John 1:45-51

Philippus bringt Nathanael zum Herrn

Auch Philippus kann über seinen „Fund“ nicht schweigen. Er findet Nathanael, dem er bezeugt, dass er „Jesus, den Sohn des Joseph, den von Nazareth“ gefunden hat. Auch er spricht in der Mehrzahl: „Wir haben den gefunden …“ Er untermauert sein Zeugnis und dessen Zuverlässigkeit, indem er auf das hinweist, was Mose und auch die Propheten über Ihn geschrieben haben (5Mo 18:18; Jes 7:14; Jes 9:5; Lk 24:27). Philippus kennt die Schriften, glaubt ihnen und sieht sie deshalb als erfüllt, als er Christus begegnet. Deshalb hat er auch keinen Zweifel, dass dieser niedrige Mensch aus Nazareth, der als Jesus, der Sohn des Joseph bekannt ist, der verheißene Messias ist.

Das Zeugnis des Philippus wird nicht sofort angenommen. Nathanael sagt, dass aus Nazareth nichts Gutes kommen könne und dass deshalb sicher auch der Messias nicht von dort kommen könne. Philippus trifft bei Nathanael auf Vorurteile. Hätte er gesagt, er habe Christus, den Sohn Davids, aus Bethlehem gefunden, wäre die Reaktion Nathanaels anders ausgefallen. So erwartete Nathanael Ihn. Vorurteile sind kein geringes Hindernis. Wir müssen lernen, dass keiner ohne weiteres für den Herrn gewonnen wird. Wir sollten uns auch durch Vorurteile, die andere gegen Ihn haben, nicht entmutigen lassen. Philippus argumentiert nicht, sondern schlägt Nathanael vor, mitzukommen und Ihn selbst zu sehen.

Dann geht Nathanael mit, um zu sehen, wer Er wohl sein könne. Doch dann entdeckt er, dass der Herr ihn bereits früher gesehen hat. Überall in diesem Evangelium ist der Herr Jesus Gott. Er sieht, worüber Nathanael nachdenkt. So wie viele andere wird auch Nathanael von der Predigt des Johannes beeindruckt gewesen sein. Sicher wird ihn das zum Nachdenken darüber gebracht haben, dass das Kommen des Messias wohl sehr nahe sein könnte.

Der Herr kennt Nathanael als einen aufrichtigen Juden, der sein Kommen erwartete. Deshalb kann Er ihn so ansprechen. Nathanael ist darüber erstaunt. Seine Frage: „Woher kennst du mich?“, macht deutlich, dass er noch nicht weiß, wer ihm da gegenübersteht. Der Herr überzeugt Nathanael dadurch, dass Er ihm sagt, Er habe ihn bereits gesehen, ehe Philippus ihn rief, und Er habe auch die Stelle gesehen, wo er war. Während Nathanael dachte, niemand sähe ihn, sah der Herr ihn dort unter dem Feigenbaum. Und als er dort war, sah der Herr auch die Überlegungen seines Herzens.

Es ist nicht ohne Bedeutung, dass der Herr den Feigenbaum erwähnt. Der Feigenbaum ist ein Symbol für Israel. In Nathanael können wir daher auch ein Bild des gläubigen Überrestes sehen, der für Christus das wahre Israel ist. Darin ist kein Trug, sondern das wahre Israel kennt Ihn und erwartet Ihn. Das wahre Israel weist die Kennzeichen des Messias auf, von dem es heißt, dass „kein Trug in seinem Mund gewesen ist“ (Jes 53:9).

Nach diesen Worten ist Nathanael in seinem Herz und Gewissen überzeugt, dass Er der Sohn Gottes ist, Gottes auserwählter König. Nach dem anfänglichen Zögern, als Philippus ihn rief, folgt nun ein spontanes Bekenntnis. Das Bekenntnis Nathanaels ist das Bekenntnis jedes gottesfürchtigen Juden. Es ist das Bekenntnis, dass der Herr Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes als Mensch auf der Erde, jedoch beschränkt auf Israel.

Größere Dinge

Der Herr gibt Nathanael zu verstehen, dass sein Glaube sich auf seine jüdischen Erwartungen gründet. Diese Erwartungen finden ihre Grundlage in Psalm 2, wo die Rede von Gottes König für sein Volk ist (Ps 2:6; 7). Das ist bereits ein großer Segen. Doch der Segen wird noch größer werden. Der Herr sagt ihm, dass er größere Dinge sehen wird als die, die mit Israel in Verbindung stehen. Mit einem zweifachen „Wahrlich“ und einem ausdrücklichen „Ich sage euch“ sagt Christus, was diese größeren Dinge sind, die Nathanael sehen wird. Er wird Dinge sehen, die in Verbindung mit einem Himmel stehen, der über Ihm als dem „Sohn des Menschen“ geöffnet ist. Diese Dinge finden wir in Psalm 8, wo wir sehen, dass Gott den Sohn des Menschen über alle Werke seiner Hände gestellt hat.

Der Titel „Sohn des Menschen“ ist der Titel des Herrn Jesus, der einerseits auf seine Verwerfung Bezug hat (siehe Mt 8:20, wo dieser Titel zum ersten Mal im Neuen Testament vorkommt), und andererseits auf seine zukünftige Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit ist nicht nur mit Israel verbunden, sondern mit seiner Herrschaft über die gesamte Schöpfung (Heb 2:5-8).

Der Herr stellt sich Nathanael hier als der Sohn des Menschen auf der Erde vor. Wir sehen nämlich, dass die Engel Gottes zunächst hinaufsteigen, das bedeutet, dass Er sie von der Erde aus zum Himmel sendet, und danach steigen sie aus Himmel wieder hernieder. Der Himmel ist geöffnet, denn überall dort, wo Christus ist, ist der Himmel geöffnet. Der Himmel öffnet sich seinetwegen (Mt 3:16; Mk 1:10; Lk 3:21; Apg 7:56; Off 19:11). Nachdem Er nun im Himmel ist, ist dieser für den Gläubigen geöffnet.

Die Worte des Herrn an Nathanael bedeuten, dass er die Dinge, die für andere erst in Zukunft sichtbare Wirklichkeit sein werden, damals schon im Glauben sah. Das kann Er sagen, weil das mit seiner Person in Verbindung steht. In Ihm wird sich alles erfüllen. Er, der ewige Sohn, wird im Friedensreich als der Sohn des Menschen auf der Erde der Mittelpunkt des Weltalls sein (Eph 1:10). Der Glaube sieht das schon jetzt. Die Erde wird mit dem Himmel vereinigt sein, der Sohn des Menschen wird regieren, und seine Diener, die Engel, werden die Verbindung zwischen Himmel und Erde aufrechterhalten (vgl. 1Mo 28:12).

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