Lamentations 2:21

Sie rufen zum HERRN

Die Klgl 2:18; 19 sind ein Aufruf zum Gebet, dem in den Klgl 2:20-22 Folge geleistet wird. Das Volk sagt hier wieder „Sieh, HERR“ (Klgl 2:20; Klgl 1:9; 11; 20). Jeremia erinnert den HERRN daran, dass Er dieses Elend über das von Ihm erwählte Volk gebracht hat. Ist es nun nicht mehr so, ist das Volk nicht mehr das Volk seiner Erwählung? Wird es keinen Ausweg geben?

Das Elend ist bereits so groß, dass Frauen aus Verzweiflung ihre eigenen Kinder gegessen haben (5Mo 28:53; vgl. 2Kön 6:24-31). Auch ist das Heiligtum des Herrn (Adonai), der schließlich alle Macht hat, auf schreckliche Weise entweiht worden. Dort liegen die Leichen von Priestern und Propheten, die dort von den Fremden erschlagen wurden. Soll dies denn kein Ende haben?

Es wird in unserer Zeit oft geklagt über so vieles, was falsch ist. Soweit es gerechtfertigt ist, sollten wir das nicht miteinander, sondern mit dem Herrn besprechen. Was wir Ihm nicht sagen können, brauchen wir uns auch nicht gegenseitig erzählen.

Wir dürfen den Herrn auf die Leiden hinweisen, die die Seinen erfahren und die sie bedrücken. Wir dürfen Ihn daran erinnern, wie wertvoll sein Volk für Ihn ist. Kann Er zulassen, dass die Kinder der Verzweiflung der Eltern zum Opfer fallen? Kann Er zulassen, dass der Dienst des Priesters und Propheten völlig verschwindet? Wir können zu Ihm flehen, dass Er dies verhindert oder Veränderung bewirkt.

Jeremia weist den HERRN auf die Gassen der Stadt hin (Klgl 2:21). Wer durch die Stadt geht, erschaudert bei dem Anblick dessen, was der Feind angerichtet hat. Der Feind hat Junge und Alte getötet. Sie liegen auf den Gassen. Diejenigen, die die Stärke und Zukunft des Volkes waren, sind durch das Schwert gefallen. Alter und Geschlecht spielten für den Feind keine Rolle. Ohne Rücksicht haben sie mit ihrem Schwert in großer Gewalttätigkeit Tod und Zerstörung gesät.

Doch auch hier sieht Jeremia, dass sie nicht die Beute der feindlichen Mächte um sie herum sind, sondern des Zorns des HERRN. Er hat sie hingemordet, geschlachtet ohne Schonung, weil sie so sehr in ihren Sünden verharrten.

Er spricht es vor dem HERRN aus, dass Er die Feinde sozusagen zu einem Festmahl zusammengerufen hat, auf Kosten der Stadt (Klgl 2:22). Wir sehen hier wieder, wie diese beiden sich eigentlich ausschließenden Gegensätzlichkeiten (Festtag und Schrecknisse) miteinander in Verbindung gebracht werden. Was für den Feind ein Tag des Festes ist, ist für den Gottesfürchtigen ein Tag des Schreckens, von dem er völlig umgeben ist. Niemand kann dem Schrecken entkommen.

Der „Ich“, der hier spricht, ist Jeremia. Er interpretiert hier die Stimme und die Gefühle der Stadt, des Überrestes. Diejenigen, die er auf seinen Händen getragen und erzogen hat, sind die Kinder Zions, die Bewohner der Stadt. Es sind die Kinder, die vom Feind getötet worden sind.

Die wichtige Lektion dieses Kapitels ist, dass die Stadt alle ihre Klagen vor dem HERRN ausspricht. Wenn wir Grund zur Klage haben, über uns selbst, unsere Familie, die Gemeinde, dann dürfen wir mit unseren Klagen zu Ihm gehen. Wir dürfen Ihm die Gelegenheit geben, damit zu tun, was Ihm wohlgefällig ist, zur Verherrlichung seines Namens.

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