John 14:4-12

Der einzige Weg zum Vater

Der Herr hat in allen seinen Belehrungen vom Vater zu ihnen gesprochen. Darauf ist ja sein ganzer Dienst ausgerichtet. Sie wissen, dass Er zum Vater geht. Sie wissen auch, dass Er und sein Werk am Kreuz der Weg zum Vater sind. Doch die Jünger mögen alle diese Belehrungen gehört haben, wirklich verstanden haben sie sie nicht. Der Grund dafür ist, dass sie noch immer nur an einen irdischen Messias denken und an eine Regierung, in der auch sie einen Platz einnehmen werden. An das Hingehen des Herrn Jesus zum Vater denken sie überhaupt nicht.

Deshalb bringt Thomas das Unverständnis, das sich bei allen Jüngern findet, zum Ausdruck, indem er Ihn fragt, was Er damit meine, dass sie den Weg wüssten. Seine Frage gibt dem Herrn Gelegenheit, die Wahrheit näher zu entfalten. Er tut das mit Worten, die so einfach sind, dass ein Kind sie verstehen kann, und doch haben sie zugleich eine Tiefe, die niemand ausloten kann.

Er weist auf sich selbst als den Weg und die Wahrheit und das Leben hin, damit jemand zum Vater kommt. Dass Er der Weg ist, bedeutet, dass Menschen nur durch Ihn und sein Werk am Kreuz zum Vater kommen können. Dass Er die Wahrheit ist, bedeutet, dass alles, was Menschen über den Vater wissen wollen, nur in Ihm zu finden ist. Er ist die einzige Möglichkeit, durch die sich Menschen am Vater erfreuen und Gemeinschaft mit dem Vater haben können. Dass Er das Leben ist, bedeutet, dass Menschen Ihn als ihr Leben brauchen, um beim Vater sein zu können, denn Er hat das Leben des Vaters. Er ist das Leben, weil Er der Sohn ist. Es ist unmöglich, Ihn als den Weg und die Wahrheit zu haben, ohne Ihn auch als das Leben zu besitzen.

Es gibt keine andere Möglichkeit, zum Vater zu kommen und Ihn zu kennen und die Gemeinschaft mit dem Vater zu genießen als nur durch Ihn, den Sohn des Vaters. Nur Er kennt Ihn als seinen Vater und nur Er kann daher auch anderen vom Vater berichten und ihnen zeigen, wer Er ist. Das ist einzigartig. So etwas hat kein Prophet, wie groß er auch sein mochte, je gesagt oder könnte so etwas je sagen. Doch für jeden besteht die Möglichkeit, durch den Herrn Jesus den Vater kennenzulernen. Wer den Sohn kennt, kennt auch den Vater. Das bedeutet, dass das Kennen des Vaters untrennbar mit dem Kennen des Sohnes verbunden ist. Der Sohn ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1:15; Heb 1:3). Nur im Sohn wird der Vater erkannt.

Wer den Sohn sieht, sieht den Vater

Nun ist die Reihe an Philippus, seine Unwissenheit über den Herrn Jesus zu äußern. Nach allem, was der Herr gesagt und gezeigt hat und was vor allem so deutlich auf den Vater hinwies, zeugt die Frage des Philippus beinahe von Unglauben. So wie die Frage des Thomas ist auch die Frage des Philippus eine Frage, die alle haben. Thomas spricht von uns. Seine Frage zeigt, dass er in dem Herrn Jesus nur einen Menschen sieht, nicht mehr als einen Menschen, wenn auch einen besonderen Menschen, in dem er viel von Gott sieht. Seine Frage macht jedoch deutlich, dass er in Ihm noch nicht wirklich Gott entdeckt hat. Er hat noch nicht verstanden, wer Er wirklich ist.

Die Unkenntnis des Philippus beantwortet der Herr mit einer Flut von Licht für die verwirrten Jünger. Er wirft Philippus nicht vor, dass Er schon so lange bei ihnen ist und Philippus jetzt noch nichts vom Vater gesehen hat. Er sagt nur, dass Philippus Ihn noch nicht kennt.

Er sagt damit, dass es so einfach ist: Ihn zu betrachten und Ihn zu sehen, ist dasselbe, wie den Vater zu sehen. Wer Ihn sieht und dann noch bittet, ihm den Vater zu zeigen, sieht nicht auf die richtige Weise oder schaut mit anderen Erwartungen. Den Vater kann man auf keine andere Weise sehen als nur durch den Sohn. Es ist unmöglich, ohne Ihn etwas von Gott zu sehen, denn in Ihm wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol 2:9).

Es kommt auf den Glauben an. Nur der Glaube entdeckt und sieht, dass der Herr Jesus in dem Vater ist und der Vater in Ihm ist und dass also eine vollkommene Einheit zwischen dem Vater und dem Sohn besteht. Wenn der Herr sagt: „Ich bin in dem Vater“, spricht das von seinem völligen Gleichsein mit dem Vater in seinem Wesen und in seiner Natur. Wenn Er sagt: „Der Vater ist in mir“, bedeutet das, dass Er den Vater offenbart und Er in Ihm sichtbar wird. Dass Er Mensch ist, verhindert oder schmälert in keiner Weise seine Wesenseinheit mit dem Vater. Seine Einheit mit dem Vater bewirkt, dass die Worte, die Er spricht, vollkommen die des Vaters sind, und ebenso die Werke, die aus seinen Worten hervorkommen. Worte und Werke bilden bei dem Herrn Jesus und dem Vater eine vollkommene Einheit.

Der Herr ermutigt seine Jünger, zu glauben, dass Er in dem Vater ist und der Vater in Ihm. Wenn es für sie zu schwierig ist, das zu glauben, bietet Er ihnen in seiner Gnade eine andere Möglichkeit, Ihm zu glauben. Haben sie seine Werke nicht gesehen? Darauf hatte Er auch die ungläubigen Juden hingewiesen (Joh 10:37; 38).

Was die Juden verwerfen, müsste die Jünger von seiner Person überzeugen. Sie sind ja weitaus mehr als die Juden mit seinen täglichen Worten und Werken vertraut. Sie verstehen jedoch nur wenig davon, dass es Worte und Werke für die Ewigkeit sind. Aufgrund ihrer hohen irdischen Erwartungen an Ihn als den Messias haben sie noch so wenig Verständnis von seiner größeren Herrlichkeit als der Sohn Gottes, der eins ist mit dem Vater und der Gott als Vater offenbart.

Größere Werke

Nachdem der Herr auf seine Werke hingewiesen hat, kommt Er auf den Beginn dieses Kapitels zurück, wo Er seinen Jüngern gesagt hat, dass Er nun ein Gegenstand des Glaubens werden würde. Er wird sie verlassen und nicht mehr sichtbar bei ihnen sein. Das wird jedoch keinen Einfluss auf seine Werke haben. Die Werke werden nicht mehr durch Ihn, sondern durch sie geschehen. Es gibt sogar noch mehr. Wenn Er zum Vater hingegangen ist, werden sie nicht nur die Werke tun, die Er getan hat, sondern sie werden größere Werke tun, als Er sie getan hat. Das steht alles in Verbindung mit seinem Hingehen zum Vater. Sie werden das tun, weil Er zum Vater geht. Dieser besonderen Folge seines Hingehens zum Vater geht wieder das doppelte und daher kräftige „Wahrlich“ voraus, gefolgt von dem gebietenden „Ich sage euch“.

Die größeren Werke, von denen Er spricht, hängen also in erster Linie mit dem Glauben an Ihn zusammen, den sie nicht mehr sehen, und zweitens mit seinem Hingehen zum Vater. Als Folge seines Hingehens zum Vater wird Er den Heiligen Geist geben. Durch den Geist, der kommen wird, wenn Er hingegangen ist, werden größere Werke geschehen als während seiner Anwesenheit auf der Erde. Um etwas von den größeren Werken zu sehen, müssen wir die Apostelgeschichte lesen. So lesen wir dort von der Bekehrung von dreitausend Menschen an einem Tag (Apg 2:41). Wir lesen nicht, dass so etwas je während der Zeit geschehen ist, als der Herr Jesus auf der Erde lebte.

Die Werke mögen zwar größer sein, doch niemand ist Ihm gleich, geschweige denn größer, in seiner selbstaufopfernden Liebe, seiner Abhängigkeit und seinem Gehorsam. Er ist und bleibt auch die Quelle dieser größeren Werke. Darauf weist der Herr Jesus mit Nachdruck hin, wenn Er danach vom Bitten in seinem Namen spricht. Er gibt die tröstliche Verheißung, dass sein Hingehen zum Vater in keiner Weise den mächtigen Strom der Gnade, in dem Er hier auf der Erde gewirkt hat, austrocknen wird.

Wer an Ihn glaubt, wird imstande sein, zu tun, was Er getan hat, und sogar noch größere Dinge. Doch niemals wird es eine Darstellung der Kraft eines Menschen sein. Auch diese größeren Werke werden immer das Ergebnis seines Willens sein. Dieser Wille muss daher auch im Gebet gesucht werden. Die Jünger dürfen auf eine unfehlbare Macht rechnen, wenn sie in seinem Namen darum bitten.

Die Tatsache, dass jemand Ihn im Gebet sucht und mit seiner Macht rechnet, ist der Beweis, dass der Herr Jesus nicht einfach ein gewöhnlicher Mensch ist. Wenn das so wäre, würden mit seinem Hingehen alle Wunderwerke aufhören, die Er gewöhnlich tat. Die Werke, die geschehen werden, wenn man zu Ihm betet, werden der Beweis sein, dass Er Gott ist. Seine körperliche Abwesenheit bedeutet nicht, dass Er weniger Interesse an ihren Gebeten hat, und auch nicht, dass Er nun nicht mehr in der Lage wäre, mächtig durch seine Jünger zu wirken.

Überdies wird sich nichts daran ändern, dass Er die Ehre seines Vaters sucht. In allem, was Er aufgrund eines Gebets in seinem Namen tun wird, sucht Er die Verherrlichung des Vaters, so wie Er das immer tat, als Er auf der Erde war. Er mag dann nicht auf der Erde sein, sein Wirken zur Ehre des Vaters besteht jedoch unverändert und unvermindert weiter, nachdem Er nun im Himmel ist.

Das Bitten in seinem Namen ist ein Bitten mit der Autorität seines Namens. So wie der Sohn den Vater in seinem Leben und Sterben verherrlicht hat, so wird der Vater nun in den Gläubigen verherrlicht, die nach seinem Willen handeln und nach seinem Willen bitten. Indem der Herr Jesus ihr Gebet erhört, fährt Er fort, als Sohn den Vater zu verherrlichen. Dass es dabei um die Erhörung eines Gebets geht, bestätigt der Herr, indem Er noch einmal sagt, dass Er tun wird, was jemand im Gebet in seinem Namen erbittet. In dieser Bestätigung drückt Er es sogar noch genauer und zugleich allgemeiner aus, indem Er von etwas spricht im Sinn von: was auch immer.

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