John 11:44

Der Herr ruft Lazarus heraus

Der Herr erscheint nicht als ein großer Unbeteiligter, der mit der Selbstsicherheit eines Allmächtigen am Grab steht. Als Er dort ankommt, seufzt Er erneut tief in sich selbst. Das geschah, weil Er die Auswirkung der Macht des Todes im Kummer der Schwestern und der anderen sah. Hier ist Er in der unmittelbaren Anwesenheit des Todes.

Die Gruft befindet sich in einer Höhle, deren Öffnung mit einem Stein verschlossen ist. Der Herr befiehlt, den Stein wegzunehmen. Er hätte selbst den Stein wegrollen oder durch ein Wunder dafür sorgen können, dass der Stein wegrollte. Das tut Er nicht. Immer wieder sehen wir, dass Er Menschen nie etwas abnimmt, was sie selbst tun können. Er gebraucht immer Menschen, wenn etwas geschehen soll, was sie tun können. Das Unmögliche, was Menschen nicht tun können, das führt Er aus.

Martha meint, anmerken zu müssen, dass durch das Wegrollen des Steins der Fäulnisgeruch des verwesenden Leichnams austritt. Sie meint, dass die einzige Folge des Wegrollens des Steines sei, dass sie alle noch einmal auf sehr unschöne Weise nachdrücklich mit dem gestorbenen Lazarus konfrontiert werden. Sie hat schnell vergessen, was Er gesagt hat. Der Herr erinnert sie liebevoll daran und ermutigt sie, zu glauben. Das ist eine Lektion für uns: Lasst uns im Glauben auf das Wort achten. Dann werden wir die entsprechende Frucht ernten und die besteht darin, die Herrlichkeit Gottes zu sehen.

Die Menschen gehorchen dem Befehl des Herrn und nehmen den Stein weg. Dann blickt Er zunächst nach oben und dankt seinem Vater. Er ruft Lazarus nicht sofort heraus. Zuerst zeigt Er seine tiefe Abhängigkeit von seinem Vater, indem Er dem Vater dafür dankt, dass der Ihn erhört hat, noch bevor Er Lazarus zum Leben gerufen hat.

Der Herr spricht sein vollkommenes Vertrauen zum Vater aus als dem, der Ihn allezeit erhört. Das tut Er nicht für sich selbst, sondern um der Volksmenge willen, die umhersteht. Das große Ziel steht Ihm immer vor Augen: den Vater zu bezeugen, der Ihn gesandt hat, und dass sie an Ihn glauben würden. Das Ziel, das der Vater seinerseits verfolgt, besteht darin, seinen Sohn zu verherrlichen. Der Vater wird Ihn verherrlichen, weil Er allezeit das tut, was dem Vater wohlgefällig ist.

Nachdem Er so vor den Ohren der Volksmenge zum Vater gesprochen hat, ruft Er mit lauter Stimme Lazarus heraus. In diesem Evangelium ruft der Herr Jesus einige Male, wobei es immer um einen Aufruf geht, der in Verbindung mit dem Evangelium als der frohen Botschaft steht. Das erste Mal ist es ein Aufruf, zu Ihm zu kommen und an Ihn zu glauben (Joh 7:37). Das ist der Ruf des Evangeliums. Das zweite Mal ist hier, da ergeht ein Ruf an die Toten. Auch das können wir mit der Macht der Stimme des Herrn verbinden, die geistlich Tote zum Leben ruft (Joh 5:25). Beim dritten Mal ist es ein letzter Aufruf an das Volk, an Ihn zu glauben (Joh 12:44).

Auf den Befehlsruf des Herrn kommt der Verstorbene heraus. Lazarus wird ausdrücklich „der Verstorbene“ genannt, um das Lebendigmachen eines Verstorbenen zu betonen. Der Verstorbene kommt heraus, weil er die Stimme des Sohnes Gottes gehört hat (Joh 5:25). Lazarus kommt aus der Gruft gegangen, noch mit den Grabtüchern und dem Schweißtuch umbunden. Alles, was an den Tod erinnert, ist noch an ihm, er selbst aber lebt.

Dann sagt der Herr, dass Lazarus von seinen Grabtüchern und dem Schweißtuch befreit werden soll. Auch hier sehen wir wieder, dass Er anderen einen Auftrag gibt. Er gibt nicht nur Leben, Er gibt auch Freiheit. In geistlicher Hinsicht ist dieses Freimachen die Belehrung aus dem Wort Gottes, die Lehrer an Jungbekehrte weitergeben. Dadurch lernt jemand, der sich bekehrt hat, alles abzulegen, was zu seinem alten Leben gehört, was also zum Tod gehört, so dass er seinen Weg mit dem Herrn in Freiheit gehen kann.

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