Joshua 5:1-9

Einleitung

Nun ist das Volk in das verheißene Land gekommen. Josua hat den Auftrag, das Volk zuerst einmal zu beschneiden. Die Beschneidung spricht vom Gericht über das Fleisch (Kol 2:11). Für uns bedeutet das, dass wir den Tod in Bezug auf unser eigenes Fleisch anwenden müssen, das heißt, dass wir uns der Sünde für tot halten müssen (Röm 6:11). Auf diese Weise wird die Schmach Ägyptens – ein Bild der Welt, wo das Fleisch seine Nahrung findet – weggetan.

Die Kraft zum Überwinden ist in der Nahrung des Landes zu finden. Nachdem sie das Passah gefeiert haben, essen sie davon. Diese Nahrung stellt den Herrn Jesus dar. Indem wir Ihn in Herrlichkeit sehen, werden wir nach seinem Bild verändert: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2Kor 3:18). Dadurch bekommen wir Kraft für den Kampf.

Der Herr Jesus ist nicht nur die Nahrung, Er ist auch der Befehlshaber und Anführer im Kampf. Ihm gegenüber gebührt uns die Ehrfurcht, die Josua in den Jos 5:14; 15 bekundet.

In diesem Kapitel sehen wir vier bedeutungsvolle Ereignisse als Vorbereitung für die Eroberung des Landes:

1. Die Beschneidung als Bild des Gerichts über das Fleisch (Jos 5:2-9).

2. Das Feiern des Passahs als Bild der Erlösung durch das Lamm Gottes (Jos 5:10).

3. Sich ernähren mit gerösteten Körnern als Bild des sich Ernährens mit einem himmlischen Christus (Jos 5:11; 12).

4. Sich hinter dem „Obersten des Heeres des HERRN“ versammeln. Das ist ein Bild dafür, dass man sich unter die Autorität Christi stellt (Jos 5:13-15).

Die Angst der Könige von Kanaan

Die Völker des Landes stehen unter dem Eindruck dessen, was bei und mit dem Jordan geschehen ist. Bei Gottes Volk und bei Menschen wie Rahab bewirkt Gottes Macht ehrerbietige Furcht. Bei den Heiden bewirkt Gottes Macht auch Furcht. Das ist allerdings keine ehrerbietige Furcht, sondern ein nachhaltiges Zittern. Anstatt innere Umkehr und Übergabe zu bewirken, bewirkt es Widerstand. Was Gott getan hat, nimmt den Völkern allen Mut, Gottes Volk anzugreifen. Sie ziehen sich in ihre befestigten Städte zurück, um Widerstand zu leisten.

Die Beschneidung zu Gilgal

Nach der Mitteilung in Jos 5:1, dass es bei den Feinden keinen Mut mehr gibt, ist das menschlich gesehen die ideale Gelegenheit zum Angriff. Gott bestimmt aber, dass dies der Zeitpunkt ist, das Volk zu beschneiden (Jos 5:2). Der Auftrag, das Volk zu beschneiden, bedeutet, dass das Volk vollkommen unfähig wird zum Kampf. Das Volk wird als Folge der Beschneidung einige Tage so kraftlos sein, dass es sich nicht gegen einen eventuellen Angriff wird verteidigen können (vgl. 1Mo 34:24-26). Aber Gott geht niemals übereilt ans Werk. Er weiß, was Er tut, und regelt alles zum Nutzen seines Volkes.

Die Eroberung des Landes beginnt mit der Lektion von Gilgal. Durch die Beschneidung lernen sie, dass in ihnen selbst keine Kraft ist. In geistlicher Hinsicht muss jeder von uns persönlich diese Lektion lernen, „dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Röm 7:18). Das Volk muss nach jedem Kampf nach Gilgal zurückkehren, um immer wieder diese Lektion als Ausgangspunkt für den folgenden Kampf zu lernen. Der Ort der Handlung wird „Hügel Aralot (Hügel der Vorhäute)“ genannt. Durch diesen Namen soll dieser Hügel für immer als der Ort mit Gilgal verbunden bleiben, wo die Beschneidung geschah.

Die Beschneidung muss mit „Steinmessern“ geschehen. Stein ist ein Material, das nicht von Menschenhänden gemacht ist. Gott stellt es zur Verfügung. Ein Messer ist ein Gegenstand, womit in diesem Fall etwas weggeschnitten wird. Das „Steinmesser“ weist auf Gottes Urteil über die sündige Natur des Menschen hin. Gott hat „das Messer“ geführt, als Er Christus zur Sünde machte und so die Sünde im Fleisch verurteilte: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8:3; vgl. Sach 13:7; 1Mo 22:6).

Wir führen das Messer, wenn wir jede Äußerung des Fleisches in uns verurteilen, das heißt, dass wir dem Fleisch keinen Raum geben und es ignorieren: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendient ist“ (Kol 3:5). Das bedeutet, dass wir jeden Impuls des Fleisches, der uns zur Sünde verleiten will, sofort verurteilen und daran denken, was mit uns im Tod Christi geschehen ist, nämlich dass wir mit Ihm gestorben sind.

Gilgal hat fünf Kennzeichen:

1. Das Erste ist, dass dort das Denkmal der zwölf Steine aus dem Jordan steht: Es bedeutet eine beständige Erinnerung an den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus.

2. Zweitens ist es der Ort der Beschneidung: Der Tod muss auf unser Fleisch und die Werke des Fleisches angewandt werden.

3. Drittens wird dort das Passah auf eine völlig neue Weise gefeiert. Es ist das erste Passah im Land: Wir dürfen beim Andenken an den Tod des Herrn Jesus an alle Segnungen denken, die Er uns aufgrund seines Werkes geschenkt hat.

4. Viertens gibt Gott in Gilgal nach der Beschneidung eine völlig neue Nahrung, die Frucht des Landes: Wir dürfen die Segnungen genießen, die uns geschenkt wurden.

5. Fünftens begegnen wir in Gilgal dem, der „der Oberste des Heeres des HERRN“ ist: In dem Kampf, den wir führen müssen, um die Segnungen zu genießen, geht Er uns voraus. Dadurch ist der Sieg sicher.

Josua bekommt den Auftrag, das Volk „zum zweiten Mal“ zu beschneiden. Die Bedeutung der Beschneidung finden wir im Neuen Testament. Das Alte Testament gibt nicht die Lehre, sondern zeigt in Vorbildern, wie wir in unserem praktischen Glaubensleben verwirklichen und genießen können, was wir in Christus empfangen haben. Die Unterweisung aus den Briefen des Paulus macht deutlich, was die Bedeutung der Beschneidung für uns ist. Wir lesen darüber vor allem in den Briefen an die Römer und an die Kolosser. Der Brief an die Kolosser bringt den Gläubigen im geistlichen Sinn von Ägypten nach Kanaan. In diesem Brief kommen wir geistlich gesehen nach Gilgal.

Die Schlüsselverse finden wir in Kolosser 2. Da lesen wir, dass in Christus alle Fülle ist und dass der Gläubige in Ihm zur Vollendung gebracht ist: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist“ (Kol 2:9; 10). Das ist die Stellung jedes Gläubigen von dem Moment an, wo er zur Bekehrung und zum Glauben kommt. In dem Moment ist er „beschnitten“, das heißt, dass in dem Moment seiner Bekehrung und seines Glaubens das Gericht über seine Sünden, das Gott statt an ihm an Christus vollzogen hat, ihm zugerechnet wird.

Doch nach vierzig Jahren kommt eine neue Beschneidung. Josua bekommt den Auftrag, die Israeliten „zum zweiten Mal“ zu beschneiden. Das lehrt uns Folgendes: Man kann wissen, in einer bestimmten Stellung zu sein, aber das ist etwas anderes, als es in die Praxis umzusetzen. Paulus sagt zu den Philippern: „Wir sind die Beschneidung“ (Phil 3:3). Daraus ist ersichtlich, dass es für uns nicht um eine äußere Beschneidung geht, sondern um eine innere, um die des Herzens.

Er sagt es im Römerbrief so: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im Buchstaben; dessen Lob nicht von Menschen, sondern von Gott ist“ (Röm 2:28; 29). Das muss verwirklicht werden, indem wir jedes Wirken des Fleisches verurteilen, das sich in uns bemerkbar macht (Kol 3:5).

Die Beschneidung wird bei einem neuen Volk durchgeführt. Die ganze alte Generation ist umgekommen (Jos 5:6). Es ist eine völlig neue Generation in das Land hineingezogen, eine Generation der Söhne. Gott nennt Israel „mein Sohn“ (2Mo 4:22; vgl. 5Mo 14:1). Es ist eine neue Generation von Söhnen mit neuen Aufgaben. Sie werden beschnitten. Es gibt hier auch eine Anwendung auf die Zukunft des Volkes, wenn das ganze Volk ein neues Herz in seinem Inneren bekommt (5Mo 30:6; vgl. Hes 36:26; 27).

Als das Volk beschnitten ist, ist die Schande Ägyptens abgewandt. Die Schande Ägyptens hat während der ganzen Wüstenreise auf ihnen gelegen. Ägypten wird durch Weisheit gekennzeichnet. Aber weltliche, menschliche Weisheit kann uns nicht helfen, um zu wissen, wie wir leben müssen. Das entspricht der Gefahr, der die Kolosser ausgesetzt waren. Sie waren empfänglich für die Weisheit, die Christus entgegensteht. Das ist eine Weisheit, durch die Christus aus den Herzen verdrängt wird. Sie werden davor gewarnt, sich zur Beute dieser falschen Weisheit machen zu lassen (Kol 2:8).

Alles, was von der Welt ist, muss von uns abgewälzt werden. Es ist die Rede von „abwälzen“, als ob es ein schweres Gewicht betrifft, das auf uns liegt und wodurch wir der Welt unterworfen bleiben. Das Wegnehmen der Dinge der Welt kann wehtun, wenn wir sie wegschneiden, weil sie ein Teil von uns geworden sind. Es dauert einige Zeit, bis wir davon geheilt sind. Je eher wir radikal mit einer Sünde abrechnen, desto kürzer wird die Zeit der Wiederherstellung dauern.

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