Joshua 9:3-15

Die List der Gibeoniter

Im geistlichen Kampf haben wir es besonders mit den „Listen des Teufels“ zu tun (Eph 6:11). Der Kampf, um den es in Epheser 6 geht, ist nicht ein Kampf, um das Land zu erobern, sondern um es zu verteidigen. Darum steht die Beschreibung der Waffenrüstung auch am Ende des Briefes, nachdem alle Segnungen beschrieben sind. Es geht darum, nach dem Sieg standhaft zu bleiben, und das geht nur, wenn wir die ganze Waffenrüstung tragen. Nur dann sind wir imstande, „zu bestehen … gegen die Listen des Teufels“ (Eph 6:11).

Wir haben die Waffenrüstung auch aus folgendem Grund nötig: „Damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt“ (Eph 6:13). Mit seinen Listen hat der Feind oft dort Erfolg, wo seine Macht gebrochen ist. Seine Listen sind mehr zu fürchten als seine Kraft. Mit seinen Listen verführt er die Menschen, aber mit seiner Kraft stößt er auf den Herrn.

Die Einwohner von Gibeon haben gehört, was Josua mit Jericho und Ai getan hat. Darum suchen sie nicht den Kampf, sondern nehmen Zuflucht zur List. Sie gehen mit Überlegung ans Werk, um ihr Leben zu retten, von dem sie wissen, dass es in Gefahr ist. Das kann man gewissermaßen als klug bezeichnen. Aber es gab eine bessere Methode als List, um ihr Leben zu retten. Rahab hat ihr Leben und das Leben ihrer Familie durch Glauben gerettet. Das sehen wir auch später bei einer kanaanäischen Frau, also einer Frau, die ihrer Herkunft nach zu diesem Volk gehörte, das unter dem Fluch liegt (Mt 15:22-28).

Bei diesen Gibeonitern ist allerdings von Glauben nicht die Rede. Sie ziehen eine eigene Methode vor. Sie gehen mit menschlicher Vorsicht ans Werk und benutzen eine schöne, beeindruckende Sprache. Sie sprechen über den HERRN und was Er getan hat. Sie treten auf wie gläubige Menschen und führen so das Volk Gottes in die Irre. Sie verschaffen sich Zugang zum Volk, was durch dessen Untreue möglich ist.

Ihre ganze Kleidung ist verschlissen; alles, was sie haben, ist alt. Je älter etwas ist, umso besser ist es nach Meinung der Traditionalisten. Die alte Kirche, der alte Ablauf der Dinge. Aber das Alte ist nicht einfach besser, weil es alt ist. Das Alte ist nur besser, wenn es vom Herrn kommt, Er ist selbst, „was von Anfang an war“ (1Joh 1:1). So ist das alte „Sprachenreden“ etwas, was in der Christenheit wieder zutage tritt. Aber es ist nicht nur alt, es ist auch verschlissen, es hat seine Zeit gehabt (1Kor 13:8). Es sind Dinge, die Eindruck auf das Volk machen. Doch was verschlissen ist, muss weggetan werden.

Die Gibeoniter kommen nach Gilgal

Josua ist wieder in Gilgal, dem guten Ort. Aber er ist nicht in der guten Gesinnung, die List zu erkennen. Diese Menschen kommen aus der Stadt eines Landes, das vernichtet werden muss, aber sie tun so, als kämen sie aus einem fernen Land. Anders als Josua spricht das Volk die Unterstellung aus, dass sie vielleicht doch nicht von so weit her kommen. Sie sind argwöhnisch. Aber warum fragen sie nicht weiter? Sie fallen in den Fallstrick der eigenen Weisheit.

Der Versuch, einen Bund mit diesen Menschen zu schließen, klingt vernünftig. Israel ist umringt von Feinden, die sich einmütig gegen sie aufstellen, um sie zu bekämpfen. Ein Bund mit den Gibeonitern wird sie stärker machen, so meinen sie. Eine solche Überlegung scheint vernünftig zu sein, aber sie lässt den HERRN außer Acht. Wenn Gott allein ihre Kraft ist, können Bundesgenossen nur die Abhängigkeit von Gott untergraben. Israel hat keine Bundesgenossen nötig!

Die Gibeoniter verantworten sich

Die Gibeoniter gebrauchen Schmeichelei. So sind Namenschristen, die sich gerne unter uns mischen wollen und dabei angenehme Dinge über Gott und den Herrn Jesus sagen. Sie reden, wie wir es gern hören. Darum müssen wir vorsichtig sein und immer, wenn man mit uns Gemeinschaft haben möchte, nach dem Willen des Herrn fragen. Das wird uns einerseits davor bewahren, dass wir irregeführt werden, andererseits werden wir nicht ängstlich Gläubigen wehren, die zum Volk Gottes gehören. Alle, die die Bedingungen der Schrift erfüllen, müssen wir aufnehmen.

Die Gibeoniter sprechen nicht über das, was mit Jericho und Ai geschehen ist. Sie tun so, als wüssten sie nichts davon. Sie sprechen nur über das, was man Menschen als bekannt unterstellen kann, die von fernher kommen. Sie tun so, als seien sie nicht darüber im Bild, was kürzlich geschehen ist. Ihre Aussage über die lange Reise wird gestützt durch ihre verschlissenen Kleider und das verschimmelte Brot.

Josua und die Fürsten finden ihren Bericht glaubwürdig. Die Bemerkungen über den HERRN klingen ehrerbietig. Ihre ganze Erscheinung scheint das zu unterstreichen, was sie von sich selbst sagen. Es reicht aus, um die gebotene Wachsamkeit aufzugeben und diese Gesellschaft zu empfangen.

Freundschaft mit den Gibeonitern

Die Israeliten nehmen von ihrem Brot. Indem sie die „Beweise“ selbst überprüfen, kommen sie zu dem Ergebnis, dass der Bericht der Gibeoniter wahr sei. Ihre Sinne sind der Maßstab. Das ist der Irrtum. Durch das Nehmen von ihrem Brot drücken sie in geistlicher Hinsicht ihre Gemeinschaft mit ihnen aus. Jetzt können sie nicht mehr zurück. Wo menschliche Sinne und Wahrnehmungen der Maßstab für die Beurteilung werden, hat der Feind Zugang gefunden. Dann wird der HERR nicht um Rat gefragt. Er bleibt außen vor. Die Aussage des Heiligen Geistes „aber den Mund des HERRN befragten sie nicht“ spricht Bände.

Weil sie nicht nach dem Willen des HERRN fragen, schließt das Volk einen Bund, was durch eine frühere Anordnung des HERRN verboten ist. Wenn wir Schritte gehen, ohne nach dem Willen des Herrn gefragt zu haben und somit ohne von Ihm eine deutliche Antwort bekommen zu haben, werden uns die Folgen dieser Schritte immer begleiten. Josua und die Fürsten schlossen diesen Bund. Die, die die meiste Verantwortung tragen, sind führend bei diesem Fehler. Satan hat mit seiner List Erfolg.

Jericho wurde durch Glauben eingenommen. Nach einer anfänglichen Niederlage bei Ai wurde auch diese Stadt eingenommen, nachdem das Volk den Bann aus seiner Mitte weggetan hatte. Beide Städte fallen in die Hände des Volkes, weil sie im Gehorsam gegenüber dem gehandelt haben, was der HERR gesagt hat. Die dritte Stadt, Gibeon, wird nicht erobert, weil das Volk nicht nach dem Willen des HERRN gefragt hat.

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