten in sehr vielen religiösen Bereichen überein wie Gebet, Sexualität, Sünde und Familie. Auch in sozialer Hinsicht bestünden viele Übereinstimmungen zwischen Christen und Moslems. Sie sollten im Kulturkampf der kommenden Jahre Bundesgenossen werden.“

Glücklicherweise ist dieses Evangelium noch immer Teil des Wortes Gottes. Noch immer können wir es lesen und uns damit gegen die Listen des Teufels wappnen.

Obwohl Johannes nirgends seinen Namen nennt, spricht er doch über sich, und zwar als den Jünger, „den Jesus liebte“, das bedeutet, dass er vom Herrn geliebt wurde (Joh 13:23; Joh 19:26; Joh 20:2; Joh 21:7; 20).

Das Wort

Johannes beginnt sein Evangelium damit, dass er den Herrn Jesus als „das Wort“, den Logos, vorstellt. Das bedeutet: So wie Worte Gedanken ausdrücken, ist Er der vollkommene Ausdruck dessen, wer Gott ist. Darum finden wir hier kein Geschlechtsregister von Ihm wie in Matthäus (wo Er als der König vorgestellt wird) und in Lukas (wo gezeigt wird, dass Er auch als Mensch der Sohn Gottes ist). Wie bei Johannes, so finden wir auch bei Markus kein Geschlechtsregister von Ihm; hier ist der Grund, dass für einen Diener seine Abstammung nicht von Bedeutung ist. Im Johannesevangelium ist ein Geschlechtsregister einfach unvorstellbar. Wie sollte das bei dem ewigen Wort, das ist der ewige Sohn, auch möglich sein?

Johannes stellt zunächst die ewige Existenz des Wortes fest. Die Worte „Im Anfang“, weisen auf alles hin, was einen Anfang hat, um dann festzustellen, dass das Wort war. Das reicht daher auch noch weiter zurück als die ersten Worte der Bibel, wo wir lesen: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1Mo 1:1). Wie weit wir auch immer zurückdenken können, an welchen Anfang auch immer, stets sehen wir, dass das Wort schon da war, dass es bereits bestand. Das Wort selbst ist ohne Anfang. Es ist ewig. Zweitens sagt Johannes, dass das Wort „bei Gott“ war. Das zeigt deutlich, dass das Wort eine Person ist, dass das Wort eine persönliche Existenz hatte und hat. Drittens erwähnt Johannes, dass das Wort auch selbst Gott war.

Diese drei Kennzeichen oder Wesensmerkmale des Wortes bilden den Ausgangspunkt seines Evangeliums. Damit man die Beschreibung des Sohnes in diesem Evangelium verstehen kann, muss man diese drei Kennzeichen ohne zu zweifeln im Glauben erkennen und annehmen. Johannes beschreibt Ihn in seinem Evangelium als den ewigen Sohn, der selbst wahrhaftiger Gott ist. Um die drei Kennzeichen zu betonen, sagt Johannes es noch einmal ganz unmissverständlich: „Dieses war im Anfang bei Gott“, bei Gott als dem Ewigen. Das Wort war und ist als Person genauso ewig wie Gott.

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