John 10:16

Eine Herde, ein Hirte

Bis jetzt hat der Herr Jesus über Schafe aus Israel gesprochen und dabei unterschieden zwischen Schafen, die keine Beziehung zu Ihm haben, die Ihn also abweisen, und Schafen, die Er seine eigenen Schafe nennt ‒ das ist der gläubige Überrest aus Israel. Nachdem Er nun darüber gesprochen hat, dass Er sein Leben für die Schafe aus Israel lässt, die Ihm angehören – und das ist ja die Voraussetzung für das gegenseitige Kennen –, spricht Er jetzt auch von anderen Schafen. Mit diesen anderen Schafen meint Er die Schafe aus den Nationen.

Sein Tod kann nicht auf die verlorenen Schafe des Hauses Israel beschränkt bleiben. Der Tod des Herrn Jesus hat die große Wertschätzung seines Vaters, und das ist der Anlass dafür, dass eine besondere Herde gebildet wird, deren Hirte Er ist. Diese Herde wird aus seinen eigenen Schafen bestehen, die Er aus dem Hof Israels herausgeführt hat, und aus Schafen, die nicht aus diesem Hof sind. Er steht im Begriff, Schafe hinzuzufügen, die bisher außerhalb des Hofes Israels waren. Das sind, wie gesagt, die Schafe aus den Nationen. Damit deutet der Herr die Berufung einer Gruppe aus den Heiden an. Den entsprechenden Anfang sehen wir in zwei Beispielen im Buch der Apostelgeschichte: in dem Kämmerer aus Äthiopien (Apg 8:27-39) und dem römischen Hauptmann Kornelius und seinen Freunden (Apg 10:24; 44-48).

Der Herr bringt alle diese Schafe als eine Herde nicht in einen neuen Hof, wo Er der Hirte wäre. Er macht sie auch nicht zu einer Herde, um sie dann in mehreren Höfen unterzubringen. Das schiene so, als wäre Uneinigkeit etwas Gutes, vielleicht sogar beabsichtigt. Das ist leider genau das, was wir in zahllosen Gruppen und Glaubensgemeinschaften in der Christenheit sehen. Nein, es gibt überhaupt gar keinen Hof mehr.

Das Kennzeichen der Gemeinde, gesehen als eine Herde mit einem Hirten, ist Einheit in Freiheit. Das Judentum hielt die Schafe durch äußere Grenzen zusammen, durch Gesetze und Gebote. Die neue Einheit wird durch die persönliche Ausstrahlung und Anziehungskraft des Hirten zusammengehalten. Das ist das Wesen des Christentums. Dazu war nicht nur der Tod, sondern auch die Auferstehung nötig. Das zeigt uns der folgende Vers.

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