John 17:2

Die Verherrlichung des Sohnes

Dieses Kapitel ist beispiellos in seiner Tiefe und in seinem Ausmaß. Es atmet vollkommene Heiligkeit, Hingabe und Liebe. Wir dürfen zuhören, wie der Sohn dem Vater sein Herz öffnet, in dem Augenblick, als Er im Begriff steht, zu sterben und die Seinen zu verlassen, um zum Himmel zu gehen.

Weil wir den Sohn zum Vater sprechen hören, können wir nicht von einem „hohenpriesterlichen Gebet“ reden, denn dann würden wir Ihn als Menschen zu Gott sprechen hören. Wenn wir überhaupt von einem Gebet sprechen können, dann in dem Sinn, dass der Sohn vertrauliche Bitten an den Vater richtet, nicht, um den Vater wegen etwas anzuflehen.

Wir hören, wie der Sohn den Vater bittet, Ihn zu verherrlichen, dann für seine Jünger zu sorgen, wenn Er nicht mehr bei ihnen wäre, und den Jüngern schließlich einen Platz bei Ihm in der Herrlichkeit zu geben. Das sind Bitten, die nicht so sehr Wünsche sind, sondern der Sohn teilt Dinge mit dem Vater, die genauso im Herzen des Vaters leben. Der Herr weiß das alles, aber auch wir sollen wissen, dass Er sich beim Vater für uns verwendet. Dieses Gebet zeigt uns Ihn als den, der Fürsprache für uns einlegt.

Sein Gebet, das eine wunderbare Einheit bildet, können wir grob in zwei Teile einteilen. Im ersten Teil, den Joh 17:1-8, spricht der Herr zum Vater im Blick auf seine Verherrlichung und seine Beziehung zu seinen Jüngern. Im zweiten Teil, den Joh 17:9-26, geht es um die Jünger, die Er deutlich von der Welt unterscheidet. Neben dieser groben Einteilung kann man auch eine feinere Einteilung in sieben Punkte vornehmen:

1. Der erste Teil umfasst die Joh 17:1-5. Darin bittet der Herr Jesus den Vater, Ihn aufgrund des Werkes, das Er vollbracht hat, als Menschen zu verherrlichen.

2. Im zweiten Teil, den Joh 17:6-8, spricht Er mit dem Vater darüber, was Ihm die Jünger bedeuten.

3. Die Joh 17:9-12 bilden den dritten Teil. Hier bittet Er seinen Vater, seine Jünger in Einheit zu bewahren.

4. Im vierten Teil, den Joh 17:13-19, befiehlt Er seine Jünger dem Vater an im Blick auf die Bewahrung in der Welt.

5. Im fünften Teil, den Joh 17:20; 21, weitet Er sein Gebet aus und bittet den Vater um die Einheit aller Gläubigen auf der Erde.

6. Der sechste Teil, die Joh 17:22; 23, handelt von einer Einheit, die noch in der Zukunft liegt und die bei seiner Offenbarung sichtbar werden wird.

7. Den siebten Teil haben wir schließlich in den Joh 17:24-26, wo uns gezeigt wird, wie wir mit dem Sohn im Vaterhaus sein werden.

Nach diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir uns nun dem Gebet zuwenden. Dabei werde ich mich so kurz wie möglich fassen, denn die Behandlung dieses Gebetes gibt einem das Empfinden, man wollte mit einer Taschenlampe die Sonne erleuchten. Beim Lesen dieses Kapitels ist vor allem wichtig, dass der Heilige Geist bei jedem Leser die zu diesem Kapitel passenden Empfindungen bewirken kann. Ich hoffe, dass dies bei mir so ist und dass ich in dieser Betrachtung etwas davon weitergeben kann. Mir selbst hat geholfen, was andere in diesem Gebet an Schönheiten entdeckt haben. Ich hoffe, dass diese Betrachtung beim Leser das gleiche Ergebnis bewirkt.

Wenn der Herr sich in seinem Gebet an den Vater wendet, tut Er das, indem Er seine Augen zum Himmel erhebt. So hat Er auch am Grab des Lazarus seine Augen emporgehoben (Joh 11:41). Dort hat Er den Vater um die Auferstehung des Lazarus gebeten. Hier bittet Er jedoch nicht um seine Auferstehung, sondern um seine Verherrlichung. Dennoch geht es bei der Bitte um seine Verherrlichung nicht um Ihn selbst. Er fügt unmittelbar hinzu, dass Er mit seiner Bitte die Verherrlichung des Vaters im Blick hat.

Mit dieser Bitte stellt der Herr sich hinter das Werk, als habe Er es schon vollbracht. Deshalb sagt Er, dass die Stunde gekommen ist. Damit meint Er die Zeit, wenn Er zum Vater zurückkehren wird. Wenn Er dann darum bittet, dass der Vater Ihn verherrlicht, bedeutet das, dass Er diese Bitte als Folge seines vollbrachten Werkes äußert. Und wenn Er um seine Verherrlichung bittet, will Er wiederum den Vater verherrlichen. Das bedeutet, dass Er, wenn Er im Himmel verherrlicht ist, fortfahren wird, den Vater zu verherrlichen. Er hat den Vater auf der Erde und am Kreuz verherrlicht, und Er wird das auch im Himmel tun.

Es wird den Vater in Verbindung mit der Gewalt über alles Fleisch verherrlichen, die Er aufgrund seines Werkes vom Vater bekommen hat. Er bleibt immer dem Platz treu, den Er eingenommen hat, und übt von sich aus keine Gewalt aus. Die Gewalt über alles Fleisch wird Er ausüben, wenn Er zurückkommt, um Israel und die Welt zu richten. In der gegenwärtigen Zeit gebraucht Er diese Gewalt, um all denen ewiges Leben zu geben, die der Vater Ihm gegeben hat. Nachdem der Sohn nun im Himmel ist, verherrlicht Er seinen Vater dadurch, dass Er denen, die der Vater Ihm gegeben hat, ewiges Leben gibt. Er verherrlicht noch jeden Tag den Vater in jedem Sünder, der zum Glauben kommt.

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